Hünenbett ohne Kammer

Hünenbett ohne Kammer
Polnisches Hünenbett ohne Kammer

Das Hünenbett ohne Kammer, auch kammerloses Hünenbett genannt, in Großbritannien (Nichtmegalithische Langhügel und Steinkammerlose Long Cairns), findet sich in einem Streifen von der Bretagne über die Britischen Inseln bis an die Weichsel. Wobei kammerlos bedeutet, dass keine lithische Kammer vorhanden war.

Seit den 1980er Jahren sind die Einhegung vom Typ Passy der Cerny-Kultur[1][2] im französischen Département Essonne im Pariser Becken bekannt. Es handelt sich jedoch nicht um Megalithanlagen.

Inhaltsverzeichnis

Hünenbetten ohne Kammer der Trichterbecherkultur

Im Gebiet der Trichterbecherkultur (TBK) erfolgte die Einordnung der kammerlosen Anlagen in die Megalithkategorie, da ihre hauptsächlich an den Unterläufen von Elbe, Oder und Weichsel gelegenen, zumeist recht flachen Hügel vielfach eine Einfassung aus etwa einem Meter hohen Megalithen besitzen. Aufgrund ihrer geringen Dimensionen waren sie zum Kammerbau ungeeignet, weshalb ihnen die aus großen Blöcken erstellte Kammer fehlt. Die Einfassungen (siehe Nordische Megalitharchitektur) sind trapezförmig oder rechteckig. Östlich der Oder sind sie zumeist dreieckig, mit (Hügel 9 von Sarnowo, Polen) oder ohne zonentrennende megalithische Querreihen. Die Anlage von Kritzow (Landkreis Ludwigslust-Parchim), hat übermannshohe Wächtersteine. Außer den von Ewald Schuldt in Mecklenburg-Vorpommern untersuchten Anlagen in Gnewitz, Rothenmoor und Großsteingrab von Stralendorf sind in der Region 11 und im Sachsenwald fünf weitere vorhanden. Eine Gruppe von drei Anlagen wurde erst 1969 im „Alt Plestliner Holz“, Landkreis Vorpommern-Greifswald entdeckt. Eine dieser Einfassungen ist 80 Meter lang. Fünf Hünenbetten ohne Kammern wurde im 19. Jahrhundert von J. Ritter im Kreise Hagenow untersucht.

Alle Anlagen zeichnen sich durch abgegrenzte Steinanhäufungen (Pflaster) aus, die unter dem Erdhügel mit Rollsteinpackungen überdeckt sind. In der Anlage von Stralendorf (Landkreis Ludwigslust-Parchim) waren sechs derartige Pflaster, quer und längs liegend, in der 125 Meter langen trapezoiden Einfassung untergebracht. Solche Pflaster kommen mitunter außerhalb der Einfassungen vor oder werden in oder neben Hünenbetten gefunden, in denen Kammern anzutreffen sind, z.B. in zweien der vier Hünenbetten von Grundoldendorf. Das Hünenbett „Alter Hau 1“ im Sachsenwald weist eine Länge von 154 Meter auf und gehört zu den längsten Anlagen der nordischen Megalitharchitektur.

Das Langbett von Tinnum auf Sylt ist ein Hünenbett, das weder eine Kammer noch eine megalithische Einfassung besitzt, allerdings eine aus kopfgroßen Steinen. Es repräsentiert insofern offenbar einen Übergangstyp. Bezieht man Anlagen ohne steinerne Hügeleinfassung, deren Hügel vielleicht eine relativ spurenlos vergangene Fassung aus Holzpfählen hatten, in die Betrachtungen mit ein, dann erweitert sich der Kreis der kammerlosen Anlagen z. B. um die Anlagen von Tinnum, Barkjær (in Djursland) und Bygholm Nørremark (auf Nordseeland).

Britische Inseln

Hügelanlagen mit einer Einfassung aus Holzpfählen sind in jedem Fall die etwa 200 britischen (earthen) Longbarrows. Sie sind in Wiltshire und Yorkshire besonders häufig. Drei Anlagen liegen in Schottland, eine auf der Isle of Man. Die Hügel wurden über Holzkammern errichtet. Im Osten Schottlands kommen als eine weitere kammer- und megalithlose Variante die „chamberless Cains“, die etwa 50 Steinhügel ohne Kammern hinzu, die in England (12) nur in Cumbria und Northumberland vertreten sind.

Frankreich

Die Erdhügel oder Tumuli in der Bretagne sind prämegalithisch, wie die „tertres allongés“ in der Bretagne, in den Landes und im Morbihan. Es sind niedrige, plattengefasste Aufhügelungen von 15 bis 35 Meter Breite und Längen zwischen 40 bis 100 Meter. Sie sind rechteckig oder oval und enthalten Trockenmauereinbauten für Leichenbrand und Beigaben. Frühmegalithisch entstehen überdimensionale Erdhügel, wie der Tumulus von Carnac, die kistenartige Einbauten aufweisen. Ein neu entdeckter Hügel dieser Art liegt in La Trinité-sur-Mer.

Britische, französische und nordische Anlagen haben untereinander keinerlei kulturelle Verbindung.

Literatur

  • Frances Lynch: Megalithic tombs and Long Barrows in Britain. Shire, Princes Risborough 1997, ISBN 0-7478-0341-2 (Shire archaeology 73).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Claude Constantin, Daniel Mordant, Daniel Simonin (eds.) 1997. La Culture de Cerny. Nouvelle economie, nouvelle societe au Neolithique. Actes de Colloque International de Nemours, 9-11 Mai 1994. Memoires du Musee de Prehistoire d'Ile-de-France 6, Nemours: Association pour la Promotion de Recherche, Archeologique en Ile-de-France; 2-90616013-X
  2. http://www.archaeology.org/online/features/neolithic/index.html Zitat: “A salvage excavation determined that these lines were in fact man-made ditches dating to the Neolithic, some more than 600 feet long and terminating in circular areas”

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