Kutusowo

Kutusowo
Siedlung
Kutusowo/Schirwindt
Кутузово
Wappen
Wappen
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Krasnosnamensk
Erste Erwähnung 1515/16
Frühere Namen Schirwindt (bis 1946)
Zeitzone UTC+3
Postleitzahl 238745
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 218 810 008
Geographische Lage
Koordinaten 54° 47′ N, 22° 51′ O54.78194444444422.844722222222Koordinaten: 54° 46′ 55″ N, 22° 50′ 41″ O
Kutusowo (Russland)
Red pog.svg
Lage in Russland
Kutusowo (Oblast Kaliningrad)
Red pog.svg
Oblast Kaliningrad
Lage

Kutusowo (russisch Кутузово, deutsch Schirwindt, litauisch Širvinta, polnisch Szyrwinta) ist eine Ortschaft in der russischen Oblast Kaliningrad, im Rajon Krasnosnamensk.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Schirwindt liegt im Osten des Kaliningrader Gebietes unmittelbar an der Grenze zu Litauen am Fluss Schirwindt (lit. „skirvinti“: kriechen), einem Nebenfluss der Scheschupe (lit. „šeže upis“: dunkler Fluss), der hier den Grenzfluss zu Litauen bildet. Die nächste größere Stadt Gussew (Gumbinnen) liegt etwa 50 Kilometer südwestlich.

Geschichte

Von 1725 bis 1945 besaß das damalige Schirwindt, das seit 1818 dem Landkreis Pillkallen (1938–1946 Landkreis Schloßberg) im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen angehörte, Stadtrechte und war seit 1871 die östlichste Stadt des Deutschen Reiches. Mit nur wenig mehr als 1000 Einwohnern war sie auch als die kleinste Stadt der Provinz. Ihr Wahrzeichen war die Mitte des 19. Jahrhunderts nach Plänen von Friedrich August Stüler errichtete doppeltürmige Immanuelkirche.

Schirwindt war durch die schmalspurige Pillkaller Kleinbahn über Grumbkowsfelde (russisch: Prawdino) mit der Kreisstadt Pillkallen (1938–1946 Schloßberg, russisch: Dobrowolsk) verbunden. Der Grenzübergang hatte vor allem regionale Bedeutung.

Als Grenzstadt geriet Schirwindt im August 1914 schnell zwischen die Fronten und wurde - wie auch die litauische Nachbarstadt Kudirkos Naumiestis/Wladyslawow - stark zerstört. Der Wiederaufbau der kleinen Stadt vollzog unter dem Architekten Kurt Frick rasch. Wegen ihrer Abgelegenheit wuchs sie in den Folgejahren jedoch nur unwesentlich. Der Zweite Weltkrieg brachte die vollständige Zerstörung der Stadt. Bereits im Oktober 1944 wurde sie als erste deutsche Stadt durch die Rote Armee erobert, die hier im erstmals das Deutsche Reich erreichte. Im Gegensatz zu Pillkallen und Goldap wurde Schirwindt nicht noch einmal von der Wehrmacht zurückerobert.

Nach der Eingliederung in die Sowjetunion verlor die Siedlung ihre Stadtrechte und bekam den Namen Kutusowo nach dem russischen General Kutusow. Bis 2008/09 war Kutusowo in den Pobedinskij sowjet, d.h. in den Dorfsowjet Pobedino (bis 1938 Inglauden, 1938–1946 Inglau) eingegliedert. Mit der Strukturreform durch das „Gesetz über die Zusammensetzung und Territorien der munizipalen Gebilde der Oblast Kaliningrad“ vom 25. Juni 2008/1. Juli 2009 kam Kutusowo zur Dobrowolskoje selskoje posselenije (Landgemeinde Dobrowolsk, bis 1938 Pillkallen, 1938–1946 Schloßberg).

Ein Wiederaufbau der Ortschaft erfolgte jedoch nicht. Heute ist der Raum Kutusowo nahezu unbewohnt, der Ort steht vor seiner Auflösung. Nur ein Teil der alten Schule ist noch erhalten und dient heute als Kaserne für die Grenzsoldaten. Von der Kirche ist noch das Fundament zu erkennen.

Kirche

Immanuelkirche

Der erste Bau einer Kirche in Schirwindt war 1582 fertig gestellt. 1640 brannte das Gotteshaus ab und wurde 1694 bis 1710 als strohgedeckter Bau erneuert und 1737 durch einen kleinen Turm ergänzt. Diese Kirche war zu Beginn des 19. Jahrhunderts bereits baufällig.

Das gegenüber Schirwindt gelegene Städtchen Kudirkos Naumiestis (Neustadt) besaß eine prächtige barocke Kirche. Dem wollte der preußische König Friedrich Wilhelm IV., der öfter auf seinem Weg nach Sankt Petersburg durch Schirwindt reiste, einen Kontrapunkt gegenüberstellen. Deshalb ließ er 1846 bis 1848 nach den Plänen von Friedrich August Stüler anstelle der wenig eindrucksvollen alten Kirche am Markt einen 60 Meter hohen, doppeltürmigen neogotischen Neubau aus roten Ziegeln errichten. In der Stadtchronik fand sich dazu folgende Eintragung: „Zum Andenken an meinen Aufenthalt in dieser Stadt habe ich den Neubau der schadhaften Pfarrkirche genehmigt und werde Mich sehr freuen, dieselbe einst vollendet zu besuchen. Schirwindt, früh 8 Uhr, den 8. Juni 1845. Friedrich Wilhelm“.

Die Kirche wurde 1856 eingeweiht und trug auf Wunsch des Königs den Namen „Immanuelkirche“. Sie blieb 1914 weitgehend unbeschädigt. 1944 allerdings blieben nach heftigen Kämpfen nur die Fundamente stehen. Auf der Grundfläche in Höhe der Kanzel hat man ein Holzkreuz zur Erinnerung an das einstige Gotteshaus errichtet.

Kirchengemeinde

Vor 1945 lebte eine überwiegend evangelische Bevölkerung in Schirwindt. Das Kirchspiel, das früher in die Inspektion Ragnit (heute russisch: Neman) eingegliedert war, gehörte bis 1945 zum Kirchenkreis Pillkallen (1938–1946 Schloßberg, heute russisch: Dobrowolsk) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.

Heute ist die nächste evangelische Gemeinde die in Babuschkino (Groß Degesen) in der Propstei Kaliningrad der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER). Das Pfarramt ist das der Salzburger Kirche in Gussew.

Pfarrer 1549–1945

Seit der Reformation amtierten bis zur Vertreibung 1945 25 Pfarrer in Schirwindt:

  • NN, seit 1549
  • Thomas Gettkandt, 1563/1566
  • Johann Höpner, 1572–1581
  • Johann Gettkandt, bis 1592
  • Johann Lademann, 1623
  • Jacob Seidler
  • Johann Sperber, bis 1666
  • Daniel Renn, ab 1666
  • Johann Schultz, 1669–1724
  • Caspar Langowski, 1724–1728
  • Erhard Wolff, 1729–1731
  • Georg Lisiewski, 1731–1734
  • Gerhard L. Mühlenkampf, 1734–1736
  • Jacob Friedrich Naugardt, 1731–1751
  • Ephraim Friedrich Meßner, 1752–1807
  • Johann Samuel Müller, 1804–1817
  • Christian Wilhelm trosien, 1817–1832
  • Johann Wilh. Friedr. Kisewetter, 1832–1853
  • August Eduard Mertineit, 1853–1858
  • Leopold Otto Loebel, 1858–1883
  • Hermann Moritz Wilhelm Lau, 1883–1885
  • Thoedor Alfred Färber, 1886–1926
  • Gerhard Ruhmland, 1926–1932
  • Johannes Henschel, 1933–1940
  • Horst Sturm, 1942–1943

Persönlichkeiten

Verweise

Literatur

  • Friedwald Moeller: Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945. Hamburg 1968.

Weblinks


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