Landherrnamt

Landherrnamt
Haus Landherrn-Amt

Das Landherrnamt war eine Behörde der bremischen Kommunalverwaltung von Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1945. Der ehemalige Dienstsitz, das Haus Landherrn-Amt, das im Schnoorviertel im Ortsteil Altstadt des Bremer Stadtteils Mitte gelegen ist, wird heute von der St.-Johannis-Schule genutzt. Seit 1973 steht das Haus unter Denkmalschutz.[1]

Inhaltsverzeichnis

Landherren

Zur Verwaltung des bremischen Landgebiets links und rechts der Weser wurden am 15. Juni 1817 zwei Landherren aus dem Senat eingesetzt, denen die Polizei- und Verwaltungsangelegenheiten sowie das Deichwesen unterstanden. Sie traten an die Stelle der Gohgräfen der alten Gohverfassung, hatten aber nicht die niedere und hohe Gerichtsbarkeit, die fortan in der Hand des Senats lag. Erhalten blieben zunächst die Bauernschaften mit ihren Geschworenen, deren Aufgaben 1879 durch Gemeindeversammlungen, Gemeindeausschüsse und Gemeindevertreter wahrgenommen wurden. Seit 1874 gab es nur noch einen Landherren mit Vorsitz im 1879 geschaffenen Kreistag. 1926 wurde das bremische Landgebiet in Landkreis Bremen umbenannt.[2] Endgültig erlosch das Amt des Landherren 1945 mit der Auflösung des Landkreises Bremen.

Landkreis Bremen

Im Landkreis Bremen wurden die ländlichen Gemeinden des Landes Bremen verwaltet, die nicht zur Stadtgemeinde gehörten. 1926 gehörten 14 Gemeinden zum Landkreis Bremen:[3]

Am 1. April 1938 wurde die bis dahin nicht zum Landkreis gehörende Stadt Vegesack in den Landkreis eingegliedert. Am 1. November 1939 wurden Vegesack, Büren, Grambkermoor und Lesumbrok in die Stadt Bremen eingemeindet.[2] Die übrigen Gemeinden wurden am 1. Dezember 1945 eingemeindet; gleichzeitig wurde der Landkreis aufgelöst.

Landherrn-Amt

Das Gebäude Landherrn-Amt in der Dechanatstraße/Ecke Am Landherrnamt im Schnoorviertel wurde 1856/57 nach Plänen des Baudirektors Alexander Schröder erbaut. Der im Rundbogenstil klassizistisch gehaltene Baukörper mit prägnantem Portalrisalit war Sitz der Behörde bis zu deren Wegfall 1945. Danach wurden hier die Hauptfürsorgestelle für Schwerbeschädigte und die Verwaltung des bremischen Deichverbandes untergebracht, später wurden Wohnungen eingerichtet. Seit dem 20. Februar 1964 gehört das Haus der katholischen Gemeinde St. Johann, die es als Entschädigung für einen abgerissenen Gebäudeteil in der Dechanatstraße erhielt. Zunächst war es Schwesternhaus, seit 1980 wird es von der katholischen Privatschule St.-Johannis-Schule genutzt.

Mahnmal für die Opfer der „Reichskristallnacht“

Vor dem Haus Landherrn-Amt steht das Mahnmal für die Opfer der „Reichskristallnacht“, das an die fünf jüdischen Opfer erinnert, die in der Reichspogromnacht innerhalb des heutigen Bremer Stadtgebiets von den Nationalsozialisten ermordet wurden: Martha Goldberg, Dr. Adolph Goldberg, Heinrich Rosenblum, Leopold Sinasohn[4] und Selma Swinitzki. In der benachbarten Kolpingstraße befand sich die Hauptsynagoge der jüdischen Gemeinde in Bremen, die in der sogenannten „Reichskristallnacht“ vom 9. auf den 10. November 1938 von den Nationalsozialisten in Brand gesetzt und vernichtet wurde.[5]

Das 1982 eingeweihte Mahnmal wurde nach einem Entwurf des 1980 verstorbenen Bremer Informel-Künstlers Hans D. Voss ausgeführt. Es ist in schlichten, kubischen Formen aus schwarz gefärbtem Beton gestaltet und trägt eine Gedenktafel mit folgender Inschrift:[5]

UNSERE JÜDISCHEN MITBÜRGER
MARTHA GOLDBERG
DR. ADOLF GOLDBERG
HEINRICH ROSENBLUM
LEOPOLD SINASOHN
SELMA SWINITZKI
WURDEN IN DIESER STADT IN DER
NACHT VOM 9. ZUM 10.11.1938 ERMORDET

Galerie

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Denkmaldatenbank des LfD
  2. a b Territoriale Veränderungen in Deutschland und deutsch verwalteten Gebieten 1874 – 1945
  3. Deutsche Verwaltungsgeschichte
  4. Leopold Sinasohn wurde von einer SA-Einheit aus Lesum (heute Ortsteil von Bremen) in seinem Haus in Platjenwerbe (heute Ortsteil von Ritterhude) ermordet. Die Formulierung ist daher unpräzise, auch wenn sie oft so gebraucht wird.
  5. a b Mahnmale >> Voss, Hans D.: Mahnmal für die Opfer der Reichskristallnacht. k: kunst im öffentlichen raum bremen, abgerufen am 29. November 2009.
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