Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1800

Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1800
Wahlmännerstimmen nach Bundesstaaten

Bei der Präsidentschaftswahl 1800 in den Vereinigten Staaten, manchmal auch als die Revolution von 1800 bezeichnet, besiegte Thomas Jefferson mit seinem designierten Vizepräsidenten Aaron Burr den amtierenden Präsidenten John Adams. Es begann eine neue politische Epoche, die durch die Erstarkung der Demokratisch-Republikanischen Partei und die Auflösung der Föderalistischen Partei geprägt war.

Jeffersons Sieg beendete den aggressivsten Präsidentschaftswahlkampf in der amerikanischen Geschichte. Eine der Folgen dieser Verfassungskrise war die Verabschiedung des 12. Zusatzartikels zur Verfassung im Jahr 1804 mit der Bestimmung, dass die Wahlmänner nun getrennt für den Präsidenten und Vizepräsidenten abstimmen. Der Fall Marbury v. Madison vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten war auch direkt eine Folge des Ausgangs dieser Wahl.

Inhaltsverzeichnis

Nationalwahlen

Wahlkampf

John Adams

In vielen Bereichen war der Wahlkampf eine Wiederholung der Präsidentschaftswahl 1796. Dem amtierenden Präsidenten Adams wurde von der Opposition vorgeworfen, sich Großbritannien gegenüber zu freundlich und Frankreich gegenüber zu feindlich zu verhalten. Außerdem lehnten die Republikaner die Alien and Sedition Acts vehement ab. Aber auch seine eigene Partei war unzufrieden mit Adams, weil er für sie zu gemäßigt erschien. Der Parteivorsitzende der Föderalisten, Alexander Hamilton, versuchte im Hintergrund deren Vizepräsidentenkandidaten Charles Cotesworth Pinckney zum Wahlsieg zu verhelfen. Adams geriet auch in Verlegenheit, als ein ihm gegenüber kritischer Brief Hamiltons an die Öffentlichkeit gelangte.

Der Wahlkampf war erneut durch Bitterkeit und aggressive Parolen bestimmt. Die Föderalisten bezeichneten die Republikaner als Radikale und beschuldigten sie, politische Gegner zu ermorden, Kirchen niederzubrennen und das Land zu zerstören. Andererseits bezichtigten die Republikaner Adams, sich selbst zum König krönen zu wollen und eine dynastische Heirat mit dem Vereinigten Königreich zu planen.

Wahlen

Da jeder Bundesstaat den Wahltag selbst festlegen konnte, dauerte die Abstimmung von April bis Oktober. Die Föderalisten und die Republikaner hatten eine Stimmengleichheit von 65 Stimmen, bis der letzte Bundesstaat South Carolina acht republikanische Wahlmänner ernannte und damit Jefferson und Burr zum Sieg verhalf.

Wahlergebnis

Die Wahl hatte die folgenden Ergebnisse: [1]

Kandidat Partei Heimatstaat Volkswahl1 Wahlmänner
Anzahl Prozent
Thomas Jefferson Republikaner Virginia 41.330 61,4% 73
Aaron Burr Republikaner New York 73
John Adams Föderalist Massachusetts 25.592 38,6% 65
Charles Cotesworth Pinckney Föderalist South Carolina 64
John Jay Föderalist New York 1
Summe 67.782 100% 276
Zum Sieg benötigt 70

1Volkswahlzahlen sind nur bedingt anwendbar, da erstens nur sechs der 16 Bundesstaaten überhaupt eine Volkswahl durchführten, zweitens die Regeln vor der Verabschiedung des 12. Zusatzartikels Volkswahlergebnisse verzerren und drittens die Bundesstaaten mit Volkswahl das Wahlrecht gewöhnlich von bestimmtem Landbesitz abhängig machten.

Verfassungskrise

Thomas Jefferson

Entsprechend der damals geltenden Verfassung hatte jeder Wahlmann im Electoral College zwei Stimmen, die nicht für die gleiche Person abgegeben werden durften. Der Kandidat mit der größten Stimmanzahl wurde zum Präsidenten, der Kandidat mit der zweithöchsten Stimmanzahl zum Vizepräsident ernannt. Diese Verfassungsregelung zur Stimmabgabe führte bei der Wahl 1796 dazu, dass Präsident und Vizepräsident verschiedenen Parteien angehörten.

Um dies zu umgehen, hatten die Republikaner geplant, dass genau einer ihrer Wahlmänner für Jefferson, aber nicht für Aaron Burr stimmen sollte. Damit wäre Jefferson im Jahr 1800 Präsident und Aaron Burr Vizepräsident geworden. Dieser Plan scheiterte allerdings, als beide Kandidaten mit 71 Stimmen ein Patt erreichten. Die Verfassung schrieb für diesen Fall eine Nachwahl im Repräsentantenhaus vor. Zu dem Zeitpunkt hatten aber in der Kammer noch die Föderalisten die Mehrheit, die sich weder auf Jefferson noch auf Burr verständigen wollten.

Abstimmung im Repräsentantenhaus

Die Abgeordneten im Repräsentantenhaus stimmten verfassungsgemäß nach Bundesstaaten ab. Eine absolute Mehrheit der Staaten war nötig, um einen Sieger zu bestimmen. Aufgrund der Mehrheitsverhältnisse wollten die Föderalisten weder für Jefferson noch Burr stimmen. Im Laufe von sechs Tagen kam es entsprechend zu 35 Wahlgängen ohne erforderliche absolute Mehrheit, von denen Jefferson achtmal die relative Mehrheit erreichte. Schließlich erklärten eine Reihe Föderalisten um James A. Bayard, dass ein friedlicher Machtwechsel nur mit Unterstützung der Föderalisten möglich sein würde. Am 17. Februar 1801, nur 15 Tage vor dem in der Verfassung festgelegten Tag der Amtseinführung, wurde Jefferson dann im 36. Wahlgang zum dritten Präsidenten gewählt. Zehn Bundesstaaten stimmten für Jefferson, vier für Burr und zwei nahmen an der Abstimmung überhaupt nicht teil.

Ernennung der Wahlmänner

In dieser Wahl wurden Wahlmänner wie folgt benannt:

Bundesstaat(en) Ernennungsmethode
Kentucky, Maryland, North Carolina Teilung des Bundesstaats in Wahlkreise mit einem Wahlmann pro Wahlkreis nach Mehrheitswahlrecht
Rhode Island, Virginia Alle Wahlmänner von den Wahlberechtigten des Bundesstaats bestimmt
Tennessee
  • Bundesstaat in Wahlkreise eingeteilt
  • Jedes County im Wahlkreis bestimmt mittels allgemeiner Wahl einen Countyvertreter
  • Countyvertreter bestimmen gemeinsam den Wahlmann für den Wahlkreis
alle anderen Wahlmänner von der Legislative des Bundesstaats ernannt

Einzelnachweise

  1. http://www.ourcampaigns.com/RaceDetail.html?RaceID=59539 und http://www.archives.gov/federal-register/electoral-college/scores.html#1800

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