August-Martin Euler

August-Martin Euler

August-Martin Euler (* 9. Mai 1908 in Kassel; † 4. Februar 1966 in Brüssel) war ein deutscher Politiker (FDP, später FVP und Deutsche Partei).

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Nach dem Abitur studierte Euler Rechtswissenschaft in Marburg und war anschließend von 1936 bis 1944 in verschiedenen juristischen Stellungen tätig. Seit 1939 war er als Justitiar der IG Farben Generalbevollmächtigter für Chemie in Berlin.[1] 1945/46 war er Landrat im Kreis Hersfeld. Anschließend war er als Rechtsanwalt tätig. Im September 1958 wurde er Generaldirektor bei der Versorgungsabteilung der EURATOM. Er war der Vater der späteren Hamburger FDP-Fraktionsvorsitzenden Maja Stadler-Euler.

Partei

Euler gehörte 1945 zu den Mitbegründern der Liberal-Demokratischen Partei, der späteren FDP, in Kassel und dann am 29. Dezember 1945 in ganz Hessen. Er wurde 1946 zunächst Landesgeschäftsführer und im Juni 1947 Landesvorsitzender der FDP Hessen als Nachfolger von Georg Ludwig Fertsch. Das Amt behielt er bis zu seinem Parteiaustritt. Beim Gründungsparteitag der FDP in Heppenheim wurde Euler in den engeren Vorstand der Bundespartei gewählt. Auf dem Bundesparteitag der FDP 1949 in Bremen wollte er ein Bekenntnis zur Wiederbewaffnung durchsetzen, scheiterte jedoch an damals noch antimilitaristischen Stimmung der Mehrheit der Delegierten. In der Sitzung des Bundeshauptausschusses der FDP am 21. September 1950 sprach er sich dafür aus, nicht nur die Unvereinbarkeit der Mitgliedschaft in der FDP mit der Mitgliedschaft in der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes sondern auch mit der Mitgliedschaft in der Deutschen Friedensgesellschaft zu beschließen.[2] Während die erste Forderung wegen des bestimmenden Einflusses der KPD auf die VVN mit klarer Mehrheit verabschiedet wurde, scheiterte der Antrag bezüglich der Friedensgesellschaft, schließlich war mit Harald Abatz ein FDP-Mitglied Bundesvorsitzender der DFG. Auf dem Bundesparteitag im September 1951 in München kandidierte er gegen den bisherigen stellvertretenden Bundesvorsitzenden Hermann Schäfer und unterlag knapp mit 114 zu 139 Stimmen.

Zusammen mit Hans-Joachim von Merkatz trat Euler 1950 für die rigorose Beendigung der Entnazifizierung ein. Beide waren dabei bestrebt, auch die sogenannten Hauptschuldigen und Belasteten von allen damals aktuellen oder drohenden Sanktionen zu entlasten.[3]

Euler gehörte zu den striktesten Vertretern einer Bürgerblock-Orientierung der FDP. So forderte er 1952 den Ausschluss der Baden-Württembergischen FDP/DVP, die er als Demi-Marxisten bezeichnete, aus der Partei, nachdem Reinhold Maier im Südweststaat eine Koalition mit der SPD eingegangen war. Der Koalitionswechsel der FDP in Nordrhein-Westfalen 1956 von der CDU zur SPD führte schließlich dazu, dass sich eine Gruppe von FDP-Mitgliedern und Abgeordneten unter Eulers Führung im Februar 1956 von der Partei trennte und die FVP gründete.

Mit der FVP kam Euler im März 1957 zur DP.

Abgeordneter

Euler war 1946/47, 1950/51 und 1954/55 Landtagsabgeordneter in Hessen. 1946/47 und 1954/55 war er dort auch Fraktionsvorsitzender.

Er war außerdem 1947 bis 1949 für Hessen Mitglied des bizonalen Wirtschaftsrates, wo er stellvertretender Vorsitzender der FDP-Fraktion war. Dem Deutschen Bundestag gehörte Euler von 1949 bis 1958 an. Nach der Bundestagswahl 1949 sprach er sich für eine gemeinsame Fraktion mit der Deutschen Partei aus. Zunächst stellvertretender Fraktionsvorsitzender wurde er am 10. Januar 1951 mit 23 zu 22 Stimmen gegen den bisherigen Amtsinhaber Hermann Schäfer zum Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion gewählt.[4] Bereits ein Jahr später trat er jedoch nicht mehr für das Amt an. In der ersten Wahlperiode war er auch Vorsitzender des Bundestagsausschusses für „innergebietliche Neuordnung“. 1953 wurde er erneut stellvertretender Fraktionsvorsitzender.

Gemeinsam mit dem Ministerflügel der Liberalen verließ Euler, nach dem diese 16 Abgeordneten auch Euler-Gruppe genannt wurden, am 23. Februar 1956 die FDP-Fraktion und gründete die FVP, die sich ein Jahr später mit der Deutschen Partei vereinigte. Für die DP/FVP-Fraktion wurde er gegen Ende der Wahlperiode Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Atomfragen. Sein Amt legte er am 10. September 1958 nieder, als er zur EURATOM wechselte.

Einzelnachweise

  1. "M.d.B. Die Volksvertretung 1946–1972: Euler, August-Martin". Martin Schumacher, Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, 2006, abgerufen am 27. April 2010.
  2. Brauers, Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953, Seite 475.
  3. Hierzu Norbert Frei: Vergangenheitspolitik. Die Anfänge der Bundesrepublik und die NS-Vergangenheit, München 1996, S. 55, S. 58–61, S. 67 und S. 69, ISBN 3-406-41310-2.
  4. Brauers, Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953, Seite 528.

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