Michael Schmidt-Salomon

Michael Schmidt-Salomon
Michael Schmidt-Salomon, August 2009

Michael Schmidt-Salomon (* 14. September 1967 in Trier) ist ein deutscher Philosoph, Autor und atheistischer Aktivist.

Schmidt-Salomon ist Vorstandssprecher der von Herbert Steffen gegründeten Giordano Bruno Stiftung und verfasste in deren Auftrag das Manifest des evolutionären Humanismus. Plädoyer für eine zeitgemäße Leitkultur. Darin formulierte er 10 Angebote des evolutionären Humanismus als Gegenposition zu den Zehn Geboten.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schmidt-Salomon wuchs in einem liberal-katholischen Elternhaus in Trier auf. Er studierte Erziehungswissenschaften an der Universität Trier, erwarb dort 1992 sein Diplom in Pädagogik und promovierte im selben Fach 1997 zum Dr. phil. mit dem Thema Erkenntnis aus Engagement. Grundlegungen zu einer Theorie der Neomoderne. Von 1992 bis 2001 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter an der Universität Trier tätig. Schwerpunkte seiner Arbeit sind Wissenschaftstheorie, Anthropologie, Ästhetik, Gesellschaftstheorie, Zukunftsforschung, Religions- und Ideologiekritik sowie praktische Ethik. Seit 2002 arbeitet er als Dozent, u.a. am Institut D'Etudes Educatives et Sociales (IEES) in Luxemburg.

Tätigkeiten

Religionskritischer Einsatz

Von 2004 bis 2006 war Schmidt-Salomon geschäftsführendes Vorstandsmitglied, seit 2006 ist er Vorstandssprecher der Giordano Bruno Stiftung. 2007 leitete er die Kampagne „Wir haben abgeschworen!“ des Zentralrats der Ex-Muslime. Er sieht sich als Mitglied der Brights-Bewegung.[1]

In religionskritischen Kreisen wurde Schmidt-Salomon bekannt durch seine öffentlichkeitswirksamen Aktionen: 1994 wurde die Aufführung seines Musicals Das Maria-Syndrom, das als Hommage an den US-amerikanischen Komponisten Frank Zappa gedacht war, unter Bezugnahme auf den sogenannten „Gotteslästerungsparagraphen“ 166 StGB verboten. Im Jahr 2005 war Michael Schmidt-Salomon einer der Organisatoren und Sprecher der Gegenveranstaltung zum katholischen Weltjugendtag in Köln, Religionsfreie Zone: Heidenspaß statt Höllenqual!.[2]

Schmidt-Salomon setzt sich gegen den Religionsunterricht an staatlichen Schulen ein. Nachdem 2009 bei einem Volksentscheid die Bürger Berlins gegen Religion als Wahlpflichtfach gestimmt hatten, forderte Schmidt-Salomon, das Berliner Modell auf andere Bundesländer zu übertragen. „Bei dem Volksentscheid hat sich die Vernunft durchgesetzt. […] Die Berliner haben sich für ein zeitgemäßes Modell entschieden,“ so Schmidt-Salomon.[3]

Herausgeberschaft

Schmidt-Salomon war von 1999 bis 2007 verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift MIZ, Materialien und Informationen zur Zeit, politisches Magazin für Konfessionslose und AtheistInnen. Das Magazin erscheint vierteljährlich im Aschaffenburger Alibri-Verlag, der auch die Schriften Schmidt-Salomons veröffentlicht. Seit 2006 schreibt er für den Humanistischen Pressedienst.

Kinder- und Jugendbücher

Im Herbst 2007 erschien sein – von Helge Nyncke illustriertes – religionskritisches Kinderbuch Wo bitte geht’s zu Gott? fragte das kleine Ferkel. Im Dezember 2007 beantragte das Bundesfamilienministerium, dieses Buch auf die Liste der jugendgefährdenden Schriften zu setzen, da es „geeignet sei, Kinder und Jugendliche sozial-ethisch zu desorientieren“. Auch werde dort der jüdische Glaube verächtlich gemacht, womit antisemitische Tendenzen vorlägen.[4][5] Am 6. März 2008 lehnte die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien den Antrag ab.[6]

Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller bezeichnete Schmidt-Salomon wegen des Buches in einer Predigt am 25. Mai 2008 als „geistigen Amokläufer, der Gläubige als Schweine einstuft und Kindsmord befürwortet“. Nachdem das Bistum aufgefordert worden war, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen, wurde die im Netz verfügbare Predigt gegen eine entschärfte Fassung ausgetauscht. Darüber hinaus beruft sich das Bistum aber auf die Meinungsfreiheit des Predigenden. Daraufhin reichte Schmidt-Salomon Klage gegen den Bischof ein, um sich gegen die aus seiner Sicht beleidigenden und wahrheitswidrigen Unterstellungen zu wehren.[7][8] Die Klage wurde in erster Instanz aus formellen Gründen abgewiesen. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof stellte im Berufungsverfahren hingegen fest, dass die Behauptungen des Bischofs im Widerspruch zu Schmidt-Salomons Veröffentlichungen standen und geeignet waren, dessen Ansehen in der Öffentlichkeit zu schaden. Der Bischof hätte eine „Pflicht zur Sorgfalt, Sachlichkeit und Wahrhaftigkeit“, die er nicht erfüllt habe. Das Gericht verurteilte die Diözese Regensburg, die Schmidt-Salomon entstandenen vorgerichtlichen Rechtsanwaltskosten zu erstatten. Schmidt-Salomon sieht das Urteil als wegweisend an. „Das Gericht hat deutlich gemacht, dass die Kirche kein rechtsfreier Raum ist. Auch Bischöfe sind zu Sorgfalt und Wahrhaftigkeit verpflichtet, wenn sie über Andersdenkende herziehen.“ Vielleicht würden Müller und andere Bischöfe es auch irgendwann einsehen, „dass es ratsam ist, ein Buch erst einmal zu lesen, bevor sie es in ihrer Sonntagspredigt verdammen.“[9][10]

Sein Buch Die Geschichte vom frechen Hund richtet sich an Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren und versucht zu vermitteln, dass es klug sei, sich anderen gegenüber sozial zu verhalten, und dass es wichtig sei, Freunde zu haben. Da das Buch ohne die Vorstellung von Schuld oder schlechtem Gewissen auskommt, sei es besonders für säkular eingestellte Eltern geeignet, die ihre Kindern ohne diese religiös geprägten Begriffe erziehen möchten.[11]

Zum 200. Geburtstag Charles Darwins erschien 2009 das Buch Susi Neunmalklug erklärt die Evolution. Es sei als „witzige, neunmalkluge Einführung in die Evolutionstheorie“ für Kinder gedacht und richte sich an eine junge Leserschaft.[12]

Sonstiges

Schmidt-Salomon ist offizieller Unterstützer der Demonstration Freiheit statt Angst aus dem Jahr 2008[13].

Auszeichnungen

Die Tätigkeiten Schmidt-Salomons wurden mehrfach ausgezeichnet; 1998 erhielt er den Ethik-Preis des Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatts, 2001 erhielt er gemeinsam mit Elke Held den Multimediapreis des Landes Rheinland-Pfalz für das Projekt Porta-L einer damals von beiden betriebenen PR- und Marketing-Agentur, 2004 den mit 2000 Euro dotierten Ernst-Topitsch-Preis der Kellmann-Stiftung Humanismus und Aufklärung für seine „besonderen Leistungen auf dem Gebiet der Religions- und Ideologiekritik“.

Bücher

Sekundärliteratur

Weblinks

 Commons: Michael Schmidt-Salomon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Tagesspiegel, Gut ohne Gott, von Bas Kast, zuletzt abgerufen am 7. November 2009
  2. Stern (Zeitschrift): Weltjugendtag – Die Ketzer von Köln 20. August 2005
  3. Sönke Wiese: Schulfach Religion auf der Kippe. In: Stern. 27. April 2009, abgerufen am 25. April 2011.
  4. Antrag des Familienministeriums an die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien vom 21. Dezember 2007
  5. Religionskritisches Kinderbuch soll Jugend gefährden Die Presse vom 29. Januar 2007; [1]
  6. hpd-Pressedienst: Indizierungsantrag abgelehnt
  7. Predigt gegen Ferkelbuch bald vor Gericht? In: regensburg-digital.de. 23. Juli 2008, abgerufen am 26. April 2011.
  8. Wo Gott geleugnet wird, fällt Menschenwürde. In: kath.net. 28. Mai 2008, abgerufen am 26. April 2011.
  9. Predigt muss korrekt zitieren. In: www.sueddeutsche.de. 4. März 2011, abgerufen am 5. März 2011.
  10. Fiona Lorenz: Auch Bischöfe müssen bei der Wahrheit bleiben. In: hpd.de. 4. März 2011, abgerufen am 5. März 2011.
  11. Salomons Homepage: Frecher Hund. Abgerufen am 6. März 2011.
  12. Das Buch. In: www.susi-neunmalklug.de. Abgerufen am 6. März 2011.
  13. Demonstration Freiheit statt Angst Unterstützerliste
  14. Katalog. Spinoza und der „wissenschaftliche Atheismus“ des 21. Jahrhunderts. In: „VDG Kromsdorf/Weimar online“. VDG Weimar, 2011, abgerufen am 17. April 2011: „Diese Arbeit unternimmt einen kritischen Vergleich der frühaufklärerischen Religionskritik Baruch de Spinozas (1632-77) mit dem gegenwärtigen „neuen Atheismus“, der von den sogenannten „Brights“ (R. Dawkins u. a.) gegen die Offenbarungsreligionen ins Feld geführt wird. [...] Es kann deutlich gemacht werden, dass Spinoza in einem umfassenden und keineswegs bloß entfernten Sinne als Vordenker der bright'schen Religionskritik gelten darf. Zudem drängt sich die Wahrnehmung auf, dass die „neuen Atheisten“ – trotz ihres Ausgangs bei gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Theorien – keine in einem eigentlichen Sinne neue Religionskritik formulieren, sondern lediglich jene Topoi der aufklärerischen Orthodoxie-Kritik des 17. und 18. Jahrhunderts sowie deren ethische und politisch-philosophische Implikationen variieren – ohne diese jedoch inhaltlich zu erweitern.“

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