Oberes Gericht

Oberes Gericht
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Oberes Gericht (Tirol)
Oberes Gericht
Oberes Gericht

Oberes Gericht ist der Name einer Tallandschaft im Westen des österreichischen Bundeslands Tirol im Bezirk Landeck. Sie umfasst den Nordwestteil der Ötztaler Alpen.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Die Region im Tiroler Oberland bildet sich aus dem Oberinntal ab Landeck taleinwärts, zwischen Fließ und Pfunds beziehungsweise von der Pontlatzer Brücke bis zum Finstermünzpass, einschließlich der Sonnenterrasse am Südhang des Tals, und des Kaunertals, dem Seitental nach Süden. Dabei umfassen Inntal und Kaunertal die Nauderer Berge und den Glockturmkamm der Ötztaler Alpen.

Das obere Gericht umfasst die Gemeinden:

Inn
aufwärts
auf der
Sonnenterrasse
im
Kaunertal

Die Gemeinden

werden auch oft dazugezählt, man spricht dann auch von Oberes und Oberstes Gericht – so heißt der Tiroler Planungsverband Nr. 9 (LGBl. Nr. 87/2005).

Die Sonnenterrasse bildet einen eigenen Tourismusverband, die anderen Gemeinden gehören zum Tiroler Oberland, Fliess aber zu Tirol West (Landeck und Umgebung).

Nachbarregionen
umgebende Gebirgsgruppe sind kursiv gesetzt
Landecker Becken Venetberg
Paznaun   Samnaungruppe Nachbargemeinden Kaunergrat   Pitztal (Bez. Imst)
Unterengadin (Ktn. Graubünden, Schweiz)
Sesvennagruppe
Obervintschgau   Langtaufers (Prov. Bozen/Südtirol, Italien) Weißkamm   Venter Tal (Bez. Imst)

Zum Namen

Die Bezeichnung ‚Oberes Gericht‘ kommt von den Hochgerichten, die im Gegensatz zu den Niedergerichten alle Strafen verhängen durften. Diese Gerichte hatten früher neben der Gerichtsbarkeit auch die Verwaltung ihres Gerichtsbezirkes inne. Der Verwaltungsort war zuerst die Burg Laudegg bei Ladis und ab 1550 Schloss Sigmundsried in Ried im Oberinntal. Bis 1919 hatte Nauders ein eigenes Gericht, das zudem den oberen Vinschgau bis Mals verwaltete. Durch den Verlust Südtirols im Jahre 1919 wurde das Gericht aufgelöst und Nauders kam mit Spiss zum Gericht Siegmundsried. 1978 wurde das Gericht Siegmundsried aufgelöst und die Kompetenzen an das Bezirksgericht Landeck weitergegeben.

Geschichte

Besiedlungen der Bronzezeit fanden auf den sonnigen Hängen über dem Tal statt. Es wird vermutet, dass hier die Handels- und Metallexportrouten über den Malojapass in der Schweiz nach Oberitalien führten. Die Römer nutzten das Inntal mit der Via Claudia Augusta mit regem Transitverkehr und dazugehörigen Versorgungsstationen.

Die Einwanderung der Bajuwaren erfolgte nur zögerlich, was zur Folge hatte, dass sich in manchen Gegenden, vor allem in Nauders, das Rätoromanische bis in das 17. Jahrhundert (im angrenzenden Engadin wird es heute noch gesprochen) halten konnte. Reste dieser Sprache blieben noch im Dialekt und in manchen Ortsbezeichnungen erhalten.

Wirtschaft

Das Obere Gericht ist eine Region, in der viel Strom durch Wasserkraft produziert wird. Hier befindet sich sowohl das Kaunertalkraftwerk als auch der Stausee des Imster Laufkraftwerks. Für viel Aufsehen sorgte in den 1980er Jahren ein Projekt zur Stromgewinnung, das den Inn auf einer Länge von ca. 15 km fast zum Versiegen gebracht hätte. Dieses Projekt sorgte vor allem in Pfunds, der am stärksten betroffenen Gemeinde, für starke Proteste, die die Verwirklichung dieses Projektes bis heute verhindern.

Verkehr

Es bestanden Pläne einer Weiterführung der Rhätischen Bahn von Scuol im Engadin nach Landeck, doch mit dem Eintreten des Ersten Weltkriegs wurden sie nicht mehr verwirklicht.

Die Bundesstraße B 180 Reschenstraße, die durch das Obere Gericht führt, folgt zum Teil noch dem geplanten Trassenverlauf der Bahn.

Über die B 315 gelangt man weiter über den Reschenpass nach Südtirol, über die Engadiner Straße (B 184) im Inntal und die Martinsbrucker Straße (B 185) über den Finstermünzpass nach Graubünden. Am Talanfang füht eine niederrangige Straße von Fliess – und auch eine von Kauns – über die Pillerhöhe nach Wenns im Pitztal.

Kultur

Die charakteristische Bauform sind die oft bis zum Dach aus Bruchsteinen aufgemauerten, wuchtigen, durch Erker gegliederten und manchmal reich bemalten Bauernhäuser. Diese Bauform wird Engadiner Haus genannt. Typische Beispiele sind etwa in Fließ, Fendels, Ladis, Grins, Pfunds und Fiss zu finden. Viele der rätoromanisch geprägten Ortskerne fielen Bränden zum Opfer, weil die Dörfer aus sehr eng zueinanderstehenden Häusern bestanden. Seit etwa Mitte des 20. Jahrhunderts werden die Häuser in den Dörfern nicht mehr so eng zusammengebaut, um etwaigen Dorfbränden vorzubeugen. Der noch am besten erhaltene rätoromanische Dorfkern ist der von Fiss.


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