Mahlen

Mahlen

Eine Mühle (ahd. muli; aus lateinisch molina beziehungsweise lateinisch molere = mahlen) ist ein Gerät, eine Maschine oder eine Anlage, um stückiges Aufgabematerial zu fein- oder feinstkörnigem Endprodukt zu zerkleinern. Daher ist oft außer einem Zerkleinerungsvorgang auch eine Vorrichtung zur Größentrennung (Sieben, Sichten) vorhanden.

Daubisbergermühle im Ehrbachtal (Hunsrück).
Britz: Wassermühle in Boitzenburg
Moderne Mühle bei Ulm: Schapfenmühle
Erste mechanische Mühle von Oliver Evans.

Historisch wird der Begriff Mühle auch im weiteren Sinn für bestimmte gewerbliche Anlagen verwendet, die mit Wind- oder Wasserkraft betrieben werden (Papiermühle, Sägemühle, Steinmühle). Bei weniger hohen Anforderungen an den Feinheitsgrad des Endprodukts werden Brecher zur Zerkleinerung verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Einteilung der Mühlen

Nach der Art des Antriebs (historische Einteilung)

a) Antrieb durch Muskelkraft (Mensch/Tier)

Zwölfseitige Britzer Windmühle mit Steinmahlgängen
Thalhof-Mühle in Lambichl, Gemeinde Köttmannsdorf, Kärnten, Österreich

b) Antrieb durch Wasserkraft

Unterscheidung nach Zulaufhöhe

  • Mühle mit oberschlächtigem Wasserrad
  • Mühle mit mittelschlächtigem Wasserrad
  • Mühle mit unterschlächtigem Wasserrad
  • Flodermühle (auch Stock- oder Flottermühle)

c) Antrieb durch Windkraft

d) Antrieb durch Motorkraft

Nach den Produkten (moderne Einteilung)

Blick in eine rechnergesteuerte Getreidemühle
Moderner Walzenstuhl
Mühlsteine
Amrumer Windmühle von 1771 in Nebel

a) mahlen, zerkleinern

b) quetschen, stampfen, pressen

c) be- oder verarbeiten

  • Schälmühle (modern)
  • Drahtziehmühle (historisch)
  • Eisenmühle (historisch)
  • Flachsmühle zur Herstellung von Hanf (historisch)
  • Kugel-, Marbel-, Murmel-Mühle (historisch)
  • Lohmühle (historisch)
  • Papiermühle (historisch)
  • Sägemühle (historisch)
  • Schleifmühle (historisch)
  • Seidenzwirnmühlen oder Seidenmühle (historisch)
  • Steinmühle (historisch)
  • Waidmühle zur Herstellung von Textilfarbe (historisch)
  • Walkmühle bei der Tuchherstellung (historisch)
  • Wasserschöpfmühle zum Pumpen von Wasser (angetrieben durch Windkraft, historisch)

Nach der Art der Konstruktion (moderne Einteilung)

Besonderheiten

Geschichte der Mühle

Karlsmühle Mertesdorf

Seit dem Übergang zur produzierenden Wirtschaftsweise (Neolithikum) gehören Mahlsteine zur bäuerlichen Kultur. Der zuvor bereits bekannte Mörser wird später von handgetriebenen Drehmühlen abgelöst. In römischer Zeit sind große Mühlen etwa aus Pompeji bekannt, die mit Maultieren betrieben wurden. Die Wasserkraft wurde seit der römischen Zeit genutzt, der römische Ingenieur Vitruv plante die Mühlen, so zum Beispiel die Karlsmühle als Gesteinsmühle zum Schneiden von Marmorblöcken an der Ruwer bei Trier/Mosel. Die Karlsmühle gilt nach Örjan Wikander als älteste Mühle nördlich der Alpen. Die älteste germanische Wassermühle wurde 1993 im Paartal bei Dasing entdeckt; sie stammt aus dem Jahre 696 n. Chr. Eine weitere frühe Mühle stammt von 833 n. Chr.; sie wurde im Rotbachtal bei Erftstadt-Niederberg ausgegraben. Windkraft wurde seit dem Mittelalter eingesetzt.

Wichtige Personen

Veranstaltungen

  • Deutscher Mühlentag: Jährlich am Pfingstmontag - bundesweit (Teilnehmerverzeichnis bei der Deutschen Gesellschaft für Mühlenerhaltung und Mühlenkunde DGM).
  • Niederländischer Mühlentag: Jährlich an Pfingsten.
  • Schweizer Mühlentag: Jährlich am Samstag nach Auffahrt (Himmelfahrt). Teilnehmerverzeichnisse findet man auf den Internetseiten der Organisationen.
  • TIMS - Internationale Mühlensymposien:
    • Symposium 2007 Putten, Holland

Tourismus

Literatur

  • Johann Matthias Beyer: Schauplatz der Mühlen-Baukunst. Dresden: Waltherische Hofbuchhandlung 1803. 1. Ausgabe Leipzig 1735.
  • Otfried Wagenbreth, Helmut Düntz, Rudolf Tschiersch und Eberhard Wächtler: Mühlen. Geschichte der Getreidemühlen. Technische Denkmale in Mittel- und Ostdeutschland. Leipzig: Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie 1994.
  • J. Mager, G. Meißner, W. Orf: Die Kulturgeschichte der Mühlen, 1988, Edition Leipzig
  • Burghard Kirsch, Alois Odenthal: Fachmathematik Müllereitechnologie. Bayerischer Müllerbund e.V., München 2005, ISBN 3-9801688-6-7
  • Jürgen Gaebeler: Die Frühgeschichte der Sägemühlen als Folge der Mühlendiversifikation. Verlag Kessel, Remagen 2006, ISBN 3935638205, 346 S.
  • Hanns-Peter Mederer: Die Bruggmühle bei Opfenbach. In: Das schöne Allgäu. 6. 1993. S. 21–23.
  • Karl Schumacher: Die Mühlen im Heisterbacher Tal - Wie sie klapperten vom Mittelalter bis zur Neuzeit --- Wasserwirtschaft, Historische Entwicklung, Mühlentechnik, Legenden und Gedicht. Hrsg.: Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven e.V. Königswinter 2007.
  • Axel Feuß: Wasser-, Wind- und Industriemühlen in Hamburg = Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Hamburg, Themen-Reihe Band 9, Heide/Holst.: Boyens Medien, 2007, ISBN 978-3-8042-1234-3
  • Eugen Ernst: Mühlen im Wandel der Zeiten, Konrad Theiss Verlag GmbH, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1935-4
  • Wolfgang Czysz: Die ältesten Wassermühlen - Archäologische Entdeckung im Paartal bei Dasing. 1998 Thierhaupten

Weblinks


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