Sayn

Sayn
Sayn
Verbandsfreie Stadt Bendorf
Koordinaten: 50° 26′ N, 7° 35′ O50.4384077.57674680Koordinaten: 50° 26′ 18″ N, 7° 34′ 36″ O
Höhe: 80 m ü. NN
Einwohner: 4.671 (2010)
Eingemeindung: 1. Okt. 1928
Postleitzahl: 56170
Vorwahl: 02622
Sayn (Rheinland-Pfalz)
Sayn

Lage von Sayn in Rheinland-Pfalz

Sayn ist seit 1928 ein Stadtteil der verbandsfreien Stadt Bendorf im Landkreis Mayen-Koblenz in Rheinland-Pfalz.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Sayn liegt am rechten Ufer des Mittelrheins, am Fuß des Westerwalds, zwischen Koblenz und Neuwied, etwa zwölf Kilometer nördlich von Koblenz am Rand des Neuwieder Beckens.

Geschichte

Sayns Geschichte ist eng mit den Grafen von Sayn, den Vorfahren des heutigen Fürstenhauses zu Sayn-Wittgenstein, verbunden. Ausgrabungen auf dem Burgberg ergaben, dass der Ort bereits in der Bronzezeit besiedelt war. Die Grafen von Sayn treten mit den Brüdern Heinrich I. und Eberhard I. 1139 erstmals in das Licht der Geschichte. Wenig später soll die durch Heirat erworbene Grafschaft Bonn Grund für heftige Auseinandersetzungen mit dem Erzbischof von Köln Arnold von Wied gewesen sein. Ihre Burg wurde dabei, zumindest teilweise, zerstört und 1152 zum Schutz vor zukünftigen Angriffen dem Erzbischof von Trier zum Lehen aufgetragen. Unmittelbar danach begann der Bau einer neuen Burg. Von Sayn aus wurde im 13. Jahrhundert unter Graf Heinrich III. dem Großen von Sayn und seiner Gemahlin Mechthild von Landsberg eine Grafschaft regiert, die mit ihren Besitzungen von der mittleren Mosel bis über den Westerwald und von der Lahn bis hinauf in den Bonn/Kölner Raum reichte. Als Heinrich III. 1247 kinderlos starb, fiel die Grafschaft an den Sohn seiner Schwester, den Grafen Johann von Sponheim, dessen Nachfahren sich wiederum Grafen von Sayn nannten. Eine zunächst in der Vallendarer Marienburg lebende jüngere Linie regierte seit 1345 die durch Heirat erworbene Grafschaft Wittgenstein mit Residenzen in Berleburg und Laasphe.

Im Jahre 1606 starb mit Heinrich IV. die in Sayn regierende ältere Linie im Mannesstamm aus. Die Burg in Sayn wurde daraufhin von Kurtrier als erledigtes Manneslehen gegen den Protest der erbberechtigten Sayn-Wittgensteinschen Verwandten eingezogen.

Wenn auch ihres Stammsitzes beraubt, blieb die Grafschaft Sayn mit ihrem Westerwälder Territorium und den Städten Hachenburg, Altenkirchen und Bendorf bis Ende des 18. Jh. erhalten. Im Jahre 1632, während des Dreißigjährigen Krieges, wurde die Burg Sayn von den Schweden zerstört.

Nach Auflösung Kurtriers erhielt im Jahre 1803 Fürst Friedrich Wilhelm von Nassau-Weilburg, der mit Luise Isabella Erbgräfin von Sayn-Hachenburg verheiratet war, die Ruine in Sayn zusammen mit weiteren Territorien am Rhein. Beim Wiener Kongress fiel Sayn dann als Teil der Rheinprovinz an Preußen. Als 1848 Fürst Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Sayn mit seiner Gemahlin Fürstin Leonilla aus Russland zurückkehrte, in Sayn ein kleines Gut erwarb und sich hier in dem neugotisch umgebauten Schloss am Fuße des Burgberges niederließ, erhielt er von dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. die Ruine der Stammburg seiner Vorfahren als Geschenk zurück. Von 1139 bis zum heutigen Tage haben damit 19 Generationen des Hauses Sayn, wenn auch mit einer 242-jährigen Unterbrechung, die Burg in ihrem Besitz gehabt.

Sehenswürdigkeiten

Schloss Sayn

Der Garten der Schmetterlinge Schloss Sayn. Hier kann der Besucher inmitten einer tropischen Pflanzenwelt Hunderte von exotischen Faltern aus nächster Nähe bewundern. Zwischen Orchideen und Bananenstauden, plätschernden Wasserfällen und kleinen Teichen fliegen farbenprächtige Schmetterlinge aus Amerika, Afrika und Asien frei zwischen den Besuchern von Blüte zu Blüte. Hier findet man den bis zu 30 cm großen Atlas-Spinner aus China, der fast bewegungslos im Tagschlaf verharrt oder den blauen Morpho aus Brasilien, wie er majästetisch durch die Lüfte gleitet. Besondere Freude bereiten den Besuchern die chinesischen Zwergwachteln mit ihren hummelgroßen Küken ebenso wie die bunten tropischen Finken oder der Leguan. Im Pavillon des Schmetterlingshauses werden wechselnde Sonderausstellungen gezeigt. Der Garten der Schmetterlinge Schloss Sayn ist täglich geöffnet von Anfang März bis Ende November.

Exemplare, die im Garten der Schmetterlinge zu sehen sind.
Fürstl. Schlosskapelle

Das am Fuße des Sayner Burgberges liegende Schloss Sayn hat seinen Ursprung im 14. Jahrhundert. Als Fürst Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Sayn mit seiner russischen Frau Leonilla 1848 aus Russland wieder in die alte Heimat der Familie zurückkehrte, kaufte er Teile des Besitzes seiner Vorfahren mitsamt dem mittlerweile barocken Burghaus und ließ es von François Joseph Girard zu einem Schloss im Stil der Neugotik umgestalten. 1945 wurde es erheblich beschädigt und verfiel. Während der 1990er Jahre wurde das Schloss restauriert und beherbergt heute unter anderem das Rheinische Eisenkunstguss-Museum.

Zeugnisse des Eisenkunstgusses sind zentraler Mittelpunkt der Ausstellungen des Rheinischen Eisenkunstguss-Museums. Ein filigranes Diadem, Weinlaub-Hals- und Armschmuck, Neujahrsplaketten mit Ansichten rheinischer und westfälischer Kunstdenkmäler, durchbrochene Teller, Ziertische, Sitzmöbel und eine Wendeltreppe, aber auch Herde und Öfen, Kochgeschirr und technisches Gerät, präsentieren sich dem Besucher in den Schauräumen im Sayner Schloss. Selbst eine Stubenfliege aus Eisen - der Natur täuschend nachempfunden - gehört zu der beeindruckenden Sammlung.

Begleitend dazu widmet sich das Rheinische Eisenkunstguss-Museum der Thematik „Arbeiten und Leben zur Zeit der Frühindustrialisierung“. An den Rundgang durch das Museums schließt sich das Fürstinnenzimmer an. Hier erlebt man eine Reise durch die Geschichte von sechs Generationen der fürstlichen Familie Sayn-Wittgenstein-Sayn. Dort ist zu erfahren, dass die schöne Fürstin Leonilla (1816–1918) als älteste Hocharistokratin im Guinness-Buch der Rekorde vermerkt ist, man sieht ein Herbarium und Briefe von Fürstin Yvonne (1851–81), Gesellschaftsfotografie von Fürstin Marianne und Portraits der Kinder von Fürstin Gabriela. In einem Sonderausstellungsraum des Museums finden ständig Sonderausstellungen und Sonderveranstaltungen statt.

Eine Besichtigung der Fürstlichen Salons mit reicher Ausstattung und bedeutenden Gemälden (Franz Xaver Winterhalter, Horace Vernet) ist für Gruppen auf Voranmeldung möglich.

Ebenfalls zu besichtigen ist die im gotischen Stil 1861 erbaute Schlosskapelle mit ihren von Moritz von Schwind entworfenen Fenstern und dem "Goldenen Altar", in dem ein kostbares mittelalterliches Armreliquiar ausgestellt wird. Das vollständig vergoldete Reliquiar hat die Form eines zum Segen erhobenen Armes. Bei der inliegenden Reliquie handelt es sich um ein Heiltum der 1236 in Marburg erhobenen Elisabeth von Thüringen. Das mit Filigran und Edelsteinen geschmückte Reliquiar ist um die Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden.

Die Burg Sayn befindet hoch über Sayn. Von der 800 Jahre alten Stammburg der Fürsten zu Sayn-Wittgenstein bietet sich ein Rundblick von den Höhen des Westerwaldes über die Rheinebene bis hinüber zu den Vulkanbergen der Eifel. Im inneren Burghof befindet sich das Restaurant "DieSayn Burg", und auf dem Burggelände finden während der Saison im März bis Oktober einmal täglich Flugvorführungen durch die Falknerei Burg Sayn statt.

Die filigrane Gießhalle der Sayner Hütte ist ein Industriedenkmal von europäischer Bedeutung und erinnert an Zeiten, als die Fertigkeiten der ansässigen Kunstgussmeister über die Landesgrenzen hinweg bekannt waren. Heute steht die Gießhalle leer.

Brunnen im Kreuzgang der Abtei Sayn

Die Abtei Sayn wurde im 12. Jahrhundert als Tochterhaus der Prämonstratenser-Abtei Steinfeld in der Eifel gegründet und beeindruckt durch ihre einmaligen bunten Außenfresken und den Kreuzgang mit seiner romanischen Farbenpracht. Sie besitzt eine Stumm-Orgel von 1778, auf der Kirchenkonzerte mit internationalen Interpreten erfolgen. Zu dem bedeutenden Kirchenschatz gehört auch ein im Altar ausgestellter mittelalterlicher Schrein mit der Armreliquie des Apostels Simon. Im Jahre 1803 wurde die Prämonstratenser-Chorherren-Gemeinschaft im Zuge der Säkularisation aufgehoben. Am 28. Mai 2007 wurde von den Tertiaren der Abtei Hamborn die Gemeinschaft Abtei Sayn gegründet. Nun befindet sich seit über 200 Jahren erstmals wieder eine Prämonstratenser-Gemeinschaft vor Ort in Sayn.

In den Bergen oberhalb der Abtei befindet sich der Römerturm. Hier verlief vor 2000 Jahren der Limes, der Schutzwall, mit dem das Römische Reich vor den Germanen geschützt werden sollte. Die originalgetreue Rekonstruktion eines römischen Wachturmes auf dem Pulverberg ist ein beliebtes Ausflugsziel für Wanderfreunde.

Hein's Mühle liegt im alten Ortsteil von Sayn. Die mittelalterliche Kornmühle am Brexbach ist heute als Mühlenmuseum eingerichtet und noch funktionsfähig.

Der Kletterwald Sayn bietet ein Natur- und Sporterlebnis der besonderen Art. Hinter der Abtei Brexbachtal liegt der in einen lebenden Baumbestand integrierte Hochseilgarten. Das Waldstück der Anlage gehört zu einem der höchsten Mischwälder Deutschlands, Heimat des dritthöchsten deutschen Baums (ein 55m-Riese). Es warten individuelle Parcours aus Seilen und Hindernissen hoch in den Bäumen darauf, erklettert zu werden. Das Schloss ist regelmäßiger Treffpunkt der BrexbachGemsen, MTB-Begeisterte, die sich jeden Samstag -getreu ihrem Motto Samstags um ayn, immer in Sayn treffen und das Brexbachtal sowie angrenzende Regionen erkunden. Geführte Touren von einfach bis anspruchsvoll sind immer möglich.

Demographie

Die Bevölkerungszahl von 1817 Bezieht sich auf das Ortsverzeichnis des Amtsblattes der Königlichen Regierung von Koblenz ;die Werte von 1871 bis 1987 beruhen auf Volkszählungen:

  • 1817 – 0 619
  • 1885 – 2.735
  • 1895 – 2.948
  • 1933 – 2.564
  • 1936 – 2.435
  • 2010 – 4.671

Literatur

  • Martina Junghans: Die Armreliquiare in Deutschland vom 11. bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts, Dissertation Bonn 2002, Kat.-Nr. 31.
  • Sayner Hütte. Architektur, Eisenguss, Arbeit und Leben. Beiträge von Paul-Georg Custodis, Barbara Friedhofen, Dietrich Schabow. Herausgeber: Förderkreis Abtei Sayn, Koblenz, Görres Verlag, 2002, ISBN 3-935690-12-6

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