- Menschen für Menschen
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Menschen für Menschen ist eine von Karlheinz Böhm gegründete und ehrenamtlich geleitete Stiftung, die in zehn Regionen Äthiopiens langfristig angelegte Hilfsprojekte (Hilfe zur Selbsthilfe) betreibt. Ihren Hauptsitz hat die Stiftung in München.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Angesichts der Hungersnot in der Sahelzone wettete Karlheinz Böhm am 16. Mai 1981 in der Fernsehshow Wetten, dass..? mit dem Publikum,[1][2]
„… dass nicht einmal ein Drittel der Zuschauer, die uns jetzt in Österreich, der Schweiz und der Bundesrepublik Deutschland zusehen, bereit ist, nur eine Mark für die hungernden Menschen in der Sahelzone zu spenden. Und diese Wette möchte ich gern verlieren.“
Später schrieb er rückblickend: „Viele Zuschauer schenkten mir bedingungslos ihr Vertrauen und überwiesen sagenhafte 1,7 Millionen Mark (1,2 Millionen Franken).“[3]
Böhm bot daraufhin den Ländern Tschad, Sudan und Äthiopien seine Hilfe an.[4] Von diesen reagierte Äthiopien als erstes auf dieses Hilfsangebot. Im Oktober 1981 flog Böhm erstmals nach Äthiopien und gründete am 13. November 1981 den Verein Stiftung Menschen für Menschen e.V. in München, 1983 den Verein Menschen für Menschen in Österreich, 1989 die Stiftung Menschen für Menschen in der Schweiz, 1994 den Verein ohne Erwerbszweck Menschen für Menschen in Belgien und 1995 den Deutschen Förderverein der Stiftung Menschen für Menschen e.V. Im Jahr 2004 wurde die Äthiopienhilfe in eine Stiftung des bürgerlichen Rechts mit dem Namen Stiftung Menschen für Menschen – Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe umgewandelt.
Das erste Hilfsprojekt widmete sich 1982 der Ansiedlung von etwa 1.500 Halbnomaden des Stammes der Hauiwa in Babile, Ost-Äthiopien. Gemeinsam mit diesen Menschen wurden im Erer-Tal vier neue Dörfer erbaut.[5]
Im Dezember 1984 erklärte sich Böhm bereit, für die Verteilung der in Deutschland eingegangenen Spenden für Bob Geldofs Band Aid-Projekt zu sorgen.
1999 wurde seine engste Beraterin und Ehefrau, die Agrarexpertin Almaz Böhm, einstimmig zur stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. Seit 2008 ist sie als geschäftsführender Vorstand tätig und seit dem 12. November 2011 ist sie Vorsitzende der Stiftung.[6]
2006 gingen anlässlich des 25. Jahrestages und in Anlehnung an die Entstehungsgeschichte von Menschen für Menschen 21 Städte, vertreten durch ihre Oberbürgermeister, mit Karlheinz Böhm folgende Wette ein: „Ich wette, dass mindestens jeder dritte Einwohner meiner Stadt zwischen dem 1. April und 11. Mai 2006 für Karlheinz Böhms Äthiopienhilfe Menschen für Menschen einen Euro spendet.“ Die Städte Passau, Pfaffenhofen, Friedrichshafen, Koblenz, Mannheim, Darmstadt, Offenburg, Weimar, Neuburg, Wolfsburg, Heidelberg, Radolfzell, Karlsruhe, Augsburg, Mainz, Nürnberg, München, Bremen und Wiesbaden haben die Wette gewonnen. Von dem Erlös aus 2.072.780 Euro konnten zehn Schulen in Äthiopien gebaut werden.[7]
Insgesamt über 7,4 Millionen Euro spendeten die Fernsehzuschauer bei der TV-Gala Alles Gute Karlheinz Böhm - Ein Leben für Afrika (ZDF, 2008)[8]. Das Geld fließt direkt in die bestehenden Hilfsprojekte und in das neue Bildungsprogramm ABC-2015.
Germany's next Topmodel Sara Nuru und die Band Killerpilze engagieren sich als Jugendbotschafter für die Kampagne Generation ABC-2015.[9]
Projektschwerpunkte / Bilanz
Menschen für Menschen hat in 30 Jahren aus den vier Geberländern Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien rund 415 Millionen Euro erhalten[10], u.a. für:
Wasser
- 1.504 Wasserstellen
- 50 Bewässerungsanlagen
- 65 Wasserreservoire
Bildung
- 242 Schulen
- 4 Trainingszentren
- 3 Berufsbildungszentren
- 1 Agro-Technisches Berufscollege
- 4 Wohnheime für Schülerinnen und Schüler
- Alphabetisierungsprogramme für 195.425 Menschen
Infrastruktur
- 10 Brücken
- 2.442 km Straßen- und Zufahrtswege (davon 26 km Allwetterstaßen)
Agrarökologie
- Produktion und Verteilung von 101 Millionen Baumsetzlingen zur Aufforstung
- Landwirtschaftstrainings für 69.612 Teilnehmer
- Insgesamt 38.797 km Terrassen, Stein- und Erdwälle zum Schutz vor Bodenerosion
- Wiederaufforstung von 2.694 Hektar großen Landflächen
- Anpflanzung von Vetivergras zur Bodenkonservierung auf 3.038 km²
Gesundheit
Frauen
- 14.263 Kleinkreditnehmerinnen
- Weiterbildungsmaßnahmen für 35.333 Teilnehmerinnen
- 3 Wohnheime für Schülerinnen
- Fast vollständige Abschaffung der Frühverheiratung und der weiblichen Genitalverstümmelung in allen Projektregionen
Soziales
- 2 Kinder- und Jugendheime
- 9 Kindergärten
- 8 Ausbildungszentren
„ABC-2015“
Ziele bis 2015:
- Drastische Erhöhung der Alphabetisierungsrate
- Lese- und Schreibprogramme für Erwachsene
- Bau von Grund- und Hauptschulen sowie Gymnasien und Einrichtung von Bibliotheken
(Projektstand: September 2010)[11]
Ehrungen (Auswahl)
Die Bundesrepublik Deutschland zeichnete Karlheinz Böhm 2001 mit dem Bundesverdienstkreuz (Großkreuz mit Stern) aus. Michail Gorbatschow überreichte ihm 2002 den World Social Award. Die äthiopischen Universitäten in Jimma und Alemaya verliehen ihm 2003 zwei Ehrendoktorwürden. Der äthiopische Premierminister Meles Zenawi würdigte den Einsatz von Böhm im Oktober 2003 mit der Verleihung der ersten Ehrenstaatsbürgerschaft seines Landes. Für seine Verdienste auf den Gebieten „Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern“ wurde ihm 2007 der Balzan-Friedenspreis zuerkannt.[12] Für das Engagement von Menschen für Menschen bei der Versorgung Äthiopiens mit Trinkwasser wurde Böhm mit dem Internationalen Hundertwasserpreis 2008 geehrt. Zudem erhielt er 2008 die Berlinale Kamera sowie den Bayerischen Verdienstorden. 2009 wurde Böhm für sein soziales Engagement mit dem UNESCO-Ehrenpreis geehrt[13].
Literatur
- Swantje Strieder, Jürgen Strauss: Karlheinz Böhm – Was Menschen für Menschen geschaffen haben. 20 Jahre für Äthiopien. Hugendubel, Kreuzlingen/München 2001, ISBN 3-7205-2261-X.
- Beate Wedekind: Nagaya heisst Frieden: Karlheinz Böhm und seine Äthiopienhilfe. 2. Aufl., Rütten & Loening, Berlin 2006, ISBN 978-3-352-00659-3.
- Frauke Wolter: Karlheinz Böhm. Wie ein Star zum Helfer wurde. Herder, Freiburg 1997, ISBN 978-3451045219.
- Karlheinz Böhm: Mein Leben. Suchen – Werden – Finden. Heyne, 2008, ISBN 978-389910383-0.
Weblinks
- Webseite der Stiftung
- Peter-Philipp Schmitt: Almaz und Karlheinz Böhm im Gespräch „Die Habgier in den Industrienationen macht mich zornig“ In: FAZ vom 12. November 2011
Einzelnachweise
- ↑ 1981: ZEIT online - Wetten, daß….
- ↑ 2008: Süddeutsche Zeitung - Die Rolle seines Lebens
- ↑ Menschen für Menschen - Die Zukunft hat begonnen - Eine Bilanz aus 25 Jahren Hilfe zur Selbstentwicklung
- ↑ 2006: Deutschlandfunk - Frauenrechte stärken im Kampf gegen Armut Interview mit Karlheinz Böhm
- ↑ 1982: ZEIT online - Und sie bauen einen Brunnen
- ↑ Märkische Allgemeine, 14.11.2011, S. 12
- ↑ 2006: Der Tagesspiegel - Die Früchte des Ruhms
- ↑ Menschen für Menschen - Große ZDF-Spendengala. Abgerufen am 9. Oktober 2010
- ↑ 2009: „Los geht's - Generation ABC-2015 ist gestartet“
- ↑ Peter-Philipp Schmitt: Almaz und Karlheinz Böhm im Gespräch: „Die Habgier in den Industrienationen macht mich zornig“. FAZ.NET, 11. November 2011, abgerufen am 13. November 2011.
- ↑ Menschen für Menschen - Projekte. Abgerufen am 30. September 2010.
- ↑ 2007: Balzan Preis 2007 für Humanität, Frieden und Brüderlichkeit unter den Völkern
- ↑ UNESCO Charity-Gala 2009 - Glanzvoller Abend im Zeichen der guten Sache. Stiftung UNESCO, 19. November 2009, abgerufen am 29. März 2010.
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