Peter Dennis Blandford Townshend

Peter Dennis Blandford Townshend
Pete Townshend in Bonn, 2006

Peter Dennis Blandford Townshend (* 19. Mai 1945 in Chiswick, London) ist ein britischer Musiker und Kopf der Rockband The Who. Er verfasste den Großteil der Songs der Gruppe, spielt auf den Alben E-Gitarre, gelegentlich auch Keyboards und singt Background. Berüchtigt waren in den 1960er- und 1970er-Jahren seine Live-Auftritte, an deren Ende er gemeinsam mit The-Who-Schlagzeuger Keith Moon oft das Instrumentarium der Band zerstörte. Sein aggressiver Gitarrenstil beeinflusste die Entwicklung der Musikstile Hard Rock, Heavy Metal und Punk.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Townshend wurde als erster Sohn des Big-Band-Saxofonisten Cliff Townshend und der ehemaligen Sängerin Betty Vera Dennis geboren. Schon während der Schulzeit stieg er in die Schulband seines Freunds John Entwistle ein. Ihr erster gemeinsamer Auftritt fand 1959 in einem kirchlichen Jugendklub in Acton statt. Die Band nannte sich The Confederates und war ein Dixieland-Quartett mit Townshend am Banjo und Entwistle als Hornist.

Nach den Confederates und anderen kurzlebigen Formationen wechselte Entwistle, nunmehr mit einem selbstgefertigten Bass ausgestattet, zu The Detours, einer Skiffle-Band mit dem Blechschweißer Roger Daltrey als Frontmann. Townshend folgte dem Freund auf dessen Fürsprache. Als The High Numbers kam es zu ersten erfolglosen Singles-Veröffentlichungen. Unter der Führung Townshends entstanden daraus The Who. Townshend wurde zum Songwriter der Gruppe und schrieb über 100 Lieder, die auf den zehn Studioalben der Band erschienen.

Eine wichtige Quelle der Inspiration für viele seiner Arbeiten war Townshends Glaube an den indischen Guru Meher Baba, der Elemente des Buddhismus und Sufismus (islamische Mystik) mit christlichen Konzepten verband.

Neben seiner Arbeit mit The Who war Townshend als Solokünstler aktiv. Ab 1969 nahm er acht Studioalben sowie drei religiöse Alben auf. Zwischen 1969 und 1977 arbeitete Townshend eng mit Ronnie Lane, dem Bassisten der Small Faces, zusammen, der ebenfalls ein Anhänger Meher Babas war.

Townshend nahm auch acht Livealben auf, darunter eines zusammen mit Deep End, einer Gruppe, die nur für drei Livekonzerte und eine Fernsehshow bestand, um Geld für Drogenabhängige zu sammeln. 1984 veröffentlichte Townshend unter dem Titel Horse’s Neck eine Sammlung von Kurzgeschichten. Zudem tauchten Gerüchte auf, er wolle eine Autobiografie schreiben. 1993 schrieb er zusammen mit Des MacAnuff eine Broadway-Adaption des The Who-Albums Tommy sowie ein etwas weniger erfolgreiches Musical auf Basis seines Soloalbums The Iron Man. MacAnuff setzte später dieses Musical in dem Zeichentrickfilm The Iron Giant um.

Anfang Januar 2003 gab Townshend zu, seine Kreditkartennummer im Internet bei einem kommerziellen Kinderpornografie-Angebot eingegeben zu haben. Seinen Aussagen zufolge habe er die Bilder dort nur aus Forschungszwecken betrachtet. Dieses Geständnis legte er ab, nachdem der Vorgang im Rahmen der Operation Ore, einer groß angelegten Razzia gegen Kinderpornoringe, entdeckt wurde. Im Mai 2003 erhielt er von der Polizei eine Verwarnung (deren Annahme technisch gesehen ein Schuldeingeständnis ist). Die Polizei entschied jedoch, keine Anklage zu erheben, nachdem man keinen Beweis dafür gefunden hatte, dass Townshend im Besitz von Kinderpornos war. Statt dessen wurde Townshend für fünf Jahre auf das Sex Offenders Register gesetzt, das ihm zur Auflage macht, sich einmal im Jahr und bei Umzug bei der Polizei zu melden. Ein Verstoß gegen diese Auflagen ist mit einer Haftstrafe bis zu fünf Jahren verbunden. Mehrere Organisationen gegen Kinderpornografie, unter anderem die „Phoenix Survivors“, haben gegen die Aufnahme Pete Townshends in das „Sex Offender Register“ protestiert, mit der Begründung, Unschuldige in diese Liste aufzunehmen, würde diese Liste ad absurdum führen. Inzwischen hat sich die „Operation Ore“ als Fehlschlag herausgestellt. Die Sunday Times berichtete am 3. Juli 2005, dass unabhängige Experten die beschlagnahmte LANDSLIDE-Webseite rekonstruiert, doch keinerlei Kinderpornografie gefunden hätten.

Im Januar 2002 veröffentlichte er auf seiner Website ein selbstverfasstes Dokument, in welchem er den Markt für Kinderpornografie im Internet beschreibt und die Versuche der Polizei, dessen Herr zu werden, als Hexenjagd bezeichnet, die auch vor unschuldigen Beteiligten nicht Halt mache.

2003 begann Pete Townshend mit der Veröffentlichung einer literarischen Fortsetzungsgeschichte im Internet unter dem Titel „The Boy Who Heard Music“. In ihr beschreibt ein fiktiver Erzähler namens Ray High die Story von drei befreundeten Jugendlichen, die die Band GLASS HOUSEHOLD gründen, mit der sie in den 1980ern erfolgreich Popmusik veröffentlichen, bevor sie sich komplexeren musikalischen Dingen widmen. High erzählt die Geschichte im Jahre 2035, als er (selbst an Alzheimer erkrankt) seine Erinnerungen vor dem Verschwinden bewahren will. Inzwischen sind im Internet mehr als zwanzig Kapitel des virtuellen Buches erschienen.

Pete Townshend (links) mit Roger Daltrey im Juni 2006 in Leeds

Anfang des Jahres 2006 warnte Townshend über die Presse davor, dass er durch zu weit aufgedrehte Kopfhörer in seiner langen Studioarbeit schwere Hörprobleme davongetragen habe. Er sei gezwungen, zwischen einzelnen Studioeinspielungen jeweils Ruhepausen von mindestens 36 Stunden einzulegen, damit seine strapazierten Ohren sich wieder regenerieren könnten.

Townshend lebt heute in Richmond upon Thames (England). Er war von 1968 bis 2000 mit Karen Astley, der Tochter des Komponisten Ted Astley, verheiratet und hat mit ihr drei Kinder.

Musik

Gitarrenspiel

Pete Townshend (2005)

Obwohl Townshend immer unzufrieden mit seinem Gitarrenspiel, besonders mit seinen Soli, war, gilt er als ein sehr einflussreicher Gitarrist, besonders als Rhythmusgitarrist. Außerordentlich innovativ war sein Einsatz von Distortion und Feedback auf dem ersten Album von The Who, My Generation, insbesondere auf dem Titelstück. Solch brachiale Gitarrenklänge waren bis dato ungehört. Townshend bereitete damit den Weg für die immer aggressiver werdenden Gitarrensounds Ende der sechziger Jahre, Anfang der siebziger Jahre, die über Jimi Hendrix und die Band Cream schließlich zur Entwicklung der Musikstile Hard Rock und Heavy Metal führte. Hendrix orientierte sich übrigens nicht nur an Townshends Gitarrenspiel, sondern auch an seinen Bühnenauftritten, die nicht selten mit der Zerstörung der von ihm gespielten Gitarre endeten. Daneben ist Townshend auf der Bühne bekannt dafür, die Gitarre mit einer Drehbewegung des ausgestreckten Armes anzuschlagen („Windmühlen-Technik“).

Auf späteren Alben der Band (unter anderem Tommy) demonstriert er seine außergewöhnliche Akustikgitarrentechnik, die aus Elementen des Flamencos und des Rock zusammengesetzt ist. Herausragend sind ebenfalls seine langen, rein solistisch vorgetragene Rhythmusgitarren-Improvisationen auf dem Live-Album Live at Leeds.

Mit den Jahren hat sich auch sein Solospiel stark gewandelt. War Townshend zu Anfang in seinem Spiel stark auf Rhythmus und Riffs festgelegt, hat er seit den 1990er Jahren immer wieder sehr schnelle Solo-Passagen in die klassischen Who-Kompositionen eingebettet.

Beispiele:

Keyboardspiel

Ebenfalls innovativ ist Townshends Keyboardspiel, insbesondere auf dem Album Who’s Next. Erstmalig werden hier die Sounds des damals noch neuen Synthesizers auf einem Rock-Album derart in den Vordergrund gestellt (beispielsweise beim Stück Baba O’Riley).

Komposition

Seine frühen Kompositionen bringen die Sorgen und Nöte der damaligen britischen Arbeiterjugend (Mods) perfekt auf den Punkt (insbesondere in My Generation). Daneben war Townshend maßgeblich an der Entwicklung der so genannten Rockoper beteiligt. Auf dem Album A Quick One findet sich zum ersten Mal in der Geschichte der Popmusik eine Folge von Songs, die eine zusammenhängende Geschichte erzählen (A Quick One While He’s Away). Townshend ist außerdem einer der ersten Autoren einer Rockoper in Albumlänge (Tommy, ein Jahr nach der vermutlich ersten Rockoper in Albumlänge, S. F. Sorrow von den Pretty Things).

Ausrüstung

Townshend verwendete in den Anfangstagen von The Who hauptsächlich Rickenbacker-Gitarren und war in dieser Hinsicht sicherlich von den Beatles-Gitarristen John Lennon und George Harrison beeinflusst. Zunächst spielte er Verstärker der Firma Fender. Für seine klanglichen Vorstellungen boten diese ihm jedoch zu wenig Verzerrung und so kontaktiert er den damaligen Musikladenbesitzer Jim Marshall, der daraufhin den ersten Marshall-Verstärker, den „Plexi“, konstruierte. Mit seiner Verwendung von Marshall-Verstärkern setzte Townshend den Trend für eine große Anzahl von Gitarristen der härteren Gangart, insbesondere hat er auch in dieser Hinsicht Jimi Hendrix beeinflusst. Ende der Sechziger wechselte Townshend zur Gibson SG, die er unter anderem auf dem Live-Gig in Woodstock spielte. Als Gibson die Produktion der von ihm favorisierten SG Special (mit P-90-Singlecoil-Pickups) einstellte, kaufte Townshend zunächst eine große Anzahl der noch verfügbaren Exemplare auf, wechselte jedoch dann zur Gibson Les Paul Deluxe. Nach einem Streit mit Jim Marshall wechselte Townshend zu Hiwatt-Verstärkern (unter anderem zu hören auf Live at Leeds) und verwendete dann ab Ende der Siebziger hauptsächlich Mesa/Boogie. [1] Mittlerweile verwendet er seit Jahren live fast ständig dieselbe Ausrüstung, nämlich mehrere Gitarren des Typs Fender Stratocaster „Eric Clapton“ in verschiedenen Stimmungen und Verstärker vom Typ Fender Vibro-King.

Übersicht verwendeter Gitarren

Diskografie

Soloalben

  • Who Came First (1972)
  • Empty Glass (1980)
  • All the Best Cowboys Have Chinese Eyes (1982)
  • Pete Listening Time (1982)
  • Scoop (1983)
  • White City: A Novel (1985)
  • Another Scoop (1986)
  • The Iron Man: A Musical (1989)
  • Psychoderelict (1993)
  • Live: A Benefit for Maryville Academy (1999)
  • Live: The Fillmore (2000)
  • Live: The Empire (2000)
  • Live: Sadler’s Wells (2001)
  • Live: La Jolla (2002)
  • Scoop 3 (2002)

Zusammenstellungen und EPs

  • A Friend Is a Friend (1990)
  • English Boy (1994)
  • Coolwalkingsmoothtalkingstraightsmokingfirestoking (1996)
  • Avatar Chronicles (2000)
  • Lifehouse Chronicles (2000)
  • Lifehouse Elements (2000)
  • Jai Baba (2001)
  • O Parvardigar (2001)
  • Scooped (2002)
  • Anthology (2005)

Singles (in den Charts)

  • Rough Boys (1980) UK #39, US #89
  • Let My Love Open The Door (1980) UK #46, US #9
  • A Little Is Enough (1980) US #72
  • Uniforms (1982) UK #48
  • Face The Face (1985) UK #89, US #26, D #15, CH #14, NL #14, S #8
  • Give Blood (1986) D #61

Kollaborationen

  • Happy Birthday (1970) – mit Ronnie Lane
  • I Am (1972) – mit Ronnie Lane
  • With Love (1976) – mit Ronnie Lane
  • Rough Mix (1977) – mit Ronnie Lane
  • Deep End Live! (1986) – mit David Gilmour, Simon Phillips und John Bundrick
  • The Oceanic Concerts (2001) – unter anderem mit Raphael Rudd)

Alben mit The Who

siehe → The Who

Nicht aufgelistet sind die Alben anderer Künstler, auf denen Townshend als Musiker mitwirkte.

Einzelnachweise

  1. guitar heros 2, PPVMedien, Bergkirchen, 2007 (Sonderheft des Guitar-Magazines), S. 177-182

Literatur

  • Wilkerson, Mark (2006). Amazing Journey: The Life of Pete Townshend. ISBN 1-4116-7700-5

Weblinks


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