- Max Jüttner
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Max Paul Wilhelm Werner Jüttner (* 11. Januar 1888 in Saalfeld/Saale; † 14. August 1963 in München) war SA-Obergruppenführer, Leiter des Führungshauptamts der Obersten SA-Führung (OSAF), stellvertretender Stabschef der SA sowie Mitglied des Reichstages.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Jüttner, älterer Bruder von Hans Jüttner,[1] schloss das Realgymnasium in Saalfeld mit dem Abitur 1906 ab. Anschließend war er beim 2. Thüringischen Feldartillerieregiment 55 in Naumburg Berufssoldat und wurde dort 1907 zum Leutnant befördert. Vom 1. August 1914 bis Kriegsende nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Jüttner, der während des Krieges mehrmals verwundet wurde, war zuletzt Generalstabsoffizier bei der 119. Infanteriedivision.[2] Von 1919 bis 1920 studierte Jüttner Rechtswissenschaften. Er war 1919 Führer eines Freikorps unter Generalmajor Georg Ludwig Rudolf Maercker im Regierungsbezirk Merseburg. Wegen seiner Zugehörigkeit zum Freikorps soll seine Aufnahme in die Reichswehr abgelehnt worden sein;[3] anderen Angaben[4] zufolge führte er 1920 einen Zeitfreiwilligenverband, ehe er im gleichen Jahr aus dem Heeresdienst ausschied. Im Zivilleben arbeitete Jüttner ab August 1920 im mitteldeutschen Bergbau als Bergmann. Später wurde er Abteilungsleiter beim Deutschen Braunkohlen-Industrie-Verein in Halle/Saale bis November 1933.[1]
Dem Stahlhelm trat Jüttner am 14. August 1919 bei; am 30. Januar 1923 wurde er Führer des Stahlhelms im Gau Halle/Saale. 1920 wurde er Mitglied der DNVP; wechselte jedoch im Januar 1923 zur NSDAP. Um 1924, in der Zeit des Verbots der NSDAP infolge des Hitler-Putsches, kehrte er zur DNVP zurück, für die er von 1926 bis 1929 dem Provinziallandtag der Provinz Sachsen angehörte.[2]
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde Jüttner im April 1933 Landesführer des Stahlhelm für Mitteldeutschland. Im Juli 1933[5] trat er erneut in die NSDAP ein. Jüttners Eintrittsdatum wurde auf den 1. Mai rückdatiert, den Tag, an dem die Mitglieder-Aufnahmesperre der NSDAP in Kraft getreten war. Ab November 1933 war Jüttner Mitglied des in der Zeit des Nationalsozialismus bedeutungslosen Reichstages für den Wahlkreis 11 (Merseburg).
Ebenfalls im November 1933 wechselte Jüttner vom Stahlhelm in die Sturmabteilung (SA), in der er den Rang eines SA-Brigadeführers erhielt. Vorübergehend war er mit der Wahrnehmung der Geschäfte eines „Wehrstahlhelmführers“ beauftragt, ehe er im Dezember 1933 als hauptamtlicher SA-Führer in die Oberste SA-Führung (OSAF) wechselte und dort die Leitung der Abteilung „Ausbildung und Organisation“ übernahm.[1] Zu seinen Leitungsaufgaben gehörte auch die Organisation der SA-Aufmärsche auf den Reichsparteitagen. Kurz nach dem sogenannten Röhm-Putsch, bei dem ein Teil der SA-Führung ermordet wurde, wurde Jüttner im Juli 1934 zum Chef des Führungsamtes befördert.[6] Im November 1937 zum SA-Obergruppenführer befördert, war Jüttner 1938 während der Sudetenkrise Verbindungsmann zum Sudetendeutschen Freikorps. Zudem bekleidete er ab 1939 die Position des stellvertretenden Stabschefs der SA. Nach dem Tod von Viktor Lutze übernahm er Anfang Mai 1943 kommissarisch dessen Amt als Stabschefs der SA, bis er Anfang August 1943 in dieser Funktion von Wilhelm Schepmann abgelöst wurde.[3]
In der Endphase des Zweiten Weltkrieges war Jüttner ab November 1944 in führender Funktion beim Aufbau des Volkssturms tätig. Im April 1945 übernahm er die Leitung einer Kampfgruppe des Volkssturms in München.[1]
Nach der Befreiung wurde Jüttner in Internierungshaft genommen. Zwischen dem 13. und 16. August 1946 sagte er als Zeuge für die beschuldigte SA beim Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher aus.[7] Später arbeitete Jüttner wieder als Angestellter im Bergbau; 1957 war er als Handelsvertreter tätig und wohnte in München-Solln. Im Mai 1957 wurde Jüttner im Prozess gegen Sepp Dietrich, der an den Morden während des „Röhm-Putsches“ beteiligt war, ebenfalls als Zeuge gehört. Jüttners Angaben zufolge hatte sich Ernst Röhm oft über führende Nationalsozialisten abfällig geäußert und die Ausschaltung der „minderwertigen Umgebung Hitlers“ angestrebt. Zudem berichtete er über Unterredungen Röhms mit ausländischen Militärattachés, in denen Röhm seine Pläne zum Aufbau einer Miliz dargelegt habe.[3]
Literatur
- Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main, 1998, ISBN 3-10-091052-4.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN 978-3-596-16048-8. (Aktualisierte 2. Auflage)
- Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA. C.H. Beck, München 1989, ISBN 3-406-33624-8.
- Joachim Lilla (Bearbeiter): Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933-1945. Droste Verlag, Düsseldorf 2004. ISBN 3-7700-5254-4.
- Klaus D. Patzwall: Das Goldene Parteiabzeichen und seine Verleihungen ehrenhalber 1934–1944. Patzwall, Norderstedt 2004, ISBN 3-931533-50-6.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Vgl. Hermann Weiß (Hrsg.): Biographisches Lexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main, 1998, S. 249.
- ↑ a b Max Jüttner in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
- ↑ a b c Munzinger-Archiv – Max Jüttner
- ↑ Lilla, Statisten, S. 285.
- ↑ Eintrittsdatum bei Lilla, Statisten, S. 285. Nach den Angaben bei Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich, Frankfurt am Main 2007, S. 291, 1934 der NSDAP beigetreten.
- ↑ Lilla, Statisten, S. 286.
- ↑ Protokoll der Sitzung vom 13. August 1946 bei Zeno.org.
Kategorien:- Person (Bergbau)
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