- Madonna mit der Nelke
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Madonna mit der Nelke Leonardo da Vinci, zw. 1473 und 1478 Öl auf Pappelholz, 62 cm × 47,5 cm Alte Pinakothek Die Madonna mit der Nelke ist ein Gemälde von Leonardo da Vinci, das zwischen 1473 und 1478 zum Ende der Frührenaissance in Italien entstand. Das Jugendwerk des Universalgenies ist seit 1889 in der Alten Pinakothek in München ausgestellt[1][2] und ist das einzige Gemälde da Vincis in einem deutschen Museum.
Inhaltsverzeichnis
Das Gemälde als solches
Das Werk hat das Format 62,3 × 48,5 cm, es wurde an der linken Seite um ca. 1,5 cm und an den übrigen Seiten einige Millimeter gekürzt. Später erfolgten links und rechts Anstückelungen. Ein nur rückseitig erkennbarer Riss wurde gesichert.
Aufgrund einer starken Wölbung der Pappelholzplatte, hat man diese rückseitig abgehobelt. Die Ölfarbe weist Runzeln auf, die (nach Zöllner) auf eine unzureichende Kenntnis von Ölfarben schließen lassen. Die Verwendung von ölgebundenen Farben für die Malerei war seinerzeit noch neu. Die verwendete Maltechnik ist Tempera und Ölfarbe auf Pappelholz. Der schmuckvolle, farbig bemalte Rahmen stammt aus der Renaissancezeit. Der Erhaltungszustand ist gut.
Motiv
Das Bild zeigt eine junge Madonna mit dem Christuskind, ein häufiges Motiv in der Christlichen Kunst des Mittelalters. Die junge Frau steht hinter einer Balustrade, das Jesuskind sitzt auf dem Geländer in einer unnatürlichen Haltung und wird von der Madonna mit einem Arm gehalten. Dessen erhobenes linkes Bein zeigt auf den Faltenwurf des goldgelben Unterrocks, der eine Lemniskate (liegende Acht) darstellt. Dies ist ein Hinweis auf die Geburt Christi, vgl. Fisch (Christentum).
In der Bildmitte ist eine rote Nelke abgebildet, die von der Madonna angesehen wird; das Kind schaut hingegen gen Himmel. Die Nelke ist geheimnisvoll im Schatten abgebildet, während die Gesichter der Figuren im Licht erscheinen. Das Bild hat drei Tiefenebenen: Der Vordergrund mit dem Kind, der Bereich hinter den Personen bis zu den Fenstern und die Landschaft.
Es gibt vier Fenster im Hintergrund, die auf die vier Himmelsrichtungen oder auf die vier Elemente hinweisen könnten. Im Hintergrund ist eine Landschaft mit Horizont abgebildet, wobei die Berge links und rechts des Madonnenkopfes leicht zu diesem geneigt sind.
Das Christuskind ist wohlgenährt und nackt. Die Madonna trägt eine wertvolle zeitgemäße Bekleidung mit einer übergroßen Brosche, vgl. Felsgrottenmadonna. Ob eine Frau Modell gestanden hat ist unbekannt.
Informatives
Die Maria mit dem Kinde wird aufgrund der Nelke, die Maria in ihrer Hand hält, auch als Madonna mit der Nelke bezeichnet. Bei dem Bild handelt es sich um ein frühes Werk Leonardos, das vermutlich noch in der Werkstatt des Andrea del Verrocchio entstanden ist. Die Provenienz der Madonna mit der Nelke reicht nicht weit zurück. Ihr ältester, nachgewiesener Aufbewahrungsort ist die Apotheke Wetzler in Günzburg an der Donau. Wie das Gemälde nach Günzburg gekommen ist, ist nicht genau bekannt. Entweder hat es sich im nahe gelegenen Kloster Burgau befunden, oder es ist von Auxilianus Urbani, einem Kunstsammler, der 1792 in die Günzburger Apotheke eingeheiratet hat, aus Italien mitgebracht worden (Möller 1937).
Josef Haug ersteigerte das Gemälde 1889 für nur 22 Mark aus dem Nachlass der Witwe Therese Wetzler. Er verkaufte 1889 das Gemälde für 800 Mark an die Alte Pinakothek in München - der damalige Schätzpreis lag bei 8000 Mark. Nach dem Erwerb für die Alte Pinakothek wurde das Bild, wahrscheinlich auf Veranlassung durch Bayersdorf, sofort als ein eigenhändiges Werk von Leonardo deklariert. Er identifizierte es mit der von Vasari erwähnten Madonna mit der Karaffe, die sich gegen 1550 in der Sammlung von Papst Clemens VII. befunden hatte. Bei einer 1890 durchgeführten Bildanalyse kam auch Koopmann zu dem Ergebnis, dass das Bild aus der Verrocchio-Werkstatt nur von Leonardo selbst gemalt worden sein kann.
1906 nahm es Reymond für Verrocchio selbst in Anspruch, während Woldemar von Seidlitz 1909 darin nur ein Bild in der Manier des Verrocchio zu erkennen vermochte. Schmid versuchte (1893) das Bild dem Lorenzo di Credi zuzuschreiben. Er blieb mit der Ansicht allein. Dagegen vertraten Morelli (1886), Rieffel (1891), Thiis (1909) und Venturi (1909) sogar nur die Ansicht, dass es sich bei dem Bild um eine Kopie eines verschollenen Leonardo-Werkes handelt. Doch bereits 1925 revidierte Venturi seine vormalige Ansicht und trat nun dafür ein, dass es sich doch um ein eigenhändiges Werk Leonardos handelt. Ihm folgten bis heute die meisten Kunsthistoriker. Eine Zeichnung Leonardos im Pariser Louvre die einen Kopf der Madonna zeigt, scheint diese Zuschreibung zu belegen. Auffällig ist die Brosche, die Maria auf dem Bild trägt und die man auch auf der Madonna Dreyfus in Washington D.C. (National Gallery of Art) und der Madonna Benois in St. Petersburg sehen kann.
Details
Literatur
- Cornelia Syre, Jan Schmidt, Heike Stege et al.: Leonardo da Vinci - Die Madonna mit der Nelke, Ausstellung in der Alten Pinakothek, 194 Seiten, 139 Abb., München, Schirmer/Mosel 2006, ISBN 978-3-8296-0272-3
- Wilhelm Suida: Leonardo und sein Kreis, 1929, Verlag F. Bruckmann A.-G. (München)
- Maria Pomilio und Angela Ottino Della Chiesa: Klassiker der Kunst – Leonardo da Vinci, 1967, Kunstkreis Luzern – Freudenstadt – Wien
- The Legacy of Leonardo, 1998, Skira Editore S.p.A. (Mailand), ISBN 88-8118-463-X
Siehe auch
Weblinks
Commons: Madonna mit der Nelke – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienQuellen
- ↑ Alte Pinakothek − Rundgang
- ↑ Saal IV, Inv.-Nr. 7779
Die Taufe Christi(1) | Die Verkündigung(1) | Madonna mit der Nelke | Bildnis der Ginevra de' Benci | Madonna Dreyfus(2) | Madonna Benois | Der heilige Hieronymus | Die Anbetung der Könige aus dem Morgenland | Die Felsgrottenmadonna | Die Dame mit dem Hermelin | Bildnis eines Musikers(2) | Madonna Litta(2) | La belle Ferronnière(2) | Das letzte Abendmahl | Salvator Mundi(2) | Madonna mit der Spindel† | Die Schlacht von Anghiari† | Bildnis der Mona Lisa | Leda mit dem Schwan† | Anna selbdritt | Bacchus | Johannes der Täufer
† verschollen | (1) Andrea del Verrocchio und Leonardo da Vinci | (2) Zuschreibung umstritten
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