- Liebfrauenkirche (Bremen)
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Die Kirche Unser Lieben Frauen steht nordwestlich des Marktplatzes in Bremen am Platz Unser-Lieben-Frauen-Kirchhof. Sie ist neben dem Dom die älteste Kirche der Stadt und steht seit 1973 unter Denkmalschutz[1].
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ursprünglich war die Kirche St. Veit geweiht und diente als Marktkirche der Stadt, später auch als Ratskirche. Um 1020 erfolgte ein Neubau von dem heute noch die mit mittelalterlichen Wandgemälden verzierte Krypta erhalten ist. Mitte des 12. Jahrhunderts wurde die Kirche zu einer Basilika erweitert. Um 1220 wurde sie dann Unser Lieben Frauen (der Jungfrau Maria) geweiht und ab 1230 im frühgotischen Stil zu einer Hallenkirche umgebaut. Es entstand ein Westwerk mit zwei Türmen. Im Nordturm befand sich lange Zeit das Urkundenarchiv des Bremer Rates, die Tresekammer. Im 14. Jahrhundert wurde der Chor erweitert.
1944 brannte die Kirche teilweise aus. Von 1958 bis 1965 wurde das Innere nach Plänen des Architekten Dieter Oesterlen neu gestaltet. Hierbei war die wichtigste Veränderung für den Raumeindruck das Abschlagen des mittelalterlichen Putzes mit Resten von Wandmalereien, so dass der Kirchenraum heute steinsichtig ist. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Fenster wurden 1966 bis 1969 durch Glasfenster des französischen Künstlers Alfred Manessier ersetzt.
Name
Der Name der Kirche seit um 1220 Unsere Liebe Frau - kurz Liebfrauenkirche - steht für Maria, die Mutter Jesus und findet vielfache Verwendung bei über 250 Frauenkirchen in der Welt und bei über 150 weiblichen Ordensgemeinschaften in Deutschland.
In Bremen steht oder stand der Name in Verbindung mit
- dem Platz Unser-Lieben-Frauen-Kirchhof , kurz Liebfrauenkirchhof,
- dem Liebfrauenkeller, der sich an der Norwestecke der Kirche befand und von 1948 bis 2002 gastronomisch genutzt wurde (Eisdiele, Konditorei Schnuchel, Restaurant Liebfrauenkeller, Disco New Yorker)
- der Liebfrauenschule im Kirchspiel der Liebfrauenkirche, die sich im zweiten Seitenschiff und in Anbauten vor der Westseite befand. 1901 übernahm die Stadt die Schule, gab sie auf und die Schulgebäude wurden abgerissen.
- der Liebfrauen-Gastätte bzw. dem Liebfrauen-Restaurant, das sich von 1871 bis 1891 an der Nordwest Ecke des Liebfrauenkirchhofs befand und als das Bickhaus aus dem 18. Jahrhundert abgerissen wurde zog die Gastätte in die Sögestraße/Ecke Queerenstraße um und wurde 1944 zerbomt.
Bauwerk
Die Liebfrauenkirche zu Bremen besitzt zwei Türme. Der Nordturm ist inkl. der rund 6 m hohen Wetterfahne 84,2 m hoch und damit nach den zwei Türmen des Domes der drittgrößte Kirchturm der Stadt. Seine Breite beträgt 9,4 m. Die Turmuhr befindet sich in einer Höhe von 37,4 m. Der kleinere Südturm hat eine Höhe von rund 30,5 m und eine Breite von 8,3 m. Die Dachhöhe des Kirchenschiffs beträgt 22,9 m. [Anmerkung 1]
Die gesamte Länge des Kirchenbaus beträgt etwa 59 m und die gesamte Breite etwa 34 m. [Anmerkung 2]
Persönlichkeiten der Kirche
- Jacob Probst (1524–1562), Pastor und Superintendent, auf ihn geht die Einführung des lutherischen Gottesdienstes in Bremen zurück
- Ludwig Crocius (1628–1652), Prediger, Teilnehmer an der Dordrechter Synode und Professor für Theologie und Philosophie am bremischen Gymnasium Illustre (die alte Bremer Universität)
- Johannes Daniel Volkmann, ab 1906 im Kirchendienst, später Bauherr und Ehrenbauherr
- Gottfried Sprondel (1930–1992), Pastor von 1959 bis 1976, Landessuperindent im Sprengel Hannover und Sprengel Osnabrück.
Orgel
Die Orgel der Liebfrauenkirche wurde 1953 von Paul Ott (Göttingen) erbaut. Das Instrument stand bis zur Wiederherstellung des Turmjochs an der Westwand des (zugemauerten) Turmjochs, und wurde 1964 an der Westwand des südlichen Seitenschiffs in einem neuen Gehäuse aufgestellt. Das Instrument wurde zuletzt im Jahr 1984 durch die Orgelbaufirma Karl Schuke (Berlin) überholt, wobei auch die Disposition geringfügig verändert wurde.[2]
I Rückpositiv C–f3
1. Holzpfeife 8' 2. Quintadena 8' 3. Principal 4' 4. Rohrflöte 4' 5. Sesquialtera II 22/3' 6. Waldflöte 2' 7. Octave 1' 8. Scharff IV-V 9. Dulcian 8' Tremulant Cymbelstern II Hauptwerk C–f3 10. Quintadena 16' 11. Principal 8' 12. Hohlflöte 8' 13. Octave 4' 14. Spitzflöte 4' 15. Nasat 22/3' 16. Octave 2' 17. Mixtur VI-VIII 18. Trompete 16' 19. Span. Trompete 8' 20. Trompete 4' III Brustwerk C–f3 21. Gedackt 8' 22. Principal 4' 23. Blockflöte 4' 24. Gemshorn 2' 25. Terz 13/5' 26. Quinte 11/3' 27. Cymbel III-IV 28. Vox humana 8' Tremulant Pedal C–f1 29. Principal 16' 30. Subbaß 16' 31. Octave 8' 32. Gedacktpommer 8' 33. Octave 4' 34. Holzflöte 4' 35. Nachthorn 2' 36. Rauschpfeife II 37. Mixtur X 38. Posaune 16' 39. Trompete 8' 40. Schallmey 4' - Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P
Geläut
Die Liebfrauenkirche zu Bremen besitzt ein Geläut, dass aus einer Glocke besteht, sonst existiert nur noch eine Uhrglocke. Die Läuteglocke hat den Ton c' (sie hängt im rechten Turm), die Uhrglocke hat den Ton gis' (sie hängt im linken Turm). Die Glocke wurde im 13. oder im 14. Jahrhundert gegossen.
Sonstige Informationen
Gottesdienste werden in der Liebfrauenkirche sonn- und feiertags um 10:30 Uhr gehalten. Die Gemeinde unterhält den regional bedeutenden Bremer Knabenchor, der 1945 von Kantor Harald Wolff gegründet wurde.
Siehe auch
Weblinks
Commons: Kategorie:Unser Lieben Frauen Kirche – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienAnmerkungen
- ↑ Alle Höhen der Liebfrauenkirche durch indirekte Höhenmessungen am 13. Juli 2009 durch J. Möhring bestimmt. Ältere Höhenangabe des Nordturmes: 86 m (keine Information, ob mit oder ohne Wetterfahne).
- ↑ Bestimmung der Gesamtlänge und -breite über Satellitenbild (Juli 2009).
Einzelnachweise
- ↑ Denkmaldatenbank des LfD
- ↑ Nähere Informationen zur Geschichte der Orgeln der Liebfrauenkirche
53.0763888888898.8075Koordinaten: 53° 4′ 35″ N, 8° 48′ 27″ OKategorien:- Liebfrauenkirche
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