Molière

Molière
Porträt Molières als Dichterfürst (1658) von Nicolas Mignard

Molière (eigentlich Jean-Baptiste Poquelin; * vermutlich 14. Januar 1622 in Paris, getauft am 15. Januar 1622; † 17. Februar 1673 ebenda) war ein französischer Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker.

Er ist einer der großen Klassiker und machte die Komödie zu einer der Tragödie potenziell gleichwertigen Gattung. Vor allem erhob er das Theater mehrere Jahre lang zum Diskussionsforum für die Probleme "richtigen" und "falschen" Verhaltens in der Gesellschaft seiner Zeit.

Inhaltsverzeichnis

Jugend und Wanderjahre

Molière ist ein Künstlername, den der Schauspieler und spätere Autor wohl ab 1643, spätestens jedoch seit Juni 1644 benutzte. Die Herkunft des Namens ist unklar, vielleicht stand eine gleichnamige südfranzösische Ortschaft Pate. Geboren wurde Molière als ältester Sohn eines wohlhabenden Pariser Händlers für Heimtextilien (tapissier), der 1631 das Amt eines Tapissier du Roi kaufte, d. h. eines königlichen Dekorateurs und Raumausstatters. Mit 10 Jahren verlor er seine Mutter, mit knapp 15 dann auch seine Stiefmutter, beide starben im Kindbett. Die Schulzeit absolvierte er auf dem von Jesuiten geführten Pariser Collège de Clermont, wo er eine solide klassische Bildung erhielt und einige Mitschüler hatte, die später für ihn eine besondere Rolle spielten. Sein Großvater mütterlicherseits, ein Theaterliebhaber, nahm ihn immer wieder zu Aufführungen mit, insbesondere zum volkstümlichen Jahrmarkttheater (théâtre de la foire), wo er Einblicke in eine Welt erhielt, die ihn früh faszinierte.

Mit knapp 16 legte er den Amtseid als künftiger Nachfolger seines Vaters im Tapissier-Amt ab und studierte wenig später Jura in Orléans. Zurück in Paris erhielt er die Zulassung als Anwalt. Ob er je als solcher tätig war, ist nicht bekannt. Um dieselbe Zeit frequentierte er die Vorlesungen des Naturforschers und Philosophen Pierre Gassendi, was ihm eine gewisse Distanz zu den Dogmen der Kirche vermittelte. Offenbar verfasste er damals eine Vers-Übertragung von De rerum natura des römischen Philosophen Lukrez, die aber verlorengegangen ist.

1641 oder 1642, also um die 20, lernte er die drei Jahre ältere Schauspielerin Madeleine Béjart kennen, die ihn in seinem Drang zum Theater bestärkte – gegen den Willen seines Vaters, der ihn im Sommer 1642 nötigte, in Ausübung seines Tapissier-Amtes Ludwig XIII. auf einer längeren Reise zu begleiten und ihm die wechselnden Nachtquartiere einzurichten.

1643 übertrug Molière das ungeliebte Amt seinem jüngeren Bruder, ließ sich einen Vorschuss auf das Erbe seiner Mutter auszahlen und gründete, noch unter dem Namen Poquelin, gemeinsam mit Madeleine Béjart, ihren Geschwistern Louis und Geneviève sowie fünf weiteren Komödianten mit Vertrag vom 30. Juni 1643[1] eine Theatergruppe, das L'Illustre Théâtre. Dieses ging 1645 bankrott und Molière wurde vorübergehend in Schuldhaft genommen. In der Folge schloss er sich mit den Béjarts der Wandertruppe des Schauspielers Charles Du Fresne an, die vom Duc (Herzog) d'Épernon finanziell unterstützt wurde und hauptsächlich in West- und Südfrankreich auftrat.

Bald stieg er zum Direktor der Truppe auf und gewann 1653 für einige Jahre den Gouverneur des Languedoc als Sponsor, den Prince (Fürst) de Conti, den er von der Schule her kannte. Das Repertoire der Truppe umfasste neben Tragödien, Tragikomödien und Komödien zeitgenössischer Autoren auch komische Farcen und lustige Theaterstücke im Stil der italienischen Commedia dell'arte. Ab 1655 nahm Molière auch eigene Werke ins Programm, z. B. die in Versen verfasste Komödie L'Étourdi ou Les Contretemps (Der Tolpatsch oder die Querstreiche), in der ein gewitzter und pfiffiger Diener und sein notorisch ungeschickter junger Herr die Hauptrollen spielen.

Rückkehr nach Paris und erste Erfolge

Molières Werke, 1734

Nach 13 Wanderjahren, in denen er Menschen aus allen Schichten kennengelernt hatte und sein Handwerk als Schauspieler, Theaterdirektor und schließlich auch Autor von Grund auf gelernt hatte, gastierte Molière 1658 in Rouen, wo er dem berühmten Dramatiker Pierre Corneille begegnete. Vor allem aber kam er hier in Kontakt mit „Monsieur“, d. h. dem jüngeren Bruder von Ludwig XIV, Herzog Philippe I. d'Orléans. Dieser lud die Truppe an den Hof nach Paris ein, wo Molière die Tragödie Nicomède von Corneille und seine eigene Farce Le medecin amoureux (Der verliebte Arzt) aufführte. Letztere gefiel dem jungen, gerade erst 20-jährigen König so sehr, dass er der Truppe erlaubte, im Saal des an den Louvre grenzenden Petit-Bourbon zu spielen. Die Sonntage, Dienstage und Freitage gehörten dort allerdings schon einer italienischen Truppe um den berühmten Komödianten Scaramouche.

Den Durchbruch erzielte Molière im November 1659 mit seiner in Prosa verfassten Komödie Les précieuses ridicules (Die lächerlichen feinen Damen), seinem ersten für ein überwiegend Pariser Publikum konzipierten Stück. Am Beispiel der beiden Protagonistinnen, zweier etwas exaltierter, möchte-gern-adelig und gebildet tuender Bürgermädchen, verspottet er hier die gekünstelte Sprechweise und die wirklichkeitsfremden Denkweisen der Preziösen, wie sie inzwischen auch im Bürgertum zu finden waren. Der Erfolg des Stücks verschaffte ihm erste Neider, das Thema erste Feinde, darunter den Chef der Verwaltung der königlichen Schlösser, der pünktlich zu Beginn der Spielzeit 1660/61 den Abriss des Petit-Bourbon verfügte. Molière blieb drei Monate ohne Spielstätte, bis er vom König den Saal des Palais-Royal zugewiesen bekam.

Ein weiterer Schlag war 1661 der komplette Misserfolg der Tragikomödie Dom Garcie de Navarre, mit der Molière sich offenbar dem gehobenen Genus der Tragödie anzunähern gedachte. Mit dem zentralen Thema des Stücks, der exzessiven Eifersucht, bearbeitete er sicher aber auch ein persönliches Problem, denn der 40-Jährige umwarb zu dieser Zeit die offenbar kokette 18-jährige Armande Béjart, die jüngste Schwester (oder Tochter?) von Madeleine und ebenfalls Schauspielerin in seiner Truppe.

Der nächste große Erfolg war erst Ende 1662 L'École des femmes (Die Schule der Frauen), eine Verskomödie, in der Molière (dem soeben Armande ihr Jawort gegeben hatte) für eine gemäßigte Emanzipation der jungen Frauen wirbt und für ihr Recht auf eine Liebesheirat. Die heftige Kontroverse, die er hiermit auslöste, heizte er 1663 weiter an mit den Prosastücken La Critique de l'École des femmes (Kritik der Schule der Frauen) und L'Impromptu de Versailles (Das Stegreifspiel von Versailles). Dem König scheint dies gefallen zu haben, denn er setzte Molière eine jährliche Pension von 1000 Livres aus. Im Januar 64 wurde er sogar Taufpate seines ersten (allerdings bald danach verstorbenen) Kindes Louis, was er wohl auch deshalb tat, um das Gerücht Lügen zu strafen, Armande sei ein Kind Madeleine Béjarts und Molières und dieser habe somit seine eigene Tochter geheiratet.

1663-65 wurde Molière für kurze Zeit zum Protektor des noch unbekannten Nachwuchsdramatikers Jean Racine. Er beauftragte ihn mit einer Tragödie über den Ödipus-Stoff, die er Anfang 64 wenig erfolgreich inszenierte unter dem Titel La Thébaïde. Ou les frères ennemis (Die Thebais. Oder die feindlichen Brüder). 1665 spielte er mit immerhin mäßigem Erfolg Racines Tragikomödie Alexandre le Grand. Er erlebte allerdings, dass der mit der Inszenierung unzufriedene Jungautor mit seinem Stück abwanderte zu der Truppe des Hôtel de Bourgogne und dabei eine seiner beliebtesten Schauspielerinnen mitnahm, Mademoiselle du Parc. Das Verhältnis Molières zu Racine war hiernach naturgemäß gespannt.

1664–1669

Grab, Père-Lachaise

Im Mai 1664 – inzwischen war er zum Vergnügungsdirektor Ludwigs XIV. avanciert – organisierte Molière ein mehrtägiges Hoffest im neuangelegten Park von Versailles. Dort spielte er zunächst, mit Balletteinlagen, die sein jüngerer Freund Jean-Baptiste Lully komponiert und choreographiert hatte, die unverfänglichen (eigenen) Komödien La Princesse d'Élide (Die Fürstin von Elis), Le Mariage forcé (Die Zwangsheirat) und Les fâcheux (Die Lästigen). Am sechsten Tag führte er eine neue Verskomödie in drei Akten auf, die zum Politikum wurde: Tartuffe. Schon im Vorfeld hatten etliche fromme Höflinge die Aufführung dieses Stücks um einen scheinbar strenggläubigen, in Wahrheit aber herrschsüchtigen, raffgierigen und lüsternen Schwindler zu verhindern versucht. Nach der Aufführung brach Empörung beim gesamten „alten Hof“ aus, einer Gruppierung meist älterer Höflinge, die sich um die fromme Königinmutter Anna von Österreich scharten und der Zeit vor 1661 nachtrauerten, wo man unter ihr und ihrem Minister Kardinal Mazarin die Macht gehabt hatte. Der König, dem Molières Attacke auf die Frömmler und damit durchaus auch auf den ihm lästigen „alten Hof“ zunächst sehr recht gewesen war, hielt es nun, unter dem Druck dieser Leute, für geraten, das Stück zu verbieten. Die nächsten Jahre Molières waren bestimmt von seinem Kampf für den Tartuffe, d. h. gegen die Intrigen des „Klüngels der Frommen“ (wie er sie nannte). Denn diese waren z. T. in einem bigotten Geheimbund organisiert, der Compagnie du Saint-Sacrement, der z. B. auch sein ehemaliger Gönner Conti angehörte, der nach einer Syphilisinfektion fromm geworden war. Immerhin sah sich Molière vom König insofern unterstützt, als er im Sommer 1665 seine Jahrespension von 1.000 auf 6.000 Pfund erhöht bekam und mit seiner Truppe den Titel Troupe du roi annehmen durfte, beides übrigens kurz nach der Geburt seiner Tochter Esprit-Madeleine, die als einziges Kind überleben sollte.

1664 und 65 brachte Molière, der mit seiner Truppe stets auch Stücke anderer Autoren spielte, die ersten Tragödien von Jean Racine heraus, La Thébaïde und Alexandre. Er verlor Racine jedoch bald an das konkurrierende Theater des Hôtel de Bourgogne, das auf Tragödien spezialisiert war. Auch verlor er hierbei eine seiner beliebtesten Schauspielerinnen, Mademoiselle Du Parc, die sich mit Racine liiert hatte und ihm zur Konkurrenz folgte. Molière rächte sich, indem er in der Folgezeit häufig ältere Stücke von Racines Rivalen Pierre Corneille wieder aufnahm oder neue uraufführte.

Im Sommer 1667 versuchte er eine auf fünf Akte verlängerte, überarbeitete und in L'Imposteur (Der Schwindler) umbetitelte Version des Tartuffe in sein Programm aufzunehmen, wobei er den Protagonisten in „Panulphe“ umbenannte und nicht mehr priesterähnlich, sondern als Adeligen kostümierte. Doch der Präsident des Pariser Parlements (der für den auf einem Feldzug in Flandern befindlichen König die Polizeigewalt ausübte) reagierte sofort mit einem Verbot, der Erzbischof von Paris drohte Molière sogar mit Exkommunikation. Als dieser zwei Schauspieler mit einer Bittschrift zum König schickte, signalisierte der zwar Wohlwollen, tat aber nichts. Immerhin duldete er, dass sein Bruder Philippe und danach der Fürst de Condé (der ältere Bruder Contis) 1668 das Stück in ihren Schlössern privat aufführen ließen.

Erst am 5. Februar 1669, nachdem der „alte Hof“ nach Annas Tod 1666 endgültig entmachtet, die Compagnie du Saint-Sacrement verboten und Ludwigs Macht nach innen- und außenpolitischen Erfolgen so gefestigt war, dass er keine Rücksicht mehr auf die frommen Gegner Molières nehmen musste, konnte dieser das nochmals überarbeitete, nun als Tartuffe, ou l'Imposteur betitelte Stück frei aufführen. Die Aufführung war ein triumphaler Erfolg und gilt als eines der großen Ereignisse der französischen Theatergeschichte.

In der Zwischenzeit hatte Molière übrigens das Thema der Heuchelei weiterverfolgt: Ende 1664, also bald nach dem ersten Verbot des Tartuffe, hatte er Dom Juan verfasst, ein Prosastück über einen hochadligen Heiratsschwindler, Betrüger und Libertin, der, um sich den Nachstellungen empörter Geschädigter zu entziehen, eine Bekehrung zu christlicher Moral und Frömmigkeit heuchelt, aber schließlich zur Hölle fährt. Auch dieses Stück wurde nach wenigen Aufführungen verboten, vermutlich wegen der nicht eindeutig negativen Darstellung von Don Juans Freidenkertum.

Im Juni 1666 hatte Molière die Verskomödie Le Misanthrope (Der Menschenfeind) herausgebracht, eine Satire auf die geheuchelte Nettigkeit und unehrliche Schmeichelei am Hof sowie in den Pariser Salons. Die ungewöhnlich stark autobiographisch geprägte Figur des Misanthropen Alceste (der von Molière selbst gespielt wurde) spiegelt sichtlich dessen eigenes Unvermögen und seine Unlust, sich auf dem glatten Parkett der Hofgesellschaft opportunistisch und angepasst zu verhalten. In der enttäuschten Liebe Alcestes zu der koketten jungen Célimène spiegelt sich die Enttäuschung Molières selbst durch seine 20 Jahre jüngere Frau Armande, die sich gerade (vorübergehend) von ihm getrennt hatte.

Die letzten Jahre

1668, nach dem Verbot auch der zweiten Tartuffe-Version, hatte Molière in der Verskomödie Amphitryon erstmals leise Kritik an seinem wenig zuverlässigen Gönner Ludwig geübt, den er verschlüsselt in der Rolle Jupiters ganz ungeniert seinem sexuellen Lustgewinn nachgehen lässt. In Georges Dandin (Prosa, ebenfalls 1668) hatte er bitter die Arroganz gebrandmarkt, mit der Adlige, selbst wenn sie verarmt waren, die gesellschaftlich nützliche Bourgeoisie glaubten verachten und ausbeuten zu dürfen.

Insgesamt aber hatte er sich nach 1667 mehr und mehr auf unverfängliche Themen zu verlegen begonnen und versuchte, durch gefällige Stücke, insbesondere sog. Ballettkomödien mit Musik von Lully, sein Theater zu füllen und den König bei Laune zu halten. Neben etlichen anderen, heute vergessenen Stücken schrieb Molière in diesen Jahren:

Iffland als Fegesack und Franz Labes als Pfeil in Molières „Der Geizige“, I. Akt, 3. Auftritt, Lithographie von Friedrich Weise nach einer Berliner Aufführung um 1810

1668 L'Avare (Der Geizige), eine Prosakomödie, in der er den Typ des reich gewordenen, aber engstirnig und geizig gebliebenen Bürgers karikiert, der seine lebensfroheren und konsumfreudigeren Kinder mit seinem Geiz fast erstickt.

1669 Monsieur de Pourceaugnac, eine Prosakomödie, in der er einen dümmlichen Provinzler die quasi schon eingekaufte Braut an einen klügeren Rivalen verlieren lässt.

1670 Le Bourgeois gentilhomme (Der Bürger als Edelmann), eine Prosakomödie mit Gesang- und Balletteinlagen, in der er die blinde Sucht vieler Bürgerlicher nach Adelstiteln verspottet. (Musik von Lully)

1671 Les fourberies de Scapin (Scapins Schelmenstreiche), eine Prosakomödie, worin er in einer turbulenten Handlung um den pfiffigen Diener Scapin alle Mittel der Situationskomik vorführt, die der Gattung der Farce zur Verfügung stehen.

1672 Les femmes savantes (Die gelehrten Frauen), eine Verskomödie, in der er das in seinen Augen falsche Bewusstsein dreier pseudogebildeter und pseudoemanzipierter Bürgerinnen karikiert und ihnen eine junge Frau gegenüberstellt, die ihre Rolle als bürgerliche Haus- und Ehefrau bejaht.

1673 Le Malade imaginaire (ins Deutsche fälschlicherweise als Der eingebildete Kranke übersetzt statt „Der [nur] eingebildet Kranke“), eine Prosakomödie über ein altes Thema, das Molière auch selber schon bearbeitet hatte: die naive Medizingläubigkeit reicher Kranker und vor allem die Unfähigkeit der keine Selbstzweifel kennenden Ärzte – eine Unfähigkeit, die Molière, der selbst häufig krank war, nur zu gut kannte.

Insgesamt verdüsterte sich in diesen Jahren rasch sein Horizont: Der ständige berufliche Stress sowie das lange Hin und Her um den Tartuffe hatten seine Gesundheit zerstört. Häufige Eheschwierigkeiten setzten ihm zu. 1671 kam es bei der Einstudierung der Ballett-Tragödie Psyché (deren letzte zwei Drittel Corneille verfasst hatte) zum Bruch mit Partner Lully. Anfang 1672 erkrankte und verstarb seine langjährige Weggefährtin Madeleine Béjart. Ende desselben Jahres starb ein drittes Kind bald nach der Geburt, und Molière musste erleben, wie Lully zum Rivalen wurde, den der König vorzuziehen begann.

Le Malade imaginaire sollte in bitterer Ironie sein letztes Stück bleiben und die Hauptrolle des eingebildet Kranken seine letzte Rolle. Bei der vierten Aufführung am 17. Februar 1673 erlitt er einen Schwächeanfall und starb wenig später in seiner nahe gelegenen Wohnung. Nur mühsam gelang es seiner Frau Armande, den Widerstand des Gemeindepfarrers zu brechen und über den König beim Erzbischof von Paris zu erreichen, dass eine halbwegs ehrbare Bestattung auf einem kirchlichen Friedhof genehmigt wurde.

Die Truppe Molières blieb unter Armandes Leitung zunächst bestehen. Sie schloss sich aber bald, als Rivale Lully den Saal des Palais-Royal zugesprochen bekam, der Truppe des Théâtre du Marais an, wobei Armande einen von deren Schauspielern heiratete. 1680 verschmolz die neue Truppe auf Anweisung von Ludwig XIV. mit der Truppe des Hôtel de Bourgogne: Die noch heute bestehende Comédie-Française war geboren.

Werke (in alphabetischer Reihenfolge)

  • Les Amants magnifiques (Die hochherzigen Liebenden)
  • L'Amour médecin (Die Liebe als Arzt)
  • Amphitryon
  • L'Avare (Der Geizige)
  • Le Bourgeois gentilhomme (Der Bürger als Edelmann); bearbeitet von Michail Afanassjewitsch Bulgakow (Der verrückte Jourdain, 1932), wiederum Grundlage für eine Oper in drei Akten 1970/71 von Fritz Geißler
  • La Comtesse d'Escarbagnas (Die Gräfin von Escarbagnas)
  • Critique de l'École des femmes (Kritik der „Schule der Frauen“)
  • Le Dépit amoureux (Liebesärger)
  • Dom Garcie de Navarre ou Le Prince jaloux (Don Garcia de Navarra oder Der eifersüchtige Fürst)
  • Dom Juan ou le Festin de pierre (Don Juan)
  • L'École des femmes (Die Schule der Frauen)
  • L'École des maris (Die Schule der Ehemänner)
  • L'Étourdi ou Les Contretemps (Der Tolpatsch oder die Querstreiche)
  • Les Fâcheux (Die Lästigen)
  • Les Femmes savantes (Die gelehrten Frauen)
  • Les fourberies de Scapin (Die Schelmenstreiche Scapins)
  • Georges Dandin ou Le mari confondu (George Dandin oder Der beschämte Ehemann)
  • L'Impromptu de Versailles (Das Stegreifspiel von Versailles)
  • La Jalousié du Barbouillé (Die Eifersucht des Angeschmierten)
  • Le Malade imaginaire (Der eingebildete Kranke)
  • Le Mariage forcé (Die Zwangsheirat)
  • Le Médecin malgré lui (Der Arzt wider Willen)
  • Le Médecin volant (Der fliegende Arzt)
  • Mélicerte
  • Le Misanthrope ou l'Atrabilaire amoureux (Der Menschenfeind)
  • Monsieur de Pourceaugnac (Der Herr aus der Provinz)
  • Pastorale comique
  • Les Précieuses ridicules (Die lächerlichen Preziösen)
  • La Princesse d'Élide (Die Fürstin von Elis)
  • Psyché (Psyche)
  • Sganarelle ou Le Cocu imaginaire (Sganarelle oder Der vermeintliche Hahnrei)
  • Le Sicilien ou L'amour peintre (Der Sizilier oder Die Liebe als Maler)
  • Tartuffe ou L'Imposteur (Tartuffe oder der Betrüger)

Die Schauspieler-Truppe Molières

Folgende Komödianten waren – in der chronologischen Reihenfolge ihrer Aufnahme – in Molières Truppe:

  • Madeleine Béjart
  • Joseph Béjart
  • Geneviève Bejart
  • Pierre Réveillon genannt Châteauneuf
  • René Berthelot genannt Du Parc oder Gros-René
  • Catherine Leclerc du Rosé, auch du Rozet oder du Rozay, genannt Mademoiselle de Brie, Ehefrau von Edme Villequin de Brie
  • Louis Béjart
  • Edme Villequin de Brie
  • Marie Ragueneau de l'Estang genannt Mademoiselle de La Grange
  • Marquise-Thérèse de Gorle genannt Mademoiselle du Parc
  • Armande Béjart
  • Charles Varlet genannt La Grange
  • Guillaume Marcoureau genannt Brécourt
  • André Hubert
  • Philibert Grassot genannt Du Croisy
  • Marie Claveau genannt Mademoiselle Du Croisy, Ehefrau von Philibert Grassot
  • François Le Noir genannt La Thorillière
  • François Bedeau genannt Gorgibus oder L'Espy
  • Julien Geoffrin Bedeau genannt Jodelet

Literatur

  • Gabriele Blaikner-Hohenwart: Der deutsche Molière. Molière-Übersetzungen ins Deutsche. Frankfurt am Main 2001 (Reihe: Europäische Hochschulschriften; Unter-Reihe 24, Ibero-romanische Sprachen und Literaturen, Bd. 65) ISBN 3-631-36333-8.
  • Nicola Denis: Tartuffe in Deutschland. Molières Komödie in Übersetzungen, in der Wissenschaft und auf der Bühne vom 17. bis zum 20. Jahrhundert. Münster 2002 (Reihe: Literatur, Kultur, Medien; 2) ISBN 3-8258-6022-1.
  • Jean Firges: Molière: Der Menschenfeind. Plädoyer gegen eine verlogene Gesellschaft. Annweiler 2003 (Exemplarische Reihe Literatur und Philosophie; Bd. 15) ISBN 3-933264-31-6 (Innentitel: …Plaidoyer…; Schwerpunkt: „Le Misanthrope“, sowie allgemein über Molière).
  • Jürgen Grimm: Molière. München 2. überarb. & aktual. Aufl. 2002 (Reihe: Sammlung Metzler; 212) ISBN 3-476-12212-3. (Sehr instruktiv!)
  • Friedrich Hartau: Molière in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek 1976 (Row.s Monographien; 24) ISBN 3-499-50245-3.
  • Johannes Hösle: Molière. Sein Leben, sein Werk, seine Zeit. München 1987 ISBN 3-492-02781-4.
  • Thomas A. Keck: Molière auf Deutsch. Eine Bibliographie deutscher Übersetzungen und Bearbeitungen der Komödien Molières. Hannover 1996 (= Bibliographische Bibliothek; 3) ISBN 3-927715-63-8.
  • Erich Köhler: Vorlesungen zur Geschichte der französischen Literatur. Klassik II. Stuttgart 1983 (Enthält auf S. 7-103 ein vorzügliches Molière-Kapitel).
  • Henning Krauß/Till R. Kuhnle/Hanspeter Plocher (Hgg.): 17. Jahrhundert. Theater. Tübingen 2003 (enthält Interpretationen von Le Misanthrope und Le Tartuffe) ISBN 3-86057-902-9.
  • Renate Baader (Hg): Molière. Darmstadt 1980 (Reihe: Wege der Forschung Bd. 261) ISBN 3-534-07833-0.
  • Jürgen von Stackelberg: Molière. Eine Einführung. Stuttgart 2005 (UTB 17655) ISBN 3-15-017655-7.
  • Virginia Scott: Molière : a theatrical life, Cambridge [u.a.] : Cambridge Univ. Press, 2001, ISBN 0-521-78281-3

Weblinks

 Commons: Molière – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Wikisource: Molière – Quellen und Volltexte
 Wikiquote: Molière – Zitate

Einzelnachweise

  1. Henry Trollope: The Life of Moliere, Seite 83. ISBN 1-4179-7041-3, abgefragt am 30. Juni 2010

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