Pallada (1899)

Pallada (1899)
Flagge
Pallada in friedensmäßigem Anstrich
Pallada in friedensmäßigem Anstrich
Übersicht
Typ Geschützter Kreuzer
Bauwerft

Galernywerft ,
St. Petersburg

Kiellegung Dezember 1895
Stapellauf 26. August 1899
Auslieferung 1902
Dienstzeit

1902–1904 russische Marine
1908–1922 japanische Marine

Verbleib 1923 versenkt
Technische Daten
Verdrängung

6.731 ts
maximal: 6.823 ts

Länge

126,7 m

Breite

16,8 m

Tiefgang

6,6 m

Besatzung

570 Mann

Antrieb

24 Belleville-Kessel
3 Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen
13.000 PS
3 Schrauben
ab 1908:
2 Dreifachexpansions-
Dampfmaschinen
11.600 PS
2 Schrauben

Geschwindigkeit

19,17 kn

Reichweite

2.200 sm bei 9 kn

Bewaffnung

• 8 × 152-mm-L/45-Canet-Geschütze
• 24 × 75-mm-L/50-Canet-Schnellfeuergeschütze
• 8 × 37-mm-L/23-Hotchkiss-Schnellfeuergeschütze
• 3 × Whitehead-Torpedorohre \varnothing 381 mm
• 2 × 63,5-mm-L/19-Baranowski-Landungsgeschütze

Bewaffnung
ab 1908
als jap. Tsugaru

• 8 × 152-mm-L/45-Armstrong-Geschütze
• 12 ×  80-mm-Schnellfeuergeschütze
• 3 × Torpedorohre \varnothing 457 mm

Bunkermenge

1.430 t

Panzerung
  • Kommandostand: 152 mm
  • Munitionsschächte: 38 mm
  • Kesselraumschächte: 64 mm
  • Hauptdeck: 51 mm
    (Böschungen: 76 mm)
Schwesterschiffe

Diana; Awrora

Die Pallada war ein Geschützter Kreuzer der kaiserlich-russischen Marine und Typschiff einer Klasse von drei in Russland konstruierten und gebauten Kreuzern.
Die Pallada wurde im Russisch-Japanischen Kriegs 1904–1905 in Port Arthur versenkt, aber nach dem Kriegsende von Japan gehoben wurde und dann unter dem Namen Tsugaru (jap. 津軽) bis 1922 in der japanischen Marine diente.

Inhaltsverzeichnis

Die Pallada-Klasse

Die Pallada war das erste von drei Schiffen ihrer Klasse, die auf der Galernywerft und der Neuen Admiralitätswerft in St. Petersburg zur Verstärkung der russischen Ostseeflotte gebaut wurden. Die Kreuzer sollten sowohl Aufgaben in der Ostsee erledigen als auch weltweit, insbesondere im Fernen Osten, operieren können.

Der Kreuzer Swetlana

Das Marinebeschaffungsamt orientierte sich an den Auslandskreuzern der Royal Navy, die Kreuzer der Apollo-Klasse und dann vom Typ der HMS Astraea beschaffte. Die russische Marine beschaffte als ersten vergleichbaren Typ die Swetlana in Frankreich, die aber mehr einer Yacht als einem Kampfschiff glich[1]. Man entschied sich für die Entwicklung eines eigenen Typs, der den britischen Auslandskreuzern überlegen sein sollte. Er sollte größer als die Swetlana sein, die Drei-Schrauben-Auslegung der russischen Panzerkreuzer übernehmen, 20 Knoten laufen können und anfangs auch zumindest zwei schwere Waffen erhalten. Schließlich entschied man sich jedoch für eine einheitliche Bewaffnung mit 152-mm-Geschützen. Obwohl ihre Panzerung recht leicht war, stellten sie dennoch eine erhebliche Verbesserung gegenüber ihren Vorgängerklassen aus den 80er Jahren dar. Schwesterschiffe der Pallada waren Diana und Awrora.

Die Pallada und Diana wurden im Dezember 1895 auf Kiel gelegt, die Awrora im Juni 1897. Die Pallada lief am 26. August 1899 als erste vom Stapel; die Diana im Oktober des gleichen Jahres, und die Awrora im Mai 1900. Bald nach ihrer Indienststellung gegen Ende 1901 wurden die Pallada und die Diana für den Einsatz beim pazifischen Geschwader in Port Arthur vorgesehen.

Die sehr lange Bauzeit der Schiffe ließ sie schon bei Indienststellung veraltet erscheinen. Im Rahmen des Bauprogramms für den Fernen Osten hatte die russische Marine Bauaufträge für Kreuzer ähnlicher Größe ins Ausland vergeben (Warjag, Askold, Bogatyr) die zwischen Januar 1901 und August 1902 ausgeliefert wurden und den in Russland gebauten Schiffen durch die Konstruktionsgeschwindigkeit von 23 Knoten überlegen waren, zumal die in Russland gebauten Kreuzer ihre Konstruktionsgeschwindigkeit von 20 Knoten alle nicht erreichten. Alle drei Schiffe der Pallada-Klasse kamen im Russisch-Japanischen Krieg zum Einsatz, ohne besondere Erfolge zu erzielen. Pallada verblieb in Port Arthur, Diana wurde bei dem Versuch die Heimat zu erreichen in Saigon interniert und die Awrora , die mit dem Zweiten Pazifischen Geschwader bis Tsushima marschierte, entkam aus der Schlacht nach Manila. Im Weltkrieg waren Diana und Awrora bei der Baltischen Flotte in der Ostsee im Einsatz.

Der wichtigste Einsatz eines dieses Schiffe geschah am Abend des 25. Oktoberjul./ 7. November 1917greg., als die Awrora mit einem Platzpatronenschuss aus einer Bugkanone das Signal für den Sturm der Bolschewiki, auf das Winterpalais gab, den seinerzeitigen Sitz der Provisorischen Regierung Russlands in Sankt Petersburg. Diese Erstürmung gilt als der Beginn der russischen Oktoberrevolution.
Dieses Schwesterschiff der Pallada ist noch heute als Museum in Sankt Petersburg erhalten.

Technische Daten

Riss der Pallada-Klasse

Die Pallada hatte eine Wasserverdrängung von 6.731 tons (standard) bzw. 6.932 tons (maximal). Sie war 126 m lang und 16,8 m breit und hatte 6,4 m Tiefgang. Drei Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen mit insgesamt 13.000 PS gaben ihr eine Höchstgeschwindigkeit von 19 Knoten. Die geforderte Geschwindigkeit von 20 Knoten erreichte keines der drei Schwesterschiffe. Der Aktionsradius betrug bei einem Kohlenvorrat von 972 Tonnen und 10 Knoten Marschgeschwindigkeit 3.700 Seemeilen. Die Deckpanzerung war 50–62 mm dick, der Gefechtsstand hatte 150 mm Panzerung. Die Besatzung zählte 578 Mann.

Der Kreuzer war mit acht 152-mm-L/45-Kanonen des Modells 1892 bewaffnet, die zu den besten russischen Kanonen gehörte. Diese und die vierundzwanzig 75-mm-Geschütze waren russische Varianten der bei der französischen Firma Schneider et Cie entwickelten Canet-Geschütze. Zur Bewaffnung gehörten auch noch acht 37-mm-Hotchkiss-Kanonen und drei 380-mm-Torpedorohre. An Bord befanden sich auch noch zwei 63,5-mm-L/19-Landungsgeschütze vom Typ Baranowski. Der Munitionsvorrat betrug 1414 152-mm-Granaten in vier Magazinen, 6240 75-mm-Granaten in acht Magazinen und 3600 Schuss für die 37-mm-Kanonen und 1440 Schuss für die Landungsgeschütze.

Geschichte

Überführung in den Fernen Osten

Der russische Verband in Sabang

Am 29. Oktober 1902 begann ihre Überführung in den Fernen Osten im Verband des Konteradmirals Baron von Stackelberg[2] auf dem Linienschiff Retwisan[3]. Zum Verband gehörten weiterhin das Linienschiff Pobeda, fünf Kreuzer (neben Pallada und Diana noch die Nowik, Bogatyr und Bojarin) und sieben Torpedoboote (fünf der Forelle-Klasse aus französischer Produktion sowie zwei, Boiki und Burny, aus russischer Fertigung). Das Geschwader trat selten zusammen auf. Die Pobeda musste frühzeitig zurückbleiben und die Nowik lief vor dem Verband, während die Bogatyr für die Torpedoboote zuständig war und die Bojarin noch Besuche am Persischen Golf durchführte. Die Pallada lief überwiegend im Verband mit der Retwisan und der Diana. Auf dem Weg liefen sie zur Versorgung Kiel, Portland, Vigo, Algier, Piräus, Port Said, Sues, Aden, Colombo, Sabang, Singapur und Nagasaki an. Am 8. April 1903 erreichte die Retwisan, nur von der Pallada begleitet, Port Arthur, wo beide stationiert wurden.

Russisch-Japanischer Krieg

Bei dem japanischen Überraschungsangriff auf Port Arthur in der Nacht vom 8. zum 9. Februar 1904, mit dem der Russisch-Japanische Krieg begann, wurde die Pallada mittschiffs auf der Backbordseite durch Torpedos getroffen. Obwohl dies zu Bränden in den Kohlenbunkern führte, war der Schaden begrenzt und der Kreuzer beteiligte sich am folgende Tag an der Abwehr des Artillerieangriffs der japanischen Flotte, obwohl er nach dem Torpedotreffer gestrandet war. Er hatte durch den Torpedoangriff und das folgende Feuer an Bord vier Tote und 28 Verletzte zu beklagen. Ende April 1904 war die Pallada wieder voll einsatzbereit.

Das Wrack der Pallada in Port Arthur

Bei der Seeschlacht im Gelben Meer am 10. August 1904 hatte die Pallada frühzeitig Maschinenprobleme und konnte den anderen Kreuzern (Askold, Diana und Nowik) nicht folgen, insbesondere als der die Kreuzer befehligende Konteradmiral Reitzenstein entschied, sich aus der Umklammerung durch die japanische Flotte zu befreien und den Durchbruch zu versuchen. In der Nacht erneut von einem Torpedo getroffen, war die Pallada der einzige Kreuzer, der mit der Mehrzahl der Linienschiffe nach Port Arthur zurückzukehrte. Wieder hatte sie vier Tote und einige Verletzte zu beklagen.

Danach blieb das Schiff mit den anderen Einheiten der russischen Flotte im Hafen eingeschlossen. Die Geschütze wurden ausgebaut und mit ihren Bedienungen zur Landverteidigung der Stadt eingesetzt. Der Großteil der übrigen Besatzung wurde als Infanterie ebenfalls zum Landkrieg abkommandiert. Der Vorstoß ins Gelbe Meer hatte die Maschine erheblich belastet, sodaß er praktisch kaum einsatzfähig war. schon im September war er fast völlig entwaffnet und fast ohne Bewaffnung. Im Oktober erhielt er die ersten schweren Treffer der japanischen Belagerungsartillerie und ging auf Grund.

Am 8. Dezember 1904 wurde die Pallada durch japanische 28-cm-Haubitzen im Hafen von Port Arthur versenkt.

Der japanische Kreuzer Tsugaru

Naval Ensign of Japan.svg

Bei Kriegsende fiel der Kreuzer als Kriegsbeute an Japan. Er wurde gehoben und nach Japan geschleppt. Nach umfangreichen Reparaturen in Sasebo wurde er am 22. August 1908[4] als Kreuzer 2. Klasse unter dem Namen Tsugaru neu in Dienst gestellt.

Die Tsugaru 1918

Eine neue Maschinenanlage mit japanischen Miyabara-Wasserröhrenkesseln und zwei Dreifach-Expansions-Dampfmaschinen und 11.610 PS verlieh der Tsugaru eine Geschwindigkeit von über 20 (22,75 ?) Knoten, und der Aktionsradius betrug nun 3.700 Seemeilen bei 10 Knoten Marschgeschwindigkeit. Der Kreuzer war nunmehr mit acht 152-mm- und zwölf 80-mm-Geschützen sowie drei 450-mm-Torpedorohren bewaffnet. Die Besatzung bestand aus 514 Mann.

Die Tsugaru diente zunächst als Schulschiff für Maschinenpersonal meist in japanischen Heimatgewässern. Für die Langstreckenreisen der japanischen Marineakademie wurde sie, anders als die ehemals russischen Kreuzer Aso ex Bajan und Soya ex Warjag, nicht eingesetzt.

Ab dem 1. April 1920 wurde sie dann als Minenleger für bis zu 300 Minen hergerichtet und eingesetzt. Sie wurde am 1. April 1922 außer Dienst gestellt und am 27. Mai 1924 vor Yokosuka als Übungsziel für Flugzeuge versenkt.

Schlussbemerkungen

  • Vor dem Kreuzer gab es von 1833 bis 1855 eine Fregatte Pallada in der kaiserlich russischen Marine, die als eines ihrer besten Schiffe galt. Während es Krimkrieges wurde sie im Fernen Osten im Amur-Delta von der eigenen Besatzung versenkt, um ein Einlaufen britischer Schiffe in das Delta zu verhindern. An der Reise nahm Ivan Goncharov teil, dessen 1858 veröffentlichter Reisebericht Die Fregatte Pallada große Aufmerksamkeit erregte.

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