- Arthur Stadthagen
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Arthur Stadthagen (* 23. Mai 1857 in Berlin; † 5. Dezember 1917 in Berlin) war ein sozialdemokratischer Politiker und Schriftsteller. Er wurde als Sohn des Orientalisten und Sprachlehrers Dr. David Stadthagen und seiner Frau Bertha, geb. Rieß, in einer jüdischen Familie geboren.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Er besuchte von 1865 bis 1876 das Berliner Friedrichs-Gymnasium. 1876/77 leistete Stadthagen seinen einjährigen Militärdienst ab. Von 1876 bis 1879 studierte er an der Friedrich-Wilhelm-Universität zu Berlin Rechtswissenschaft. In den Jahren 1879 bis 1884 arbeitete er als Referendar, 1884 wurde er Assessor.
Von Mai 1884 an Rechtsanwalt am Berliner Landgericht II, wurde Stadthagen im November 1892 wegen einer öffentlich geäußerten Kritik an seinen Berufskollegen aus dem Anwaltsstand ausgeschlossen. Seitdem trat er beruflich als Schriftsteller und als Rechtsberater auf. 1884 oder 1887 trat Arthur Stadthagen der Sozialdemokratie bei. 1889 wurde er zum Berliner Stadtverordneten gewählt und blieb es bis zu seinem Tode. Im Februar 1890 errang er in der Stichwahl das Reichstagsmandat für den Wahlkreis Potsdam 6 Niederbarnim. Er verteidigte es bis zu seinem Tode erfolgreich. Sein Nachfolger wurde Rudolf Wissell (MSPD). Bis 1897 war er der einzige Jurist in der Reichstagsfraktion der SPD. Er galt als Experte für Arbeits- und Sozialrecht und sprach regelmäßig für die SPD zum Etat der Justizverwaltung.
Nach dem Ausschluss aus dem Anwaltsstand trat Stadthagen seit 1893 als Mitarbeiter des Vorwärts in Erscheinung. Von September 1905 bis zum Oktober 1916 fungierte er dort als Redakteur. 1916 wurden alle Redakteure des „Vorwärts“, die der positiven Haltung der Reichstagsfraktion zum Ersten Weltkrieg ablehnend gegenüberstanden, aus der Redaktion entlassen, darunter auch Stadthagen.
Arthur Stadthagen, den man den „Zentristen“, also dem „marxistischen Zentrum“ der SPD um August Bebel und Karl Kautsky zurechnete, stimmte seit Dezember 1915 offen im Reichstag gegen die Kriegskredite der Reichsregierung. Im März 1916 wurde er mit 17 weiteren Kriegsgegnern aus der Reichstagsfraktion ausgeschlossen und gründete mit Hugo Haase und anderen die „Sozialdemokratische Arbeitsgemeinschaft“, aus der mit seiner Beteiligung die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) im April 1917 in Gotha hervorging.
Stadthagen lehrte seit 1906 an der Parteischule der SPD in Berlin Arbeiterrecht und Rechtsfragen. Er nahm an allen wichtigen Parteitagen und zahlreichen internationalen Konferenzen der Sozialdemokratie teil. Mit Rosa Luxemburg verband ihn eine persönliche Freundschaft und eine lebhafte briefliche Korrespondenz.
Am 13. Mai 1910 trat er aus dem Judentum aus.
Lebenslang chronisch lungenkrank, verstarb Arthur Stadthagen am 5. Dezember 1917 an den Folgen einer Nieren- und Bauchfellentzündung.[1] Er wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde begraben.
Werke
- Das Arbeiterrecht. Rechte und Pflichten des Arbeiters in Deutschland aus dem gewerblichen Arbeitsvertrag der Unfall-, Kranken-, Invaliditäts- und Altersversicherung. Mit Beispielen und Formularen für Klagen, Anträge, Beschwerden, Berufungen usw.. Baake, Berlin 1895 (4. Aufl. J.H.W.Dietz, Stuttgart 1904)
- Das neue Unfallversicherungsgesetz (Gewerbe-, Bau-, See-Unfallversicherungsgesetz und Unfallversicherungsgesetz für Land- und Forstwirthschaft). Die Novelle zur Gewerbeordnung vom 30. Juni 1900. Die Novelle zum Krankenversicherungsgesetz vom 30. Juni 1900. Mit Beispielen und Formularen für Anträge, Klagen, Beschwerden, Berufungen, Rekurse usw. Erläutert. J.H.W. Dietz, Stuttgart 1900
- Führer durch das Bürgerliche Gesetzbuch. Gemeinverständliche Darstellung der für die erwerbsthätige Bevölkerung wesentlichen Rechtsverhältnisse. Mit Beispielen und Formularen. J.H.W.Dietz Nachf., Stuttgart 1900 (4. erw. u. verb. Aufl., J.H.W.Dietz Nachf., Stuttgart 1904)
- Partei-Papsttum und Klassen-Justiz in der Sozialdemokratie. Eine aktenmäßige Schilderung des Konfliktes zwischen dem Pankower Wahlverein und dem Niederbarnimer Kreis-Vorstand respektive dem Reichstags-Abgeordneten Stadthagen. Röber, Berlin Pankow 1909
- Die Novelle zur Gewerbe-Ordnung vom Dezember 1908. J.H.W.Dietz Nachf., Stuttgart 1909
- Bericht des Reichstagsabgeordneten Arthur Stadthagen über die gemeinsame Sitzung die Reichstagsfraktion, des Parteivorstandes und des Parteiausschusses. Berlin 1915
- Unter dem Belagerungszustand. Stenographischer amtlicher Bericht über die Reden des Abgeordneten Stadthagen und Ledebour nebst einigen anderen Reden im Reichstage am 20. März 1915. Kraus, Nendeln 1976 (Nachdruck der Ausgabe Berlin 1915)
Literatur
- Gerhard Pardemann: Zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Reichstagswahlkreis Niederbarnim (1871-1910) unter besonderer Berücksichtigung der Tätigkeit des Reichstagsabgeordneten Arthur Stadthagen. Potsdam, 1970
- K. Stenkewitz: Stadthagen, Arthur. In: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. Biographisches Lexikon. Dietz Verlag, Berlin 1970, S. 439 f.
- Dieter Fricke: Handbuch zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung 1869–1917. 2 Bände. Dietz, Berlin 1987, ISBN 3-320-00847-1.
- Eugen Prager: Das Gebot der Stunde. Geschichte der USPD. 1922. (Nachdruck: Bonn 1980, ISBN 3-8012-0049-3)
- Rosa Luxemburg: Briefe an Freunde. Nach dem von Luise Kautsky fertiggestellten Manuskript herausgegeben von Benedikt Kautsky. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 1950 [2]
- Thea Koberstein, Norbert Stein: Juden in Lichtenberg mit den früheren Ortsteilen in Friedrichshain, Hellersorf und Marzahn. Ed. Hentrich , Berlin 1995, ISBN 3-89468-191-8.
- Holger Czitrich-Stahl: Arthur Stadthagen - der erste sozialdemokratische Jurist im Deutschen Reichstag. In: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung. 2009, № 3, 69ff.
- Holger Czitrich-Stahl: Arthur Stadthagen - Anwalt der Armen und Rechtslehrer der Arbeiterbewegung. Biographische Annäherungen an einen beinahe vergessenen sozialdemokratischen Juristen. Peter Lang, Frankfurt am Main u.a. 2011, ISBN 978-3-631-61636-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Mitteilungsblatt der sozialdemokratischen Wahlvereine für Berlin und Umgegend
- ↑ Briefe an Hans Diefenbach, Adolf Geck, Konrad Haenisch, Camille Huysmans, Marta Rosenbaum, Arthur Stadthagen, Emanuel und Mathilde Wurm, Gertrud Zlottko.
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