Pfälzische Sprache

Pfälzische Sprache
Pfälzisch („Pälzisch“)

Gesprochen in

Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Hessen, Saarland, Frankreich, (USA, Kanada)
Sprecher etwa 1 Million (geschätzt)
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von -
Sprachcodes
ISO 639-1:

-

ISO 639-2:

gem

ISO 639-3:

pfl

Pfälzisch ist ein Sammelbegriff für die Dialekte der beiden rheinfränkischen Dialektgruppen Westpfälzisch und Vorderpfälzisch. Es gehört zum westmitteldeutschen, fränkischen Dialektgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Sprachgeographie

Von den benachbarten Mundarten kann Pfälzisch mittels folgender Isoglossen abgegrenzt werden (vgl. Rheinischer Fächer):

Selbstverständlich sind die Übergänge fließend, und auch innerhalb des Pfälzischen gibt es charakteristische Unterschiede, vor allem zwischen dem Vorder- und Westpfälzischen. Bei diesen beiden Dialekten kann man aber einen relativ klaren Trennstrich entlang der Grenzlinie der Landkreise Kaiserslautern und Bad Dürkheim ziehen. Wie bei allen Dialekten hat jeder Ort seine eigene Dialekttradition. So gibt es charakteristische Lautungen, die sich nur in einem Dorf finden und im Nachbarort schon nicht mehr auftauchen.

Zum pfälzischen Sprachgebiet zählen in erster Linie die Mundarten des ehemaligen Regierungsbezirks Pfalz in Rheinland-Pfalz. Hinzu kommen nicht nur der westlich angrenzende Saarpfalz-Kreis (mit Ausnahme einiger Mundarten im südlichen Saarpfalz-Kreis, die lothringische Merkmale aufweisen) im Saarland, sondern auch noch weite Teile des übrigen Saarlandes, die rechtsrheinische Kurpfalz in Baden-Württemberg (Kurpfälzisch), der äußerste Norden des Elsass (südlichster Ort Selz (Elsass)), an die Pfalz grenzende Teile des Hunsrücks, der Wonnegau, sowie der größte Teil des Odenwalds und die Region Bergstraße in Hessen.

Während der Auswanderungswellen aus Europa nach Nordamerika emigrierten von der Mitte des 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts besonders viele Pfälzer. Sie pflegten ihren mitgebrachten Dialekt teilweise über zehn Generationen hinweg neben dem Englischen, im US-Staat Pennsylvania hielt er sich bei den Mennoniten und Amish People sogar als dominante Sprache. Mehrere hunderttausend Amerikaner und Kanadier sprechen noch heute diesen Dialekt, der dem rezenten Pfälzisch sehr ähnlich ist und den die Benutzer selbst „Deitsch“ nennen. Auf Englisch heißt er Pennsylvania German, wird aber meist unkorrekt Pennsylvania Dutch genannt. Jene Auswanderer, deren Mittel zur Weiterreise nicht reichten, siedelten am Niederrhein, daher existieren dort einige pfälzische Sprachinseln.

Die Sprachgeographie des linksrheinischen Pfälzischen wird beschrieben im Mittelrheinischen Sprachatlas.

Phonetik

Im Pfälzischen wurde, wie bei allen mitteldeutschen Dialekten, die Hochdeutsche Lautverschiebung nicht vollständig durchgeführt; charakteristisch sind die erhaltenen p-Lautungen, wie in dem bekannten Spruch: „In de Palz geht de Parre(r) mit de Peif in die Ker(s)ch.“

Weitere Eigentümlichkeiten des Pfälzischen, die auch durchklingen, wenn sich der Pfälzer Dialektsprecher der Hochsprache bedient:

  • Bei Konsonanten:
    • Tendenz zur Stimmhaftigkeit bei Plosiven; im In- und Anlaut: /t/ → [d]; im Inlaut: /p; k/ → [b; g]
    • Vorverlagerung des Ich-Lauts; [ç] → [ʃ], zum Beispiel ich; mich; durch → [iʃ, miʃ, duɐ̯ʃ/doɐ̯̯ʃ]), nicht im Südpfälzischen
    • Rhotazismus (besonders bei älteren Sprechern und/oder mit zunehmender Nähe zur Saarpfalz), d. h. [d] → [ʀ] im Inlaut, zum Beispiel guude → [guːʀɐ̯]
  • Bei Vokalen:
    • Längung und Öffnung, vor allem im Westpfälzischen, zum Beispiel [eː] → [ɛː] (Erde → [ɛːɐ̯d]), [u] → [ɔ] (Durst → [dɔɐ̯ʃd])
    • Verschleifung von -er im Auslaut zu [a] oder [ă] in weit stärkerer Form als in der hochdeutschen Umgangssprache üblich
    • nicht überall, aber zum Beispiel im Vorderpfälzischen Nasalisierung, zum Beispiel Land → [lɑ̃nd/lɔ̃nd] (gerne umschrieben als „Lånd“)
    • im Südpfälzischen teilweise Diphtongierung, zum Beispiel groß → grouß und Vokalverschiebungen, zum Beispiel Fraa → Free

Im Saarpfälzischen gibt es außerdem keine Umlaute (ö und ü), dieses Phänomen nennt man Entrundung. Statt dessen wird für ersteres ein 'e', für letzteres ein 'i' gesprochen. Beispiele:

- Möbel -> Meebel / Meewel
  größer -> greeßer
  Löffel -> Lewwel / Leffel
- Hügel -> Hischel / Hiechel
  müde -> miid

Außerdem wird das geschriebene 'ch' weiter vorne im Mund artikuliert. Es entspricht jedoch nicht ganz einem 'sch'-Laut im Hochdeutschen, möglicherweise weil es unbehaucht ist.

- Ich -> Isch [wie in Französisch: déjà]
- Kirche -> Kerch [ " ]

Endlaute entfallen zudem oft

- Hunde -> Hunn
- Pfanne -> Pann / Ponn
- Lampe -> Lamb
  Der Plural bleibt aber meistens weiterhin vom Singular unterscheidbar:
- Hund, Hunde -> Hund, Hunn
- Affe, Affen -> Avv, Avve
- Haus, Häuser -> Haus, Haiser

Das gleiche geschieht auch bei Zwischenlauten:

- haben -> hann (Westpfalz) / hawwe, hänn (Vorderpfalz)
- tragen -> tran (Westpfalz) / traage(traa'e) (Vorderpfalz)

't' wird zum 'd' oder entfällt ganz

- Tür -> Diir, Deer
- richtig -> rischdisch
- furchtbar -> forschbar/furschbar, eventuell: forschdbar/furschdbar (wäre denkbar, aber dann wäre es besonders betont)
Schild einer Gaststätte an der Deutschen Weinstraße

Grammatik

Die Grammatik zeichnet sich gegenüber dem Hochdeutschen (wie bei anderen Dialekten) durch eine starke Reduktion des Nominal- und Verbalsystems aus.

Verbalsystem

Das Pfälzische kennt nur vier Zeiten: Präsens, Perfekt und Plusquamperfekt und die einfache, d.h. zusammengesetzte Zukunft. Das Imperfekt ist bis auf wenige Restformen bei den Hilfsverben verschwunden und wird durch das Perfekt ersetzt. Es gibt nur eine mit dem Hilfsverb 'werre'(werden) zusammengesetzte Futurzeit; Zukünftigkeit wird meistens durch Präsens mit entsprechendem Kontext ausgedrückt. Wenn keine Zeitangabe gemacht wird, wird die Zukünftigkeit durch besagtes Futur ausgedrückt. Das Plusquamperfekt ist selten.

Konjugationsbeispiel (schwaches Verb „gehe“ (gehen), Westpfälzisch):

Präsens: i(s)ch geh(n), du gehsch(d), er/sie/es gehd, mir gehn, ihr gehn, die gehn
Perfekt: i(s)ch bin gange, du bisch gange, er/sie/es is gange, mir sin gange, ihr sin gange, die sin gange
Plusquamperfekt: i(s)ch war gang, du warsch gang, er/sie/es war gang, mir ware/warn gang, ihr ware/warn gang, die ware/warn gang
Futur: Präsens, wenn Zeit angegeben ist oder aus dem Kontext ersichtlich, dass die Handlung nicht in der Gegenwart erfolgen kann., Z.B.: I(s)ch geh no Ameriga (Ich gehe nach Amerika) i(s)ch werr gehn, du werrsch gehn, er/sie/es werrd gehn, mir werrn gehn, ihr werrn gehn, die werrn gehn

Wie man sieht, sind in der regelmäßigen Konjugation alle drei Pluralformen gleich, nicht nur die erste und dritte Person wie im Hochdeutschen.

Das Partizip wird häufiger stark gebildet als im Hochdeutschen, z. B. gesass statt „gesessen“ oder gestock statt „gesteckt“, aber gedenkt statt „gedacht“.

Bei den Modi fehlen die Konjunktive, mit der Ausnahme des Konjunktivs II bei einigen Hilfs- und Modalverben:

„han“: er hat → er hätt
„sinn“: sie is → sie wär
„dun“: es dut → es deet
„kenne“: er kann → er kennt.

Bei anderen Verben wird das Hilfsverb modifiziert, liegt keines vor, wird „dun“ eingeschaltet:

Er sagte, sie habe nicht laut genug gerufen. → Er hot gsaacht, die hott net laut genuch geruf(e).
Er sagt, sie rufe nicht laut genug. → Er saacht, die deet net laut genuch ruf(e).

Nominalsystem

Ein Genitiv ist unbekannt; er wird durch Hilfskonstruktionen unter Zuhilfenahme des Dativs ersetzt. Beispiel:

Hochdeutsch: „Gertrud Schäfers Onkel ist Harald Webers Kollege“;

(West-)Pfälzisch: „Em Schäfer Gertrud sei Unggel is em Wewer Harald sei Kolleech.“ (Vorder-)Pfälzisch: „De Ungel vun de Gertrud Schäfer is em Harald Wewer soin Kollech.“

Pronomina

Die Personalpronomina weichen vom Hochdeutschen ab. Wichtig ist der Unterschied zwischen betonten und unbetonten Pronomina (Genitiv entfällt, Westpfälzisch):

Betont:

„ich“: i(s)ch, mir, misch
„du“: du, dir, disch
„er/ sie /es“: der, dem, den / die, derre, die / des, dem, des
„wir“: mir, uns, uns
„ihr“: ihr, eisch, ei(s)ch
„sie“: die, denne, die

Unbetont:

„ich“: i(s)ch, ma, misch
„du“: (d), da, disch
„er/ sie /es“: a, (e)m, (e)n / se, re, se / s, (e)m, s
„wir“: ma, uns, uns
„ihr“: (d)a, eisch, ei(s)ch
„sie“: se, ne, se

Beispiel für unbetonte Pronomina:

  • Wenn du meinst - wann (d) meensch(t)
  • Wenn er meint - wann a meent
  • Wenn ihr meint - wann a meenen
  • Wenn sie meinen - wann se meenen

Das „sie“ ist dem Pfälzischen in betonter Stellung fremd, sowohl als weibliche 3. Person Singular als auch als 3. Person Plural, und wird in dieser Stellung durch „die“ ersetzt. In unbetonter Stellung lautet „sie“ dagegen „se“. Weibliche Personen sind vor allem im Westpfälzischen grundsätzlich neutral.

Artikel und grammatisches Geschlecht

Wie im gesamten süddeutschen Raum üblich, werden Personen stets unter Verwendung des Artikels genannt, und Nachnamen werden generell vorangestellt. So muss der hochdeutsche Satz „Peter Meier geht zu Müllers“ auf Pfälzisch lauten: „De Meier Peder geht zu's Millers“.

Das Pfälzische kennt drei Geschlechter (bestimmte Artikel: de, die, es). Der unbestimmte Artikel „e“ [ə] ist im Westpfälzischen für alle drei Geschlechter gleich, im Vorderpfälzischen existieren die Artikel „en“ (maskulin) und „e“/„enni“ (feminin, unbetont/betont). Weibliche Personen sind (mit Ausnahme des Vorderpfälzischen) meist neutrum und nicht feminin (wie im Moselfränkischen, im Ripuarischen und in Teilen des Hessischen)

Mädchen/Frauen sind:

  • (im Westpfälzischen) neutrum: ursprünglich immer, wenn der Vorname allein steht; bei kleinen Mädchen und jungen Frauen; wenn es sich um eine Bekannte handelt; wenn eine Beziehung als Besitzverhältnis ausgedrückt wird („em Oddo seins“)
  • feminin: wenn die Person indirekt bezeichnet wird und Genus oder Endung es erfordern („die Müllersch“, „em Oddo sei Freindin“); wenn man das Gefühl hat, die neutrale Form sei nicht angemessen („die Elfriede“); wenn es sich um eine fernstehende und/oder prominente Person, vor allem aus dem nichtpfälzischen Sprachraum handelt (dann wird auch die fremde Voranstellung des Vornamens verwendet: „die Uschi Glas“ statt „es Glase Uschi“)

Auch an der Westpfalz ist die Emanzipation nicht spurlos vorbei gegangen. So beobachtet man zunehmend und vor allem im städtischen Bereich (Kaiserslautern, Pirmasens) die Verwendung von „die“ statt „es“ vor weiblichen Vornamen.

Dies erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl, denn die Verwendung von „die“ ohne Vorname hat einen abfälligen Anklang und wird in der reichen Palette Westpfälzischer Beschimpfungen stets an Stelle von „es“ verwendet. In Folge dessen schleicht sich zunehmend das wertneutrale Fremdwort „sie“ in den Sprachgebrauch.

es Uschi → die Uschi
es hat gesaat → sie hat gesaat

Wortschatz

Im Wortschatz finden sich (vor allem bei der älteren Bevölkerung) manche Worte aus dem Französischen wie das 'Lawabo' für Waschschüssel (von lavabo), der 'Bottschamber' (von pot de chambre = Nachttopf) oder der 'Hussjeh' (von huissier = Gerichtsvollzieher) bzw. aus dem Jiddischen wie 'Kazuff' für Metzger oder 'Zores' für Streit. Diese Lehnwörter lassen sich auf die geographische Mittlerlage der Pfalz zwischen vielfältigen Regionen, die französischen dabei insbesondere auf die Nähe zu Frankreich und die wiederholte französische Besatzung bzw. Annexion zurückführen. Dies spricht auch für die stark assimilierende Kraft der Region und ihres Dialekts.

Charakteristisch sind weiterhin die pfälzischen Redewendungen "Ah jo", hochdeutsch "ja, klar" (Bsp: "Ah jo, nadierlich tringge ma noch en Schobbe") und "Alla hopp"/"Alla guud", hochdeutsch "na dann" (Bsp.: "Alla hopp, enner geht noch."). Vergleichbare Redewendungen wären das Eifeler "da jeeh" oder das badische "Ha noi".

Der Wortschatz des Pfälzischen wird beschrieben im Pfälzischen Wörterbuch.

Sprachsoziologie

Auf Grund der ländlichen Struktur des Verbreitungsraumes ist der Dialekt einer der vitalsten und der am stärksten im Volke verwurzelten; er wird selbst in Unternehmen, Verwaltung und Politik gesprochen. Vor allem in der Westpfalz und der Südpfalz ist Pfälzisch trotz anderslautender Weisungen sogar inoffizielle Unterrichtssprache an vielen Schulen, darunter auch an Gymnasien. Ebenso findet es auch noch bei Gerichtsverhandlungen (Amtsgericht Pirmasens) Anwendung.

Hauptsächlich, aber nicht nur unter Jugendlichen wird Hochdeutschsprechern Skepsis, teils sogar offene Abneigung zuteil. („Du haltscht disch wohl fa was Besseres?“) Es ist unter anderem zu beobachten, dass im Grundschulalter noch viele Westpfälzer Kinder durchweg Hochdeutsch sprechen, in der Pubertät aber durch gruppendynamische Prozesse zu Dialektsprechern werden, da Hochdeutschsprecher als Außenseiter gelten.

Relativierend muss man sagen, dass solche Vorbehalte sich zumeist nicht allein auf mangelnde Sprachkenntnisse der Ausgegrenzten stützen. Hochdeutsch zu sprechen war früher auch der Anspruch derjenigen, die sich nicht mit dem gemeinen Volk auf die gleiche Stufe stellen wollten. Eine gewisse Abneigung ist da nachvollziehbar. Durch die zunehmende gesellschaftliche Mobilität sind diese Vorbehalte inzwischen stark abgeklungen.

Da aber ohnehin jeder Bewohner der Pfalz früher oder später Pfälzisch versteht, weil es ihm allenthalben entgegenschallt, ist es für Jugendliche meist nur ein kleiner Schritt, es auch selbst zu sprechen. Umgekehrt werden kleine Pfälzer aus dem Fernsehen jahrelang auf Hochdeutsch berieselt. Deshalb wird es auch dem ungeübten Sprecher relativ schnell gelingen, sich auf Hochdeutsch verständlich zu machen. Dass ihn in der Regel ein Leben lang ein Akzent begleitet, stellt kein Problem dar. Helmut Kohl als früherer Bundeskanzler dürfte das bekannteste Beispiel dafür sein.

Jedenfalls ist davon auszugehen, dass das Pfälzische Zukunft hat.

Pfälzische Dichtung

Es existiert eine vielfältige pfälzische Lyrik- und Prosadichtung, die vor allem von volkstümlichen „Heimatdichtern“ getragen wird. Da das Pfälzische zahlreiche Elemente, die für eine Schriftsprache unverzichtbar sind, vermissen lässt, sind die Ergebnisse manchmal von unfreiwillig humoristischer Qualität, vor allem, wenn zum umständlichen Umgang mit der Mundart auch noch eine klischeehafte Themenwahl aus dem Bereich „Weck, Worscht un Woi“ kommt.

Beim alljährlichen Bockenheimer Mundartdichterwettstreit lässt sich jedoch feststellen, dass die Reformbemühungen in der pfälzischen Mundartdichtung Früchte getragen haben. Die moderne Dialektlyrik bringt zum Beispiel Gedichte hohen literarischen Niveaus und von (im Gegensatz zur Tradition) teilweise avantgardistischer Formgebung hervor, und es gibt auch Ansätze zu modernen Dialektdramen. Hier macht sich vor allem die Sparte „szenische Darbietung“ verdient, die der Mundartwettbewerb „Dannstadter Höhe“ seit der Jahrtausendwende mit ins Programm genommen hat.

Mundartliteratur ist entstehungsgeschichtlich Volks- und Heimatdichtung mit den Hauptgattungen Gedicht, Schwank und mündliche Erzählung. Dem Dialekt als reiner gesprochener Sprache fehlen außerdem die Mittel, um zum Beispiel kompliziertere Zeitstellungen in befriedigender Weise zu verschriftlichen. Versuche, lange Prosaformen wie Romane im pfälzischen Dialekt abzufassen, hat es gegeben, wenn auch keine davon nennenswerten Bekanntheitsgrad erlangt haben. Auch sonstige Langformen sind selten. Es überwiegen Anthologien besinnlichen und/oder humoristischen Inhalts.

Franz von Kobell (1803–1882), der in München geborene, aus einer Mannheimer Malerfamilie stammende Altmeister der pfälzischen Mundartdichtung, hat die Problematik, in der Mundart zu schreiben, in einer Strophe über die „Pälzer Sprooch“ so ausgedrückt:

Wer kann 'n liewe Glockeklang
so schreiwe, wie er klingt.
Un wer kann schreiwe mit de Schrift,
wie schee e Amsel singt?
Des kann mit aller Müh kee Mensch,
denk nor e bißche nooch.
Un wie mit Glock un Vochelsang
is 's mit de Pälzer Sprooch.

Bekanntestes Werk der pfälzischen Mundartliteratur ist wohl Paul Münchs (1879–1951) „Die Pälzisch Weltgeschicht“ (1909), formal irgendwo zwischen humoristischem Lyrikband und Versepos anzusiedeln. Die durchaus selbstironische Darstellung des Pfälzers als Krone der Schöpfung und der Pfalz als Mittelpunkt der Welt hat stilistisch und inhaltlich bis heute den Löwenanteil aller nachfolgender Mundartdichtung geprägt. Zu den zeitgenössischen Autoren, die den Dialekt auch als Ausdrucksmöglichkeit für anspruchsvolle literarische Texte nutzen, zählen der in Mannheim geborene Arno Reinfrank (1934–2001), Michael Bauer und Albert H. Keil (beide * 1947) sowie Bruno Hain (* 1954). Die bosener gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die Mundartliteratur aus dem rhein- und moselfränkischen Sprachraum zu fördern.

Sprachbeispiele

Das Vaterunser

Südpfälzisch (beispielhaft):

Unser Vadder im Himmel / Dei(n) Name sell heilich sei, / Dei Kenichsherrschaft sell kumme, / Dei(n) Wille sell gschehe / uf de Erd genauso wie im Himmel. / Geb uns heit das Brot, was mer de Daach brauchen, / un vergeb uns unser Schuld / genauso wie mir denne vergewwe, wo an uns schuldich worre sin. / Un fiehr uns nit in Versuchung, / rett uns awwer vum Beese. / Dir gheert jo die Herrschaft / un die Kraft / un die Herrlichkeit / bis in alli Ewichkeit. / Amen.

Westpfälzisch (beispielhaft):

Unser Babbe im Himmel / Dei Nåme soll heilich sinn, / Dei Reich soll komme, / Was de willsch, soll basseere / uf de Erd grad wie im Himmel. / Geb uns heit es Brot, was mer de Daach iwwer brauche, / un vergeb uns unser Schuld / genauso wie mer dene vergewwe, wo uns Unrecht geduhn hann.* / Un fiehr uns net in Versuchung, / sondern* erlees uns vum Beese. / Weil der jo es Reich geheert / un die Kraft / un die Herrlichkäät / bis in alli Ewichkäät. / Amen.

Westpfälzisch (Zweibrücken sowie (Saarpfälzisch (Saarland) = Homburg und Umgebung) welches ähnlich klingt):

Unser Vadder obbe im Himmel / Geheilischd soll dei Name sinn / Dei Reich soll komme / Was de willsch, soll bassiere / Im Himmel genau wie uff de Erd / Gebb uns heit ess Brod, wo mer de Daa iwwer brauche / Unn ve(r)gebb uns unser Schuld, / Wie a mir unsre Schuldischer ve(r)gebbe. / Unn fihr uns nedd in Versuchung / sunnern* erlees uns vom Beese / Weil derr jo es Reich geheerd / unn die Kraft / unn die Herrlischkääd / biss in alli Ewischkäät / Ame

Vorderpfälzisch (beispielhaft):

Unser Vadder im Himmel / Doi(n) Nåme soll heilisch soi, / Doi Reisch soll kumme, / Des wu du willschd, soll bassiere / wie im Himmel, so aach uff de Erd / Unser däglisch Brod geb uns heid, un vergebb uns unser Schuld / genauso wie mer denne vergewwe, wo an uns schuldisch worre sin. / Un duh uns ned in Versuchung fihre, / sondern* erlees uns vum Beese. / Weil dir es Reisch g(e)heerd / un die Kraft / und die Herrlischkeid / in Ewischkeid. / Aamen.

Anzumerken ist, dass „Name“ kein genuin pfälzisches Wort ist und sich die Endsilbe daher ausnahmsweise nicht abschleift. „Geschehen“ hat im Vorder- und Westpfälzischen keine direkte Realisierung, darum die Umschrift mit „passieren“. Gleiches gilt im Westpfälzischen für das Wort "Schuldiger", weshalb es durch die oben genannte Wendung ersetzt wurde. „Sondern“ ist in der pfälzischen Umgangssprache sehr unüblich, meist wird der Ausdruck mit „aber“ ("awwer") umschrieben.

Literatur

  • Rudolf Post: Pfälzisch. Einführung in eine Sprachlandschaft. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Pfälzische Verlagsanstalt, Landau/Pfalz 1992, ISBN 3876291836
  • Pfälzisches Wörterbuch. Begründet von Ernst Christmann, fortgeführt von Julius Krämer, bearbeitet von Rudolf Post, 6 Bände und 1 Beiheft. Franz Steiner Verlag, Wiesbaden/Stuttgart 1965–1998, ISBN 3515029281
    (Angesichts des Preises von über 1000 € wird das Werk hauptsächlich in den Lesesälen größerer pfälzischer Bibliotheken und deutscher Universitätsbibliotheken eingesehen.)
  • Rudolf Post: Kleines Pfälzisches Wörterbuch. Verlag Edition Tintenfaß, Neckarsteinach 2000, ISBN 393746705X
  • Michael Konrad: Saach blooß. Geheimnisse des Pfälzischen. Rheinpfalz Verlag, Ludwigshafen 2006, ISBN 3-937752-02-1
  • Michael Konrad: Saach blooß 2. Noch mehr Geheimnisse des Pfälzischen. Rheinpfalz Verlag, Ludwigshafen 2007, ISBN 978-3937752037. 

Siehe auch

Weblinks


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