Neuenkirchen (Rietberg)

Neuenkirchen (Rietberg)
Neuenkirchen
Stadt Rietberg
Wappen von Neuenkirchen
Koordinaten: 51° 50′ N, 8° 26′ O51.8305555555568.440277777777878Koordinaten: 51° 49′ 50″ N, 8° 26′ 25″ O
Höhe: 78 m ü. NN
Fläche: 8,2 km²
Einwohner: 5.859 (31. Dez. 2007)
Eingemeindung: 1. Jan. 1970
Postleitzahl: 33397
Vorwahl: 05244
Karte

Lage von Neuenkirchen in Rietberg

Neuenkirchen ist eine Ortschaft der Stadt Rietberg im Kreis Gütersloh, Nordrhein-Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Mit einer Ausdehnung von rund 8,2 km² ist Neuenkirchen der flächenmäßig kleinste Ortsteil der Stadt Rietberg. An Neuenkirchen grenzen die Rietberger Ortsteile Varensell, Westerwiehe, Rietberg und Druffel sowie östlich das Gebiet der Stadt Verl. Wie alle Ortsteile Rietbergs liegt Neuenkirchen naturräumlich in der Emssandebene und zeigt eine Abflachung in südwestliche Richtung. Nördlich des Ortskerns wird Neuenkirchen vom Wapelbach durchzogen, im Süden führt der Sennebach durch das Ortsgebiet. Zudem entspringt im nordwestlichen Siedlungsbereich der auf Druffel zulaufende Rothenbach.

Geschichte

Tafel am Eingang des Friedhofs

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Neuenkirchen 1185 als nyen kerken. Die Filiale der karolingischen Pfarrei in Wiedenbrück erhielt im 13. Jahrhundert die Pfarrkirche St. Margareta, die das älteste Baudenkmal in der Stadt Rietberg darstellt.

Da Neuenkirchen in früherer Zeit an einem wichtigen Postweg lag und zu dem Sitz der Synagoge der Grafschaft Rietberg war, kam dem Ort schon damals eine große Bedeutung innerhalb der alten Grafschaft zu. So entwickelte sich Neuenkirchen im 18. Jahrhundert zum Standort für Handel und Handwerk innerhalb der Grafschaft.

Bis 1836 war Neuenkirchen Amtssitz einer Landgemeinde im nördlichen Teil der Grafschaft, dieser Amtssitz musste daraufhin jedoch an Verl abgeben werden. Im Zuge der Gemeindereform wurde Neuenkirchen 1970 der Stadt Rietberg zugeordnet.

Zu Neuenkirchen zählt eine Vielzahl alter jüdischer Denkmäler und Bauten, zum Beispiel der alte jüdische Friedhof oder das Haus Kemper. Auf dem Grundstück der 1938 von den Nationalsozialisten zerstörten Synagoge erinnert heute ein Mahnmal an die jüdische Vergangenheit des Ortes.

Am 1. Januar 1970 wurde Neuenkirchen in die Stadt Rietberg eingegliedert.[1]

Wappen

Das Neuenkirchener Wappen zeigt die Pfarrkirche St. Margareta, die darüber hinaus in den Wappen zahlreicher Neuenkirchener Vereine zu finden ist. Im Schildfuß befindet sich auf rotem Grund der Adler des Wappens der Grafen von Rietberg und symbolisiert die ehemalige Zugehörigkeit zur Rietberger Grafschaft.

Wirtschaft und Infrastruktur

Verkehr

Straßenverkehr

Die durch Neuenkirchen verlaufende Landesstraße 782 bindet den Ort an die südwestlich von Rietberg verlaufende B 64. Die nächstgelegene Anbindung an die A 2 befindet sich über die Anschlussstelle Gütersloh in rund 7,5 km Entfernung.

Öffentlicher Personennahverkehr

Eine Bahnanbindung existiert in Neuenkirchen nicht; die nächstgelegenen Bahnhöfe befinden sich in Gütersloh sowie in Rheda-Wiedenbrück. Neuenkirchen liegt im Gebiet des Gemeinschaftstarifs „Der Sechser“ der OWL Verkehr GmbH und ist über die Linien 77 und 80 an die Städte Gütersloh und Bielefeld angebunden.

Flugverkehr

Der nächste Flughafen ist der rund 50 km entfernte Flughafen Paderborn/Lippstadt in Büren. Sowohl der Flughafen Dortmund als auch der Flughafen Münster/Osnabrück liegen etwa 75 km entfernt. Die zivile Nutzung des Flughafen Gütersloh ist nicht möglich.

Ansässige Unternehmen

Neuenkirchen war über viele Jahrhunderte stets von der Landwirtschaft geprägt. So wuchsen erst mit Beginn der Industrialisierung die ersten Fertigungsbetriebe. Bis vor wenigen Jahren besaß der Ort noch eine regional bedeutende Molkereigenossenschaft, die mittlerweile jedoch aufgelöst ist.

In Neuenkirchen finden die Menschen Arbeit in holz- und metallverarbeitenden Betrieben. Durch die Nähe der großen Industriestandorte Bielefeld und Gütersloh hat der Ort jedoch mittlerweile eher den Charakter eines Wohnortes. Von überregionaler Bedeutung ist die Backmaschinenfabrik Emil Kemper GmbH, die von 1898 bis zu ihrer unrechtmäßigen Arisierung 1935 und dann wieder von 1954 bis 1990 der Neuenkirchener Familie Kemper gehörte. Heute ist das Unternehmen Teil der HorstmannGroup.

Darüber hinaus befindet sich in Neuenkirchen eine Zweigniederlassung der Lear Corporation, einem Hersteller von Automotive-Teilen. Diese Niederlassung stellt heute den größten Arbeitgeber der Stadt Rietberg dar.

Öffentliche Einrichtungen

Neuenkirchen verfügt über einen eigenen Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr, einen von drei Löschzügen innerhalb des Rietberger Stadtgebietes. Der Löschbezirk der rund 50 Mitglieder starken Wehr umfasst neben Neuenkirchen auch die Ortsteile Varensell und Druffel. Die Gründung der Wehr geht auf das Jahr 1883 zurück, nachdem drei Jahre zuvor 18 Gebäude im Ortskern durch ein Großfeuer vernichtet wurden.[2]

Nachdem das Neuenkirchener Krankenhaus im Jahr 1975 zu einem Altenpflegeheim umgebaut wurde, existiert eine solche Einrichtung im Ort nicht mehr. Somit müssen die nächstgelegenen Krankenhäuser vornehmlich in Rheda-Wiedenbrück und Gütersloh genutzt werden.

Bildung

Der Ort verfügt über eine Grundschule sowie eine Hauptschule, alle anderen Schulformen mit Ausnahme einer Gesamtschule finden sich im benachbarten Rietberg. Darüber hinaus existieren in Neuenkirchen vier Kindergärten.[3]

Sport

In Neuenkirchen existieren insgesamt 10 Sportvereine, von denen die TuS Westfalia die größte Vereinigung darstellt. Im Ort finden sich ein Rasensportplatz mit angeschlossenen leichtathletischen Wettkampfstätten, ein Ascheplatz sowie eine am Schulzentrum befindliche Zweifach-Turnhalle. Dort bestehen zudem fünf Tennisplätze sowie ein Volleyball- und Basketballfeld. Ferner existiert eine weitere Turn- sowie eine Lehrschwimmhalle, die in naher Zukunft jedoch durch einen Neubau in Rietberg ersetzt werden soll. Auf dem Gelände des Gartenschauparks befinden sich ein Fitness-Parcours, zwei Boule-Bahnen ein sowie ein Basketball- und ein Beachvolleyball-Feld. Darüber hinaus unterhält der Schützenverein einen Schießstand für Druckluftwaffen.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Katholische Pfarrkirche St. Margareta in Rietberg-Neuenkirchen

Bauwerke

Pfarrkirche St. Margareta

Die in der Ortsmitte befindliche Pfarrkirche St. Margareta wurde nach dem Einsturz des alten Kirchturms im Jahr 1803 errichtet und gehört wie auch die Gemeinde zum Pastoralverbund Kirchspiel Neuenkirchen im Dekanat Rietberg-Wiedenbrück des Erzbistums Paderborn.

Moschee

Im Süden des Ortes befindet sich die Rietberg Merkez Camii (Zentralmoschee Rietberg) der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DİTİB). Die islamische Gebetsstätte wurde Im Jahr 2002 eröffnet und verfügt als eine der wenigen Moscheen in Ostwestfalen-Lippe über ein 12 Meter hohes Minarett.

Ehrenmal

Ehrenmal

Gegenüber dem Dorfplatz an der Alten Volksschule befindet sich ein Kriegerdenkmal, das im Jahre 1927 zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkrieges zunächst an der Ecke Lange Straße / Westerwieher Straße enthüllt wurde. Eine erste Restaurierung des Steines wurde 1953 vorgenommen, im Jahr 1963 erfolgte die Umsetzung an den heutigen Standort sowie die Ergänzung um die Namen der im Zweiten Weltkrieg gestorbenen Soldaten. Eine neuerliche Restaurierung des Ehrenmals fand im Jahr 2010 statt.[4]

Alte Volksschule

Dorfplatz und Alte Volksschule

Bei der vor dem Dorfplatz befindlichen alten Volksschule handelt es sich um das ehemalige Neuenkirchener Schulgebäude, das im Jahr 1908 bezogen wurde und zunächst aus sechs Klassenräumen sowie drei Wohnräumen für das Lehrpersonal bestand. Eine Erweiterung um nochmals sechs Klassenräume erfolgte im Jahr 1955. Bis zum Jahr 1973 diente die alte Volksschule als Grund- sowie als Hauptschule und wurde nachfolgend nur noch als Grundschule genutzt.

Seit der Errichtung des neuen Grundschulgebäudes im Jahr 1988 besitzt das Gebäude keine weitere Funktion als Unterrichtsstätte und diente in den Folgejahren als provisorische Wohnunterkunft für Asylbewerber. Seit dem Abschluss von Renovierungsarbeiten in den Jahren 2001 und 2002 wird die alte Volksschule durch den Heimatverein genutzt.[5]

Dorfgraben

Durch die Ortsmitte verläuft der seit dem Jahr 1831 bestehende Dorfgraben, der vor der Gründung der Neuenkirchener Feuerwehr zum Zwecke der Löschwasserversorgung errichtet wurde. Östlich des Ortskerns wurde hierzu die Wapel aufgestaut, der Graben zweigt unmittelbar davor als Überlauf ab und führt auf diese Art immer Wasser. Der Dorfgraben wurde zu einer wichtigen Einrichtung für die Löschwasserversorgung im Dorf, die den langen Wasserweg zu den bis zu einem Kilometer entfernten natürlichen Fließgewässern erheblich verkürzte. Zwar ist der Dorfgraben inzwischen zum Teil verrohrt, an manchen Stellen aber auch heute noch ersichtlich.[2]

Parks

Im Süden der Ortschaft hat Neuenkirchen Anteil am Rietberger Gartenschaupark, dessen Fläche im Rahmen der Landesgartenschau 2008 als "Neuer Park Neuenkirchen" angelegt wurde. Eine weitere kleine Parkanlage befindet sich in der Ortsmitte hinter dem Kolpinghaus.

Naturdenkmäler und Naturschutzgebiete

Westlich der Ortschaft befindet sich das bis an den Siedlungsbereich von Druffel ausdehnende knapp 56 ha große Feuchtwiesenschutzgebiet Schellenwiese.

Regelmäßige Veranstaltungen

Zu den jährlich stattfindenden Veranstaltungen zählen die Maikirmes, die am ersten Wochenende im Mai ausgerichtet wird sowie das viertägige Schützenfest, welches alljährlich am zweiten Juliwochenende stattfindet. Weitere Veranstaltungen im Jahreskalender sind das Weinfest im September sowie der Weihnachtsmarkt am zweiten Advent. Zur Karnevalszeit finden in Neuenkirchen Sitzungen statt, einen Straßenkarneval gibt es hingegen nicht. Die Neuenkirchener Vereine beteiligen sich jedoch an den Umzügen im benachbarten Rietberg.

Ferner finden in den Sommermonaten in der im Neuenkirchener Teil des Gartenschauparks befindlichen "Volksbank-Arena" regelmäßige Open Air-Veranstaltungen statt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann: Die Gemeinden des ersten Neugliederungsprogramms in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1970.
  2. a b Festschrift 125 Jahre Löschzug Neuenkirchen
  3. Website der Stadt Rietberg
  4. Artikel im Rietberger Stadtanzeiger vom 12. August 2010
  5. Website des Heimatvereins Neuenkirchen

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