Nikolaus Hieronymus Gundling

Nikolaus Hieronymus Gundling
Nikolaus Hieronymus Gundling

Nikolaus (bzw. Nicolaus) Hieronymus Gundlingius (* 25. Februar 1671 in Kirchensittenbach; † 9. Dezember 1729 in Magdeburg) war jur. Doktor; früher Aufklärer, kgl. preuß. Geheimrat und Konsistorialrat des Herzogtums Magdeburg, Polyhistoriker, Professor des Naturrechts und der Philosophie sowie Prorektor der Friedrichs-Universität Halle/Saale.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren wurde Nicolaus Hieronymus Gundling in Kirchensittenbach nahe Hersbruck bei Nürnberg als einer von drei Brüdern, wobei der bekannteste Bruder Jacob Paul von Gundling ist. Sein Vater Wolfgang Gundling starb am 31. Juli 1689 sehr früh. Sein Vormund schickte ihn zum Studium der Theologie und Philosophie nach Altdorf bei Nürnberg. 1692 ging er an die Universität Jena, wo er sich der Jurisprudenz widmete. Ab 1695 hielt er sich in Halle auf, und kam 1698 mit einer Gruppe von Adligen nach Halle, wo er dem bekannten Frühaufklärer und Juristen an der Universität Halle, Christian Thomasius (1655–1728), begegnete. Dieser bestärkte ihn im Studium der Rechtswissenschaften und dem Ziel, eine Professur in Halle anzustreben.

Nicolaus Hieronymus Gundling promovierte in „Doctorem Juris“ am 12. Juli 1703, worauf Eberhard Danckelmann König Friedrich I. in Preußen auf ihn aufmerksam machte. 1705 lehnte Gundling einen Ruf aus Altdorf ab, wo ein Lehrstuhl vakant wurde, da er bereits durch den Freiherrn von Danckelmann eine „Professio Philisophae extraordinaria“ erhalten hatte. 1706 wurde er ordentlicher Professor der Universität Halle (erst 1694 neu gegründet).

Am 17. November 1707 heiratete Nicolaus Hieronymus Gundling Sophie Auguste Krautt, aus dem späteren Hause Barone von Krautt.

Zum 51. Geburtstag Friedrich I. (1708) hielt er im Namen der Universität Halle eine Lobrede, sein erster öffentlicher Auftritt vor größerem Publikum. 1715 begann Nicolaus Hieronymus Gundling die „Gundlingiana“ herauszugeben und wurde auf einen Lehrstuhl für „Jus Publicum“ in Halle berufen, und zum Geheimen Rat ernannt.

Am 9. Dezember 1729 verstarb Nicolaus Hieronymus Gundling, als „Prorector Magnificus“ der Universität Halle. Die Leichenpredigt hielt Theologieprofessor Johann Jakob Rambach. Sie liegt in gedruckter Form vor.

Eine Büste, skulpiert von Fidelis Schönlaub (1805–1883) 1847, steht in der Ruhmeshalle der Bavaria in München.

Seit dem Sommersemester 2010 wurde an der Universität Halle eine Gundling-Professur für Recht des geistigen Eigentums eingerichtet, die nach Nikolaus Hieronymus Gundling, der als einer der führenden Mitbegründer der Lehre des Geistigen Eigentums gilt, benannt ist. Gestiftet wird die Gundling-Professur von der Deutschen Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (GRUR) und der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau.

Werke (Auszug)

Nicolaus Hieronymus Gundling schrieb im frühen Zeitalter der Aufklärung sehr viele Werke, die noch heute in fast jeder Universitäts- und Landesbibliothek vorliegen. Die Inhalte seiner Werke sind sehr vielseitig, sie gehen vom Historische über das Philosophische bis zum Rechtlichen, und sind zum größten Teil deutscher Sprache verfasst.

  • Observations Selectae, 1707
  • Abriß zu einer rechten Reichs-Historie, 1708
  • Ausführlicher Discours über den jetzigen Zustand der europäischen Staaten, 2 Theile, Frankfurt, Leipzig, 1733, 1734
  • Historie der Gelahrtheit oder Discours über Heumanni conspectum reipublicae literariae, 3 Theile, Frankfurt, 1734-1746
  • Discours über H. de Cocceii juris publici prudentiam, Halle, 1735
  • Schilterus illustratus oder ausführlicher aus dem Natur- und Völcker-Recht, Deutschen Altertümern, und durch merckwürdige Exempel, us der alten und neuen Historie von Deutschland, erl. acad Discours über Jo. Schilteri Deutsches Lehn-Recht, Frankfurt, Leipzig, 1735
  • Ausführliche Erläuterung über Schilteri institutiones juris feudalis, mit Registern versehen von Chr. Joh. Feustel, Frankfurt, Leipzig, 1736
  • Gründlicher Discours über den Westphälischen Frieden, Zu dessen Erläuterung Eine Kurtze Erzehlung der vornehmsten Ursachen des Dreyszig-Jährigen Krieges Von Zeit der Reformation, bis auf den Westphälischen Frieden, Frankfurt, Leipzig, 1736

Literatur

  • Johann Christoph von Dreyhaupt: PAGUS NELETICI ET NUDZICI, oder Ausführliche diplomatisch-historische Beschreibung des zum ehemaligen Primat und Ertz-Stift, nunmehr aber durch den westphälischen Friedens-Schluß secularisirten Herzogthum Magdeburg gehörigen Saal-Creyses, Zweiter Theil. Hrsg. i.A. Auftrag d. AG für mitteldeutsche Familienforschung e. V., Arbeitskreis Halle und Umgebung, von Uwe Meißner. Fliegenkopf, Halle 2002, ISBN 3-930195-71-2.
  • Daniela Fischer: Nicolaus Hieronymus Gundling, Der Blick eines frühen Aufklärers auf die Obrigkeit, die Gesellschaft und die Gebildeten seiner Zeit. Inauguraldissertation, Trier 2002.
  • Roderich von Stintzing: Gundling, Nicolaus Hieronymus. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 129 f.
  • Rolf Lieberwirth: Gundling, Nicolaus Hieronymus. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, S. 318 f.
  • Michael Pantenius: Gelehrte, Weltanschauer, auch Poeten … Literarische Porträts berühmter Hallenser. mdv, Halle 2006, ISBN 3-89812-393-6.
  • Roman Freiherr von Prochàzka: Meine 32 Ahnen und ihre Sippenkreise. Bibliothek, Familiengeschichtliches Sammelwerk, familiengeschichtlicher Arbeiten Band 7. Degener & Co., Leipzig 1928.
  • Roman Freiherr von Prochàzka: Physiognomie und Phänotyp der Gundlinge. in: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete, 31. Jahrgang, Heft 19. Starke, Limburg 1965.
  • Martin Annen: Das Problem der Wahrhaftigkeit in der Philosophie der deutschen Aufklärung. Königshausen & Neumann, Würzburg 1997, ISBN 3-8260-1226-7, S. 77–82
  • Gundling, Nicolaus Hieronymus. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 11, Leipzig 1735, Spalte 1399–1401.

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