Milan Nedic

Milan Nedic

Milan Nedić (serb.: Милан Недић) (* 2. September 1878 in Grocka; † 4. Februar 1946 in Belgrad) war ein serbischer Militärangehöriger und Politiker. Er war serbischer Ministerpräsident in der anfänglichen Marionettenregierung (offizielle Bezeichnung: „Regierung der nationalen Rettung“, Влада Националног Спаса, Vlada Nacionalnog Spasa) im von der Wehrmacht besetzten Serbien.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Nach Beendigung der gymnasialen Laufbahn in Kragujevac studierte Nedić von 1895 bis 1904 an der Kriegsakademie und trat anschließend der Armee bei, wo er verhältnismäßig schnell Karriere machte.1908 war er k.u.k.-Generalstabsoffizier und Lehrer für Strategie an der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt. 1910 wurde er zum Major, 1913 zum Oberstleutnanten befördert, nachdem er während des ersten Balkankriegs eine Reihe von Auszeichnungen und Tapferkeitsorden erhalten hatte. 1915 folgte die Beförderung zum Oberst. Während des Ersten Weltkriegs diente er im Generalstab als jüngster Oberst der serbischen Armee. Von November 1915 bis Januar 1916 deckten seine Truppen den serbischen Rückzug aus Montenegro und Albanien. 1916 wurde er zum Ordonnanzoffizier Königs Peter I. von Serbien ernannt. Im September 1918 befahl er die Infanterie-Brigade der Timok-Division beim serbischen Durchbruch bei Thessaloniki.

Nach dem Krieg war er Stabsleiter der 4. und 3. Armee sowie zum Befehlshaber der Drava-Division. 1923 wurde er zum Divisionsgeneral und 1930 schließlich zum Armeegeneral befördert. Zwischen 1934 und 1935 war er Generalstabschef der jugoslawischen Armee. Am 26. August 1939 wurde er Kriegsminister des Königreichs Jugoslawien, aufgrund seiner ideologischen Nähe zum Faschismus entließ ihn der Regent Prinz Paul jedoch am 6. November 1940 wieder.

Herrschaft über Serbien

Der Wehrmachtsgeneral Heinrich Danckelmann entschied auf Vorschlag der serbischen Aristokratie, Nedić mit der Administration des besetzten Serbiens zu betrauen. Kurz zuvor hatte Nedić seinen einzigen Sohn und die schwangere Schwiegertochter bei einer Munitionsexplosion in Smederevo verloren, er nahm dann aber doch am 29. August 1941 das Amt des Premierministers in der so genannten „Regierung der nationalen Rettung“ an. Am 1. September 1941 hielt Nedić auf Radio Belgrad eine Rede, in der er seine Regierungsabsichten erläuterte: Um „die Seele des serbischen Volkes zu retten“, akzeptierte er die Besatzung; daher arbeitete er mit den Deutschen zusammen. Er lehnte auch jeglichen Widerstand gegen die fremde Besatzungsmacht ab. Gemeinsam mit Dimitrije Ljotić wollte Nedić Serbien befrieden und die kommunistischen Partisanen sowie kollaborationsunwillige Tschetniks vernichten.

Die serbische Regierung unter Nedić nahm zahlreiche Flüchtlinge auf: ca. 600.000 Erwachsene und 86.000 Kinder serbischer Abstammung aus dem westlichen Teil Jugoslawiens (dem heutigen Kroatien und Bosnien), das unter der Kontrolle des Ustascha-Regimes stand, sowie 150.000 Serben aus Kosovo und Metochien, 10.000 Serben aus Syrmien und der ungarisch kontrollierten Batschka und bis zu 30.000 Kroaten und Slowenen, so auch den jungen Milan Kučan. Es wurden in Serbien allerdings auch über 200.000 Menschen getötet: 67.000 Partisanenkämpfer, 69.000 Tschetniks und 70.000 Zivilisten, die in Konzentrationslagern und durch grauenvolle deutsche „Sühnemaßnahmen“ umgebracht wurden; So wurden für einen getöteten deutschen Soldaten hundert Serben ermordet, wie etwa im Massaker von Kraljevo und Kragujevac.

Im Anfang 1942 erklärten die Deutschen Serbien für „judenfrei“. Nikola Živković zufolge wurden unter der Herrschaft Nedićs 6.478 Bibliotheken, 1.670 Schulen, 30 Hochschulen, 19 Museen, sieben Theater, 52 orthodoxe Kirchen und Klöster, 216 Moscheen, 63 Synagogen und über 60 verschiedene Lehranstalten zerstört oder geplündert.

1943 untersagte Hitler den deutschen Dienststellen das Hineinregieren in die inneren Angelegenheiten des Landes.

Am 4. Oktober 1944 wurde die Regierung Nedićs aufgelöst. Am 6. Oktober floh er gemeinsamen mit mehreren Regierungsmitgliedern aus Belgrad ins österreichische Kitzbühel. Am 1. Januar 1946 lieferten ihn die britischen Streitkräfte an Jugoslawien aus. Nedić wurde in Belgrad eingesperrt und regelmäßigen Verhören unter Leitung von Major Milo Milatović unterzogen.

Am 5. Februar 1946 wurde in jugoslawischen Zeitungen die Meldung veröffentlicht, dass Milan Nedić Selbstmord begangen hatte, indem er in einem unbewachten Augenblick aus einem Fenster gesprungen war.

Literatur

  • Franz W. Seidler: Die Kollaboration. 1939–1945. Herbig Verlag, 1999, ISBN 3-7766-1908-2. 

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