Roland Wehl

Roland Wehl

Roland Wehl (* 1957) ist ein deutscher Publizist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine Familie stammt aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Als Kind trat er gemeinsam mit seinen Geschwistern bei Kulturveranstaltungen der Heimatvertriebenen auf. Aus Protest gegen die Ostpolitik der Regierung Brandt schloss er sich Anfang der 1970er Jahre rechten Jugendgruppen an. Die Mitarbeit endete, nachdem sich Wehl an Protestaktionen gegen das Pinochet-Regime in Chile beteiligt und dafür auch eigene Flugschriften verfasst hatte.

Wehl war seit Mitte der 1970er Jahre in der Gewerkschaftsjugend der IG Metall sowie in der Anti-Atombewegung aktiv und gehörte Ende der 1970er Jahre dem Komitee für die Freilassung Rudolf Bahros an. Er beteiligte sich an Aktionen für die Bürgerrechtsbewegung Charta 77 in der damaligen Tschechoslowakei und setzte sich für ein Russell-Tribunal zur Situation der Menschenrechte in der DDR ein. Seitdem hatte Wehl Einreiseverbot in die DDR. 1979 erstellte Wehl die Festschrift der Internationalen Liga für Menschenrechte, Berlin, zur Verleihung der Carl-von-Ossietzky-Medaille.

Wehl war Mitbegründer einer Wilhelm Reich-Initiative und gehörte dem Verein Netzwerk Selbsthilfe e. V. an. Er arbeitete in der Aktion 18. März mit, die sich unter der Schirmherrschaft der Schriftstellerin Ingeborg Drewitz und des früheren Berliner Regierenden Bürgermeisters Heinrich Albertz für einen gemeinsamen Nationalfeiertag in beiden deutschen Staaten einsetzte. Wehl gehörte dem Gründungskreis der „Sozialistischen Konferenz“ an, die erstmals vom 2. bis 4. Mai 1980 mit 1.200 Vertretern verschiedener linker Gruppen in Kassel stattfand. 1981 gründete Wehl mit den Grünen-Politikern Daniel Cohn-Bendit und Petra Kelly, dem Theologen Helmut Gollwitzer, dem Journalisten und Liedermacher Walter Mossmann, dem Rockmusiker Udo Lindenberg und dem Vorsitzenden der Gesellschaft für bedrohte Völker, Tilman Zülch, das Unterstützungskomitee für die Selbstbestimmung der Inuit in Grönland. Von 1980 bis 1990 war Roland Wehl Mitglied der Alternativen Liste bzw. der Grünen. Er verließ die Partei, nachdem die Grünen 1990 die deutsche Wiedervereinigung abgelehnt hatten.

In den 1980er Jahren gehörte Wehl der Redaktion der Zeitschrift wir selbst an. In den 1990er Jahren war Wehl unter anderem für die Wochenzeitung Junge Freiheit tätig. Anlässlich des Wahlerfolgs der Deutschen Volksunion bei den 1998 in Sachsen-Anhalt stattgefundenen Landtagswahlen veröffentlichte die Tageszeitung Neues Deutschland einen Gastbeitrag Wehls. Darin warf Wehl Teilen der PDS vor, mitverantwortlich für den Wahlerfolg der Rechtspartei gewesen zu sein. Der Beitrag löste eine heftige Auseinandersetzung im Neuen Deutschland und in der PDS aus.

Zitate von Roland Wehl

  • „Das ökonomisch-soziale System und die nationale Frage lassen sich kaum von der Menschenrechtsfrage abtrennen. Das könnten wir durch ein Russell-Forum über die DDR lernen und damit auch etwas über unsere Lage in der BRD. Wir könnten lernen, was Sozialismus nicht ist, und damit einen Schritt weiter kommen, was Sozialismus sei und sein soll.“ – Stadtillustrierte zitty, 15/1979
  • „Ein solcher Antifaschismus wäre hilfreich. Er könnte jungen Rechtsradikalen helfen, sich von der Rechten zu lösen. Diese Hoffnung hatte auch Pier Paolo Pasolini, als er selbstkritisch sagte: »Wir haben nichts dazu getan, damit es gar keine Faschisten gäbe. Wir haben sie nur verurteilt und unser Gewissen mit unserer Entrüstung beruhigt; und je stärker und stolzer die Entrüstung war, um so ruhiger war das Gewissen. In Wirklichkeit haben wir uns gegenüber den Faschisten (ich meine vor allem die jungen) wie Rassisten benommen. Wir haben nämlich in Eile und ohne Erbarmen glauben wollen, dass sie von ihrer Herkunft her zu Faschisten prädestiniert wären.«“ – Zeitschrift wir selbst, 3/1984
  • „Pubertierende Heranwachsende bestimmen das Bild der Attentäter. Kaputte Familienverhältnisse, keine Lebensperspektive, Suff und Prügelei: Das ist der Hintergrund vieler Jugendlicher, die mit Hilfe rassistischer Sprüche und nationalsozialistischer Symbole herausschreien, wie fertig sie mit einer Gesellschaft sind, die sie zu Verlierern gemacht hat.“ – Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Juni 1993
  • August Winnig, Carl Schmitt und manch anderer Held der Konservativen Revolution haben vor und nach 1945 moralisch versagt. Was sind das für »Patrioten«, die anderen Schuld zuweisen und sich selbst ausnehmen. Welches Format besaß dagegen Willy Brandt. Als Emigrant, der sich leicht der historischen Verantwortung hätte entziehen können, bekannte er sich mit seinem Kniefall in Warschau ausdrücklich mitschuldig. Diese patriotische Haltung wurde ihm jedoch nicht gedankt.“ – Junge Freiheit, 25. August 1995
  • „Die PDS darf nicht die Fehler der alten West-Linken wiederholen, für die das »Volk« immer nur eine reaktionäre Größe war. Die antinationalen Reflexe der westdeutschen Linken haben in der Vergangenheit immer nur der Rechten genutzt.“ – Neues Deutschland, 31. Juli 1998

Presse

  • „Für Roland Wehl ist die Nation offensichtlich nur ein nützliches Element für eine programmatisch brachliegende Linke. Dem tatsächlich national verantwortlich denkenden Menschen sollte sie dafür allerdings zu schade sein.“ – Junge Freiheit, 11. September 1998.
  • „Der Redakteur der Jungen Freiheit, Roland Wehl, forderte im Neuen Deutschland, das Zugehörigkeitsgefühl zur deutschen Nation nicht länger mit Nationalismus oder Faschismus gleichzusetzen, wie das eine ganze Generation »Linker« im Westen getan habe.“ – World Socialist Web Site, 20. Januar 1999.
  • „»Wie national muß die Linke sein?« fragte sich und die Leser die ND-Redaktion bereits am 31. Juli 1998. Als Denkhilfe gab sie den Ratschlag des jungen freiheitlichen Roland Wehl mit auf den Weg. Dieser empfahl, die »Nation zur Sache des Volkes zu machen« und beklagte die »antinationalen Reflexe der Linken«, die bislang nur »der Rechten genützt hätten«.“ – Neues Deutschland, 13./14. Februar 1999.

Buchveröffentlichung

  • Helden der Nation. Beiträge und Interviews zum 20. Juli 1944. Edition JF, ISBN 3-929886-27-8, 504 S.

Weblinks


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