Wolfgang Joop

Wolfgang Joop
Wolfgang Joop, 2009

Wolfgang Joop (* 18. November 1944 in Potsdam) ist ein international erfolgreicher deutscher Modedesigner. Er ist Gründer der Mode- und Kosmetikfirma JOOP! und gilt zusammen mit Karl Lagerfeld und Jil Sander als erfolgreichster Deutscher in dieser Branche.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Aus einer Joop-Pelzkollektion, 1979

Die frühen Jahre

Nach seinem Abitur am Wilhelm-Gymnasium in Braunschweig begann Joop 1966 ein Studium der Werbepsychologie in Braunschweig, das er nur auf Drängen seines Vaters und nicht aus eigenem Interesse anfing, jedoch nicht zu Ende führte. Er arbeitete nach dem Studienabbruch als Restaurator und beschäftigte sich mit Kunst. 1968 begann er ein Studium der Kunsterziehung. Auch dieses beendete er nicht.

Joops eigentliche Karriere begann 1970, als er zusammen mit seiner Frau Karin an einem Modewettbewerb der deutschen Zeitschrift Constanze teilnahm und die ersten drei Preise gewann. Aufgrund dieses Erfolges wurde er Moderedakteur beim Frauenmagazin "Neue Mode". Diesen Job quittierte er 1971 und zog es vor, weiter unabhängig zu arbeiten, unter anderem als freiberuflicher Journalist und Designer.

Den internationalen Durchbruch erzielte Joop 1978, als er seine erste eigene Pelzkollektion vorstellte, die unter anderem von der New York Times mit dem Ehrentitel "Prussian Designer" ("Preußischer Designer") gewürdigt wurde.

JOOP!-Schriftzug

JOOP!

Hauptartikel: Joop (Unternehmen)

Im Frühjahr 1982 stellte Joop seine erste Prêt-à-porter-Damenkollektion vor, gefolgt von der ersten Herrenkollektion 1985. Zwei Jahre später, mit der Vorstellung seiner ersten Parfümkollektion, machte er seinen Namen endgültig zum Markenzeichen, indem er der kompletten Großschreibung zur Symbolisierung von Energie noch ein Ausrufezeichen anfügte. Ab sofort konnte man unter diesem Namen unter anderem Bekleidung, Schuhe, Schmuck, Brillen, Parfüm und sogar Wasserhähne erwerben. "JOOP!" war nicht länger ein Designer-Label, sondern eine Lifestyle-Marke, die lediglich Entwürfe und Lizenzen vergab, aber keine eigene Produktion mehr betrieb.

Wolfgang Joop, 1992

1983 wurde Joop mit dem Fil d'or geehrt.[1][2] 1984 folgte die Auszeichnung mit dem "Goldenen Spinnrad" der Stadt Krefeld und der Europäischen Seiden-Kommission. 1985 übernahm Joop eine Rolle als Gastdozent im Fachbereich Design an der Berliner Hochschule der Künste. Die Hochschule ernannte ihn 1987 zum Honorarprofessor. Er leitete später das Seminar "Pelzmode mit Accessoires". 2009 folgte die Auszeichnung mit dem Bambi. Nach der Wiedervereinigung begann Joop als erster westlicher Designer mit der Meißener Porzellan-Manufaktur zusammenzuarbeiten, für die er ein Service entwarf.[3]

1998 verkaufte Joop nach Unstimmigkeiten 95% seiner Firmenanteile an den Hamburger Wünsche-Konzern, blieb aber zunächst weiterhin Chefdesigner der Marke JOOP!. Der Verkauf der restlichen 5% und Joops endgültiger Ausstieg aus dem Unternehmen JOOP! erfolgten im Jahr 2001.

WUNDERKIND

WUNDERKIND-Logo

Bereits 1999 gründete Joop zusammen mit seinem Partner Edwin Lemberg die Wunderkind GmbH&Co KG.[4] mit Sitz in Potsdam. Das Modelabel hatte mit der im September 2004 unter dem Namen WUNDERKIND Couture in New York vorgestellten hochpreisigen Damenmode-Kollektion sein internationales Debüt. Ab der Frühjahr/Sommer Kollektion 2007 wurde WUNDERKIND bei den Pariser Modenschauen präsentiert. 2007 beteiligten sich die Wella-Erben Gisa und Hans-Joachim Sander an dem Unternehmen und erhöhten ihren Anteil nach Lembergs Ausscheiden 2010 um dessen Anteil von 15% auf insgesamt 65%, wofür eine Investition von 27 Mio. Euro genannt wurde.[5] Die übrigen 35% verblieben bei Joop. 2009 kam für Frühjahr/Sommer 2010 eine ebenso preisintensive Herren-Kollektion zum WUNDERKIND-Portfolio hinzu, die allerdings nie in einer Modenschau präsentiert wurde. Es bestand auch eine Wunderkind-Hautpflegeserie. Ende 2010 wurde die etwas preisgünstigere Damen-Zweitlinie 24h lanciert. Daraufhin wurden auch die hohen Preise der Hauptkollektion gemäßigt und der Kollektionsumfang reduziert. Der Firmensitz wurde von Potsdam nach Berlin verlegt. Nachdem ab 2004 ein Konzept-Ladengeschäft in Berlin eröffnet worden war, existierten infolge drei WUNDERKIND-Boutiquen in Deutschland (Berlin 2006-2011, Berlin Vintage 2008-heute, Sylt 2008-heute) und eine in London (2008-2011).

Anfang Februar 2011 kündigte das Ehepaar Sander den Verkauf seiner Anteile an den deutschen Finanzinvestor Clemens Vedder an.[6] Joop selbst besaß allerdings das Vorkaufsrecht. Im März 2011 wurde berichtet, dass das Unternehmen sich in ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten befände, nicht profitabel sei und vor dem Aus stehe. [7] Joop hatte sich bereits 2010 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und das Management von WUNDERKIND dem Berliner Rechtsanwalt Markus Hennig überlassen. Zwei Boutiquen in Berlin und London wurden geschlossen. Seit dem 25. März 2011 ist Wolfgang Joop wieder alleiniger Eigentümer des Labels WUNDERKIND. Für 2,95 Millionen Euro hatte er sein Vorkaufsrecht ausgeübt und die Anteile des Ehepaars Sanders übernommen.[8] Die vorerst letzte WUNDERKIND-Modenschau fand im Oktober 2010 für die Saison Frühjahr/Sommer 2011 in Paris statt. Joop ließ verlauten, er befände sich auf der Suche nach Investoren. Bislang gab es keine weiteren Kollektionen der Marke WUNDERKIND.

Weitere Aktivitäten

Wolfgang Joop ist vielseitig interessiert und beschäftigt sich neben Mode und Design mit vielen weiteren Dingen, z. B. der Illustration. Über 100 seiner Werke sind im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe ausgestellt. Weiterhin sammelt er Kunst, insbesondere zeitgenössische Bilder und Skulpturen, außerdem alte Möbel. Seit 2009 verkauft Wolfgang Joop Editionen seiner Modezeichnungen in der Editionsgalerie LUMAS.

Im Jahr 2000 spielte er in der Gesellschaftssatire Suck my Dick von Oskar Roehler eine Hauptrolle.

Joop ist Autor einiger Bücher und vieler Artikel für Zeitschriften und Zeitungen. Unter anderem schrieb er für den Spiegel, den Stern und die Welt am Sonntag. Seine bisher erschienenen Bücher sind das Geschenkbüchlein Das kleine Herz (2001), das Kochbuch Hectic Cuisine (2002), die Autobiographie Stillstand des Flüchtigen (2002) und der Roman Im Wolfspelz (2003). Nach eigenen Angaben kann er noch immer keinen Computer bedienen und verfasst Bücher wie seinen geplanten zweiten Roman handschriftlich.

Ab 2008 lancierte Wolfgang Joop unabhängig vom Modelabel JOOP! in Zusammenarbeit mit Coty Prestige unter seinem vollen Namen bislang zwei Herrenduft-Serien: Wolfgang Joop (2008), Wolfgang Joop - Freigeist (2010).

Im Herbst 2009 startete Joop eine Zusammenarbeit mit dem Bayreuther Gesundheitsunternehmen medi und entwarf eine Reihe von hochpreisigen Stützstrümpfen, welche er Ende 2009 auch in der Pariser Modenschau seines Modelabels WUNDERKIND präsentierte.[9]

Anfang April 2009 wurde bekannt, dass Wolfgang Joop einen Einstieg beim damals insolventen Wäschehersteller Schiesser plane. Mitte 2010 sah es so aus, als ob Joop eine Funktion als Design-Berater bei Schiesser ausüben und dafür 10% der Unternehmensanteile halten würde. Anfang 2011 verkündete der Schiesser-Konzern, dass es zu keinerlei Zusammenarbeit mit Joop kommen werde.

Im Oktober 2010 begann Joop eine Kooperation als Kreativberater mit der Warenhauskette Galeria Kaufhof.[10] Ab September 2011 wurde in allen Kaufhof-Filialen die nach dem Gründungsjahr des Warenhauskonzerns benannte Modekollektion GALERIA 1879 by Wolfgang Joop im niedrigen Preissegment für Damen und Herren zum Kauf angeboten.

Joop unterstützt den Verein "Dunkelziffer e.V.", der sich um sexuell missbrauchte Kinder kümmert[11], und den Verein Hamburg Leuchtfeuer, der sich um mit HIV infizierte Menschen sorgt.[12]

Befremden löste Joop mit seiner Sichtweise der Terroranschläge am 11. September 2001 in den USA aus. In einem Interview bemerkte er hierzu folgendes: „Ich bedaure nicht, dass das Symbol der Twin Towers nicht mehr steht, weil sie kapitalistische Arroganz symbolisierten.“[13]

Joop wird juristisch von dem ehemaligen FDP-Politiker und Rechtsanwalt Mehmet Gürcan Daimagüler beraten. In Joops Kinderbuch Rudi Rubi aus dem Jahr 2005 trägt eine der Hauptfiguren den Nachnamen Daimagüler.

Privatleben

Wolfgang Joop wurde am 18. November 1944 als Sohn von Gerhard und Charlotte Joop in Potsdam geboren. Er wuchs auf dem Bauernhof der Großeltern am Park von Sanssouci auf, bis die Familie 1954 nach Braunschweig übersiedelte, wo sein Vater als Chefredakteur des Kulturmagazins "Westermann's Monatshefte" arbeitete.

Wolfgang Joop heiratete 1970 die Kunststudentin Karin Benatzky, von der er mittlerweile geschieden ist. Er hat zwei Töchter - Jette Joop (auch als Mode- und Schmuckdesignerin tätig) und Florentine Joop (Schriftstellerin und Zeichnerin). Joop ist vierfacher Großvater. Seit der Trennung von seiner Frau lebt Joop in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft.

Er bezeichnet sich selbst als Kosmopolit und besitzt unter anderem ein Domizil in Monte Carlo, ein Penthouse in New York und zwei Villen in Potsdam (Villa „Wunderkind“ und Villa „Rumpf“), seiner Heimatstadt, der er sich sehr verbunden fühlt und in der er nach langjährigem Aufenthalt in Hamburg seit 1998 wieder wohnt.[14]

Auszeichnungen

Zitate

  • Man sollte nur auf Leute hören, mit denen man auch ins Bett gehen würde.“ zu Ratschlägen von Bankiers und Finanzberatern[15]
  • Zu schwer, vielleicht sogar zu viel Oberweite. Und sie grinst geradezu dümmlich.“ Joops Urteil über Heidi Klum[16]
  • Stil ist das was bleibt, wenn die Mode geht.

Einzelnachweise

  1. Biografie bei whoswho.de
  2. Biografie bei Kulturmagazin Areion online
  3. Biografie in whoswho.de
  4. http://wunderkind.de/iphone/contact/
  5. Wunderkind: Neue Kritik an Designer Wolfgang Joop, wiwo.de, 26. Februar 2011
  6. Chaos bei Modelabel Wunderkind, wiwo.de, 3. März 2011
  7. http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,749478,00.html Spiegel: "Wunderland abgebrannt"
  8. Wolfgang Joop übernimmt Luxuslabel Wunderkind Eintrag auf mode4you.info
  9. medi und Wolfgang Joop - Kompression erobert den Laufsteg, medi.de, März 2010
  10. Kaufhof kooperiert mit Wolfgang Joop, textilwirtschaft.de, 14. Oktober 2010
  11. Vereinswebsite Dunkelziffer e.V.
  12. Vereinswebsite Hamburg Leuchtfeuer
  13. Laura Schütz, Der Stellenwert des Symbolischen in der kulturellen Verarbeitung von "9/11", dort zitiert nach Henryk M. Broder, Kein Krieg, nirgends: Die Deutschen und der Terror. Berlin 2002.
  14. IMDB-Biografie zu den Wohnorten
  15. 20min.ch Januar 2009
  16. Focus Online Februar 2009

Weblinks

 Commons: Wolfgang Joop – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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