Namenwort

Namenwort

Ein Substantiv ist in der Grammatik eine Wortart zur Andeutung eines Lebewesens, Gegenstands oder einer Sache. Statt von Substantiv spricht man auch von Hauptwort, Namenwort, Dingwort oder Nomen (im engeren Sinn).

Es ist umstritten, ob die Wortart Substantiv universalsprachlich ist. Hingegen wird von der Unterscheidung Nomen (im weiteren Sinn) einerseits und Verb andererseits behauptet, dass es sie in fast allen Sprachen gibt.[1] Die konkrete Ausformung der Wortart Substantiv variiert einzelsprachlich.

Inhaltsverzeichnis

Das Substantiv in der deutschen Sprache

Begriff

Das Substantiv wird unterschiedlich definiert:

  • (Hauptdefinition): "Wortart mit festem grammatischem Geschlecht, mit einem bestimmten Numerus und Kasus."[2]
  • Wort, das "deklinierbar, nicht komparierbar und artikelfähig" ist[3]

Bedeutungen

Ein Substantiv kann Gegenständliches und Nichtgegenständliches bezeichnen. Es bezeichnet zum Beispiel ein Objekt (ein Ding, eine Sache), ein Lebewesen (Person, Tier, Pflanze), einen Sachverhalt (Situation etc.), einen Vorgang ("Explosion"), eine Eigenschaft ("Schönheit") oder Begriff (eine abstrakte oder viel umfassende Sache, so wie Freiheit, Stolz oder Organisation, Staat).

Satzfunktionen

Ein Substantiv kann im Satz folgende Rollen einnehmen: Subjekt (Satzgegenstand), Objekt (Ergänzung), adverbiale Bestimmung (Umstandsangabe), Attribut (Beifügung)[4].

Orthographie

Substantive beginnen im Deutschen mit einem Großbuchstaben.

Das Substantiv als Nomen

Substantive gehören wie Substantivierungen (die Blauen, das Streiten, das Ich) zu den Nomen. Das Nomen bildet den Kopf der Nominalphrase: „ein schönes Bild“, „die lieben Kleinen“, „der Mann, der zu viel wusste“. Der Kopf gibt Genus-, Numerus- und Kasusmerkmale an die veränderbaren Teile der Nominalphrase weiter, bestimmt also die Grammatik dieser Wortgruppe.

Genus, Kasus und Numerus

Genus

Deutsche Substantive gehören entweder dem Genus Maskulinum (männlich) mit dem bestimmten Artikel der, dem Femininum (weiblich) mit dem bestimmten Artikel die oder dem Neutrum (sächlich) mit dem bestimmten Artikel das an. Beispiele: Maskulina: Himmelsrichtungen, Witterungen (Osten, Monsun, Sturm), Spirituosen (Wodka, Wein, Kognak), Mineralien, Gesteine (Marmor, Quarz, Granit, Diamant), Währungen (Euro, Dollar). Feminina: Schiffe und Flugzeuge (die Wilhelm-Gustloff, die Boeing), Zigarettenmarken (Camel, Marlboro), viele Baum- und Pflanzenarten, Zahlen (Eins, Million), die meisten inländisch entspringenden Flüsse (Elbe, Oder, Donau). Neutra: Cafés, Hotels, Kinos, chemische Elemente (Helium, Arsen), Buchstaben, Noten, Sprachen, Farben (das Orange, das A, das Englische), bestimmte Markennamen für Wasch- und Reinigungsmittel (Ariel, Persil), Kontinente, Länder, Begriffe auf Ge- (Geplapper, Gewässer, Gebirge).

Im DaF-Unterricht („Deutsch als Fremdsprache“) macht die Grammatik von der Möglichkeit Gebrauch, für die Fremdsprachenlerner das Genus des Substantivs über die Substantivendung und den Artikel erkennbar zu machen. Besonders zuverlässig sind die Regeln für die femininen Substantive, unter denen sich zahlreiche mit den Endungen -e, -anz, -ion, -ik, -heit, -keit, -ung und -tät finden.

Kasus

Substantive sind in flektierenden Sprachen deklinierbar („beugbar“), im Deutschen existieren vier Fälle (Kasus): Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. Die deutsche Deklination ist noch einigermaßen komplex.

Numerus

Obwohl die meisten Substantive in den Numeri Singular und Plural vorkommen, werden bestimmte Substantive nur im Singular (Singularetantum) bzw. im Plural (Pluraletantum) gebraucht.

Das Substantiv in der Wortbildung

Die Bildung von Substantiven

durch Ableitung (Substantivierung)

In der deutschen Sprache können aus verschiedenen (allen[5]) anderen Wortarten Substantive gebildet werden. Dies nennt man Substantivierung (im engeren Sinn)[6].

  • Beispiele: lehren => die Lehre; rufen => das Rufen

Möglich ist auch eine Ableitung von Substantiven aus anderen Substantiven (Substantivierung im weiteren Sinn)[7].

  • Beispiel: Schrift => Schrift-tum[8]

durch Zusammensetzung (zusammengesetzte Substantive; Komposita)

Durch Zusammensetzung (Komposition) mehrerer Wörter können neue Substantive gebildet werden.

Beispiele:

  • das Rotwild
  • der Autoverkehr
  • die Sonnenfinsternis
  • der Landesmusikdirektor
  • die Fluss-Schifffahrt bzw. die Flussschifffahrt
  • die Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänsmützenkokarde
  • das Fichtelbergseilschwebebahnbergstationstoilettenaufsichtspersonal

Das Genus eines Kompositums bestimmt immer das Hauptwort, welches als letztes steht. Beispiel: „Wandschrank“ ist maskulin, weil „Schrank“ maskulin ist.

Dabei steht das Grundwort im Deutschen (wie in vielen anderen Sprachen) rechts, links davon stehen modifizierende Wörter. Diese können ihrerseits zusammengesetzt sein (z. B. [Rotwild]jagd = Jagd auf das Rotwild). Oft ist aber auch das Grundwort selbst zusammengesetzt (z. B. Landes[musikdirektor] = der Musikdirektor des Landes und nicht der Direktor der Landesmusik), was auch zu Mehrdeutigkeiten führen kann. Daher kann im Deutschen zur Verdeutlichung der Struktur neben der Zusammenschreibung auch ein Bindestrich zur Verbindung zweier Kompositionsteile verwendet werden (wie im Beispiel „Fluss-Schifffahrt“ oben).

Grundsätzlich können durch Komposition beliebig lange Substantive gebildet werden, die meisten bestehen aber aus zwei, drei oder vier Wörtern.

Während Komposita im Deutschen zusammengeschrieben oder die Komponenten durch Bindestriche verbunden werden, werden sie im Englischen weder zusammengeschrieben noch besonders gekennzeichnet. Diese Leerzeichen in Komposita werden häufig irrtümlich ins Deutsche übernommen.

Die Bildung anderer Wortarten aus Substantiven

Aus einigen Substantiven können auch Wörter anderer Wortarten gebildet werden, wie z. B. aus Haus wird hausen Verb (eine niedere Art des Wohnens) oder aus Farbe wird färben. Eine andere Kategorie der Adjektivierung ist z. B. die Höhle aus ihr wird hohl Adjektiv.

Einteilungen

Eigenname – Gattungsname (Konkreta/Abstrakta)

Substantive werden unter anderem semantisch eingeteilt in

Gattungsnamen werden wiederum eingeteilt in:

primäres Substantiv – sekundäres Substantiv

Zum Teil[9] unterscheidet man ein primäres Substantiv von einem sekundären Substantiv und bezeichnet mit letzterem Substantivierungen von Wörtern anderer Wortart.

Das Substantiv in der englischen Sprache

Das Englische hat kaum noch Kasusdifferenzierungen, es nähert sich in dieser Hinsicht dem Chinesischen, das keinerlei Flexion aufweist. Das Genus ist meist nicht gekennzeichnet, aber als Eigenschaft vorhanden. Das erkennt man, wenn man Pronomen verwendet: „the table – it, the girl – she“.

Einzelnachweise

  1. Dürr/Schlobinski, Deskriptive Linguistik (2006), S. 78: "Wesentlich ist die Unterscheidung nominal gegen verbal, da sie wohl die einzige ist, die es in fast allen Sprachen gibt."
  2. Duden, Die Grammatik, 7. Aufl. (2005), ISBN 3-411-04047-5, Rn. 219
  3. Kessel/Reimann, Basiswissen Deutsche Gegenwartssprache (2005), ISBN 3-8252-2704-9, S. 65
  4. Duden, Rechtschreibung und Grammatik – leicht gemacht (2007), S. 127
  5. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002), ISBN 3-520-45203-0/Substantivierung
  6. Kürschner, Grammatisches Kompendium, 4.Aufl. (2003), ISBN 3-8252-1526-1, S. 73
  7. So Kürschner, Grammatisches Kompendium, 4.Aufl. (2003), ISBN 3-8252-1526-1, S. 73
  8. Kürschner, Grammatisches Kompendium, 4.Aufl. (2003), ISBN 3-8252-1526-1, S. 73
  9. Kürschner, Grammatisches Kompendium, 4.Aufl. (2003), ISBN 3-8252-1526-1, S. 119

Siehe auch


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Synonyme:

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