- Leila Khaled
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Leila Khaled (arabisch ليلى خالد Lailā Chālid, DMG Laylā Ḫālid; * 9. April 1944 in Haifa im damaligen Palästina) ist ein führendes Mitglied der palästinensischen Organisation PFLP und wird aufgrund ihrer Beteiligung an verschiedenen Terroranschlägen gelegentlich (fälschlicherweise) als erste weibliche Flugzeugentführerin der Geschichte bezeichnet.[1]
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Nach dem Palästinakrieg 1948 flohen ihre Eltern in den Libanon. Ihr Vater hatte in Haifa ein kleines Geschäft, die große Familie besaß ein Haus. Im Alter von 15 Jahren war sie bereits politisch aktiv und trat einer libanesischen Zelle des Arab Nationalist Movement (ANM) bei. 1962/63 studierte sie an der American University of Beirut. Sie arbeitete als Lehrerin in Kuwait und organisierte sich dort bei al-Fatah. Ihr wurde nicht erlaubt, deren militärischem Flügel beizutreten. In der Folge des Sechstagekrieges ging sie 1967 zur frisch gegründeten Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) von George Habash, die später zur zweitstärksten Fraktion in der PLO wurde.
Erste Beteiligung an einer Flugzeugentführung 1969
Am 29. August 1969 wurde sie in der Weltöffentlichkeit bekannt, weil sie an der Entführung des Fluges TWA 840 beteiligt war. Die Boeing 707, die auf dem Weg von Rom nach Tel Aviv war, wurde nach Damaskus umgeleitet. Seitdem galt sie in der westlichen Welt als Top-Terroristin und in der arabischen Welt als Heldin. Khaled zwang nach eigener Aussage den Piloten, über Haifa zu fliegen, um ihre Heimatstadt wiedersehen zu können. Die Boeing wurde in Damaskus gesprengt, nachdem alle an Bord befindlichen Personen sie verlassen hatten. Vier weibliche israelische Passagiere wurden einen Tag festgehalten, zwei israelische Männer wurden im Dezember gegen syrische und ägyptische Kriegsgefangene ausgetauscht. Die nicht-jüdischen Passagiere kamen sofort frei.
Eine von Eddie Adams erstellte Fotografie stellte Khaled als Ikone bzw „Postergirl“ der Palästinenser da. Auf dem Bild ist sie mit einer AK-47, der traditionellen Kufiya und einem mit dem Sicherungsstift einer Handgranate geschmückten Ring zu sehen.[2] Khaled unterzog sich einigen kosmetischen Operationen, um weitere Terroraktionen unternehmen zu können.
Zweite Beteiligung an Flugzeugentführungen im Schwarzen September 1970
Am 6. September 1970, in der Zeit des Schwarzen-September-Aufstandes der Palästinenser in Jordanien, unternahm die PFLP den Versuch, gleichzeitig fünf Flugzeuge zu entführen. Leila Khaleds Aufgabe war, zusammen mit dem Nicaraguaner Patrick Joseph Arguello den Flug El Al 219 von Amsterdam nach New York City unter ihre Kontrolle zu bringen. Der Versuch schlug fehl, nachdem aufgebrachte Passagiere Arguello unter anderem mit einer Whiskyflasche traktiert und ein an Bord befindlicher israelischer Sicherheitsmann sich einen Schusswechsel mit Arguello geliefert hatte. Arguello verletzte einen Steward mit seiner Schusswaffe, geworfene Handgranaten, von denen Khaled auch zwei bei sich hatte, zündeten nicht. Zudem holte der Pilot die Entführer durch ein gewagtes Flugmanöver „von den Beinen“ und machte es so möglich, dass Passagiere und Crew diese dingfest machten.
Arguello und Khaled wurden überwältigt, Arguello starb mit schweren Schussverletzungen auf dem Weg ins Krankenhaus. Khaled behauptete zum Tod Arguellos, dieser wäre – bereits überwältigt – kaltblütig erschossen worden, was Zeugen der Tat bestreiten. Khaled behauptete zudem, die geworfenen Handgranaten wären „nur Attrappen“ gewesen und beschwerte sich über Misshandlungen durch die Passagiere, die sie zuvor in Todesangst versetzt hatte. Die Maschine landete in London und Khaled wurde zur Polizeistation Ealing gebracht. Sie wurde, wie einige andere PFLP-Gefangene in Deutschland und der Schweiz, am 28. September in einem Austausch als Terroristen freigelassen und in Syrien als Helden und Freiheitskämpfer in Empfang genommen. Eine Racheaktion der PFLP durch die Japanische Rote Armee führte zum Massaker am Flughafen Lod.
Weitere Aktivitäten
Khaled war unter anderem Mitglied des Palästinensischen Legislativrats. Sie ist mit einem Arzt verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Amman in Jordanien. Sie ist regelmäßig in arabischen und palästinensischen Medien präsent und trat gelegentlich bei Veranstaltungen, so im Rahmen des Weltsozialforums, als Rednerin auf. Als sie 2002 bei einem Meeting in Belfast sprechen wollte, wurde ihr das zuvor regelmäßig gewährte Einreisevisum nach Großbritannien verweigert.
Autobiographie
- Leila Khaled: Mein Volk soll leben. Autobiographie einer Revolutionärin (herausgegeben von George Hajjar). Trikont-Verlag, München 1974, ISBN 3-920385-63-2
Verfilmung
- Leila Khaled, Hijacker, Schweden 2005, Regie: Lina Makboul
Weblinks
- Die strenge Kommandantin – Artikel im Tagesspiegel, 24. Oktober 2001
- 1.-Mai-Komitee Zürich, Archiv
- Leila Khaled Hijacker - Filmdokumentation von Lina Makboul
Einzelnachweise
- ↑ Maria Cristina Verriers Flugzeugentführung auf die Falklandinseln fand 1966 und damit deutlich früher statt, vergleiche Argentina: The Falkland Caper, Time, 7. Oktober 1966.
- ↑ I made the ring from a bullet and the pin of a hand grenade, Katharine Viner, The Guardian, 26. Januar 2001.
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