- Public Eye on Davos
-
Die Veranstaltung Public Eye findet seit dem Jahr 2000 alljährlich als eine kritische Gegenveranstaltung zum Jahrestreffen des World Economic Forums (WEF) in Davos statt. Die am Eröffnungstag des WEF durchgeführte Veranstaltung feierte am 28. Januar 2009 ihr 10-jähriges Jubiläum.
Es ist ein Projekt von Nichtregierungsorganisationen aus aller Welt und wird von den Schweizer Organisationen Erklärung von Bern und Greenpeace Schweiz koordiniert. Bis zum Jahr 2008 war Pro Natura anstatt Greenpeace Mitveranstalter der Aktion.
Inhaltsverzeichnis
Public Eye Award
Mit den Public Eye Awards werden Konzerne ausgezeichnet, die sich laut den Initianten besonders verantwortungslos gegenüber Mensch und Umwelt verhalten. Der Fokus der Public Eye Awards liegt seit 2005 somit auf dem Thema Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung. Die aufgeführten Begründungen sind jene die aus dem Lautdatio der jeweiligen Verleihungen hervorgehen.
Neben den Negativpreisen wird jeweils seit 2006 auch ein Positive Award für besonders vorbildliches Verhalten verliehen.
Gewinner
2011
Negative Award:
- Publikumspreis: Neste Oil für die Produktion von „Biodiesel“ aus Palmöl
- Fachjury: AngloGold Ashanti
Weitere nominierte Firmen waren Axpo, BP, Foxconn und Philip Morris
2010
Negative Award:
- People: Roche
- Global: Royal Bank of Canada
- Swiss: Roche
- Greenwash: Wassermandat des Global Compact
Weitere nominierte Firmen waren GDF Suez, Farner PR, das IOC und ArcelorMittal
2009
Negative Award:
- People: Newmont Mining Corporation[1]
- Global: Newmont Mining Corporation
- Swiss: BKW FMB Energie AG
Weitere für die Awards nominierte Firmen waren BNP Paribas, Nestlé, UBS und Tesco.
Wie im Jahr 2008 ging auch dieses Jahr der Global und People Award an den gleichen Preisträger. Der Preisträger ist diesmal Newmont Mining für ihr Projekt in Ostghana. Public Eye wirft dem Unternehmen vor, es plane dort eine Goldmine zu errichten ohne dabei Rücksicht auf die sozialen und ökologischen Folgen dieses Projekts zu nehmen. Für die Errichtung der Mine würden rund 10'000 Kleinbauern ihr Land verlieren, das wie die Flüsse durch Zyanid kontanimiert und damit unfruchtbar werden wird. Tausende Menschen müssten ohne angemessene Entschädigung zwangsumgesiedelt werden. Die Firma zahlte bisher lediglich lokalen Dorfvorstehern hohe Geldsummen. Zudem würde ein geschütztes Waldgebiet gerodet werden, was die lokale Tier- und Pflanzenwelt gefährden würde.
Positive Award:
- Freddy Lozano und Jairo Quiroz Delgado, VR-Mitglieder der Gewerkschaft Sintracarbon.
Der Positive Award, der dieses Jahr an engagierte Mitarbeiter eines Unternehmens verliehen werden sollte, ging an zwei Gewerkschaftsführer der Gewerkschaft Sintracarbon aus Kolumbien für ihr Engagement für bessere Arbeitsbedingungen in der größten Kohlemine Südamerikas El Cerrejón. 2006 wurde dadurch ein Gesamtarbeitsvertrag für die Arbeiter erreicht, über dessen Erneuerung seit November 2008 verhandelt wird. Zudem erreichten sie auch, dass bei Umsiedlungen Entschädigungen gezahlt werden.
2008
Negative Award:
Der Publikumspreis sowie der Global-Award wurde dem französischen Staatsunternehmen Areva für die Verschweigung der wahren Gesundheitszustände der Minenarbeiter, die für ihre Tochterfirmen Somaïr und Cominak im Norden Nigers Uran abbauen, verliehen. Public Eye kritisiert, die Krankenhäuser würden HIV statt Krebs, der seine Ursache in der radioaktiven Verseuchung von Luft, Wasser und Boden hat, diagnostizieren. Glencore wurde für ihre undurchsichtige Geschäftspraxis und inakzeptable Arbeiterrechte in kolumbianischen Kohleminen mit dem Swiss Award „ausgezeichnet“.
Positive Award:
Der Positive-Award ging an das grösste deutsche Naturtextilienversandhaus Hess Natur für das soziale und ökologische Engagement des Unternehmens, das auf einen fairen Handel seiner Rohstoffe achtet.
2007
Negative Award:
- Global: Bridgestone
- Swiss: Novartis
Bridgestone erhielt den Award für die laut Public Eye katastrophalen Arbeitsverhältnisse bei einer Tochterfirma in Liberia. Die Arbeiter müssen in Lehmhütten wohnen, die Kinder müssen bereits arbeiten gehen (Kinderarbeit) und hantieren ungeschützt mit hochgiftigen Materialien. Novartis erhielt den Award für die Patentierung des Krebsmedikamentes Imatinib, womit sie die indische Generikaproduktion stoppte. Dadurch konnten sich weltweit zehntausende Menschen das Medikament nicht mehr leisten, welches das Fortschreiten ihrer tödlichen Blutkrebs-Krankheit verlangsamt hatte – das Produkt von Novartis war zehn Mal teurer.
Positive Award:
Coop bekam den Positive-Award für sein Engagement für biologische Produkte und Anbau in der Schweiz.
2006
Negative Award:
- Umwelt: Chevron
- Steuern: citigroup
- Soziales: The Walt Disney Company
Chevron hat 30 Jahre lang aus Kostengründen in Ecuador hochgiftiges Abwasser in den Amazonas fließen lassen statt es wie zu dieser Zeit üblich in die Erde zurückzupumpen und weigert sich heute für die Folgen in der Umwelt und bei der Gesundheit der Menschen aufzukommen. Citigroup erhielt seinen Award für die, gemäß Public Eye, „skrupellose Unterstützung von Steuerhinterziehern.“ Walt Disney produziert sein Spielzeug in China und gibt die Namen der Herstellerfirmen nicht preis und schützt diese damit vor Kontrollen.
Positive Award:
- Euzkadi-Gewerkschaft SNRTE, Germanwatch und FIAN
Der Positive Award wurde für den Einsatz der drei Organisationen gegen eine Schließung einer Continental-Reifenfabrik in Mexiko verliehen, an der sie alle ihre Forderungen durchsetzen konnten.
2005
Negative Award:
- Menschenrechte: Dow Chemical
- Umwelt: Shell
- Arbeitsrechte: Wal-Mart
- Steuern: KPMG
Dow erhielt den Award für die Zurückweisung jeglicher Verantwortung für die Katastrophe von Bhopal 1984, an dessen Folgen die Bewohner der Stadt bis heute leiden. Dow ist mit dem für das Unglück verantwortlichen Unternehmen fusioniert. Shell erhielt den Award für die offene Gasverbrennung in Nigeria in Wohngebieten, die Tag und Nachts läuft. Wal-Mart lehnt die Verantwortung für die Arbeitsbedingungen bei seinen Zulieferfirmen ab und will davon nichts wissen. Und die KPMG bekam ihren Award für die Ermunterung ihrer Kunden zur aggressiven Steuervermeidung.
Einzelnachweise
Weblinks
Wikimedia Foundation.