Michael Schnabrich

Michael Schnabrich
Michael Schnabrich

Michael Schnabrich (* 6. August 1880 in Stadtsteinach; † 9. Oktober 1939 in Oranienburg) war ein deutscher Politiker (SPD) und Reichstagsabgeordneter in der Weimarer Republik. Er starb während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Konzentrationslager von Sachsenhausen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Schnabrich wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, sein Vater war Waldarbeiter. Nach seiner Schulzeit in Stadtsteinach absolvierte er von 1894 bis 1897 in Kulmbach eine Lehre als Schuhmacher. Seine Wanderjahre verbrachte Schnabrich in der Schweiz, Frankreich, Belgien und Deutschland. 1899 trat er in Weißenfels in die SPD und in den Zentralverband der Schuhmacher ein. In Weißenfels heiratete er auch seine Frau Emma, geborene Dabelow. Das Ehepaar hatte zwei Söhne und eine Tochter.

Bis 1906 arbeitete Schnabrich als Schuhmacher, unterbrochen vom zweijährigen Wehrdienst von 1902 bis 1904. 1906 wurde er hauptamtlicher Sekretär der Schuhmachergewerkschaft in Wermelskirchen. 1909 wechselte er als Mitarbeiter des Schuhmacherverbandes nach Frankfurt am Main. 1911 bot ihm der SPD-Ortsverein Hersfeld die Kandidatur für den Reichstagswahlkreis Hersfeld-Hünfeld-Rotenburg an. Er erzielte einen angesichts der ländlichen Struktur des Wahlkreises beachtlichen Erfolg, der Inhaber des Mandats, der Antisemit Ludwig Werner, konnte den Wahlkreis erst im zweiten Wahldurchgang verteidigen. Schnabrich blieb nach der Wahlniederlage in der Parteiarbeit, von 1913 bis 1919 war er Parteisekretär in Hanau. Unterbrochen wurde dies von seinem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg, aus dem er zwar mit dem Eisernen Kreuz zweiter Klasse, aber auch mit einer Gasverletzung als Kriegsbeschädigter zurückkehrte.

1919 kam Schnabrich, jetzt als Sekretär des ADGB nach Hersfeld zurück. Bald engagierte er sich auch kommunalpolitisch, von 1921 bis 1924 und von 1925 bis 1926 war er Stadtverordneter, anschließend Kreistagsabgeordneter im Landkreis Hersfeld. Bei der Reichstagswahl im Mai 1924 erzielte er ein Mandat im Wahlkreis 19, Hessen-Nassau. Mitglied des Reichstags blieb er bis 1933.

Aufsehen erregte Schnabrich in Hersfeld, als er 1919 zusammen mit dem Fabrikanten Fritz Rechberg einen Bauverein zur Selbsthilfe angesichts der nach dem Krieg grassierenden Wohnungsnot aus der Taufe hob. Eine derartige Zusammenarbeit zwischen „Kapital“ und „Arbeit“ war zur damaligen Zeit – die Sozialistengesetze des Kaiserreichs lagen erst wenige Jahre zurück – ungewöhnlich und brachte Schnabrich viel Kritik ein.

Nach der Machtübernahme Hitlers 1933 zog sich Schnabrich ins Privatleben zurück. Er zog zu seiner Tochter nach Kassel, nachdem er im Frühjahr 1933 in Kassel mehrere Wochen in „Schutzhaft“ genommen worden war. Um seinen Lebensunterhalt zu sichern, kaufte er mit dem Erlös seines Hersfelder Hauses in Kassel ein Kino, das er zusammen mit seiner Familie betrieb.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde Schnabrich am 1. September 1939 im Zuge der Kriegs-Sonderaktion erneut verhaftet und Mitte September ins Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Dort wurde er, bereits seit Jahren herzkrank, von dem Aufseher Karl Schubert durch Stiefeltritte in den Unterleib so misshandelt, dass er an den Folgen am 9. Oktober 1939 verstarb.[1] Schubert wurde 1959 vom Bonner Landgericht zu lebenslanger Haft verurteilt.[2]

Nach Schnabrich sind heute Straßen in Bad Hersfeld und Kassel sowie das Haus der Geschäftsstelle der SPD des Landkreises Hersfeld-Rotenburg [3] benannt. Seit 1992 erinnert in Berlin in der Nähe des Reichstags eine der 96 Gedenktafeln für von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete an Schnabrich.

Einzelnachweise

  1. Schumacher, M.d.R., S. 502.
  2. Zusammenfassung des Prozesses bei Justiz und NS-Verbrechen.
  3. Bericht über Umbenennung der Geschäftsstelle in Osthessen-News.

Literatur

  • Martin Schumacher, Katharina Lübbe, Wilhelm Heinz Schröder: M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3. Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1. 

Weblinks


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