Asphaltvulkanismus

Asphaltvulkanismus

Asphaltvulkan ist die Bezeichnung für eine bis zu 800 m hohe vulkanartige Erhebung am Ozeanboden, die aus Salz besteht und aus deren Spitze natürlicher Asphalt austritt.

Die Entdeckung dieser geologischen Besonderheit gelang einer internationalen Forschergruppe unter Leitung der Universität Bremen an Bord des ForschungsschiffesSonne“ im Jahr 2003. Die Forscher waren durch Aufnahmen von Satelliten, auf denen Ölspuren an der Wasseroberfläche zu erkennen waren, auf die Lokalität aufmerksam geworden.

Inhaltsverzeichnis

Die Geologie des Asphaltvulkanismus

Am Grund der Campeche-Bucht in etwa 3000 m Meerestiefe, im südlichen Teil des Golfs von Mexiko nordwestlich des mexikanischen Bundesstaates Campeche auf der Halbinsel Yucatán, finden sich diapirförmige Salzdome, lokal Campeche Knolls (Campeche-Hügel) genannt, aus deren Spitzen natürlicher Asphalt austritt und lavaähnlich die Hänge herabfließt. Aufgrund dieser Analogie werden diese natürlichen Asphaltquellen als „Asphaltvulkane“ bezeichnet, mehr als 25 konnten bisher kartiert werden. Die ausgetretenen und am Meeresboden ausgehärteten Asphaltströme, sind ähnlich wie Aa-Lava von zahlreichen Rissen und Spalten zerklüftet. Es wird angenommen, dass Asphaltvulkane nur im Golf von Mexiko vorkommen, da man nur hier die dafür notwendigen geologischen Voraussetzungen als erfüllt ansieht, nämlich eine Kombination von Salz- und Erdölvorkommen in einer verhältnismäßig großen Tiefe mit entsprechend kaltem Meereswasser. In diesem geographisch verhältnismäßig begrenzten Gebiet sind sie jedoch recht häufig. Auch Fluide wie Methanhydrat und austretendes Erdöl (engl. ‚Seeping‘) sind hier gefunden worden.

Bis zu dieser Entdeckung waren nur kleinere mit Asphalt bedeckte Stellen beobachtet worden, in der Campeche-Bucht jedoch entdeckte man eine Fläche von über 1 km2. In dieser Meeresregion drängen in der Jura-Periode abgelagerte Salzvorkommen aus 8-15 km Tiefe empor, bis über das Niveau des Meeresbeckenbodens hinaus, während der Asphalt aus dem von Mikroorganismen zersetzten und thermisch veränderten Erdöl hervorgeht. Die an ihrer Basis etwa 5 bis 10 km breiten Campeche Knolls sind zwischen 450 und 800 m hoch und von verschiedenartiger Gestalt (Morphologie), die meisten sind langgestreckte Bergrücken, einige haben eine runde, kuppenartiger Form. Die Hangneigung beträgt zwischen 10 und 20 %. Einer der näher untersuchten Asphaltvulkane wurde von seinen Entdeckern ‚Chapopote‘ genannt, nach dem aus der aztekischen Sprachfamilie Nahuatl stammenden Wort Chapopote bzw. dem davon in das mexikanische Spanisch entlehnte Chapapote, beides bedeutet ‚Asphalt‘.

Ein neuartiges Ökosystem

Die Existenz chemosynthetisierender Organismen ist schon länger bekannt, beispielsweise von den entlang der Mittelozeanischen Rücken anzutreffenden untermeerischen Black Smokern. Dort dienen die aufsteigenden heißen schwefelhaltigen Lösungen als Energiequelle, während im weltweit bisher einmaligen Ökosystem der Campeche Knolls der Asphalt diese Funktion erfüllt. Er ist die Grundlage großer Ansammlungen chemosynthetischer Bakterien und Muscheln aus der Familie Vesicomyidae sowie Bartwürmern, die als Seep-Indikatoren Anzeiger für austretende Fluide sind, ferner wurden Krebse und Fische beobachtet. Die Verwendung von Asphalt als Nahrungsquelle ist außergewöhnlich und in dieser Form für die Wissenschaft ein neues Phänomen, denn er stellt das Endstadium in der Umwandlung von Erdöl dar und gilt daher als wenig lebensfreundlich. Welche chemischen Verbindungen genau von den Organismen für die Chemosynthese genutzt werden, ist derzeit noch unklar, so wie auch die genauen ökologischen Zusammenhänge innerhalb dieses Lebensraums.

Der Leiter der Expedition, Prof. Gerhard Bohrmann, kommentierte die Entdeckung: „Nur selten hat man als Forscher die Gelegenheit, völlig unbekannte Dinge zu entdecken. Auf der Erde bietet das in diesem Maße nur die Tiefsee.“

Literatur

Weblinks


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