Neue Literatur

Neue Literatur
Neue Literatur. Zeitschrift des Schriftstellerverbandes der SRR.
Fachgebiet Belletristik
Sprache deutsch
Verlag Bukarest
Erstausgabe 1949
Einstellung 1995
Erscheinungsweise monatlich
Chefredakteur Emmerich Stoffel
Herausgeber Rumänischer Schriftstellerverband

Neue Literatur (Kürzel: NL) war eine deutschsprachige Literaturzeitschrift in Rumänien. Sie ging aus der 1949 in Temeswar gegründeten Literaturzeitschrift Banater Schrifttum hervor, die als Organ der deutschen Sektion des Kreisverbandes Temesch des rumänischen Schriftstellerverbandes firmierte. Diese hatte zunächst hauptsächlich stalinistische Propagandaliteratur abgedruckt oder auch selber produziert oder in Auftrag gegeben. Nach und nach wurde das "Organ" aber von Literaten gekapert und druckte immer interessantere Literatur. 1956 wurde die Zeitschrift in Neue Literatur umbenannt, 1958 wurde der Redaktionssitz nach Bukarest verlegt, wo sie nun als überregionale Zeitschrift des Schriftstellerverbandes erschien. Ab 1968 erschien sie monatlich und erreichte ein Volumen von rund 1500 Seiten jährlich. Gegen Ende der Ceaușescu-Diktatur kam es unter dem Vorwand der Papierkrise sowie unter dem Druck des Personenkults um das Diktatorenpaar und auch aufgrund der Auswanderungswelle zu Einschnitten; sowohl der Umfang als auch die Qualität der Publikation nahmen ab. Seit der Wende 1989 wurde die Erscheinungsweise unregelmäßig, dann sporadisch, und endete. Der ausgewanderte ehemalige NL-Redakteur Gerhardt Csejka, über Jahrzehnte die Seele des Betriebs, unternahm den Versuch, die Zeitschrift von Deutschland aus wiederzubeleben, sie erschien als neue literatur. Zeitschrift für Querverbindungen noch 1992-1999 mit einem Fokus auf südosteuropäischer Literatur, musste dann aber eingestellt werden.

Die Neue Literatur kann wohl als der Motor der rumäniendeutschen Literatur bezeichnet werden. Zahlreiche der prägenden rumäniendeutschen Schriftsteller und Dichter arbeiteten hier, etwa Paul Schuster, Dieter Schlesak, Oskar Pastior, Elisabeth Axmann, Claus Stephani, andere, wie etwa die Dichter der Aktionsgruppe Banat, wurden, teils noch als Schüler, von den Redakteuren dieser Zeitschrift entdeckt oder überhaupt erst zum Schreiben angeregt. Außerdem publizierten hier hochklassige Bukowiner, siebenbürgische und Banater Dichter und Schriftsteller wie Alfred Margul-Sperber, Alfred Kittner, Immanuel Weißglas, Oskar Pastior, Erwin Wittstock, Adolf Meschendörfer, Wolf von Aichelburg, Carl Bernhard Capesius, Herta Müller, Nikolaus Berwanger, Franz Storch, sowie der Bukarester Oscar Walter Cisek, und außer diesen Etablierten noch unzählige andere, mehr oder weniger bekannte und mehr oder weniger talentierte Autoren. Neben der einheimischen Literatur druckte die Zeitschrift auch ausländische Texte ab, zumeist deutschsprachige Literatur aus der Bundesrepublik, der DDR, der Schweiz und Österreich, aber regelmäßig auch Übersetzungen aus anderen Sprachen. Daneben gehörte auch die Diskussion um Literatur zu ihren wichtigen Anliegen, es erschienen Rezensionen in- und ausländischer Buchpublikationen, gelegentlich Film- und Theaterkritiken, eine regelmäßige Chronik des Kulturlebens in Rumänien, mit Schwerpunkt auf dem deutschsprachigen, daneben literaturkritische wie auch literaturwissenschaftliche Beiträge.

Besonders in den 1970er und 1980er Jahren fand die Zeitschrift auch außerhalb Rumäniens Resonanz. Begehrt war sie vor allem in der DDR, da sie oft Texte abdruckte, die dort nicht erscheinen durften, aber auch im Westen wurde sie in Literatenkreisen zur Kenntnis genommen.


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