Paul Lafargue

Paul Lafargue
Paul Lafargue 1869, Fotograf German Fehrenbach

Paul Lafargue (* 15. Januar 1842 in Santiago de Cuba; † 26. November 1911 in Draveil, Seine-et-Oise, heute Essonne) war ein französischer Sozialist und Arzt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Paul Lafargue wuchs in Kuba auf, sein Vater war Weinhändler und Besitzer einer Kaffeeplantage. 1851 emigrierte seine Familie nach Frankreich. Paul Lafargue war der Ehemann von Karl Marx' Tochter Laura. Von Marx erhielt er seine politische Schulung. Nach dem Fall der Pariser Kommune 1871 musste die Familie bis zur Amnestie von 1882 ins Exil nach Spanien und England gehen. Alle drei Kinder des Paares starben in diesen Jahren. 1882 gründete er zusammen mit Jules Guesde den Parti ouvrier, die erste marxistische Partei Frankreichs. Im Jahr 1889 eröffnete er den Internationalen Arbeiterkongress in Paris.

1911 beging das Ehepaar nach einem Opernbesuch Selbstmord. [1] Über die Gründe schrieb Lafargue in einer hinterlassenen Notiz:

« Sain de corps et d'esprit, je me tue avant que l'impitoyable vieillesse qui m'enlève un à un les plaisirs et les joies de l'existence et qui me dépouille de mes forces physiques et intellectuelles ne paralyse mon énergie, ne brise ma volonté et ne fasse de moi une charge à moi et aux autres ». („Gesund an Körper und Geist, töte ich mich selbst, bevor das unerbittliche Alter, das mir eine nach der anderen alle Vergnügungen und Freuden des Daseins genommen und mich meiner körperlichen und geistigen Kräfte beraubt hat, meine Energie lähmt, meinen Willen bricht und mich für mich und andere zur Last werden lässt.“)

15.000 Menschen begleiteten den Trauerzug zum Friedhof Père Lachaise, wo Lenin im Namen der russischen Sozialdemokratie eine Grabrede hielt.[2]

Lafargue verfasste zahlreiche Artikel für Zeitungen und Zeitschriften. In seinem berühmtesten Text Das Recht auf Faulheit (dem Untertitel nach eine „Widerlegung“ des in der Pariser Februarrevolution 1848 geforderten Rechts auf Arbeit) von 1883 kritisiert er die bürgerliche Arbeitsmoral und den zeitgenössisch-ideologischen Begriff der Arbeit, sowie die Folgen der Überproduktion.

Eduard Bernstein würdigte den Sozialisten als „geistig bedeutendsten Führer des Sozialismus in Frankreich“.

Einordnung in der Marx'schen Theorie und Praxis

Paul Lafargue. Das Recht auf Faulheit, französische Erstausgabe

Im Vordergrund steht bei Lafargue im Gegensatz zu Marx und Engels die Kritik am Konsum, also der Konsumtionssphäre der kapitalistischen Produktion. Lafargue reflektiert hier auch die Bedingungen für die arbeitenden Menschen nach der Revolution. Seine grundsätzliche Kritik am Nationalismus sieht Lafargue im Kommunistischen Manifest begründet. Gleichwohl wird er dafür von Marx mit dem Begriff „proudhonisierten Stirnerianismus“ kritisiert, der später vor allem als Kosmopolitismus kritisiert und verfolgt wird. Sein Internationalismus wird auch zum Hintergrund für rassistische Angriffe auf Lafargue als „Mulatte“. Marx selbst sprach von seinem Schwiegersohn abfällig als dem „Neger“ oder dem „Kreolen“. Auf sozialistischen Kongressen wird Lafargue nach seiner Abstammung gefragt. Bernstein schrieb: „Das Bewußtsein, daß er zum Teil von Angehörigen unterdrückter […] Rassen abstammte, scheint schon früh sein Denken beeinflußt zu haben“. Auf Fragen nach seiner Abstammung ist der Ausspruch überliefert, er sei stolz, von „Negern“ abzustammen. Schon zu Beginn seiner politischen Aktivitäten setzte er sich gegen rassistische und antifeministische Angriffe seiner Genossen zur Wehr. So heißt es in einem mit „Paul Lafargue, Mulatte“ unterzeichnetem Artikel: „Sie schleudern uns als Beleidigung die Bezeichnung homme de couleur ins Gesicht. Es ist unsere Aufgabe als revolutionäre Mulatten, diese Bezeichnung aufzunehmen und sich ihrer würdig zu erweisen. Radikale in Amerika, macht Mulatte zu eurem Sammelruf! … Er bezeichnet Elend, Unterdrückung, Haß. Wißt ihr etwas Schöneres?“ [3]

Werke (Auswahl)

Literatur

Weblinks

 Commons: Paul Lafargue – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Marx's Daughter A Suicide; Dies with Paul la Fargue, Her Husband, Who Feared Old Age.. The New York Times (November 27, 1911). Abgerufen am 13 June 2009.
  2. Grabrede Lenins, 3. Dezember 1911 (englisch)
  3. Vgl.: Fritz Keller: Paul Lafarque, Zitate: ebenda

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