- Nördliche Vorstadt (Potsdam)
-
Die Nördliche Vorstadt von Potsdam besteht aus den Teilgebieten Nauener Vorstadt, Jägervorstadt und der Berliner Vorstadt und grenzt direkt an Berlin.
Nauener Vorstadt
Die Nauener Vorstadt liegt vor dem Nauener Tor und wird dominiert von freistehenden repräsentativen Villen und Mietshäusern, die am Ende des 19. Jahrhunderts für preußische Offiziere und höhere Staatsbeamte entstanden sind. Vor dem Nauener Tor liegen herrschaftliche Villen in denen auch heute zum Teil prominente Potsdamer leben, zum Beispiel die Verlegerswitwe Friede Springer und Mathias Döpfner. In diesem Stadtteil mit einem geschlossenen Stadtbild von hoher Gestaltqualität befinden sich außerdem das Neue Rathaus (Stadthaus) in der heutigen Friedrich-Ebert-Straße, sowie die weitläufige Parkanlage Neuer Garten und das Schloss Cecilienhof, das unter anderem durch die Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens 1945 weltweit bekannt wurde.
Am Rande des Neuen Gartens befindet sich die Meierei-Gaststätte mit einer Schaubrauerei die im Sommer 2003 wiedereröffnet wurde. Zu DDR-Zeiten befand sich dieses Gebäude im Grenzgebiet zu West-Berlin und war für die Potsdamer Bevölkerung nicht erreichbar. Im Park ist das Marmorpalais (in diesem befand sich von 1961 bis 1989 ein Armeemuseum) mit einem unvergleichlichen Blick auf den Heiligen See) und das Planetarium Potsdam zu finden. In direkter Nachbarschaft befindet sich die „Verbotene Stadt“ am Kapellenberg, welches ein fast vollständig saniertes Villenviertel ist, und ihren Namen der Tatsache verdankt, dass dieses Areal in der Zeit nach den Zweiten Weltkrieg für die Bevölkerung gesperrt war, da hier die Rote Armee und der KGB (bis 1990 war hier die Deutschlandzentrale) ihre Einrichtungen hatten.
Ebenfalls sehenswert ist die Russische Kolonie Alexandrowka mit seinen schönen historischen Holzhäusern russischer Bauart und die einzigartige Potsdamer Alexander-Newski-Gedächtniskirche auf dem Kapellenberg. Das umfangreich restaurierte Belvedere auf dem Pfingstberg mit einer guten Aussicht über Potsdam und seine Umgebung, bei klarem Wetter auch bis weit hinein nach Berlin, wurde im Jahr 2003 wieder für Besucher freigegeben, nachdem auch dieses durch die DDR-Behörden Jahrzehnte gesperrt war und verfiel, weil von hieraus ein nicht gewünschter und ungehinderter Blick nach Berlin-Wannsee möglich war.
Jägervorstadt
Die Jägervorstadt mit dem Namens gebenden Jägertor liegt unmittelbar zwischen der barocken Potsdamer Innenstadt und dem Park Sanssouci. In diesem Teil befindet sich auch der Volkspark Potsdam, der für die 2001 hier durchgeführte Bundesgartenschau auf einem ehemaligen Militärgelände angelegt wurde.
Die historische Anlage der Weinbergterrassen direkt am Schloss Sanssouci und deren leicht ansteigende Lage und gilt als der schönste Aussichtspunkt auf die Stadt und bildet Sichtachsen zum Park Babelsberg und Neustädter Havelbucht. Die hier vorherrschende Bebauung reicht vom vorstädtischen Landhaus über die freistehende Villa bis zum gründerzeitlichen Mietshaus und Verwaltungsgebäude (wie das heutige Landgericht), aber es sind auch herrschaftliche Villen mit mittleren Parkanlagen zu finden.
Sehr prägend in diesem Stadtteil sind die großen historistischen Verwaltungsbauten und militärischen Anlagen wie die preußische Garde-Ulanen-Kaserne (heute Haus der Wirtschaft) und die ehemalige Unteroffiziersschule in der Jägerallee, sowie das ehemalige Werner-Alfred-Bad (errichtet 1913 durch den Berliner Architekten Paul Otto August Baumgarten), das historische Amtsgericht Potsdam in der Hegelallee, in der sich auch das Jägertor befindet. In der Hegelallee (früher Lindestraße) wurde nach 1990 eine Promenade angelegt, die den Verlauf der ehemaligen Stadtmauer vom Brandenburger Tor bis zum Nauener Tor nachzeichnet. In der ehemaligen Unteroffiziersschule in der Jägerallee wird derzeit ein modernes Justizzentrum errichtet, das die verschiedenen in Potsdam ansässigen Gerichte zentral aufnehmen wird, und dessen Fertigstellung für das Jahr 2008 geplant ist.
Berliner Vorstadt
Die als Denkmal geschützte Berliner Vorstadt liegt zwischen Jungfernsee, Tiefer See und Heiliger See in der unmittelbaren Nähe zur historischen Parkanlage des Neuen Gartens und auch zur Stadtmitte. Sie ist eines der bevorzugten Wohngebiete Potsdams, und grenzt an Berlin-Wannsee. Die stadtseitige Begrenzung bildet das Berliner Tor, von dem allerdings nur noch ein Flügelbau steht. Sie ist überwiegend durch herrschaftliche Villen und ausgedehnte Gärten geprägt, in denen sich von 1945 bis 1991 auch die französische und englische Militärmissionen befanden. Es gibt aber auch Ein- und Zweifamilienhäuser sowie aufwändige Mehrgeschosswohnungsbauten der Gründerzeit und aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. In den dortigen Villen haben u. a. berühmte Einwohner Potsdams wie Nadja Auermann, Wolfgang Joop, Ulrich Meyer und Günther Jauch ihr Domizil. Den Übergang der Berliner Vorstadt Potsdams in den Berliner Stadtbezirk Wannsee bildet die Glienicker Brücke. Erschlossen wurde das Gebiet zwischen Tiefen See und dem Heiligen See erst in der Zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nachdem sich dort Gewerbe ansiedelte.
Die Berliner Vorstadt war Standort der Leibgarde-Husaren-Kaserne, die durch Karl Friedrich Schinkel und Ludwig Persius im Auftrag von Friedrich Wilhelm III. zwischen 1839 und 1843 errichtet wurde, da von hier die Übungsplätze Bornstedter Feld und Döberitzer Heide gut erreichbar waren. Hier ist aber auch der Standort für die verschiedensten kulturellen Einrichtungen der Stadt, wie beispielsweise das Neue Hans Otto Theater, das im September 2006 eröffnet wurde und sich direkt am Tiefen See befindet. Entworfen wurde das neue Theatergebäude vom renommierten Kölner Architekten Professor Gottfried Böhm. Aber auch anspruchsvolles Gewerbe wie der Softwarehersteller (z. B. Oracle), das Auto-Designzentrum von (Volkswagen) in der Villa Tummeley mit direktem Blick zur Pfaueninsel und dem Schloss Pfaueninsel , das Potsdamer Klinikum „Ernst von Bergmann“ und Einrichtungen eines bedeutenden deutschen Telekommunikationsunternehmens sind beiderseits der Berliner Straße zu finden. Die berühmte Glienicker Brücke – Eingang zur Berliner Vorstadt – verbindet Berlin mit Potsdam. Von dort führen weitläufig auch Wander- und Fahrradwege in Richtung Cecilienhof, zur Gotischen Bibliothek sowie zum Ufer des Tiefen Sees. Die dort als Arkadien errichteten ufernahen Eigentumswohnungen haben einen hervorragenden Blick auf den gegenüber liegenden Park Babelsberg. Der Stadtteil Babelsberg ist durch die Humboldt-Brücke erreichbar.
Die Stadtverordnetenversammlung Potsdam hat am 4. Mai 2005 eine Satzung zum Schutz des Denkmalbereichs der gesamten Berliner Vorstadt (Denkmalbereichssatzung Berliner Vorstadt) beschlossen und damit dieses gesamte Vorstadtensemble unter Baudenkmalschutz gestellt.
52.41555555555613.053055555556Koordinaten: 52° 25′ N, 13° 3′ O
Wikimedia Foundation.