Römerkastell Anhausen

Römerkastell Anhausen
Kleinkastell Anhausen
ORL NN
Limesabschnitt Obergermanischer Limes,
Strecke 1 (Rhein-Lahn)
Datierung (Belegung) ungesichert
Typ Kleinkastell
Einheit unbekannte Vexillationen
Größe a) Außenkastell: 0,17 ha
b) Innenkastell: 0,07 ha
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand wahrnehmbare Bodenverformungen
Ort Anhausen/Rengsdorf
Geographische Lage 50° 28′ 54″ N, 7° 32′ 14,5″ O50.4816666666677.5373611111111356Koordinaten: 50° 28′ 54″ N, 7° 32′ 14,5″ O
Höhe 356 m ü. NHN
Vorhergehend ORL 1a: Kastell Niederbieber (westsüdwestlich)
Anschließend Kleinkastell Ferbach (südöstlich)

Das Kleinkastell Anhausen ist ein ehemaliges römisches Kastell des Obergermanischen Limes, der im Jahre 2005 den Status des UNESCO-Weltkulturerbes erlangte. Das Bodendenkmal befindet sich in den Wäldern südwestlich der heutigen Ortsgemeinde Anhausen, die zur Verbandsgemeinde Rengsdorf im rheinland-pfälzischen Landkreis Neuwied gehört.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Lage des Kastells am Limes zur Zeit der RLK-Untersuchungen

Das Kleinkastell Anhausen befindet sich auf einer Höhe zwischen dem Gladbacher und dem Heimbacher Wald, südwestlich der heutigen Ortschaft Anhausen. Es liegt hier östlich oberhalb des Passes der nach Gladbach und weiter nach Neuwied führenden Landstraße 258, der Dierdorfer Straße.

An dem Kastellplatz erreicht der Limes im Verlauf des Bogens, den er um das Neuwieder Becken schlägt, seinen nördlichsten und zugleich höchsten Punkt. In antiker Zeit diente das Kleinkastell hier der Überwachung mehrerer Straßen, die in diesem Bereich unter Ausnutzung der Passlage den Limes kreuzten.

Kastell

Der Kastellplatz wurde zuerst 1893 durch Heinrich Jacobi untersucht und beschrieben. Weitere Ausgrabungen durch die Reichs-Limes-Kommission erfolgten im August 1898 und im Januar 1899, um die anfangs nicht ganz eindeutige Baugeschichte des Lagers zu klären.

Bei dem Anhauser Militärlager handelt es sich um ein Kleinkastell, das ursprünglich aus zwei verschiedenen Baukörpern – einem äußeren und einem inneren Kastell – gebildet wurde, die wohl zeitgleich entstanden sind[1].

Grundriss und Geländeprofil des Kleinkastells Anhausen zur Zeit der Ausgrabungen durch die RLK (1893-1899)

Die Wehrmauer des äußeren Lagers nahm mit den Seitenlängen von 43,20 mal 39,30 Meter eine Fläche von rund 0,17 Hektar ein. Die Mauer hatte eine Mächtigkeit von 1,72 bis 1,80 Meter, besaß abgerundete Ecken und verfügte über nur ein einziges, von zwei vorspringenden Wehrtürmen flankiertes Tor, das nach Norden, zum Limes hin ausgerichtet war. Als Annäherungshindernis war ein Spitzgraben vorgelagert.

Das kleinere Lager wurde bei gemeinsamer Nutzung eines Teiles der West- und der Südmauer des größeren Kastells in dieses hineingebaut. Es bedeckte mit seinen Seitenlängen von 28,70 mal 23,60 Meter eine Fläche von knapp 0,07 Hektar im südwestlichen Bereich des Außenkastells. Die kleinere Fortifikation besaß ebenfalls nur ein einziges, nach Norden ausgerichtetes Tor, das nicht von Türmen, sondern von eingezogenen Torwangen flankiert war. Die Stärke der Mauern, die es vom Außenkastell abtrennte war mit 2,05 bis 2,10 Metern deutlich massiger, als die der Außenmauern.

Zu einem nicht näher bestimmbaren späteren Zeitpunkt wurde das Innenkastell mit einem eigenen vorgelagerten Graben versehen, bei dessen Anlage die Mauern des Außenkastells durchbrochen wurden. Das ursprünglich wohl als Reduit dienende kleinere Bauwerk wurde zu diesem Zeitpunkt vermutlich zu einer eigenständigen kleinen Festung umgebaut. Hierfür spricht auch der Umstand, dass die Mauern des Außenkastells, sofern sie nicht auch die Ummauerung des Innenkastells bildeten, schon in römischer Zeit abgebrochen wurden. Den Graben des äußeren Lagers verfüllte man mit dem daher stammenden Bauschutt.

Im Inneren des Kastells konnten, vorrangig im nordwestlichen Bereich, Spuren von Mannschaftsbaracken nachgewiesen werden. Die Innenbauten dürften im Wesentlichen aus Holz bestanden haben. Im südlichen Bereich des kleineren Kastells wurde noch ein Brunnen freigelegt und ausgegraben, der einiges Fundmaterial zu Tage brachte. Das datierbare Material[2] des Kastellplatzes insgesamt ist aber nicht ausreichend und geschlossen genug, um eine Aussage zur Feindatierung des Lagers treffen zu können. Insgesamt wird es im Zusammenhang mit dem Ausbau des Limes in diesem Abschnitt stehen. Es wurde also vermutlich unter Domitian, spätestens aber unter Trajan angelegt und während der germanischen Offensive der Jahre 259/260 wieder aufgegeben. Der antike Name des Platzes ist nicht bekannt, auch über die ihn belegenden Einheiten liegen keine Quellen vor. Es dürfte sich um Vexillationen (Detachements) der benachbarten Auxiliarlager gehandelt haben.

Limesverlauf zwischen den Kleinkastellen Anhausen und Ferbach

In diesem Abschnitt, in dem der Limes überwiegend durch die dichtbewaldeten Höhenzüge des Westerwaldes verläuft, zum Teil parallel zum Rheinhöhenweg, sind über weite Strecken sowohl der Pfahlgraben selbst, als auch die Relikte seiner Bauwerke noch vorzüglich erhalten.

Spuren der Limesbauwerke zwischen dem Kleinkastell Anhausen und dem Kleinkastell Ferbach:

ORL[3] Name/Ort Beschreibung/Zustand
Wp 1/41 [4] „Anhausen“
Zusammenhang Wp 1/41 und KK Anhausen
Sichtbarer Hügel[5] möglicherweise eines ehemaligen Holzturms, wahrscheinlich aber eines Holzgebäudes anderer Bestimmung, mit den Seitenlängen von 7,2 x 4,2 m. Zwischen dem Kleinkastell Anhausen und dem Limesgraben auf künstlich errichtetem Hügel.

Zwei Bauphasen konnten nachgewiesen werden: nach einer Zerstörung durch ein Feuer unbekannter Zeitstellung und Ursache wurde der Turm wieder aufgebaut. Umgeben war das Gebäude von einem Spitzgraben von 1,50 m Breite und einer zum Ausgrabungszeitpunkt erhaltenen Resttiefe von 0,8 m.

KK [6] Kleinkastell Anhausen siehe oben
Wp 1/42 „Faules Ufer“ Wahrnehmbarer, etwa 25 m hinter dem Limes gelegener, flacher Schutthügel[7] eines quadratischen Steinturms mit einer Seitenlänge von 4,80 m und einer Mauerstärke von rund einem Meter.

Ein älterer, mit einem 1,20 m tiefen Spitzgraben umgebener Holzturm konnte nachgewiesen werden.

Wp 1/43 „Am Kieselweg“
Profil des Palisadengrabens zwischen Wp 1/42 und WP 1/43
Freigelegter Palisadengraben bei Wp 1/42
Sichtbare Schutthügelgruppe[8] zweier Steinturmhügel. An die Stelle eines älteren, von einem Spitzgraben umlaufenen Holzturms trat zunächst der östliche, kleinere und in der Qualität des Mauerwerks sorgfältiger ausgeführte der beiden Steintürme. Dieser quadratische Steinturm besaß eine Seitenlänge von 4,70 m und eine Mauerdicke von 90 cm. Er wurde später durch den größeren, aber weniger sorgfältig und mit minderwertigerem Steinmaterial ausgeführten, westlichen Steinturm ersetzt, der eine Seitenlänge von 5,50 m hatte, dessen Mauerstärke aber nur 75 cm betrug.
Wp 1/44 „Am alten Saatkamp“ Wahrnehmbarer Schutthügel[9] eines rund 20 m hinter dem Limesgraben gelegenen Steinturms, der zur Zeit der Untersuchungen durch die Reichs-Limes-Kommission schon stark zerstört war. Ein älterer Holzturm wurde anhand seines 1,35 m breiten und 45 cm tiefen Spitzgrabens nachgewiesen.
Wp 1/45 „Am Burghoffeld“
Wp 1/45 bis Wp 1/47
Die Turmstelle[10] des Steinturms ist nicht mehr sichtbar. Es handelte sich um einen quadratischen Turm mit einer Seitenlänge von 4,80 m und einer Mauerstärke von 90 cm. Der Besatzung des Turms oblag vermutlich die Beobachtung eines alten, von Heimbach kommenden Weges, der an dieser Stelle den Limes kreuzte und sich von hier aus in Richtung Isenburg fortsetzte. Zwischen der Turmstelle und Wp 1/46 liegt – im Wald neben dem Gelände des Golfclubs Rhein-Wied[11] – ein hallstattzeitliches Grabhügelfeld der Laufelder Kultur[12] mit insgesamt etwa 60 Grabhügeln [13].

Weiter südwestlich finden sich im Waldgelände unterhalb des Abschlags der Golfbahn 9 noch deutliche Spuren[14] einer vermutlich ebenfalls hallstattzeitlichen Ringwall-Anlage, der so genannten „Alteburg“. Die unregelmäßig geformte Anlage bedeckte einst eine Fläche von rund 8500 m². Ihre größte Längenausdehnung betrug 175 m, die größte Breite 95 m. Aufgrund des identischen Fundmaterials, das zudem über das gesamte Golfplatzgelände streut, erscheint ein Zusammenhang mit dem Gräberfeld nahezu zwingend. Der nördliche Bereich der Anlage wurde durch neuzeitlichen Ackerbau zerstört.

Der „Burghof“[15] – das Clubhaus des GC Rhein-Wied – ist modernen Ursprungs. Er wurde nach der Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet.

Wp 1/46 „Im Gräberfeld“ Zwischen 5 m und 24 m hinter dem Limes kaum wahrnehmbare Spuren der Turmstellen[16] eines Steinturms und eines älteren Holzturms innerhalb des hallstattlichen Gräberfeldes, das in diesem Bereich vom Pfahlgraben durchschnitten wird. Die römischen Befunde waren bereits zur Zeit der Reichs-Limes-Kommission so stark gestört, dass keine exakten Maße dokumentiert werden konnten.
Wp 1/47 „Am Huheld“
Wp 1/47
Spuren[17] sowohl einer Holz- als auch einer Steinturmstelle, die etwa 80 m von einander entfernt an einem Gebirgssattel liegen, bei dem mehrere alte Wege aufeinander treffen, die vermutlich schon in vorrömischer Zeit existiert haben. Diese verkehrsgeographische Gegebenheit war möglicherweise die Ursache für die Errichtung eines Wachturmes an dieser Stelle.

Die Holzturmstelle befand sich unmittelbar am Limes, sie war in ihrem östlichen Bereich vom Wall des Pfahlgrabens überdeckt. Die Seitenmaße des Holzturms dürften über vier Meter betragen haben, er wurde von einem ursprünglich etwa 1,50 m tiefen Spitzgraben im Abstand von drei bis vier Metern umlaufen. Der Steinturm war ungefähr 18 m vom Limesgraben entfernt. Die Seitenlänge des quadratischen Turms betrug 4,75 m, seine Mauerstärke lag bei 90 Zentimetern.

Wp 1/48 „Auf dem Hormorgen“
Wp 1/48-1/50 Lageplan
Wp 1/48 Ausgrabungssituation
Wp 1/48 Grundrisse
Wp 1/48 Profile
Wp 1/48 Details
Deutliche Geländeverformungen[18] dreier Steinturmhügel. Zwei der Türme besaßen einen selten vorkommenden sechseckigen Grundriss. Unter dem nördlichsten Turm wurden Reste eines hölzernen Vorläuferturmes nachgewiesen.

Der Nordturm war der kleinste des Ensembles. Er befand sich an der höchsten Stelle des Geländes, sein Abstand zur Limespalisade betrug ungefähr 25 m. Der sechseckige Turm hatte eine Seitenlänge von 2,80 m, was einem Durchmesser von 5,60 m entspricht. Seine Mauerstärke betrug 70 cm.

Bei dem mittleren Turm handelte es sich um ein Bauwerk mit quadratischem Grundriss. Die Seitenlänge betrug 4,90 m, die Mauerstärke einen Meter.

Der südlichste Turm schließlich war wieder sechseckig. Seine Seitenlänge belief sich auf 3,65 cm, sein Durchmesser also auf 7,30 m. Die Dicke der Mauern betrug 100 cm, sie waren besonders qualitätvoll ausgeführt.

Alle drei Turmstellen waren von Entwässerungsgräben umgeben. Der nördliche und der südliche Turm besaßen je einen kreisförmigen, der mittlere einen nahezu quadratisch verlaufenden Graben. Über die zeitliche Reihenfolge, in der die Türme errichtet wurden, lassen sich keine Aussagen treffen.

Wp 1/49 Aufgrund der Entfernung zwischen Wp 1/48 und Wp 1/50 und der hohen Fundkonzentration vermuteter, aber nicht nachgewiesener Turm.
Wp 1/50 „Süße Buchen“ Kaum noch wahrnehmbare Spuren[19] einer Steinturmstelle, rund 23 m vom Limesgraben entfernt. Die Befunde waren schon bei der Untersuchung durch die Reichs-Limes-Kommission stark gestört. Die Seiten des quadratischen Turms waren 5,55 m lang, die Mauerstärke konnte nicht ermittelt werden.
Wp 1/51 Aufgrund der Entfernung zwischen Wp 1/50 und Wp 1/52 und der topographischen Gegebenheiten (Sichtverbindung) vermuteter, aber nicht nachgewiesener Turm.
Wp 1/52 „Auf der Kehr“
Wp 1/52
Kaum wahrnehmbare Geländespuren[20] eines Steinturms. Eine durch die Reichs-Limes-Kommission noch nachgewiesene Holzturmstelle ist inzwischen durch eine Sandgrube völlig zerstört worden. Auch die Steinturmstelle wurde durch die Sandgewinnung massiv in Mitleidenschaft gezogen. Der quadratische Steinturm hatte eine Seitenlänge von 4,70 m und besaß 85 cm starke Mauern. Auffällig ist die Beobachtung eines 2,20 m tiefen Kellergeschosses.

Nordöstlich der Turmstelle breitet sich auf beiden Seiten des Limes ein hallstattzeitliches Gräberfeld aus. Nur noch gut 3 km Luftlinie trennen den Wp 1/52 - der sich hier auf einem Höhenrücken zwischen dem Sayn- und dem Brexbachtal an einer verkehrsgeographisch und strategisch nicht unbedeutenden Stelle befindet - an dieser Position vom Kastell Bendorf.

Ebenfalls in unmittelbarer Nähe befinden sich weitere Kulturdenkmäler von Rang. Der Ort Sayn mit dem Schloss Sayn und der Burg Sayn liegt weniger als einen Kilometer entfernt. Die Burg ist der Stammsitz der Familie Sayn-Wittgenstein.

Wp 1/53 Vermuteter, aber nicht nachgewiesener Turm.
Wp 1/54 „Auf dem Pulverberg“
Wp 1/54
Etwa 37 m hinter dem Limesgraben liegt der stark erodierte Schutthügel eines Steinturms, unter dem ein älterer Holzturm nachgewiesen worden ist. Der quadratische Steinturm hatte 4,60 m lange Seiten, die Mächtigkeit seiner Mauern betrug 80 cm. Umgeben war er von einem 1,50 m breiten und 55 cm tiefen Ringgraben. Eine 1912 errichtete, teilweise fehlerhafte[21] Rekonstruktion[22] befindet sich etwa 10 m östlich der Turmstelle.
Wp 1/55 „Am Schildchen“
Wp 1/55
Kaum noch wahrnehmbarer Schutthügel[23] eines quadratischen Steinturmes, etwa 30 m hinter dem Pfahlgraben. Die Seitenlänge betrug 4,80 m, die Mauern waren zwischen 95 und 100 cm dick. Ein älterer Holzturm konnte unmittelbar unter dem Steinturmhügel nachgewiesen werden.
Wp 1/56 „Im Haferstück“
Wp 1/56
Turmstelle[24] eines Steinturms, unter dem sich noch die Spuren eines älteren Holzturms nachweisen ließen. Bereits zur Zeit der Ausgrabung war der Turmrest in seinem Grundriss nicht mehr vollständig erhalten. Nur mit der gebotenen Vorsicht können daher die von der Reichs-Limes-Kommission dokumentierten Seitenlängen von 5,00 m mal 4,65 m betrachtet werden. Die Mauern waren 85 cm stark. Umgeben war der Turm von einem schmalen und flachen Ringgräbchen.
Wp 1/57 „Sayner Ort“
Wp 1/57
Der ehemalige Wachturm[25] wurde 1895 durch die Reichs-Limes-Kommission ausgegraben und dokumentiert[26], ist aber inzwischen infolge Tonabbaus völlig zerstört. Der annähernd quadratische Steinturm war mit seinen Seitenlängen von 3,85 m mal 3,90 m unterdurchschnittlich klein. Seine Mauerstärke betrug 65-70 cm. Östlich des Steinturm befand sich ein älterer Holzturm.

Der Bereich der Tongrube „Hüttewohl“ ist heute ein Naturschutzgebiet.

Wp 1/58 „Am Steinbrücker Weg“
Wp 1/58
Gut sichtbare Schutthügelgruppe[27] zweier Steintürme, die etwa 50 m auseinander und zwischen 30 m und 45 m hinter dem Limesgraben liegen. Aufgrund der schon fortgeschrittenen Zerstörung dieses Grabungsareals ließen sich die Abmessungen zum Teil nur sehr vage bestimmen. Für den östlichen Turm konnte eine Mauerstärke von 90 cm ermittelt und auf eine Seitenlänge von 4,80 m geschlossen werden. Die Seitenlänge des westlichen Turms könnte ungefähr fünf Meter betragen haben. Ferner konnte eine ältere, nicht überbaute Holzturmstelle ermittelt werden. Bei der Anlage des Holzturms wurde offenbar ein prähistorischer Grabhügel angeschnitten.
Wp 1/59 „Drei Eichen“
Wp 1/59-1/60
Wp 1/59
Wall und Graben bei Wp 1/59
Gut sichtbare Schutthügelgruppe[28] aus insgesamt zwei Stein- und zwei Holzturmstellen. Die nördlichste Turmstelle ist die eines Holzturms mit unregelmäßigem Ringgraben, der unmittelbar am Limes lag und dessen Befunde vom Wall teilweise überschüttet waren. Knapp 30 m südlich des Limesgrabens folgt dann die zweite Holzturmstelle, deren ehemaliger Turm von einem kreisförmigen Graben umgeben war.

Gut zehn Meter östlich dieses Platzes und rund 45 m hinter dem Limesgraben befinden sich zwei Steinturmstellen, deren Türme im Abstand von nur etwa fünf Metern nebeneinander gestanden haben. Die Seitenlänge des westlichen der beiden Türme betrug 4,65 m, seine Mauerstärke 70-75 cm. Der östliche Turm hatte eine Seitenlänge von 4,80 m. Die Mauerstärke konnte nicht mehr ermittelt werden.

Unmittelbar östlich der Turmstellen, nur rund zehn Meter neben dem nördlichsten Turm, war der Limesgraben auf einer Länge von ungefähr zehn Metern unterbrochen. Hier könnte sich ein Limesübergang befunden haben.

Wp 1/60 „Römerbusch“
Wp 1/60
Wall und Graben zwischen Wp 1/59 und 1/60
Spuren[29] eines Holzturmfundaments und der Schutthügel eines Steinturmes sowie eines weiteren Steingebäudes unbekannter Bestimmung.

Der quadratische Steinturm wies eine Seitenlänge von rund 5,0 m und 100 cm mächtige Mauern auf. Der Holzturm besaß mindestens ähnliche Seitenmaße. Er befand sich unmittelbar am Limes und wurde später durch den Wallgraben teilweise verschüttet. Die Mauern des dritten Gebäudes konnten nur zum Teil ermittelt werden. Seine Wandungen waren 90 cm dick, es nahm eine Fläche von mindestens 17,50 m mal 14,30 m, die Mauerung ist nicht sehr sorgfältig ausgeführt. Zum Teil liegt es unter dem Wallgraben. Der Befundkontext, sowie die prähistorische Keramik die im Zusammenhang mit diesem Bauwerk geborgen wurden, deuten darauf hin, dass es sich um ein Nicht-Römisches Bauwerk handeln könnte.

Weitere prähistorische Befunde und Funde in diesem Bereich – wie einige vorgeschichtliche Grabhügel und zahlreiche vorgeschichtliche Streufunde − sprechen für eine Besiedlung des Platzes schon in vorrömischer Zeit.

Wp 1/61 bis 1/62 Aufgrund der Entfernung zwischen Wp 1/60 und dem Kleinkastell Ferbach sowie der topographischen Gegebenheiten (Sichtverbindung) vermutete, aber nicht nachgewiesene Türme.
KK Kleinkastell Ferbach siehe Hauptartikel Kleinkastell Ferbach


Denkmalschutz

Das Kleinkastell Anhausen und die anschließenden Limesbauwerke sind als Abschnitt des Obergermanisch-Raetischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind sie Bodendenkmale nach dem Denkmalschutz- und –pflegegesetz (DSchPflG) des Landes Rheinland-Pfalz. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

Literatur

  • Dietwulf Baatz: Der Römische Limes. Archäologische Ausflüge zwischen Rhein und Donau. 4. Auflage. Gebr. Mann, Berlin 2000, ISBN 3-7861-2347-0, S. 99-103
  • Cliff Alexander Jost: Der römische Limes in Rheinland-Pfalz. (Archäologie an Mittelrhein und Mosel, Band 14). Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Koblenz 2003, ISBN 3-929645-07-6, S. 76-105
  • Margot Klee: Der Limes zwischen Rhein und Main. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0276-1, S. 44-48
  • Margot Klee: Limes. Strecke 1, WP 1/1 - 1/93. In: Heinz Cüppers: Die Römer in Rheinland-Pfalz. Lizenzausgabe, Nikol, Hamburg 2002, ISBN 3-933203-60-0, S. 444f.

Grabungsberichte der Reichs-Limeskommission:

Weblinks

Anmerkungen

  1. Die Reichs-Limes-Kommission war in ihrem Bericht (ORL Abt. A, Bd. 1 S. 93f.) von einer einzigen Bauphase ausgegangen und hatte bei den Ausgrabungen zwischen 1893 und 1899 einen zusammenhängenden Mauerverband zwischen dem äußeren und dem inneren Bauwerk festgestellt (siehe auch Weblink Klaus Deinaß). So findet sich das Kleinkastell Anhausen auch in der jüngeren Literatur bei M. Klee (1989 S. 44) dargestellt. D. Baatz (2000 S. 99) schreibt hingegen, dass „in der Südwestecke des größeren, älteren Wehrbaus“ ... später ein kleineres Kastell“ entstanden sei. Bei A. C. Jost (2003 S. 78) findet sich keine explizite Aussage.
  2. Darunter ein Sesterz der möglicherweise dem Commodus (180-192) zugeordnet werden kann, sowie ein Denarius des Severus Alexander (222-235).
  3. ORL = Nummerierung der Limesbauwerke gemäß der Publikation der Reichs-Limes-Kommission zum Obergermanisch-Raetischen-Limes
  4. Wp = Wachposten, Wachturm. Die Ziffer vor dem Schrägstrich bezeichnet den Limesabschnitt, die Ziffer hinter dem Schrägstrich in fortlaufender Nummerierung den jeweiligen Wachturm.
  5. Etwa bei 50°28'55" N, 7°32'14" ONN
  6. KK = nicht nummeriertes Klein-Kastell
  7. Etwa bei 50°28'41" N, 7°32'35" ONN
  8. Etwa bei 50°28'24" N, 7°33'1" ONN
  9. Etwa bei 50°28'22.50" N, 7°33'34" ONN
  10. Etwa bei 50°28'14.50" N, 7°33'44.50" ONN
  11. Offizielle Webpräsenz des Golfclub Rhein-Wied e.V.
  12. In der Literatur auch als „Laufelder Gruppe“.
  13. Das Gräberfeld wurde von Georg Loeschcke untersucht und im „Limesblatt“ publiziert. Die Funde gelangten ins damalige Bonner Provinzialmuseum, dem Vorläufer des Rheinischen Landesmuseums Bonn.
  14. Etwa bei 50°27'50" N, 7°33'5" ONN
  15. 50°27'57.10" N, 7°33'26.60" ONN
  16. Etwa bei50°28'6.50" N, 7°33'51.50" ONN
  17. Etwa bei 50°27'54.50" N, 7°34'01.50" ONN
  18. Etwa bei 50°27'26" N, 7°34'19" ONN
  19. Etwa bei 50°26'52.50" N, 7°34'33.50" ONN
  20. Etwa bei 50°26'35.50" N, 7°35'8" ONN
  21. Nach Baatz, 2000, S. 101, ist der Turm zu niedrig. Ferner müsse der Eingang höher liegen. Das Obergeschoss sei nicht aus Fachwerk, sondern aus Stein gebaut gewesen und auf dem weißen Verputz seien rote Scheinquaderlinien aufgemalt gewesen.
  22. 50°26'31.30" N, 7°35'53.80" ONN
  23. Etwa bei 50°26'32" N, 7°36'19" ONN
  24. Etwa bei 50°26'31" N, 7°36'48" ONN
  25. Etwa bei 50°26'24" N, 7°36'56" ONN
  26. ORL Abt. A, Bd. 1, S. 110f. und Tafel 16.
  27. Etwa bei 50°26'14" N, 7°37'18" ONN
  28. Etwa bei 50°26'16" N, 7°37'57" ONN
  29. Etwa bei 50°26'13" N, 7°38'25" ONN

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