Rathausmarkt (Hamburg)

Rathausmarkt (Hamburg)
Blick vom Turm St. Petris, im Hintergrund links Der Michel
Weihnachtsmarkt auf dem Rathausmarkt, rechts Blick in die Mönckebergstraße
Flaggenmastsockel

Der Rathausmarkt ist der zentrale nahezu rechteckige Platz vor dem Hamburger Rathaus. In der Bannmeile gelegen ist er Versammlungsort für Großveranstaltungen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Der Rathausmarkt in der Altstadt bildet ein Zentrum der Hamburger Innenstadt. Die südwestliche Seite wird fast gänzlich durch das Rathaus eingenommen. Daneben mündet der, an Stelle eines ehemaligen Befestigungswerkes verlaufende, Alte Wall auf den Platz, dessen andere Seite vom ehemaligen Reichsbankgebäude mit dem Bucerius Kunst Forum eingenommen wird. Nördlich davon endet der Rathausmarkt am Reesendamm und kleiner Alster mit den dahinter liegenden Alsterarkaden. Die Schleusenbrücke mit der darunter liegenden Rathausschleuse zum Alsterfleet, führt weiter in die Neustadt zur Alten Post/Poststraße und dem kreuzenden Neuen Wall. Die nordwestliche Seite wird von Kontor- und Geschäftshäusern eingenommen, unterbrochen von den einmündenden Straßen Reesendamm, Plan, Hermannstraße und der Einkaufsstraße Mönckebergstraße, die auf das Rathaus zulaufen. Südlich liegt die lange Front des Versmannhauses und die am Rathausmarkt-Hof einander treffenden Straßen Rathausmarkt-, Kleine- und Große Johannisstraße, die in den Großen Burstah führt. Anschließend war der Platz Treffpunkt der Nachtbusse.

Geschichte

Der Rathausmarkt wurde nach dem Großen Brand von 1842 angelegt, dem auch das alte Rathaus an der Trostbrücke und die Häuser in der Gegend des heutigen Platzes, mit Ausnahme der neuen Hamburger Börse (1839/41) zum Opfer fiel.

Kurz vor dem Stadtbrand hatte man in dem dicht bebauten Gebiet das mittelalterliche Kloster und Kirche St. Johannis abgebrochen. Die Johanniskirche, seit der Hamburger Franzosenzeit nurmehr als Magazin benutzt, befand sich auf dem südlichen Ende des Platzes. Ihr Chorraum wurde durch einen schräg zum Kirchenschiff verlaufenden Giebel nach Osten begrenzt (ehemals Straße Hinter dem breiten Giebel). An die Kirche nördlich anschließend, befand sich der um die Begräbnisstätte verlaufende Wandelgang, sowie weitere Kloster- und Wirtschaftsgebäude, die bis zur heutigen Platzmitte und der Hermann- und Mönckebergstraße reichten. Diese wurden zuletzt nach dem Umzug des Johanneums abgerissen.

Als Vorbild zur Gestaltung des Rathausmarktes wählte man den berühmten Markusplatz in Venedig, der sich ebenfalls elegant zum Wasser hin öffnet. Das gesamte Ensemble mit Freitreppe und Gestaltung der Kleinen Alster, Alsterarkaden, Schleusenbrücke, Rathaus und sonstigen Gebäuden ist daher keineswegs das Produkt jahrelanger Stadtentwicklung, sondern liegt einem bis ins Detail durchdachten Gesamtplan zugrunde, der bereits 1842 konzipiert wurde.

Das heutige Rathaus mit der dahinter liegenden Hanseatischen Wertpapierbörse wurde allerdings erst 1897 fertig gestellt. Bis zum Baubeginn ließ man die zu bebauenden Flächen frei.

Am 19. April 1933 wurde der Rathausmarkt in Adolf-Hitler-Platz umbenannt (am selben Tag wurde Hitler auch zum Ehrenbürger der Stadt Hamburg ernannt)[1]. Die Rückbenennung erfolgte nach Kriegsende 1945.

Mitten in der Innenstadt gelegen, hatte der an drei Seiten von Hauptstraßen umgebene Platz bis Anfang der 1970er Jahre zusätzlich große Bedeutung als Verkehrsknotenpunkt im Hamburger Straßenbahnnetz. Nach dessen endgültiger Einstellung im Oktober 1978 erfolgte 1982 ein Umbau zur Verkehrsberuhigung – wegen der dabei verwendeten leicht rötlichen Granitplatten ist nun auch scherzhaft vom „roten Platz“ die Rede. Wechselnde Freizeitveranstaltungen wie zum Beispiel das Stuttgarter Weindorf, Freiluftkino oder Rock Spektakel und zur Adventszeit ein großer Weihnachtsmarkt halten den Rathausmarkt auch heute weiterhin attraktiv.

Rathausmarkt-Hof
Das Heinrich-Heine-Denkmal auf der Südostseite des Rathausmarktes

Denkmal Kaiser Wilhelm I.

Ab 1903 stand eine große Reiterstatue zum Gedenken an Kaiser Wilhelm I., als Teil eines umfangreichen Denkmal-Ensembles, mitten auf dem Rathausmarkt. 1930 wurde es vom Rathausmarkt entfernt und mehrmals umgesetzt. Heute sind die verbliebenen Teile am Holstenwall (im Park neben dem Ziviljustizgebäude) zu bewundern.

Die zwei zur Anlage dazugehörigen Flaggenmasten verblieben 1930 auf dem Rathausmarkt. Sie stehen heute näher zum Rathaus, dienen jedoch weiterhin der offiziellen Beflaggung.

Rathausmarkt-Hof

Der Rathausmarkt-Hof an der Ecke Kleine Johannisstraße ist ein 1899 nach Plänen der Architekten Hanssen & Meerwein errichtetes Kontorhaus. Ebenso wie das Versmannhaus an der Mönckebergstraße wurde es architektonisch an das Rathaus angepasst und steht wie diese unter Denkmalschutz. Irritierenderweise zählen die Hausnummern hier aber bereits zur Mönckebergstraße. Neben der Hausnummer 1 für das Rathaus selbst können sich nur noch die Häuser der Nordostseite mit der Adresse Rathausmarkt schmücken.

Heute hat die Hanseatische Wertpapierbörse der Hamburger Börse, beziehungsweise die nun mit Hannover zusammengeschlossene Börsen AG BÖAG hier ihren Hamburger Sitz (Kleine Johannisstraße 4).

Heinrich-Heine-Denkmal

Das erste Hamburger Heine-Denkmal, das Hugo Lederer 1911 geschaffen hatte, wurde 1926 im Hamburger Stadtpark feierlich enthüllt. 1933 wurde es von den Nationalsozialisten niedergerissen, denen Heine als jüdischer Dichter und Demokrat verhasst war. Später wurde das Denkmal zur Metallgewinnung für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen.

Seit 1982 ziert eine Neuschöpfung von Waldemar Otto den Rathausmarkt, die das Lederer-Denkmal stilisiert. Am Sockel sind zwei Halbreliefs als Mahnmale angebracht, eines stellt die Geschichte des Denkmalsturzes dar, das andere die Bücherverbrennung von 1933.

Verkehr

U-Bahn-Eingang vor dem Rathaus
Straßenbahn auf dem Rathausmarkt (1975)

Der U-Bahnhof Rathaus - ehemals Rathausmarkt - mit beidseitigen Bahnsteigen an der Ringlinie (heute U3) wurde am 15. Februar 1912 eröffnet. Er hatte in der NS-Zeit zwischen 1934 und 1945 den Namen Adolf-Hitler-Platz. Als 1958 im Zuge der Verlängerung der sogenannten „KellJung“-Linie (U1) die erste unterirdische Fußgängerpassage ein Umsteigen zur nahen Station Jungfernstieg ermöglichte, erhielten beide Bahnhöfe den Namen Rathaus. Nach Fertigstellung der City-S-Bahnlinie und der „U2“ (heute Durchmesserlinie von Niendorf nach Billstedt) erhielt 1973 mit der Eröffnung des Verkehrsknotenpunktes unter der Binnenalster die Station Jungfernstieg der U1 ihren alten Namen zurück. Der Rathausmarkt war bis in die 1970er Jahre ein Straßenbahnknoten. Die letzte Straßenbahn der Linie 2 in Richtung Schnelsen verkehrte am 30. September 1978.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Büttner/Jochmann Hamburg auf dem Weg ins Dritte Reich · Entwicklungsjahre 1931–1933, 3. Auflage, Hamburg 1985

Veranstaltungen

Weblinks

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