Röthenbach bei Sankt Wolfgang

Röthenbach bei Sankt Wolfgang
Röthenbach bei Sankt Wolfgang
Koordinaten: 49° 22′ N, 11° 10′ O49.36305555555611.169722222222334Koordinaten: 49° 21′ 47″ N, 11° 10′ 11″ O
Höhe: 334 m ü. NN
Einwohner: 2.447 (31. Aug. 2011)
Eingemeindung: 1. Mai 1978
Postleitzahl: 90530
Vorwahl: 09129

Röthenbach bei Sankt Wolfgang ist seit der Gemeindegebietsreform 1978 ein Ortsteil der Marktgemeinde Wendelstein im mittelfränkischen Landkreis Roth.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Röthenbach liegt ca. 13 Kilometer südöstlich von Nürnberg im Schwarzachtal und am Ludwig-Donau-Main-Kanal.

Die Schwarzach entspringt auf dem Tyrolsberg bei Neumarkt und gräbt sich, enge Schluchten bildend, südlich von Röthenbach tief in den fränkischen Burgsandstein ein.

Geschichte

Der Ortsname Röthenbach rührt von Rodung am Bach her, womit der Gauchsbach, ein kleiner Nebenfluss der Schwarzach, gemeint ist. Entstanden ist der Ort aus zwei Zeidelgütern im Nürnberger Reichswald. Die ersten Siedlungsansätze gehen bis in das Jahr 1310 n. Chr. zurück.

Im ausgehenden Mittelalter erlangten die Zeidler überregionale Bedeutung. Sie belieferten die königliche Tafel und die Nürnberger Lebküchner mit dem begehrten Waldhonig. Das Dorf unterstand damals dem Zeidelgericht in Feucht.

In einer Urkunde von 1361 wird die Gemeinde noch als Rötembach an der Swarzach bezeichnet. In anderen Urkunden wird der Ort zur Unterscheidung von anderen Orten Röthenbach an der Schwarzach genannt. Um das Jahr 1550 kam der Name Röthenbach bei Sankt Wolfgang auf, der auf ein Wolfgangsheiligtum hinweist.

Bestimmend für die Entwicklung dieser Siedlung war neben dem Fernverkehr die Lage am Wasser und am Wald. Die Schwarzach war einst der Grenzfluss zwischen dem Gebiet der Markgrafen von Ansbach und dem Nürnberger Territorium. Gegenüber der Nürnberger Zollstätte am Nordufer der Schwarzach errichtete der Markgraf 1659 südlich der Schwarzachbrücke seine Zollstätte, ein stattliches Fachwerkhaus, das auch Richterhaus genannt wird.

Schon der Erste Markgrafenkrieg fügte dem Ort beträchtlichen Schaden zu, im Zweiten wurden das Dorf und der Ortsteil Kugelhammer weitgehend zerstört.

Im 16. Jahrhundert wohnten in Röthenbach nördlich der Schwarzach 15 Nürnberger Untertanen. Der Ortsteil südlich des Flusses (ein Hof und ein Gut) gehörte zum Gericht Wendelstein. Südlich der Schwarzach liegt auch der Ortsteil Nerreth, die neue Rodung. Der dort einst betriebene Ackerbau wurde wegen des geringen Ertrages auf dem kargen Sandboden aufgegeben.

Bedeutung erlangte der Ort Röthenbach aufgrund seiner Lage an der Salzstraße, worauf der Name eines Straßenzuges hinweist. Die Salzstraße führte von Nürnberg nach Bad Reichenhall. Durch den lebhaften Verkehr entstanden vier Gastwirtschaften, eine Poststelle und ein Kramerladen. Mit dem Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals (Bauzeit: 1836-1845) erhielt der Ort Anschluss an das europäische Wasserstraßennetz. Über die 177 Kilometer lange Wasserstraße wurden die Schleppkähne von Pferden gezogen. Dieser Schifffahrtsbetrieb wurde nach dem Zweiten Weltkrieg eingestellt. Heute sind die sogenannten Treidelwege als Wander- und Radwege ausgebaut. Der Gauchsbach-Brück-Kanal bei Schloss Kugelhammer und der Schwarzach-Brück-Kanal zeugen von der Brückenbaukunst des 19. Jahrhunderts.

Röthenbach bei Sankt Wolfgang war Haltepunkt an der ehemaligen Bahnstrecke Feucht–Wendelstein, die 1955 im Personenverkehr und 1959 im Güterverkehr stillgelegt und 1960 abgebaut wurde.

Von wirtschaftlicher Bedeutung für den Ort waren neben der Land- und Forstwirtschaft ein Hammerwerk und eine Papiermühle.

Am 1. Mai 1978 wurde Röthenbach bei Sankt Wolfgang nach Wendelstein eingemeindet. Bei einer Bürgerbefragung hatten allerdings 96 % der Teilnehmer gegen die Eingemeindung votiert, die Wahlbeteiligung lag bei 78 %. Der letzte Bürgermeister von Röthenbach war Eberhard Büttner, der zum Zeitpunkt des 100-jährigen Bestehens der Freiwilligen Feuerwehr Röthenbach deren Vorstand war.

Einwohnerentwicklung

  • 1875: 350 Einwohner
  • 1910: 422 Einwohner[1]
  • 1925: 375 Einwohner
  • 1933: 438 Einwohner
  • 1939: 548 Einwohner[2]
  • 1945: 922 Einwohner
  • 1987: 2.191 Einwohner[3]
  • 2011: 2.447 Einwohner[4]

Die Einwohnerzahl reduzierte sich in der Renaissance drastisch, da auch die katastrophale Pest nicht spurlos an dem Ort vorüber ging. So wurden im Jahr 1612 die ersten Pestopfer festgestellt. Bis zum Jahr 1632 starben von den damals 150 Einwohnern insgesamt 59 an der Pest, ganze Familien wurden ausgelöscht. In den Kirchenbüchern findet man als Todesursache noch „hitzige Kopfkrankheit“, „ungarische Krankheit“ oder Flecktyphus. Umherziehende Soldaten des Dreißigjährigen Krieges und ihr „Anhang“ verbreiteten die Krankheit.

Das schnelle Anwachsen der Gemeinde nach 1945 stellte die damalige Verwaltung der 1950er und 1960er Jahre vor schwierige Aufgaben, wobei die Wasserversorgung das größte Problem darstellte. In den Jahren 1954/55 und 1961/63 wurde das gesamte Rohrnetz erneuert und in den Jahren 1963/64 ein Wasserwerk gebaut. Dieses ist mittlerweile nicht mehr vorhanden.

Sehenswürdigkeiten

Schloss Kugelhammer

Schloss Kugelhammer 1707

Das bedeutendste Bauwerk des Ortes ist das Schloss Kugelhammer 49.36333611.181015, dessen Administrator (Verwalter) Christoph von Volckamer ist. Seinen Namen hat das Schloss von dem Hammerwerk, das schon im 14. Jahrhundert eiserne Kugeln herstellte. Der Bauernhof im Schlossbereich wurde 1310 urkundlich als Zeidelgut des Heinrich Creutzer erwähnt. Er dürfte auch den ersten festen Sitz, das Steinhewslein errichtet haben. Später erschienen die Namen Schloss am Doos (Wasserfall) und Schlösschen zu Sankt Wolfgang (Wolfgangskapelle). Seit 1700 wird die Bezeichnung Schlüsselfeldscher Herrensitz verwendet. Von den späteren Besitzern des Schlosses nehmen die Meichsner in Röthenbachs Geschichte eine bedeutende Stellung ein.

Von 1678 bis 1709 war das Gut im Besitz von Johann Carl von Schlüsselfelder von und auf Kirchensittenbach und Röthenbach bei St. Wolfgang, der als Letzter seines Geschlechtes eine nach ihm benannte Familienstiftung einrichtete. Er bestimmte das sogenannte Nassauer Haus 49.45111711.077746 in Nürnberg gegenüber der Westfassade der Lorenzkirche zum Stiftungshaus der J. C. von Schlüsselfelder’schen Familienstiftung.

Das Stiftungstestament bestimmte seine beiden Schwager F. S. Kreß von Kressenstein und C. Welser von Neuhof zu Nutznießern. Die Verwaltung übertrug er dem jeweils Ältesten dieser Familien im Wechsel. Mit dem Tod seiner Gattin Maria Helena im Jahr 1713 trat die Stiftung in Kraft. Seit 1709 standen 23 Verwalter der Familien Kreß von Kressenstein, Welser und Volckamer von Kirchensittenbach (seit 1878) der Stiftung vor.

Wolfgangskapelle (zerstört)

In der Gauchsbachschlucht hinter dem Schloss Kugelhammer lag die Wolfgangskapelle, die dem heiligen Wolfgang, einem Bischof von Regensburg, geweiht war. Bis zur Reformationszeit war diese Kapelle eine beliebte Wallfahrtstätte und ein Rastplatz für Pilger, die zum Wolfgangsheiligtum am Abersee (heute Wolfgangsee) in Österreich unterwegs waren.

Am 29. September 1732 wurde die Wolfgangskapelle durch ein Hochwasser „gänzlich niedergerissen und hinweggeführet, also dass nicht einmal ein Vestigium (Spur) finden können, wo solche vorher gestanden ist...“ (Protokoll der Freiherrlich von Schlüsselfeld´schen Stiftungsregistratur). An Inventar der Wolfgangskapelle sind im Schloss noch das zinnerne Taufbecken mit Kanne, alte Leuchter und Hostiengläser vorhanden. Die Vermutung liegt nahe, dass die über die Hammerwiese verstreut liegenden, behauenen Steine der Kapelle als Baumaterial weiterverwendet wurden. An der östlichen Wand des Schuppens des Krämerhauses befinden sich 8 Sandsteine mit sogenannten Wetzrillen, wie sie an vielen Sakralbauten zu finden sind.

Kirche St. Wolfgang

Wolfgangskirche

Für die Dorfkirche (Wolfgangskirche) liegt die Baugenehmigung vom 9. April 1465 vor. Der damalige Schloss- und Lehnsherr auf Kugelhammer, Heinrich Meichsner, gab damit dem Ort einen geistlichen und geistigen Mittelpunkt. Der Bau der Kirche dauerte von 1465 bis 1468.

Wahrscheinlich wurde sie am 10. Juli 1468 eingeweiht. Nach der Pfarrbeschreibung wird das Kirchweihfest vor oder nach den Gedenktagen von St. Willibald und St. Kilian gefeiert, je nachdem ob letzterer in die erste oder zweite Wochenhälfte fällt. Bis zum Jahr 1477 war die Röthenbacher Kirche eine Filiale von Kornburg, dann aber eine eigenständige Pfarrei. Im Jahre 1477 dotierte die Nürnberger Familie Gärtner die Pfarrei und ließ ein Pfarr- und Mesnerhaus errichten. Der Visitationsbericht von 1780 bestätigte das Präsentationsrecht Gärtners, der ein Schwiegersohn Meichsners gewesen sein soll. Meichsner hatte 1463 Kugelhammer erworben und 1468 eine Pfründe an die Pfarrkirche gestiftet.

Im Jahr 1700 erfuhr die Inneneinrichtung der Kirche eine barocke Umgestaltung (Altar von 1701, Emporenbrüstung von 1700, Orgelgehäuse von 1750), nur der Taufstein stammt noch aus der Bauzeit der Kirche.

Karl und Jeremias Gärtner verkauften am 26. Juni 1562 das Pfarrlehen mit dem dazugehörigen Einkommen und das Mesnerhaus für 500 Gulden an den Rat den Stadt Nürnberg, dem das Dorf mit Kugelhammer gehörte.

Dorfbrunnen

Im Rahmen der Altortsanierung, im Jahr 2000, wurde der alte Dorfbrunnen in seiner ursprünglichen Bauweise wieder hergestellt und der Platz vor der Wolfgangskirche umgestaltet.

Altes Rathaus

Das Fachwerkhaus neben der Kirche wurde vom Landpflegeamt Nürnberg erbaut und in den Jahren 1579, 1719 und 1844 umgebaut. Es diente einst als Schul- und Mesnerhaus und vom 17. Januar 1882 bis zur Eingemeindung 1978 als Rathaus.

Gemeinde

Kindergarten und Schule

Unmittelbar neben dem ehemaligen Röthenbacher Rathaus steht der Kindergarten, der 1967/68 errichtet wurde. Das, mittlerweile umgebaute, „alte Rathaus“ wurde in den Kindergarten integriert. Das Schulhaus stammt aus dem Jahr 1965 und ist das dritte in der Geschichte der Gemeinde.

Feuerwehr

Im Jahr 1877 wurde die Freiwillige Feuerwehr gegründet und in den 1950er Jahren durch ein Feuerwehrhaus gesichert, das allerdings schnell zu klein wurde. Im Jahr 1977 wurde das heute noch bestehende Feuerwehrhaus erbaut, dessen Übergabe zum 100-jährigem Bestehen der Wehr erfolgte.

Feuerwehrgeschichtlich ist folgendes Ereignis zu erwähnen: In der Zeit zwischen dem 21. Dezember 1973 und 2. März 1974 trieb ein „Feuerteufel“ sein Unwesen in Röthenbach. Deshalb waren jede Nacht, zwischen 20:00 und 5:00 Uhr morgens, Brandwachen (Männer zwischen 18 und 60 Jahren) unterwegs. Insgesamt wurden dabei 6.331 km an Kontrollfahrten zurückgelegt. Der Täter wurde andernorts gefasst.

Sport

Mit dem Bau der Turn- und Mehrzweckhalle wurde im Jahr 1974 ein weiterer Meilenstein in der Geschichte Röthenbachs gesetzt. Diese Turnhalle dient als Schulturnhalle, als Veranstaltungshalle und zur körperlichen Ertüchtigung im Rahmen des Sportvereins TSV Röthenbach bei St. Wolfgang.

Kultur

Seit 1907 bemüht sich der Männergesangsverein Einigkeit um die Pflege des deutschen Chorgesangs. Er hält regelmäßig Singstunden und Proben ab und absolviert mehrmals im Jahr Auftritte in der Öffentlichkeit.

2005 wurde auf Schloss Kugelhammer die Mittelalter-Showact-Gruppierung Fränkischer Ritterhaufen[5] gegründet, die nach eigenen Angaben der größte und aktivste Verein dieser Art in Bayern ist und hauptsächlich Jugendliche aus der näheren Umgebung anspricht. Regional bekannt ist die junge Showtruppe vor allem für ihre Feuershow- und Schaukampfvorführungen. Laut Jahresbericht 2009 absolvierte der Verein in diesem Jahr 25 Auftritte. Seit 2011 organisiert der Verein zudem eigene Mittelalterevents. Bis 2009 bildete Schloss Kugelhammer den offiziellen Vereinssitz, seit August 2009 residiert der Verein auf einem Grundstück an der Gemeindeverbindungsstraße zwischen Feucht und Röthenbach bei Sankt Wolfgang.

Umwelt

1966 wurde die staubfreie Müllabfuhr und im Jahr 1973 die Straßenreinigung eingeführt.

Verkehr

Die Staatsstraße 2239 führt nach Wendelstein bzw. zur Anschlussstelle 47 der A 73. Zwei Gemeindeverbindungsstraßen führen zur Staatsstraße 2225 bei Wendelstein.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.ulischubert.de/geografie/gem1900/gem1900.htm?mittelfranken/schwabach.htm
  2. http://www.verwaltungsgeschichte.de/bay_schwabach.html
  3. http://gov.genealogy.net/ShowObjectSimple.do?id=ROTANGJN59OI
  4. http://www.wendelstein.de/wendelstein___info/daten___fakten/bevoelkerungsstatistik/
  5. Fränkischer Ritterhaufen

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