Anton Dermota

Anton Dermota

Anton Dermota (* 4. Juni 1910 in Kropa, Slowenien; † 22. Juni 1989 in Wien) war ein lyrischer Tenor mit Hauptwohnsitz in Wien.

Grabstätte auf dem Friedhof in Hietzing

Leben und Wirken

Anton Dermota studierte zunächst Komposition und Orgel in Ljubljana, und erhielt dann ein Gesangsstipendium in Wien. 1934 debütierte er in Cluj (Klausenburg). 1936 hörte ihn der große Dirigent Bruno Walter und engagierte ihn an die Wiener Staatsoper, wo er als 1. Geharnischter in Wolfgang Amadeus Mozarts Zauberflöte debütierte. Schon bald erhielt er erste Hauptrollen (zuerst Alfredo in La Traviata 1937) und entwickelte sich zu einem Wiener Publikumsliebling.

In dieser Zeit erlebte er die größte Katastrophe der Staatsoper mit, als diese am 13. März 1945 bei einem alliierten Luftangriff in Flammen aufging, und half noch mit, Noten und Einrichtungsgegenstände aus den Flammen zu retten. Er blieb der Staatsoper auch in ihrem provisorischen Quartier im Theater an der Wien treu und wurde am 4. März 1946 zum Wiener Kammersänger ernannt. Dermota gehörte neben Sängern wie Maria Cebotari, Elisabeth Schwarzkopf, Wilma Lipp, Irmgard Seefried, Sena Jurinac, Erich Kunz, Paul Schöffler zum berühmten Wiener Mozart-Ensemble der 50er Jahre.

Es war daher fast selbstverständlich, dass Dermota auch in der Wiedereröffnungspremiere der wieder aufgebauten Staatsoper am 5. November 1955 mitwirkte - als Florestan in Ludwig van Beethovens Fidelio. Am 26. Oktober 1977 feierte Dermota sein vierzigjähriges Bühnenjubiläum an der Staatsoper in der Titelrolle von Hans Pfitzners Palestrina.

Zu seinem siebzigsten Geburtstag sang der längst zur lebenden Legende gewordene Kammersänger auf Einladung der Staatsoper noch einmal den Tamino - mit fast unverändert frischer Stimme.

Die zweite künstlerische Heimat Dermotas waren die Salzburger Festspiele, wo er von 1937 (Balthasar Zorn in den Meistersingern unter Arturo Toscanini) bis Ende der fünfziger Jahre fast ununterbrochen auftrat, vor allem in seinen großen Mozart-Partien.

Er gab außerdem umjubelte Gastspiele u. a. am Royal Opera House Covent Garden in London, an der Pariser Oper, dem Opernhaus in Rom, dem Teatro San Carlo in Neapel, dem Teatro Colón in Buenos Aires und machte Konzertreisen durch Australien, die Tschechoslowakei und Ungarn.

Seit 1966 hatte Dermota auch eine Gesangsprofessur an der Wiener Musikhochschule inne.

Er starb in seiner Wahlheimat Wien wenige Tage nach seinem 79. Geburtstag. Seine Grabstelle befindet sich auf dem Hietzinger Friedhof. 1992 benannte man die Dermotagasse in Wien-Hietzing nach ihm.

Repertoire

In der Nachkriegszeit und bis Anfang der Siebziger Jahre war Dermota einer der international meistgefragten Mozart- und Bachinterpreten seiner Generation, berühmt vor allem als Don Ottavio in Don Giovanni und Ferrando (Così fan tutte), sang jedoch später auch dramatischere Partien wie den Florestan und die lyrischeren Partien von Richard Strauss, Richard Wagner (David in den Meistersingern von Nürnberg) und Giuseppe Verdi, dazu vor allem in früheren Jahren Giacomo Puccini und Jules Massenet.

Eine seiner anerkanntesten Interpretationen war jene des Johannes aus Franz Schmidts gewaltigem Oratorium Das Buch mit sieben Siegeln (mit Walter Berry als Bass, Aufnahme dirigiert von Dimitri Mitropoulos). Bedeutend waren auch seine Gestaltung der Titelrolle von Hans Pfitzners Palestrina, sein Evangelimann (Wilhelm Kienzl) und sein Lenski in Peter Tschaikowskis Eugen Onegin. Insgesamt umfasste sein Repertoire mehr als 80 Rollen.

Maßstäbe setzte er auch als Interpret von Liedern, vor allem von Schubert und Schumann, wobei er stets von seiner Frau Hilda (geb. Berger von Weyerwald, * 17. Juni 1912), einer begnadeten Pianistin, am Klavier begleitet wurde. Seine auch auf CD verfügbare Interpretation der Winterreise ist ein Schulbeispiel an Ausdruck, Stil und Stimmkultur.

Als Sänger galt Dermota zeitlebens als einer der größten seines Fachs, und viele seiner jüngeren Kollegen - Fritz Wunderlich, Nicolai Gedda, Ernst Haefliger, Peter Schreier - wurden an ihm gemessen. Dermotas technische Beherrschung war beeindruckend, und seine Stimme besaß sowohl Schmelz als auch Ausdruckskraft bis ins hohe Alter - noch 1981 sang er in Carlos Kleibers Aufnahme von Tristan und Isolde den jungen Hirten.

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