Arthur Crispien

Arthur Crispien
Arthur Crispien
Arthur Crispien (rechts) zusammen mit Wilhelm Dittmann am 18. Juli 1930

Arthur Crispien (* 4. November 1875 in Königsberg, Ostpreußen; † 29. November 1946 in Bern) war ein deutscher Politiker der SPD und USPD.

Inhaltsverzeichnis

Leben

USPD-Pateivorstand am 5. Dezember 1919 mit Arthur Crispien (in der ersten Reihe an vierter Stelle von links) umgeben von Wilhelm Dittmann, Viktor Adler, Richard Lipinski, Wilhelm Bock, Alfred Henke, Eduard Bernstein, Fritz Geyer, Fritz Zubeil, Hugo Haase, Fritz Kunert, Georg Ledebour, Arthur Stadthagen und Emanuel Wurm

Arthur Crispien lernte zunächst Theatermaler, besuchte zeitweise eine Kunstschule und arbeitete dann als Angestellter der neu gegründeten Krankenkasse. 1894 wurde Crispien Mitglied der SPD und arbeitete in Königsberg und später in Danzig als Journalist für mehrere Parteiblätter, so z.B. ab 1904 für die Königsberger Volkszeitung. Vor dem Ersten Weltkrieg war er von 1906 bis 1912 in Danzig Parteisekretär für Westpreußen und ab 1912 Redakteur bei der Schwäbischen Tagwacht in Stuttgart, wurde hier aber im November 1914 wegen seiner Kritik an der Burgfriedenspolitik der Parteiführung zusammen mit seinen Redaktionskollegen Jacob Walcher und Edwin Hoernle von seinen Funktionen entbunden. Anschließend gab Crispien, der in dieser Zeit mit der Spartakusgruppe sympathisierte und einige Monate inhaftiert war, die linksoppositionelle Wochenzeitung Der Sozialdemokrat heraus. Er wechselte 1917 zur USPD und war von 1919 bis 1922 deren Vorsitzender.

Nach der Revolution im Deutschen Reich wurde Crispien 1918 als Vizepräsident Mitglied der provisorischen württembergischen Regierung und für einige Monate auch Innenminister. 1919 wurde er in den Württembergischen Landtag gewählt. 1920 wurde er Reichstagsabgeordneter und außenpolitischer Sprecher der USPD. Im Sommer nahm Crispien an Verhandlungen in Moskau über den Beitritt der Partei zur Komintern und über einen Zusammenschluss der USPD mit der KPD teil.

In den anschließenden parteiinternen Auseinandersetzungen, die im Herbst 1920 zur Spaltung der USPD führten, gehörte Crispien zu einer Minderheit, die sowohl die Annäherung an die KPD wie auch den Kominternbeitritt ablehnte. Nachdem sich der größte Teil der verbliebenen USPD und die MSPD 1922 auf dem Parteitag in Nürnberg wieder zur SPD vereinigt hatten, war er ab 1922 für die SPD im Reichstag und gleichzeitig bis 1933 einer von zwei bzw. drei Vorsitzenden. Faktisch hatte er aber innerhalb der Partei wenig Einfluss. Um so aktiver war er dafür im Rahmen der Sozialistischen Arbeiter-Internationale.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 floh Crispien nach dem Reichstagsbrand über Österreich in die Schweiz ins Exil, wo er den Zweiten Weltkrieg überlebte. Crispien starb in Bern am 29. November 1946 im Alter von 71 Jahren.

Veröffentlichungen

  • Programm und Taktik der U.S.P.D. in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Linden-Dr. & Verlags-Ges., Berlin 1920.
  • Die Internationale: vom Bund der Kommunisten bis zur Internationale der Weltrevolution. 2. erw. Aufl., Verl.-Genossenschaft Freiheit, Berlin 1920.
  • Überflüssige Menschen. Grundsätzliche Bemerkungen und praktische Vorschläge zur Frage der Bevölkerungspolitik. Verl. Freiheit, Berlin ca. 1921.
  • Glossen eines vaterlandslosen Gesellen. Material für sozialistische Bekenntnisse gegen bürgerliche Schmähungen. Verl.-Anst. Volksstimme, Hagen 1922.
  • Marxistisches ABC. Zusammengestellt und erläutert von Arthur Crispien, Dietz, Berlin 1931.
  • Die Sozialdemokratie und die Reparationen. J. H. W. Dietz, Berlin 1932.

Literatur

  • Martin Schumacher, Katharina Lübbe, Wilhelm Heinz Schröder: M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3. Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1. 
  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 123. 

Weblinks


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