Rhabdophan

Rhabdophan
Rhabdophan
Rhabdophane-(Ce)-164856.jpg
Rhabdophane-(Ce) auf Analcim mit einem schwarzen, zerbrochenen Aegirinkristall an der Seite vom Mont Saint-Hilaire, Québec, Kanada
Chemische Formel (Ce,La,Nd)[PO4] · H2O (Mischkristallformel)
Mineralklasse Phosphate, Arsenate, Vanadate - Wasserhaltige Phosphate ohne fremde Anionen
8.CJ.30 (8. Auflage: VII/C.29-10 (La), VII/C.29-20 (Ce), VII/C.29-30 (Nd)) (nach Strunz)
40.04.07.01 (Ce), 40.04.07.02 (La), 40.04.07.03 (Nd) (nach Dana)
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse hexagonal-trapezoedrisch 622
Farbe Braun, Hellrosa, Gelblichweiß, Chremfarben, Hellgrün
Strichfarbe weiß
Mohshärte 3 bis 3,5
Dichte (g/cm3) 3,9 bis 4
Glanz Harzglanz bis matt
Transparenz durchscheinend
Bruch uneben bis muschelig
Spaltbarkeit keine
Habitus
Kristalloptik
Brechungsindex nω = 1,654 (-La) bis 1,688 (-Ce); nε = 1,703 (-La) bis 1,744 (-Ce)[2]
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
δ = 0,049 (-La) bis δ = 0,056 (-Ce)[1] ; einachsig positiv

Rhabdophan (auch Rhabdophanit) ist die Sammelbezeichnung für nicht näher bestimmte Minerale der lückenlosen Mischkristall-Reihe mit den Endgliedern Rhabdophan-(Ce), Rhabdophan-(La) und Rhabdophan-(Nd) aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“.

Alle Minerale kristallisieren im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung (Ce,La,Nd)[PO4] · H2O (Mischkristallformel). Für die Einzelminerale gelten folgende Zusammensetzungen:

  • Rhabdophan-(Ce): Ce[PO4] · H2O[3]
  • Rhabdophan-(La): (La,Ce)[PO4] · H2O[3]
  • Rhabdophan-(Nd): (Nd,Ce)[PO4] · H2O[3]

Rhabdophan entwickelt meist stalaktitische, kugelige oder nierige Massen, aber auch radialstrahlige Aggregate von bernsteinbrauner Farbe und wachsglanzenden Oberflächen. Auch hellrosa, gelblichweiße und chremefarbene Rhabdophane wurden gefunden.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Das Wort Rhabdohhan ist eine Zusammensetzung der griechischen Wörter ῥάβδος [rhábdos] für Rute bzw. Stab, sowie φαίνεσθαι [phainesthai] für erscheinen, sich zeigen und verweist auf das typische Muster im Lichtspektrum der Minerale.[4]

Eine erste Beschreibung von Rhabdophan, allerdings noch ohne den Anhang des in der Formel vorherrschenden Seltenen-Erd-Metalls, erfolgte 1878 durch William G. Lettsom.[5] Erst bei späteren Analysen stellte man fest, dass Rhabdophan eine Mischreihe aus drei sehr ähnlichen Mineralen darstellt. Daher erhielt der ursprüngliche Rhabdophan mit einem Überhang an Cer den Anhang -(Ce).

Rhabdophan-(La) wurde 1883 erstmals von George J. Brush und Samuel L. Penfield beschrieben und erhielt seinen Namen aufgrund des Vorherrschens von Lanthan in der Formel und seiner nahen Verwandtschaft zum Rhabdophan-(Ce).

Rhabdophan-(Nd) wurde 1957 durch F. A. Hildebrand, M. H. Carron und H. J. Rose, Jr. beschrieben, der seinen Namensanhang dem Vorherrschen von Neodym in der Formel verdankt.

Als Typlokalität für Rhabdophan-(Ce) gilt die Kupfer-Mine „Fowey Consols“ (Tywardreath, Par Parish) bei St Austell in der englischen Grafschaft Cornwall und als Typlokalität für Rhabdophan-(La) und Rhabdophan-(Nd) gelten die „Salisbury Iron Mines“ in der englischen Grafschaft Wiltshire im Vereinigten Königreich.

Klassifikation

Bereits in der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörten Rhabdophan-(Ce), Rhabdophan-(La), Rhabdophan-(Nd) zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“, wo sie zusammen mit Brockit, Grayit, Ningyoit und Tristramit die eigenständige Gruppe VII/C.29 bildeten.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet die Rhabdophane ebenfalls in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Phosphate ohne weitere Anionen, mit H2O“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass die Minerale entsprechend ihrer Zusammensetzung in der Unterabteilung „J. Ausschließlich mit großen Kationen“ zu finden sind, wo sie als Namensgeber die „Rhabdophangruppe“ mit der System-Nr. 8.CJ.45 und den weiteren Mitgliedern Brockit, Grayit, Ningyoit, Smirnovskit und Tristramit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet die Rhabdophane in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „“ ein. Hier sind sie ebenfalls als Namensgeber in der „Rhabdophangruppe“ mit der System-Nr. 40.04.07 und den weiteren Mitgliedern Brockit, Grayit und Tristramit innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Phosphate etc., mit A3+XO4 × x(H2O)“ zu finden.

Modifikationen und Varietäten

Rhabdophan-(Pb) gilt als bleihaltige Varietät des Rhabdophan-(Ce).

Bildung und Fundorte

Rhabdophane-(Ce)-Kristall auf rosafarbenem Sérandit (Sichtfeld 2,4 x 2,8 mm) aus dem Poudrette Steinbruch, Mont Saint-Hilaire, Québec, Kanada

Rhabdophane bilden sich relativ selten in einigen hydrothermalen Erz-Lagerstätten. Begleitminerale sind unter anderem Baryt, Chalkopyrit, Fluorit, Sphalerit und Tetraedrit.

Als eher seltene Mineralbildung konnte Rhabdophan bisher (Stand: 2011) nur an wenigen Fundorten bzw. nur in geringer Stückzahl nachgewiesen werden. Insgesamt gelten rund 100 Fundorte als bekannt[6], davon entfallen etwa die Hälfte auf Rhabdophan-(Ce)[7] und jeweils rund 10 Fundorte auf Rhabdophan-(La)[8] und Rhabdophan-(Nd)[9].

Gemeinsame Fundorte für alle drei Endglieder liegen unter anderem in Deutschland, genauer bei Gengenbach und Oberwolfach im Schwarzwald sowie in Russland auf der Halbinsel Kola.

Des Weiteren finden sich verschiedene Rhabdophane unter anderem noch in Australien, Belgien, Burundi, China, Grönland, Japan, Kanada, Malawi, Norwegen, Pakistan, Spanien, Tschechien, Ukraine, Ungarn und den Vereinigten Staaten.

Kristallstruktur

Alle Rhabdophane kristallisieren hexagonal in der Raumgruppe P6222 (Raumgruppen-Nr. 180) und mit jeweils drei Formeleinheiten pro Elementarzelle, jedoch mit geringfügig unterschiedlichen Gitterparametern:

  • Rhabdophane-(Ce) mit a = 7,01 Å und c = 6,40 Å[3]
  • Rhabdophan-(La) mit a = 7,03 Å und c = 6,41 Å[3]
  • Rhabdophan-(Nd) mit a = 6,96 Å und c = 6,37 Å[3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Mindat - Rhabdophane-(Ce) und Rhabdophane-(La) (siehe Weblinks)
  2. Handbook of Mineralogy - Rhabdophane-(Ce) und Rhabdophane-(La) (siehe Literaturlink)
  3. a b c d e f Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 489.
  4. William G. Lettsom: On rhabdophane, a new mineral, in: Zeitschrift für Kristallographie, Mineralogie und Petrographie, Band 3, Leipzig 1878, S. 191 (online verfügbar bei archive.org)
  5. William G. Lettsom: On rhabdophane, a new mineral (1878), in: Phil. Mag., Band 13 (1882), S. 527-529 (online verfügbar bei ebooksread)
  6. Mindat - Anzahl der Fundorte für Rhabdophan insgesamt
  7. Anzahl der Fundorte für Rhabdophan-(Ce)
  8. Anzahl der Fundorte für Rhabdophan-(Ce)
  9. Anzahl der Fundorte für Rhabdophan-(Ce)

Literatur

  • Friedrich Klockmann; Paul Ramdohr, Hugo Strunz (Hrsg.): Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978 (Erstausgabe: 1891), ISBN 3-432-82986-8, S. 626.
  • John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Rhabdophane-(Ce), in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 62,5 kB)
  • John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Rhabdophane-(La), in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 61,3 kB)
  • John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols: Rhabdophane-(Nd), in: Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65,9 kB)

Weblinks

 Commons: Rhabdophane – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


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