- Orthodoxe Kirchen in Deutschland
-
Die Orthodoxe Kirche ist mit ca. 1,3 Millionen Gläubigen die drittgrößte christliche Konfession in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
In Deutschland vertretene orthodoxe Kirchen
Östlich-orthodoxe Kirche
Die orthodoxen Diözesen in Deutschland bilden gemeinsam seit dem 27.Februar 2010 die Orthodoxe Bischofskonferenz in Deutschland. Es handelt sich um zehn Bistümer die, in der Regel - zumindest mehrheitlich - Angehörige einer Nation umfassen, und zu verschiedenen Patriarchaten gehören.
Die Bistümer sind jeweils der autokephalen Kirche des Heimatlands unterstellt. Zahlenangaben 2003, Quelle siehe Literatur:
- Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel
- Griechisch-orthodoxe Metropolie von Deutschland (KdöR) (Bischofssitz: Bonn): 450.000 Angehörige, 70 Gemeinden und über 150 Gottesdienststätten, Metropolit: Augoustinos Lambardakis, 3 Bischöfe, 65 Priester
- Exarchat der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa (Bischofssitz: Paris): 100 Angehörige, 1 Priester
- Ukrainische Orthodoxe Eparchie von Westeuropa (Bischofssitz: London): 3.600 Angehörige, 6 Priester
- Patriarchat von Antiochia
- Griechisch-Orthodoxe Metropolie von West- und Mitteleuropa, (Bischofssitz: Paris): 20.000 Angehörige, 13 Gemeinden, 9 Priester
- Patriarchat von Moskau
- Berliner Diözese der Russischen Orthodoxen Kirche - Moskauer Patriarchat (KdöR), (Bischofssitz: Berlin): 250.000 Angehörige, 42 Gemeinden, 2 Erzbischöfe, 33 Priester
- Russische Orthodoxe Kirche im Ausland bzw. die Russische Orthodoxe Diözese des orthodoxen Bischofs von Berlin und Deutschland (mit Sitz in München)
- Serbisch-Orthodoxe Kirche:
- Serbische Orthodoxe Diözese für Mitteleuropa (Bischofssitz: Muenchen bzw. Himmelsthür b. Hildesheim): 300.000 Angehörige, 33 Gemeinden, 1 Bischof, 36 Priester
- Rumänisch-Orthodoxe Kirche:
- Rumänische Orthodoxe Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa (KdöR Bischofssitz: Nürnberg): 300.000 Angehörige, 33 Gemeinden, 1 Metropolit, 28 Priester
- Bulgarisch-Orthodoxe Kirche:
- Bulgarische Diözese von West- und Mitteleuropa (Bischofssitz: Berlin) der Bulgarisch-orthodoxen Kirche: 60.000 Angehörige, 4 Gemeinden, 1 Metropolit, 5 Priester
- Georgische Orthodoxe Kirche:
- Westeuropäische Diözese der Georgischen Orthodoxen Kirche (Bischofssitz: Tbilisi / Georgien): 30.000 Angehörige, 3 Gemeinden, 1 Priester
Orientalisch-orthodoxe Kirchen
- Äthiopische Orthodoxe Kirche: mehrere Gemeinden, die dem Bischof von Westeuropa (Sitz in London) unterstehen, ein Bischofsvikar hat seinen Sitz in Köln
- Armenisch-apostolische Orthodoxe Kirche: Diözese in Köln, 1 Erzbischof Karekin Bekdjian
- Koptisch-orthodoxe Kirche: Damian, Bischof mit Sitz im Kloster in Höxter-Brenkhausen
- Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien
- Erzdiözese für Norddeutschland, Bischof Hanna Aydin mit Sitz in Warburg, NRW
- Erzdiözese für Süddeutschland
- Orthodoxe Kirche von Eritrea
Nichtkanonische Orthodoxe Bistümer
- Mazedonische orthodoxe Kirche
- griechische Altkalendarier diverser Richtungen
- deutsches Dekanat der Ukrainisch-orthodoxe Kirche - Kiewer Patriarchat
- Syrisch-Orthodoxe Kirche von Europa
Lehreinrichtungen
Seit 1995 wurde das ehemalige „Institut für orthodoxe Theologie“ an der Universität München zur Ausbildungseinrichtung für Orthodoxe Theologie der Universität München ausgebaut und ein entsprechender Diplom-Studiengang eingerichtet. Damit existiert nun im deutschen Sprachraum die erste und bisher einzige Möglichkeit eines orthodoxen Universitätsstudiums (einschließlich der Möglichkeit einer Promotion in der Orthodoxen Theologie).
Seit 2002 besteht darüber hinaus die Möglichkeit, am Theologischen Institut des Klosters Kröffelbach ein Studium der orthodoxen Theologie mit dem Schwerpunkt koptisch-orthodoxe Theologie und dem Abschluss BA der Theologie zu absolvieren.
Außerdem existiert - mit dem vorrangigen Ziel einer Ausbildung orthodoxer Religionslehrer - ein Lehrstuhl für orthodoxe Theologie im Rahmen des Zentrums für Religiöse Studien an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Ferner gibt es an der Universität Erfurt einen religionswissenschaftlich ausgerichteten Lehrstuhl für orthodoxes Christentum.
Ökumene
Einige orthodoxe Kirchen arbeiten bereits seit 1974 in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) mit, andere traten ihr später bei. Die kanonischen östlich-orthodoxen Kirchen sind seit einigen Jahren in einer gemeinsamen Delegation mit fünf Mitgliedern (und fünf Stellvertretern) über die KOKiD vertreten, die altorientalischen Kirchen sind jede für sich Vollmitglied. Die orthodoxen Kirchen stellen auch eines der fünf Mitglieder des Vorstands (derzeit: Erzpriester Radu Constantin Miron), und arbeiten auch in der Ökumenischen Zentrale mit einer Referentin (Marina Kiroudi) und in der theologischen Kommission (DÖSTA) mit. Ebenso sind die orthodoxen Kirchen an den meisten regionalen und lokalen Arbeitsgemeinschaften der ACK beteiligt.
Daneben gibt es bilaterale Beziehungen zur deutschen Bischofskonferenz und zur EKD mit Diskussionen über theologische Fragen und diakonisch-karitative Zusammenarbeit. So wurden mehrere Dokumente zu dogmatischen Fragen in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der griechisch-orthodoxen Metropolie und der römisch-katholischen Bischofskonferenz verabschiedet, zuletzt 2006 ein Text über das gemeinsame Verständnis des geistlichen Amtes. Ab 2007 wurde diese Arbeitsgruppe umgestaltet und erweitert, so dass sie jetzt Vertreter der gesamten Orthodoxie in Deutschland auf der einen und - wie bisher - der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz umfasst, also eine offizielle Gesprächsebene zwischen der orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche in diesem Lande darstellt. Zwischen der KOKiD und der EKD ist bislang eine Handreichung für evangelisch-orthodoxe Eheschließungen erarbeitet und unterzeichnet worden.
Religionsunterricht
Bereits 1985 hatte das Land Nordrhein-Westfalen einen regulären orthodoxen Religionsunterricht eingeführt, der damals allerdings nur für die griechischen Kinder galt, inzwischen jedoch - unter Verantwortung der KOKiD - auf alle orthodoxen Schülerinnen und Schüler erweitert wurde. Inzwischen hat auch Niedersachsen einen regulären deutschsprachigen Religionsunterricht für christlich-orthodoxe Kinder an staatlichen Schulen eingeführt; die KOKiD fungiert dabei als kirchlicher Partner, altorientalische Kinder können auf freiwilliger Basis an diesem Unterricht teilnehmen. In einigen anderen Bundesländern (Hessen, Rheinlands-Pfalz, Baden-Württemberg) sind entsprechende Pläne in der Ausarbeitung, oder es wird Religion (ähnlich wie bei islamischen Kindern) im Rahmen eines muttersprachlichen Ergänzungsunterrichts angeboten, wobei dieses Angebot allerdings in der Praxis oft nur für griechischsprachige Kinder existiert. In Bayern wurde der durch die Russisch-orthodoxe Kirche im Ausland erteilte Religionsunterricht laut Bescheid des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 6. Februar 1956, Nr. 93173 als ordentliches Lehrfach (Pflichtfach)im Sinne des Art. 136, Abs. 2 der Bayerischen Verfassung anerkannt. Heute verfügen die Griechisch-, die Serbisch- und die Russisch-Orthodoxe Kirche, sowie, von den altorientalischen, die Syrisch-orthodoxe Kirche über diese Anerkennung. Es ist sogar möglich, die orthodoxe Religionslehre als Abiturfach zu belegen und abzuschließen. Inzwischen gibt es einen gemeinsamen bayerischen Lehrplan für die in der KOKiD bzw. jetzt der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland vertretenen orthodoxen Bistümer. Seit 2003 gibt es auch ein Referat der KOKiD für orthodoxen Religionsunterricht; derzeit wird dieses vom Vorsitzenden der Kommission, Metropolit Augoustinos, geleitet; Länderkoordinatoren für Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind für die Durch- bzw. Einführung des orthodoxen Religionsunterrichtes in den einzelnen Bundesländern im Auftrag der Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland / Verband der Diözesen zuständig.
Tendenzen zu „Deutsch-Orthodoxer Kirche“
Aus ekklesiologischen und geschichtlichen Gründen gibt es keine „deutsch-orthodoxe“ Landeskirche, obwohl in jüngster Zeit unter deutschen Konvertiten gewisse Versuche in diese Richtung zu beobachten sind. So wurde in den 1990er Jahren mit dem Deutschen orthodoxen Dreifaltigkeitskloster in Buchhagen das erste und bisher einzige deutsche orthodoxe Kloster gegründet. Formal (juridisch) untersteht es zwar der bulgarisch-orthodoxen Diözese von West- und Mitteleuropa, ist aber statutengemäß der „deutschen Orthodoxie“ verpflichtet. Des Weiteren gibt es die Skite des heiligen Spyridon, die juridisch Teil der serbisch-orthodoxen Diözese von Mitteleuropa ist.
Insgesamt ist der Anteil ethnischer Deutscher innerhalb der Orthodoxen Kirche in Deutschland aber eher marginal: Deutlich über 95 % aller orthodoxen Christen in diesem Lande haben einen Migrationshintergrund. Offiziell deutschsprachige orthodoxe Gemeinden gibt es lediglich in Berlin, Düsseldorf, Hamburg und München, wenngleich in einigen anderen Gemeinden (vor allem der russischen Diözesen) gelegentlich bis teilweise Deutsch als liturgische Sprache verwandt wird. Daher hat 2007 auch die KOKiD eine aus Vertretern aller orthodoxen Diözesen (einschließlich der Russischen Auslandskirche) zusammengesetzte Gemeinsame Kommission zur Erstellung bzw. Vereinheitlichung orthodoxer liturgischer Texte in deutscher Sprache ins Leben gerufen, deren Ergebnisse aber noch von der Bischofsversammlung gebilligt werden müssen.
Siehe auch:
Siehe auch
- Orientalische Christen in Europa
- Orthodoxe Christen in Mittel- und Westeuropa
- Orthodoxe Kirchen in Österreich
- Liste der Bistümer in Deutschland
- Portal:Christlicher Orient
Literatur
- Athanasios Basdekis: Die Orthodoxe Kirche. 2003, ISBN 3-87476-402-8
Weblinks
- Kommission der orthodoxen Kirche in Deutschland
- Orthodoxe Kirche in Deutschland
- Metropolit Augoustinos Orthodoxie in Deutschland
- Griechisch-orthodoxe Metropolie von Deutschland
- Orthodoxe Fraternitaet in Deutschland
- Rumänisch-orthodoxe Metropolie für Deutschland und Zentraleuropa
- Russisch-orthodoxe Kirche des Moskauer Patriarchats
- Serbisch-orthodoxe Kirche für Deutschland und Mitteleuropa
- Koptisch-orthodoxes-Kloster Höxter Brenkhausen
- Veranstaltungen der Koptisch-orthodoxen Kirche in Deutschland
- Koptisch-orthodoxe Kirche in Deutschland im Internet
- Orthodoxie in Deutschland des 19. Jahrhunderts
- Die Orthodoxie in Deutschland wird stärker - Ein Interview mit Igumen Daniil (Irbits), Referent für Öffentlichkeitsarbeit und Beziehungen zu den politischen Institutionen in der BRD, Mitglied der Arbeitsgruppe Integration beim Bundeskanzleramt
- Beschluss der Pastoralkonferenz der Russisch-Orthodoxen Kirche in Deutschland – der Diözese Berlin des Moskauer Patriarchats und der Diözese Deutschland der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland
Kategorien:- Orthodoxie in Deutschland
- Orthodoxe Kirche
- Ökumenisches Patriarchat von Konstantinopel
Wikimedia Foundation.