- Mardin
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Mardin Basisdaten Provinz (il): Mardin Koordinaten: 37° 19′ N, 40° 45′ O37.31666666666740.751083Koordinaten: 37° 19′ 0″ N, 40° 45′ 0″ O Höhe: 1.083 m Einwohner: 81.269[1] (2008) Telefonvorwahl: (+90) 482 Postleitzahl: 47000-47901 Kfz-Kennzeichen: 47 Struktur und Verwaltung Bürgermeister: Metin Pamukçu (AKP) Webpräsenz: Landkreis Mardin Einwohner: 130.024[1] (2008) Fläche: 969 km² Bevölkerungsdichte: 134 Einwohner je km² Mardin (arabisch ماردين, DMG Mārdīn, aramäisch ܡܪܕܝܢ Merdin; kurdisch Mêrdîn), ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Mardin in der Türkei. Die uralte Stadt liegt im Südosten des Landes, rund 20 km nördlich der Grenze zu Syrien und nicht weit von der zum Irak.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Mardin schmiegt sich an den Burghügel und schaut über auf die Ebene von Mesopotamien.
Geschichte
Die Stadt wurde von den Aramäern, Hurritern, Hethitern, Assyrern, Babyloniern, Amoritern, Persern, Römern, Arabern und Seldschuken beherrscht. In assyrischer Zeit war sie Teil von Isalla, was sich in der byzantinischen Bezeichnung Izala niederschlug.
1915–1916 wurden unterschiedslos alle arabischen, aramäischen und armenischen Christen der Stadt umgebracht.[2] [3] [4] Erstmals fand am 15. August 1915 ein öffentlicher Handel von armenischen Frauen statt.[5]
Auf aramäisch heißt die Stadt Marde bzw. Merde, im Byzantinisches Reich hieß sie Mardia, unter den Arabern Merdin. Unter der türkischen Herrschaft bekam die Stadt den heutigen Namen.
Bevölkerung, Sprachen und Religionen
Die Bevölkerung Mardins besteht vorwiegend aus Kurden, Arabern und Aramäern. Neben Moslems und aramäischen Christen lebten bis vor einigen Jahrzehnten einige tausend jesidische Kurden in der Provinz Mardin. Diese sind mittlerweile überwiegend nach Deutschland ausgewandert.
Einwohnerentwicklung
- 1915 - 50.000 Einwohner (27.000 Muslime, 20.000 Syrisch-Orthodoxe Aramäer (arabophon), 500 Syrisch-Katholische, 300 Protestantische, 100 mitglieder der Chaldäische-katholischen Kirche.
- 1990 - 53.005 Einwohner
- 1997 - 61.529 Einwohner
- 2000 - 65.072 Einwohner
Wirtschaft und Verkehr
Die Wirtschaft beruht auf Landwirtschaft und Handel, in letzter Zeit vermehrt auf kleinen handwerklichen Werkstätten und Handarbeiten.
Verkehr
Mardin hat einen Flughafen (Flughafen Mardin) und wird direkt aus Ankara angeflogen. Mittlerweile kann man Mardin auch von İstanbul und İzmir aus anfliegen.
Mardin ist per Straße über die E-93 mit Adana verbunden und ist die Verbindung zwischen der Türkei und dem Nahen Osten. Straßen führen nach Syrien und in den Irak. Mardin liegt auch an der Bahnlinie nach Syrien.
Sehenswürdigkeiten
Die Zitadelle
Die Festung von Mardin wird Adlernest genannt und spielte zu allen Zeiten eine entscheidende Rolle für die Stadt. Sie erhebt sich rund 500 Meter über die Ebene.
Medresen
- Die Kasımiye-Medrese wurde 1469 auf Anordnung von Kasım Paşa gebaut. Die Medrese enthält auch eine Moschee und eine Unterkunft.
- Die Zinciriye-Medrese wurde 1385 von Melik Necmettin Isa erbaut. Mit ihren gestreiften Kuppeln und monumentalen Haupteingang ist es eines der beeindruckendsten Gebäude Mardins.
- Die Sıtti-Radaviye-Medrese wurde 1177 in Auftrag gegeben. In der Moschee, die zur Medrese gehört, gibt es einen Fußabdruck des Propheten Mohammed.
Moscheen
- Die Große Moschee (Ulu Cami) ist die älteste Moschee in Mardin. Das Minarett ist inschriftlich 1176 datiert, die Moschee dürfte daher in den 1160/1170er Jahren vom Ortoqiden Kudbeddin Ilgazi erbaut worden sein. Laut einer anonymen syrischen Chronik von 1234 steht diese Moschee möglicherweise an der Stelle der 1170 von Muslimen eingenommenen Kirche der Vierzig Märtyrer.[6]
- Die Abdullatif-Moschee wurde während der Herrschaft der Ortoqiden 1314 durch Abdullatif Bin Abdullah erbaut. Sie enthält schöne Beispiele für damalige Holzarbeiten.
- Die Reyhaniye-Moschee wurde 1756 von Ahmet Paschas Tochter Adile Hanım wieder aufgebaut. Die Minaretts sind achteckig.
Kloster
Das Kloster Zafaran liegt etwa drei Kilometer außerhalb der Stadt. Es wurde 493 n. Chr. gegründet. Es ist eines der religiösen Zentren des Tur Abdin, das für Jahrhunderte auch Sitz des Patriarchen bzw. Gegenpatriarchen der Syrisch-Orthodoxen Kirche war, die im Kloster begraben sind. Das Patriarchat wurde 1933 aufgrund der Christenverfolgungen in der Türkei ins syrische Homs (und 1959 von dort nach Damaskus) verlegt.
Mardin ist Tituarerzbistum der Armenisch-Katholischen Kirche, sowie Titularbistum der Chaldäisch-Katholischen Kirche und Titularbistum der Syrisch-katholischen Kirche.
Bildung
Seit Mai 2007 hat die Provinz Mardin mit der Mardin Artuklu Üniversitesi eine Universität. Benannt ist die Universität nach der türkischen Dynastie der Ortoqiden (tr: Artuklu). Erstmals in der Geschichte des Landes wurden am Institut für lebende Sprachen Lehrstühle für Kurdische und Süryanische Sprache und Literatur eingerichtet. Außerdem sollen noch Lehrstühle für Arabisch und Persisch eingerichtet werden.[7]
Bekannte Persönlichkeiten
- Halil Altindere, Multimediakünstler und Publizist
- Ekrem Dağ, österreichischer Fußballspieler
- Yousuf Karsh, kanadischer Fotograf armenischer Herkunft
- Ignatius Maloyan, armenisch-katholischer Erzbischof
- Elias Mellus, chaldäisch-katholischer Erzbischof
- Murathan Mungan, Schriftsteller
Städtepartnerschaft
Einzelnachweise
- ↑ a b Türkisches Institut für Statistik, abgerufen 23. November 2009
- ↑ Jacques Rhétoré: Les chrétiens aux bêtes. Souvenirs de la guerre sainte proclamée par les Turcs contre les chrétiens en 1915, Les éditions du cerf, Paris 2005 ISBN 2-204-07243-5, Seite 13 ff.
- ↑ Yves Ternon: Mardin 1915. Mardin dans le génocide arménien. in: Revue d'Histoire Arménienne Contemporaine, Tome IV - 2002
- ↑ Hyacinth Simon : Tod im Namen Allahs. Die Ausrottung der christlichen Armenier. Augenzeugenberichte, MM Verlag, Aachen 2005 ISBN 3-928272-70-5
- ↑ Raymond Kévorkian: Le Génocide des Arméniens, Odile Jacob, Paris 2006 ISBN 2-7381-1830-5, Seite 459
- ↑ Tom Sinclair: Early Artuqid Mosque Architecture. In: Julian Raby (Hrsg.): The Art of Syria and the Jazīra, 1100–1250. Oxford University Press, Oxford 1985, S. 59
- ↑ Offizielle Seite des Institutes für lebende Sprachen
Weblinks
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