- Niederrheinisch
-
Niederrheinisch ist ein weitumfassender Sammelbegriff für die Dialekte des Niederrheins. Mit Niederrheinisch werden daher die im heutigen Regierungsbezirk Düsseldorf ursprünglich gesprochenen niederfränkischen Dialekte bezeichnet. Diese historischen Dialekte werden von den modernen hochdeutschen Regiolekten unterschieden. Letztere werden als niederrheinisches Deutsch bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
Gliederung
Innerhalb des Niederrheinischen lassen sich einzelne Dialekte unterscheiden. Daher sagen Einheimischen selten, dass sie Niederrheinisch sprechen, sondern eher Kleverländisch oder Mölmsch, wenn sie aus Mülheim an der Ruhr stammen; in Krefeld spricht man Krieewelsch, in Grefrath das Grefrather Platt usw.
Räumlich abgegrenzt werden können drei große Dialekt-Gebiete:
- Kleverländisch oder auch Nordniederfränkisch: am unteren Niederrhein (Kreis Kleve, Kreis Wesel), im Rheinischen Ruhrgebiet (Duisburg)
- Ostbergisch: in Mülheim an der Ruhr, Essen-Werden, Velbert-Langenberg und in den östlichen Teilen des alten Herzogtum Berg
- Südniederfränkisch: in Krefeld (Krieewelsch), Mönchengladbach, den Kreisen Viersen, Heinsberg, sowie im nördlichen Rhein-Kreis Neuss, im Kreis Mettmann, im größten Teil von Düsseldorf, in Solingen und Remscheid
Zuordnung
Kleverländisch und Ostbergisch können eindeutig als niederfränkische Dialekte eingeordnet werden. Sie werden vom Südniederfränkischen durch die Uerdinger Linie geschieden. Sie stehen aufgrund ihres Sprachcharakters dem Niederländischen besonders nahe. Die ostbergischen Dialekte selbst, sie werden in Mülheim an der Ruhr, Velbert-Langenberg, Wuppertal-Elberfeld, Gummersbach und Bergneustadt gesprochen, gelten offiziell als Übergangsmundarten zwischen dem Niederfränkischen und dem Westfälischen.
Die Benrather Linie wiederum trennt die niederrheinischen Dialekte vom mitteldeutschen Ripuarischen und als Grenze zum Westfälischen dient die sich nach Norden abschwächende Einheitsplurallinie.
Die Zuordnung der südniederfänkischen Dialekte ist umstritten. Sie werden zuweilen als Übergangsmundarten zwischen dem Mittelfränkischen und Niederfränkischen bezeichnet.
Siehe auch Niederdeutsche Sprache, Kapitel "Zuordnung des Niederrheinischen"
Heutiger Gebrauch
Die sehr stark von der deutschen Hochsprache abweichenden und mit dem Niederländisch verwandten Niederrheinischen Dialekte niederfränkischer Ausprägung wurden nach dem Zweiten Weltkrieg mehr und mehr von einem Hochdeutsch speziell niederrheinischer Prägung verdrängt.
Auch Wörter und Ausspracheeigenarten der mittelfränkischen Mundarten, zu denen auch der kölsche Stadtdialekt gehört, sind im Laufe der Zeit in das niederrheinische Mundartgebiet eingedrungen, vor allem bedingt durch die Nähe zur Stadt Köln und auf Grund des hohen Bekanntheitsgrads der in kölscher Mundart singenden Gruppen wie BAP, Brings, Höhner und Bläck Fööss.
Heute dient Niederrheinisch vielerorts noch als Umgangssprache unter älteren Menschen. Gelehrt wird die Sprache nur an wenigen Schulen und auf freiwilliger Basis.
Einige (recht häufig vorkommende) Beispiele für diesen Sprachraum: Es geht sich darum, dass... → Hochdeutsche Variante lautet korrekt: Es geht [] darum, dass... oder Es dreht sich darum... (Hier findet sich eine auffallende Ähnlichkeit mit der niederländischen Satzkonstruktion.)
Wem ist das? - Das ist mir → Hochdeutsche Variante: Wem gehört das? oder Wessen [Sache] ist das? - Das ist meins oder Das gehört mir. (Hier findet sich eine auffallende Ähnlichkeit mit der lateinischen Satzkonstruktion.)
zuwarten → Hochdeutsche Variante: abwarten, warten auf.
Siehe auch
- Dialekte in Nordrhein-Westfalen
- Niederfränkisch
- Rheinmaasländisch
- Niederländische Dialekte
- Rheinische Dokumenta
- Limburgisch
- Nederlands in Duitsland, und
- Maas-Rijnlands in der niederländischen Wikipedia.
Literatur
- Georg Cornelissen: Kleine niederrheinische Sprachgeschichte (1300-1900) : eine regionale Sprachgeschichte für das deutsch-niederländische Grenzgebiet zwischen Arnheim und Krefeld: met een Nederlandstalige inleiding. Stichting Historie Peel-Maas-Niersgebied, Geldern/Venray 2003, ISBN 90-807292-2-1
- Paul Eßer: Jenseits der Kopfweiden. Sprache und Literatur am Niederrhein, Grupello Verlag, Düsseldorf 2002, ISBN 3-933749-83-2
- Kurt-Wilhelm Graf Laufs: Niederfränkisch-Niederrheinische Grammatik - für das Land an Rhein und Maas. Niederrheinisches Institut, Mönchengladbach, 1995. ISBN 3-9804360-1-2
Weblinks
Kategorien:- Niederrhein
- Mitteldeutscher Dialekt
- Niederfränkischer Dialekt
Wikimedia Foundation.