Lospalos

Lospalos
Subdistrikt Lospalos
Lospalos (Osttimor)
Red pog.svg
Katholische Kirche von Lospalos mit traditionellem Dach
Hauptstadt Lospalos
Fläche 623,93 km²[1]
Einwohnerzahl 29.236 (2010)[1]
Sucos Einwohner (2010)[2]
Bauro 2.455
Cacavei 864
Home 1.587
Fuiloro 16.803
Leuro 839
Lore I 1.981
Lore II 536
Muapitine 1.309
Raça 1.221
Souro 1.641
Übersichtskarte
Lospalos im Zentrum des Distrikt Lautém
Lage des Distrikts Lautém

Lospalos ist die Hauptstadt des osttimoresischen Distrikts Lautém und des Subdistrikts Lospalos. Manchmal wird der Ortsname fälschlicherweise Los Palos geschrieben, was eine spanische Herkunft suggeriert. In Wirklichkeit leitet sich der Name aber vom Fataluku-Wort Lohoasupala ab. Eine Verbindung zwischen dem Ort und der spanischen Sprache gibt es nicht.

Inhaltsverzeichnis

Die Stadt

Hauptstraße von Lospalos (2002)

Die Stadt Lospalos liegt etwa 150 km in Luftlinie östlich von der Dili. Sie gehört zum Suco Fuiloro, dessen Verwaltungszentrum die gleichnamige Siedlung sieben Kilometer nördlich von Lospalos liegt. Eine große Anzahl von weiteren Siedlungen liegen dazwischen und in der direkter Nachbarschaft, so dass das Siedlungszentrum Lospalos 12.743 Einwohner (2010)[3] hat und damit die viertgrößte Stadt in Osttimor ist. Auf der Straße nach Lautém und weiter auf der Küstenstraße sind es 248 km bis Dili. Die im Landesinneren gelegene Stadt ist die östlichste Endstation für die Überlandbusse (Biskota) von Dili und anderen Teilen des Landes. Vom etwas außerhalb liegenden Busbahnhof aus kann man mit Kleinbussen (Mikrolét) zu Zielen in der Region reisen. Der am Busbahnhof gelegene etwas größere Markt hat regionale Bedeutung. Das alte Marktgebäude wurde bei den Unruhen 1999 bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Die Stadt ist sehr weitläufig angelegt, höhere Gebäude sucht man vergeblich. Auch touristische Höhepunkte bietet der Ort wenig. Auffällig sind die Katholische Kirche des Ortes und ein heiliges Haus (Lee-teinu) mit den für die Region traditionell typischen Steildächern aus Stroh. Die kleine protestantische Minderheit hat in Lospalos eine kleine Kirche. Die Moschee Masjid Al Taowa Lospalos verfällt langsam zu einer Ruine. Außerdem gibt es hier den Radiosender Rádio Comunidade de Lospalos RCL.

Lospalos ist die Geburtsstadt vom APODETI-Vorsitzenden und Mitgründer Frederico Almeida Santos Costa.

Der Subdistrikt

Die Sucos des Subdistrikts Lospalos

Lospalos ist mit 623,93 km² flächenmäßig der größte Subdistrikt des Landes und teilt sich in zehn Sucos: Bauro, Cacavei (Cacaven, Cacavem), Home, Fuiloro, Leuro, Lore I (Loré I), Lore II (Loré II), Muapitine, Raça (Raca) und Souro.

Im Osten grenzt das in der Mitte des Distrikts liegende Lospalos an den Subdistrikt Tutuala, im Norden und Westen an den Subdistrikt Lautém, im Südwesten an Iliomar und im Süden an die Timorsee.

Der Nordosten des Subdistrikts ist Teil des Fuiloro-Plateaus, dass aufgrund seiner Größe unmerklich von Nord nach Süd von 700 auf 500 m Höhe über dem Meer absinkt. Es ist das Überbleibsel einer urzeitlichen Lagune. In Lore I gibt es einen relativ intakten Wald. Hier finden sich Teak, Sandelholz und Bambus.

Der Subdistrikt hat 29.236 Einwohner (2010,[1] 2004: 25.417[4]). Die größte Sprachgruppe bilden die Sprecher der Nationalsprache Fataluku. Der Altersdurchschnitt beträgt 17,1 Jahre (2010,[1] 2004: 16,8 Jahre[5]).

Die Ebene und leicht hügelige Landschaft eignet sich gut zum Anbau von Reis, Mais und andere Getreide. 60 % der Haushalte in Lospalos bauen Mais an, 51 % Maniok, 48 % Kokosnüsse, 41 % Gemüse, 11 % Reis und 14 % Kaffee.[2] Auch Viehhaltung ist hier üblich. Fischerei ist an der Küste von Lore I möglich, es fehlt nur an Booten und Wissen.

Geschichte

Ein Lee-teinu, ein traditionelles heiliges Haus

Die ersten Europäer im Gebiet des Distrikts waren die Portugiesen, die im heutigen Suco Lore I im 17. oder 18. Jahrhundert ein Fort errichteten.

Zwischen dem 5. und 8. August 1983 desertierten Hunderte von Mitgliedern von bewaffneten Milizen (Wanra, Hansip) aus Mehara, Lore, Leuro und Serelau und schlossen sich der FALINTIL an. In ihren Heimatorten führten die Indonesier Strafaktionen durch. Hunderte Frauen und andere zurückgebliebene wurden auf Lastwagen zusammengetrieben und für mehrere Monate interniert. Es kam zu Folterungen und Vergewaltigungen. Später wurden mehrere hundert Familien auf die Insel Atauro zwangsumgesiedelt.[6]

Am 29. Mai 1997 fanden Wahlen statt, bei denen Vertreter Osttimors für das indonesische Parlament gewählt werden sollten. Im Umfeld kam es landesweit zu mehreren Attacken auf die indonesische Besatzungsmacht und ihre Unterstützer. In Lospalos wurde der Bruder des Chefs des Distriktsparlaments und einige Lehrer erschossen. Zuvor hatten die Guerilleros in Muapitine drei Menschen ermordet.[7]

Der „Lospalos-Fall“

Ein Graffiti in Tutuala mit dem Wort für „Mörder“ klagt die Verbrechen von 1999 an

Unter dem Lospalos-Fall (engl.: Lospalos Case) versteht man eine Reihe von Verbrechen, die von der pro-indonesischen Miliz Team Alfa und einem indonesischen Armeeoffizier zwischen dem 21. April und 25. September 1999 in Lospalos an der Zivilbevölkerung verübt wurden, unter anderem am 25. September ein Massaker an fünf Mitglieder eines religiösen Ordens, zwei Kirchenarbeiter, einem Journalisten und einem Jugendlichen. Insgesamt sollen 13 Menschen ermordet worden sein. Sie waren Teil der Krise in Osttimor 1999.

Ein Sondergericht des Distrikts Dili verurteilte zehn Männer am 11. Dezember 2001 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, inklusive Mordes, Folter, Deportation und Vertreibung von Zivilpersonen in Lospalos. Das Sondergericht befand, dass es 1999, auf Anweisung der indonesischen Armee, eine weit verbreitete und systematische Gewaltkampagne gegen die Zivilbevölkerung gegeben hat. Behauptungen der Angeklagten, dass es ihnen nicht bewusst war, dass ihre Taten Teil der Kampagne war wurde widersprochen.

Es kam damals zu fünf Vorfällen. Beim ersten Vorfall wurde ein Unabhängigkeitsbefürworter gefoltert und ermordet. Die fünf dafür Angeklagten würden alle hier der Folter für schuldig gesprochen, nur zwei des Mordes. Alle Verdächtige, die für einen Hinterhalt und dem Mord an der Gruppe von Klerikern am 25. September 1999 angeklagt waren, wurden für schuldig befunden. Sie erhielten dafür zwischen 17 und 19 Jahren Gefängnis.

Joni Marques, ein Team Alfa Miliz Commander gestand während des Verfahrens mehrere Straftaten. Trotzdem erhielt er die höchste Einzelstrafe. Zwar erlaubt das osttimoresischen Recht nur eine maximale Strafe von 25 Jahren Gefängnis, hier wurde aber die Strafe nach indonesischem Recht für mehrfache Vergehen berechnet.

Die Gesamtstrafen lauten wie folgt:

Joni Marques: 33 Jahre, 4 Monate
Manuel da Costa: 19 Jahre
João da Costa: 33 Jahre, 4 Monate
Paulo da Costa: 33 Jahre, 4 Monate
Amelio da Costa: 18 Jahre
Alarico Fernandes: 4 Jahre
Gonsalo dos Santos: 23 Jahre
Hilario da Silva: 17 Jahre
Gilberto Fernandes: 5 Jahre
Mautersa Monis: 4 Jahre

Richter waren der Vorsitzende Marcelo Dolany da Costa (Brasilien), Sylver Ntukamazina (Burundi) und Maria Natercia Gusmao Pereira (Osttimor). Das Gericht hörte während des Verfahrens vom 3. Juli bis zum 11. Dezember 30 Zeugen.

Die Haftstrafen von Joni Marques, João und Paulo da Costa wurden 2004 von Staatspräsident Xanana Gusmão um neun Jahre gekürzt und 2008 von dessen Nachfolger José Ramos-Horta zum sechsten Unabhängigkeitstag auf die Hälfte gekürzt.[8]

Städtepartnerschaft

Galerie

Einzelnachweise

  1. a b c d Direcção Nacional de Estatística: 2010 Census Wall Chart (English)
  2. a b Direcção Nacional de Estatística: Suco Report Volume 4 (englisch)
  3. Direcção Nacional de Estatística: Preliminary Result of Census 2010 English
  4. Direcção Nacional de Estatística Census 2004
  5. Direcção Nacional de Estatística: Census of Population and Housing Atlas 2004
  6. „Chapter 7.3 Forced Displacement and Famine“ aus dem „Chega!“-Report der CAVR (englisch)
  7. (INDONESIA-L) HRW/ASIA - East Timor Guerrilla Attacks : East Timor Guerrilla Attacks vom 4. Juni 1997
  8. The Age, 23. Mai 2008, Ramos Horta cuts jail terms for militia
  9. Webseite des Außenministeriums Osttimors

Weblinks

 Commons: Lospalos – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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