Ostseeflotte

Ostseeflotte
Baltische Flotte

Verbandsabzeichen
Aufstellung 1696
Land Russisches Reich bis 1917
Sowjetunion bis 1991
Russland
Streitkräfte Russische Streitkräfte
Teilstreitkraft Russische Marine
Typ Flotte
Hauptquartier Baltijsk
Auszeichnungen Rotbannerorden (2x)
Kommandeur
Kommandeur Wiktor Nikolajewitsch Mardussin

Die Baltische Flotte (Балтийский флот) ist eine von vier Flotten der Russischen Marine. Sie ist in der Ostsee stationiert. Ihr Hauptstützpunkt ist Baltijsk bei Kaliningrad.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zarenzeit

Die Baltische Flotte ist der älteste Teil der russischen Marine. Sie wurde im Jahre 1696 durch Zar Peter den Großen gegründet. In ihrer langen Geschichte war sie erst Teil der zaristischen, dann der sowjetischen und heute der russischen Marine.

Im Russisch-Japanischen Krieg 1904/05 wurde die Flotte zur Unterstützung der Pazifischen Flotte in den Pazifik geschickt und kämpfte dort in der Schlacht von Tsushima. Damals wurde sie vernichtet, wodurch nicht nur Russlands Macht in Ostasien gebrochen wurde, sondern auch seine Seemacht in der Ostsee. Als Folge kam es zur Russischen Revolution von 1905 an der auch meuternde Matrosen der Baltischen Flotte beteiligt waren.

Obwohl zahlenmäßig überlegen, trat sie im Ersten Weltkrieg entgegen den Vorstellungen ihres ersten Befehlshabers, Admiral Nikolai von Essen, nie zur Offensive an, sondern wurde von deutschen Kräften unter Prinz Heinrich bis zum Kriegsende weitgehend blockiert und blieb untätig. An der Oktoberrevolution 1917 waren Matrosen der Baltischen Flotte maßgeblich beteiligt. Den Startschuss feuerte am 25. Oktober der Kreuzer Aurora, der noch heute als Museumsschiff in Sankt Petersburg liegt.

Sowjetzeit

Auch im Zweiten Weltkrieg spielte die Baltische Rotbannerflotte, wie die Flotte aufgrund der Verleihung des Rotbannerordens während der Sowjetzeit hieß, keine große Rolle. Nach dem Verlust ihrer Basis Kotka am Eingang des Finnischen Meerbusens wurden die meisten Schiffe in Leningrad eingeschlossen. Erst nach Ende der Belagerung begannen einzelne Operationen gegen schwächere deutsche Kräfte im Baltikum. Die bekanntesten Aktionen der Baltischen Flotte im Zweiten Weltkrieg waren die Versenkungen der Flüchtlingsschiffe Wilhelm Gustloff, Steuben und Goya Anfang 1945 durch sowjetische U-Boote, bei denen bis zu 20.000 Menschen ums Leben kamen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Baltische Rotbannerflotte Teil der Streitkräfte des Warschauer Pakts. Sie bezog ein neues Hauptquartier in Baltijsk bei Kaliningrad. Mit der Polnischen Seekriegsflotte und der Volksmarine der DDR bildete die Baltische Flotte die Verbündeten Ostseeflotten, die im Kriegsfall als Vereinigte Ostseeflotte aktiv werden sollten. Die Führung der Verbündeten Ostseeflotten lag bei der Baltischen Flotte. Ihre Aufgabe war außer dem Schutz eigener Küsten hauptsächlich offensiv. Insbesondere war sie dafür ausgestattet, amphibische Operationen gegen die Küsten der Bundesrepublik Deutschland, Dänemarks oder anderer Ostseeanliegerstaaten auszuführen. Dafür stand ihr eine große Zahl von Landungsschiffen und anderen Kriegsschiffen zur Verfügung.

Da die Staaten der NATO mit ihren Marinen die Ostseeausgänge beherrschten (siehe auch Bundesmarine), war die Baltische Flotte während des Kalten Krieges weitgehend von einem auch im Kriegsfall freien Zugang zum Atlantik abgeschnitten. Die Sowjetunion sah sich deshalb spätestens nach der deutschen Wiederbewaffnung 1956 gezwungen, die Basen für einen Teil ihrer Schiffe, insbesondere der strategischen U-Boote ins Nordmeer zu verlegen. In dem Maße, wie die Bedeutung der Nordflotte wuchs, sank die der Baltischen Flotte. Allerdings blieben die Häfen in der Ostsee mit ihren Werften auch für die Nordmeerflotte wichtig, deren Schiffe hier ihre Grundinstandsetzungen erhielten.

Russische Föderation

Die Auflösung der Sowjetunion nahm der Baltischen Flotte ihre Basen in Estland, Lettland und Litauen und ließ ihr nur die Oblast Kaliningrad als weitgehend eisfreien Zugang zur Ostsee. Diese Exklave, zwischen Polen und Litauen gelegen, ist seither allerdings von Russland abgeschnitten. Wichtige Marinewerften befinden sich auch weiterhin im Raum Sankt Petersburg. Dazu gehört der zweite große Stützpunkt der Baltischen Flotte in Kronstadt, einer auf Kotlin im Finnischen Meerbusen gelegenen Satellitenstadt etwa 29 km nordwestlich von Sankt Petersburg.

Als Russland 199294 alle seine Truppen aus Polen und den Baltischen Staaten zurückzog, wurden einige Luft-, Marine- und Bodenkräfte nach Kaliningrad gebracht, angeblich wegen Versorgungsengpässen in Russland. Das russische Beharren, Kaliningrad als schwerbewaffnete Garnison zu erhalten, rief internationale Kritik, besonders von Polen, hervor. Dennoch sind bis heute Streitkräfte in einer mit der gesamten polnischen Armee vergleichbaren Stärke im Oblast Kaliningrad stationiert.

1996 bestanden die Operationskräfte aus neun U-Booten, drei Kreuzern, zwei Zerstörern, 18 Fregatten und 56 kleineren Schiffen.

Mitte 2000 bestand die Baltische Flotte aus über 100 Kampfschiffen verschiedener Typen; ihre Marinefliegergruppe war mit 112 Kampfflugzeugen ausgestattet.

Berühmte Admiräle der Flotte

Berühmte Schiffe und Unterseeboote im Dienste der Flotte

  • Sowjetisches U-Boot M 256
  • Sowjetisches U-Boot S 13

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Russische Ostseeflotte — Baltische Flotte Verbandsabzeichen Aufstellung 1696 Land …   Deutsch Wikipedia

  • Vereinigte Ostseeflotte — Baltische Flotte Verbandsabzeichen Aufstellung 1696 Land …   Deutsch Wikipedia

  • Brandenburgisch-Schwedischer Krieg — In Rot: Darstellung der umkämpften Gebiete zwischen 1674–1678 im Nordischen Krieg von 1674–1679 Kartenausschnitt aus: F. W. Putzgers, Historischer Schul Atlas ,1905 Der Nordische Krieg von 1674 bis 1679, auch Schwedisch Brandenburgischer Krieg… …   Deutsch Wikipedia

  • Nordischer Krieg (1674–1679) — Der Nordische Krieg von 1674 bis 1679, auch Schwedisch Brandenburgischer Krieg beziehungsweise Schonischer Krieg genannt, war ein selbständiger Teilkonflikt zwischen Brandenburg Preußen, Dänemark und dem Königreich Schweden im parallel… …   Deutsch Wikipedia

  • Schonischer Krieg — In Rot: Darstellung der umkämpften Gebiete zwischen 1674–1678 im Nordischen Krieg von 1674–1679 Kartenausschnitt aus: F. W. Putzgers, Historischer Schul Atlas ,1905 Der Nordische Krieg von 1674 bis 1679, auch Schwedisch Brandenburgischer Krieg… …   Deutsch Wikipedia

  • Schwedisch-Brandenburgischer Krieg — In Rot: Darstellung der umkämpften Gebiete zwischen 1674–1678 im Nordischen Krieg von 1674–1679 Kartenausschnitt aus: F. W. Putzgers, Historischer Schul Atlas ,1905 Der Nordische Krieg von 1674 bis 1679, auch Schwedisch Brandenburgischer Krieg… …   Deutsch Wikipedia

  • Großbritannien [2] — Großbritannien (Gesch.). I. Von der Erhebung des Hauses Hannover auf den englischen Thron bis zu den Französischen Revolutionkriegen 1714–1793. Im Jahre 1707 waren die Reiche England u. Schottland durch einen Parlamentsbeschluß unter dem Namen G …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Doggerbank-Zwischenfall — Lage der Doggerbank in der Nordsee Der Doggerbank Zwischenfall ist der auch als Zwischenfall von Hull (russisch Гулльский инцидент) bezeichnete Beschuss britischer Fischerboote vor der Doggerbank durch die russische Ostseeflotte in der Nacht …   Deutsch Wikipedia

  • Hull-Zwischenfall — Lage der Doggerbank in der Nordsee Der Doggerbank Zwischenfall ist der auch als Zwischenfall von Hull bezeichnete Beschuss britischer Fischerboote vor der Doggerbank durch die russische Ostseeflotte in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober 1904.… …   Deutsch Wikipedia

  • Roschestwenski — Admiral Sinowi Petrowitsch Roschestwenski Sinowi Petrowitsch Roschestwenski (russisch Зиновий Петрович Рожественский, wiss. Transliteration Zinovij Petrovič Rožestvenskij; * 30. Oktoberjul./ 11. November 1848 …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”