Ludwig Reinhard

Ludwig Reinhard

Ernst Ludwig August Reinhard (* 9. April 1805 in Mustin i. L.; † 19. Juli 1877 in Bolz) war ein deutscher Lehrer und 1848 Mitglied der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Besuch der Ratzeburger Domschule studierte Reinhard in Göttingen und Rostock Theologie. Nach dem Studium war er als Hauslehrer tätig, später als Volksschulrektor und Konrektor in Ludwigslust und ab 1843 Rektor an der Stadtschule in Boizenburg/Elbe. 1849 wurde er wegen seiner politischen Tätigkeit (er war zusammen mit Hellmuth Wöhler Mitglied des Centralmärzvereins) seines Amtes enthoben. In der Folgezeit arbeitete Reinhard als Hauslehrer in Jessenitz und Bolz bei politisch gleichgesinnten Freunden. Von 1850 bis 1851 war er Redakteur der Zeitschrift Reformblatt für beide Mecklenburg in Rostock. 1851 verbüßte er eine Haftstrafe wegen Pressevergehens. Von 1863 bis 1866 war er Redakteur der Allgemeinen Deutschen Arbeiterzeitung in Coburg. Er war politischer Autor und anonymer Herausgeber plattdeutscher Mundartdichtung.

Ludwig Reinhard erlebte während seines Studiums in Göttingen im Jahr 1826 Heinrich Heine beim Vortrag seiner Harzreise und entwickelte sich zum Gegner der orthodoxen protestantischen Amtskirche. Er war eng befreundet mit Fritz Reuter, John Brinckman, Hoffmann von Fallersleben, Wilhelm Raabe-Parchim und Georg Adolph Demmler.

1848 wurde Reinhard im 4. Wahlkreis (Boizenburg/Elbe) des Landes Mecklenburg-Schwerin in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt, der er vom 18. Mai 1848 bis zum 18. Juni 1849 angehörte. Am 7. Juli 1848 erweiterte er den Antrag auf Einrichtung eines Ausschusses für Kirchen- und Schulangelegenheiten um die Forderung nach einer besonderen Section für das Volksschulwesen,[1] der er ab dem 12. Juli innerhalb der neu eingerichteten Commission für das Unterrichts- und Volkserziehungswesen angehörte.[2] Reinhard war Mitglied der Fraktion Donnersberg, für die er mehrfach als Redner im Plenum antrat.[3] Die mecklenburgische Landesregierung berief Reinhard mit Schreiben vom 5. Juni 1849 widerrechtlich ab.[4]

Reinhard starb 1877 in Bolz. Er wurde auf dem Friedhof in Ruchow bei Sternberg begraben.

Schriften (Auswahl)

  • Schwerin – ein Sommermärchen, 1846.
  • Deutschland’s Auferstehungs-Arie: Pendant zu Preußen’s Todten-Messe dem Schleswig-Holsteinschen Freicorps gewidmet. Berlin 1848.
  • Offnes Wort an die Männer des 4. Mecklenburgischen Wahlkreises. Hagenow 1849.
  • Komische Spaziergänge. Coburg 1867.
  • Neun plattdeutsche Göttergespräche (mecklenburgischer Mundart). Coburg 1865.
  • Zum Allerwelts-Pfaffenkongreß, genannt ökumenisches Concil: dem Coburger Arbeiterverein gewidmet. Coburg 1869.

Literatur

  • Jürgen Borchert: Auf nach Frankfurt! Mecklenburgische und vorpommersche Parlamentarier als Abgeordnete in der Paulskirche 148/49. Helms, Schwerin 1998, ISBN 3-931185-44-3 (Landeszentrale für Politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern. Landeskundliche Hefte).
  • Uwe Wieben: Ludwig Reinhard 1805–1877. In: Uwe Wieben: Boizenburger Biographien. Lebenswege aus zwei Jahrhunderten. Neuer Hochschul-Schriften-Verlag, Rostock 1998, ISBN 3-929544-42-3, S. 55–60.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Franz Wigard: Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Bd. II, S. 787, Frankfurt am Main 1848.
  2. Franz Wigard: Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Bd. II, S. 838, Frankfurt am Main 1848.
  3. Franz Wigard: Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Bd. III, S. 1629f. und S. 2219ff., Frankfurt am Main 1848. Vgl. Register, Bd. X, S. 84, Frankfurt am Main 1850.
  4. Franz Wigard: Stenographischer Bericht über die Verhandlungen der deutschen constituirenden Nationalversammlung zu Frankfurt am Main. Bd. IX, S. 6841, Frankfurt am Main 1849.

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