Lutterloh

Lutterloh
Lutterloh
Gemeinde Unterlüß
Koordinaten: 52° 50′ N, 10° 13′ O52.82842510.21251944444473Koordinaten: 52° 49′ 42″ N, 10° 12′ 45″ O
Höhe: 73–114 m ü. NN
Einwohner: 321
Eingemeindung: 1973
Postleitzahl: 29345
Vorwahl: 05827
Hof mit historischem, denkmalgeschütztem Taubenschlag mit Glockenturm

Lutterloh ist eine Ortschaft in der Gemeinde Unterlüß in Niedersachsen, die etwa 9 km östlich von Hermannsburg und 5 km westlich von Unterlüß liegt. Im Ort mit den Ortsteilen Funkturm, Neu-Lutterloh, Schröderhof und Schafstall wohnen etwa 280 Einwohner. Der Ort gehörte früher zur Gemeinde Weesen. Im Zuge der Gebietsreform in Niedersachsen wurde 1973 Lutterloh der Gemeinde Unterlüß angegliedert, während Weesen der Einheitsgemeinde Hermannsburg zugerechnet wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Weesener Bach bei Lutterloh

Durch den Ort fließt der Weesener Bach, dessen gesamter Lauf mit seinem Randbereich, insgesamt 348 ha, 1999 unter Naturschutz gestellt wurde.[1]

Östlich von Lutterloh liegt die „Heide am Schillohsberg“. Sie hat eine Flächengröße von etwa 73 ha und ist ein Teil des Naturschutzgebietes Heideflächen mittleres Lüßplateau. Unmittelbar nördlich des Ortes befindet sich, mit einer Größe von etwa 11 ha, die „Heidefläche am Weesener Weg“. Sie ist ebenfalls Teil dieses Naturschutzgebietes.[2]

Geschichte

Aufgrund von Angaben in alten Chroniken wird vermutet, dass Lothar III., bekannt als Lothar von Süpplingenburg, 1075 oder früher in Lutterloh geboren wurde. Er war König (1125–1137) und Kaiser (1133–1137) im Heiligen Römischen Reich.

Die alte „Büntingsche Chronik“ berichtet darüber:

Sein Vater, Graf Gebhardt der Andere, ist 1075 in der Schlacht bei Negelstedt (bekannt als die Schlacht bei Homburg an der Unstrut) gegen Kaiser Heinrich dem vierden gedienet, in der Schlacht umbkommen. Wenig Tage für derselben Schlacht ist Hertzog Lutther zu Lutterloh im Lüneburgischen Lande nicht weit von der Stadt Zelle in diese Welt geboren. Daher der Ort hernach von ihm befreit und aller Beschwerden entnommen worden. Diese Freiheit hat bei Regierung Herzog Ernsten (des Bekenners) zu Lüneburg ein Amtmann aufheben und den Bauern dienstbar machen wollen ...

Es existierte in Lutterloh tatsächlich der abgabefreie Behrensche Hof. Das würde diese These unterstützen. Die Geschichtsforscher nehmen aber an, dass ein unehelicher Sohn des Kaisers Lothar III. Besitzer des Hofes gewesen ist.

Das Welfenmuseum ist im Besitz von Lothars Taufstein. Dieser ist aber nachweislich erst einige Jahrhunderte später entstanden.[3]

Alter Postweg

Pferdetränke mit Schwengelpumpe an der ehemaligen Poststation in Schafstall

Luftlinie 3,5 km südöstlich des Ortes befindet sich die Siedlung Schafstall. Hier richtete Stechinelli 1682 eine Poststation mit Sattelhof ein, nachdem ihm 4 Jahre zuvor das Postwesen der welfischen Herzogtümer übertragen worden war. Die Poststraße Hannover–Lüneburg führte von Hannover über Engensen, Celle, Garßen, Rebberlah, Schafstall, Dreilingen, Groß Süstedt, Ebstorf nach Lüneburg. Die Straße war seit dem Mittelalter bereits ein Fracht- und Karrenweg. Die reitende und fahrende Post befuhr diese Straße seit dem Jahre 1641. [4]

Der dänische Dichter Jens Immanuel Baggesen schrieb im Jahre 1794 anlässlich seiner Reise durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich u. a.:

Kaum hatten wir eine halbe Meile jenseits Schaafsthal zurückgelegt ... Der eigentlich öde und traurige Theil des Wegs von Lüneburg bis Celle fängt hier an. Sand, Haide und Moor, umgeben von ewigen Tannen- und Fichtenwäldern, ist Alles, was man entdeckt. Nicht ein einziges Dach – kein Wasser – kein Mensch – kein Thier - selbst nicht die Luft, – wenn ich eine fürchterliche Menge von Raben ausnehme ...

Nachdem zwischen Celle und Uelzen eine neue Straße gebaut war, wurde die Poststation 1795 in Schafstall aufgegeben und in den Ort Eschede verlegt.[5]

Atomare Wiederaufbereitungsanlage

1972 wurden im Auftrag des Bundesforschungsministeriums 26 Salzstöcke auf die Tauglichkeit als Deponie für radioaktiven Müll untersucht. Im Februar 1976 wurde bekannt, dass der damalige Ministerpräsident Niedersachsens, Ernst Albrecht, drei Standorte für die im Atomprogramm vorgesehene atomare Wiederaufbereitungsanlage vorgeschlagen hatte, zu der auch ein Endlager in einem Salzstock gehören sollte.

Neben Lutterloh kamen Wahn (Emsland) und Lichtenhorst daraufhin als Standorte in die engere Auswahl. In Hermannsburg, Unterlüß, Eschede und Celle entstanden in dieser Zeit Bürgerinitiativen gegen Atomanlagen, von denen die seinerzeit bedeutendste die BI Südheide war.[6] Die drei zunächst vorgesehenen Orte wurden alle verworfen. Die Geologen empfahlen später Gorleben für die Einrichtungen zur Zwischenlagerung, Weiterbehandlung und möglichen Endlagerung radioaktiven Abfalls.

Einzelnachweise

  1. Naturschutzgebiet „Weesener Bach“ mit Übersichtskarte.
  2. Naturschutzgebiet „Heideflächen mittleres Lüßplateau“.
  3. Ausführungen von Friedrich Barenscheer, Wietze, in Der Speicher – Heimatbuch für den Landkreis Celle, 1930.
  4. www.suderburg-damals.de: Alte Wege und Poststraßen.
  5. Thürnau, Hermann: Alte Posthöfe in der Lüneburger Heide, Archiv für deutsche Postgeschichte, Heft 2, 1968.
  6. Bürgerinitiative Südheide.

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