- Saucenlöffel
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Essbesteck, kurz Besteck, heißen Werkzeuge, die zur Nahrungsaufnahme verwendet werden. Das heute im europäischen Kulturkreis gebräuchliche Essbesteck besteht aus Messer, Gabel und Löffel.
Weit mehr Menschen verwenden als Essbesteck jedoch Essstäbchen (Ostasien). In den meisten Kulturen weltweit wird ganz oder teilweise auf Essbesteck verzichtet und mit den Fingern gegessen, meist nach strikten Regeln. Im islamischen Kulturbereich und bei Anhängern des Hinduismus darf nur die rechte Hand zur Nahrungsaufnahme verwendet werden, da mit der linken die Körperreinigung vorgenommen wird und diese daher als unrein gilt.
Schätzungen beziffern die Benutzer von Messer und Gabel weltweit auf etwa 900 Millionen, von Essstäbchen auf ca. 1,2 Milliarden, der Finger auf etwa 4,2 Milliarden.
Das Essen mit Messer und Gabel ist eine vergleichsweise neue Sitte, die sich erst im bürgerlichen Europa des 19. Jahrhunderts durchgesetzt hat. Derzeit ist sie aber rückläufig, weil immer mehr Menschen, insbesondere in den USA, Fast Food zu sich nehmen, das mit den Fingern gegessen wird. Ebenso essen immer mehr Menschen unterwegs und verzichten auf einen gedeckten Tisch.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Löffel
Der Löffel (von althochdeutsch laffan, mittelhochdeutsch laffen: schlürfen, lecken) ist das urtümlichste der Esswerkzeuge und schlicht der schöpfenden Hand nachgebildet. Auch an einem Löffel gibt es noch Einzelheiten: den Stiel und die Laffe (Laffan bedeutet eigentlich die Lippe), oder auch Löffelschale – die Höhlung für die Flüssigkeit, die oft aus einem anderen Material und mit einer anderen Technik hergestellt wurde als der Stiel.
Vielerorts war der Löffel bis ins 19. Jahrhundert hinein neben dem Messer, das aber häufig nur zum Zerteilen benutzt wurde, das einzige Esswerkzeug und in der Regel aus Holz. Löffel wurden bereits aus altsteinzeitlichen Fundstätten geborgen – aus Knochen oder Holz geschnitzt. Im alten Rom gab es zwei Arten von Löffeln, die größere ligula und die kleinere cochlea. Letztere besaß einen nadelförmigen Stiel, der beim Verzehr von Schnecken und Muscheln auch eine Spießfunktion, die Funktion der heutigen Gabel, hatte.
In Deutschland entstand die Löffelmacherei als Zweig der metallverarbeitenden Industrie im 15. Jahrhundert in der Nähe von Eisenerzgewinnung und -verhüttung. Ihre Blütezeit hatte sie im 17. und 18. Jahrhundert. Ursprünglich wurden die Löffel roh aus einem Stück geschmiedet und dann mit der Feile bearbeitet, wobei ein Löffelmacher 30-40 Stück pro Tag fertigen konnte. Im frühen 18. Jahrhundert konnten Löffel bereits aus Blech geschnitten und kalt verformt werden, wodurch sich die Herstellungsgeschwindigkeit verdoppelte. Schließlich wurden Platteneisen vorgeschmiedet, ein Arbeiter vollendete die Form, und anschließend wurden die Löffel verzinnt und poliert.
Kunsthandwerkliche Löffelmacher stellten gemeldete Löffel her, mit Verzierungen und Inschriften versehen, vorwiegend als wertvolles Geschenk und familiäres Erbstück.
Bis in die Neuzeit hinein blieb er ein recht kostbarer Besitzgegenstand und wurde deshalb auch vererbt (wer also „den Löffel abgibt“, stirbt). In manchen Gegenden Europas ist heute noch der Brauch lebendig, nach dem der Taufpate einem Kind seinen ersten Löffel schenkt.
Für den Verzehr von Kaviar, gekochtem Ei und anderen schwefelreichen Lebensmitteln wurden Löffel vergoldet oder Löffel aus Horn bzw. Perlmutt verwendet, die sich nicht auf den Geschmack auswirken können und sich nicht – wie häufig bei Verwendung von Silberlöffeln beobachtet – durch den Schwefel verfärben. Ebenso sind Salzlöffel entweder nicht aus Silber oder mindestens die Laffe ist vergoldet. Bei heutigen Löffeln aus Edelstahl tritt dieses Problem nicht auf.
Vor allem in Asien sind Löffel aus Keramik bzw. Porzellan weit verbreitet. Diese sind meist unten abgeflacht, was sich ursprünglich von selbst aus dem Brennvorgang ergab.
Verwendung als Maßeinheit
Die beiden gebräuchlichsten Löffelarten werden nicht nur als Essbesteck verwendet, sondern dienen in vielen Rezepten auch zum Abmessen kleinerer Flüssigkeits- oder Pulvermengen:
- Teelöffel (TL, ca. 5 ml)
- Esslöffel (EL, ca. 15 ml)
- Obige Richtwerte stellen nur sehr vage Mengenangaben dar. Zusätzlich ist erforderlich anzugeben, ob „gestrichene“ oder „gehäufte“ Löffel gemeint sind. (ein Esslöffel gestrichen fasst durchschnittlich 12 ml).
- So enthält beispielsweise ein „gestrichener“ EL Salz etwa 10 Gramm und ein „gehäufter“ EL Salz ca. 15 Gramm.
- Anzumerken ist, dass bei den meisten Rezeptangaben die alten, tiefen Löffelformen und nicht die modernen, flachen Löffel gemeint sind.
Weitere Arten
- Barlöffel
- Dessertlöffel (Kompottlöffel, kleiner Esslöffel)
- Eierlöffel (tropfenförmigere Laffe)
- Eis- oder Joghurtlöffel (mit einem besonders langen Stiel), entspricht etwa dem Barlöffel
- Espresso-/Mokkalöffel (noch etwas zierlicher als der Kaffee- bzw. Teelöffel)
- Gemüselöffel (Vorlegebesteck)
- Gourmetlöffel (zum Auslöffeln der Sauce am Ende der Mahlzeit, ein Löffel mit flacher, unsymmetrischer Laffe)
- Grapefruitlöffel (Löffel mit kleinen Sägezähnen zum essen halbierter Grapefruits)
- Honiglöffel (gedrechselt, ohne die typische Mulde)
- Kaffeelöffel (größerer Teelöffel)
- Kartoffellöffel (Vorlegebesteck)
- Kaviarlöffel (vergoldet oder aus Horn, früher aus Schildpatt)
- Probierlöffel (in der Gastronomie)
- Sahnelöffel (mit runderer Laffe und kleiner als Esslöffel)
- Salatlöffel (aus dem zweiteiligen Salatbesteck)
- Salz-, Pfeffer- und Gewürzlöffel (für Gewürzschälchen und zum Salieren)
- Saucenlöffel (besonders tiefe Tropfenform, zum Vorlegen von Saucen, neben der heute bekannteren Kelle)
- Suppenlöffel (großer Esslöffel)
- Suppentassenlöffel (runde flache Laffe für die Suppentasse)
- Zuckerlöffel (schaufelförmig, mit flacher Vorderkante, oft als Muschel gearbeitet)
Messer
Das Messer – zuerst aus Stein – ist wohl ebenso alt wie der Löffel, allerdings weniger als Esswerkzeug, sondern zum vorherigen Zerkleinern in mundgerechte Portionen, die dann mit den Fingern gegessen wurden. Das Messer war wie der Löffel ein persönlicher Gegenstand; man trug beide zusammen in einem Lederfutteral, dem Besteck, am Gürtel. Im alten Rom kam das Messer schon ab etwa 90 v. Chr. als Essgerät bei Tisch in Mode.
Insgesamt werden von deutschen Klingenfabrikanten heute etwa 2000 verschiedene Klingenformen für den Weltmarkt hergestellt. Die heutige Form der Dessertmesser und Tafelmesser zeigt eine Tendenz zur „Zivilisierung“: Das Ende der Schneide ist abgerundet und die Schneide selbst kann mit einer kleinen Zahnung (Säge oder Welle) ausgeführt sein. Auch sind verschiedene spezielle Messer wie z. B. Steakmesser für gebratenes Fleisch in Verwendung. Für Fisch gibt es eigene Messer, ohne Zahnung und mit stumpfer „Schneide“, damit Fischgräten nicht zerschnitten werden. Das Fleisch wird lediglich von den Gräten abgezogen. Das Fischmesser wurde insbesondere entwickelt, weil frühere Messer mit einer Klinge aus einfachem Kohlenstoffstahl versehen waren, was den Geschmack des Fisches beeinträchtigte. Das Fischmesser war dagegen meist vom selben Material wie der Griff des Bestecks. Da heutige Messer eine solche Klinge aus rostempfindlichem Kohlenstoffstahl nicht mehr besitzen, ist ein separates Fischmesser eigentlich nicht mehr notwendig, wird aber aus liebgewonnener Tradition und der mit der Benutzung eines Fischmessers einhergehenden besonderen Note weiterverwendet.
Beim richtigen Auflegen des Bestecks bei Tisch zeigt die Schneide immer zum Teller und nie vom Teller weg. Auch nach dem Essen zeigt die Schneide zum Esser und nie zum Gegenüber – früher wurde dies als feindlicher Akt ausgelegt.
Arten
- Tafelmesser (größtes Essmesser)
- Menuemesser (Zwischengröße nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute)
- Dessertmesser (kleineres Essmesser)
- Steakmesser (spitz, mit Säge- oder Wellenschliff)
- Obstmesser (viel kleiner als Dessertmesser)
- Tranchiermesser (viel größer als ein Tafelmesser, aus dem zweiteiligen Fleischvorlegebesteck)
- Fischmesser (ohne eingesetzte Klinge, stumpfe Schneide)
- Buttermesser (nur zum Schneiden eines Stücks Butter, damit keine Krümel an das Butterstück kommen)
- Tortenmesser (zum Schneiden und Servieren)
Gabel
Kleine, dreizinkige Gabeln sind in Europa schon aus römischer Zeit wie etwa aus einem Schatzfund von Vienne bekannt. Von Byzanz aus gelangten sie wohl durch Heirat zwischen Fürstenhäusern in das Italien der Spätrenaissance.
Quellen zufolge benutzten die Römer zur Zeit der Antike zum Aufspießen von Fleisch Essstäbchen, fünfzinkige Gabeln dienten nur zum Vorlegen; überwiegend aßen sie mit den Händen.
Von Byzanz, dem ehemaligen Oströmischen Reich gelangte die Gabel im Frühmittelalter zu den Normannen, die intensive Handelsbeziehungen mit den Byzantinern unterhielten. Dies beweisen Funde von zwei- bis dreizinkigen Fleischgabeln aus Haithabu[1] und Birka. Sie wurde jedoch zu dieser Zeit im christlichen Mitteleuropa als Werkzeug des Teufels angesehen und daher nicht verwendet.
Der erste Bericht über Gabeln in Mitteleuropa stammt aus dem 11. Jahrhundert vom Hof des Dogen Orseolo II. in Venedig. Der Kirchenlehrer Petrus Damiani berichtete, dass eine Prinzessin aus Byzanz sie eingeführt habe. Er verurteilt diese neue Mode als „sündhafte Verweichlichung“.[2]
Kleine zweizinkige Gabeln benutzte der italienische Adel im Mittelalter zunächst, um sich beim Essen von Obst nicht die Hände zu beschmutzen. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts nennt das Haushaltsinventar des Königs von Frankreich zwölf Gabeln, zur selben Zeit besaß Herzog Karl von Savoyen nur eine einzige Gabel. Belegt ist, dass noch König Matthias Corvinus im 15. Jahrhundert mit den Fingern aß, ebenso Anna von Österreich und ihr Sohn Ludwig XIV. von Frankreich. Hier setzte sich die Gabel beim Adel später durch als in Italien. [3]
Um 1600 berichtet ein Chronist von einem Mahl in Frankreich: „Während ich einen saftigen Braten verzehrte, bemerkte ich vier Herren, die nicht ein einziges Mal das Fleisch mit den Fingern berührten. Sie führten Gabeln zum Mund und beugten sich tief über ihre Teller. Da ich keine Erfahrung besaß, wage ich nicht, es ihnen nachzutun, und aß nur mit meinem Messer.“[4]
Vierzinkige Gabeln gibt es seit dem 17. Jahrhundert in Frankreich. Zunächst nur in Italien begann die Gabel im 16. Jahrhundert als Essbesteck in Mode zu kommen. Im Mittelalter wurde sie lange Zeit von der katholischen Kirche abgelehnt, da sie als Symbol des Teufels angesehen wurde.[5] Zudem galt sie allgemein als weibisch und geziert. Luther sagte 1518: „Gott behüte mich vor Gäbelchen.“ Erasmus von Rotterdam präzisierte wenig später: „Was gereicht wird, hat man mit drei Fingern oder mit Brotstücken zu nehmen.“ In italienischen Tischregeln vom Anfang des 17. Jahrhunderts heißt es: „Unsere Mitglieder mögen von ihrem Tisch Gabeln und Löffel verbannen. Hat uns die Natur nicht fünf Finger an jeder Hand geschenkt? Warum wollen wir sie mit jenen dummen Instrumenten beleidigen, die eher dazu geschaffen sind, Heu aufzuladen als das Essen?“[6]
Mitte des 17. Jahrhunderts kritisiert Johann Michael Moscherosch in seiner Satire Wunderliche und wahrhaftige Geschichten Philanders von Sittewald die neue „Mode“ ebenfalls: „Diese Torheit, Salat mit der Gabel zu essen, haben die Vorfahren auch von den Welschen gelernt. (...) Ich esse wie ein redlicher bayrischer Schwab, wozu solln mir denn sonst die Finger? Wie kann mir der Salat wohlschmecken, wenn ich ihn nicht mit den Fingern ess?“[4]
In den Klöstern war die Benutzung von Gabeln lange Zeit ausdrücklich untersagt.[4]
„Die Gabel als Teil des persönlichen Essbestecks setzte sich in Deutschland erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts in breiten Schichten durch. Im höfischen Bereich ist sie etwas früher als Vorlegegabel für Fleisch und vereinzelt als Konfekt- oder Käsegabel nachzuweisen.“[7]
Das Essen mit Besteck, das nicht mehr am Gürtel getragen wurde, sondern neben den Tellern bereit lag, verbreitete sich mit Hilfe der durch die Industrialisierung ermöglichten Massenproduktion Ende des 19. Jahrhunderts auch in den unteren Gesellschaftsschichten.
Arten
- Tafelgabel (größte Essgabel)
- Menuegabel (Zwischengröße nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute)
- Dessertgabel (kleinere Essgabel, manchmal auch mit drei Zinken)
- Kuchengabel (viel kleinere Dessertgabel, eine linke Zinke zum Drücken meist breiter und stabiler)
- Konfektgabel (viel kleiner als Dessertgabel, oft nur drei Zinken)
- Tranchiergabel (viel größer als eine Tafelgabel, aus dem zweiteiligen Fleischvorlegebesteck)
- Fischgabel (etwas kürzere und breiteres Vorderteil, vier Zinken)
- diverse Vorlegegabeln (meist zweizinkig, darunter auch eine Art mit "Ladegut-Abstreifer")
- Pommesgabel (klein, dreizinkig, aus Holz oder Kunststoff, zum einmaligen Gebrauch gedacht)
Essstäbchen
Essstäbchen sind seit dem 18. Jahrhundert v. Chr. in China belegt. Die etwa 25 cm langen Stäbchen mit stumpfem Ende aus Jade, Bambus oder Holz werden paarweise in einer Hand gehalten und zangenartig zur Aufnahme mundgerecht vorgeschnittener Bissen verwendet, aber auch zum „Schaufeln“ direkt von der Schale in den Mund. Die Stäbchen werden auch in Japan, Korea und Vietnam verwendet; diese Länder wurden kulturell maßgeblich von China beeinflusst. Darüber hinaus werden Stäbchen in Asien traditionell nicht verwendet, im Zuge einer kulturellen Globalisierung haben sie sich mittlerweile jedoch auch in anderen asiatischen Ländern – und teilweise auch weltweit – als Ergänzung des Essbestecks etabliert, auch in Form von Wegwerf-Stäbchen.
Göffel
Der Neologismus Göffel bezeichnet eine Kombination aus Gabel und Löffel. Ebenso geläufig ist heute die analoge englische Wortschöpfung Spork, gebildet aus dem englischen spoon („Löffel“) und fork („Gabel“). Der Göffel hat häufig die Grundform eines normalen Esslöffels, dessen vorderes Ende zu kurzen Gabelzinken geschlitzt ist. Er eignet sich gut für Eintöpfe mit Fleischeinlage. Es gibt auch Einweg-Göffel, hochwertige Modelle für den Haushalt und solche als praktische Ausstattung für Rucksackreisende.
Spezielle Bestecke
Fischbesteck
Das Fischbesteck ist eine spezialisierte Form des Essbestecks zum Verzehr von Fisch. Es besteht aus einer etwas breiteren flachen Gabel und einem stumpfen Schieber als Fischmesser. Aufgrund der Struktur des Fischfleisches ist keine besondere Schneideleistung erforderlich. Der Schieber erlaubt es, die Haut des Fisches vorsichtig zu entfernen, und zerschneidet auch keine Gräten, was potentiell gefährlich sein könnte. Die flache Form der Gabel erleichtert das Abheben des Fischfleisches von den Gräten. Üblicherweise wird mit der Gabel in der linken und dem Fischmesser in der rechten Hand gegessen, entsprechend wird auch der Tisch eingedeckt.
Das spezielle Fischbesteck stammt aus einer Zeit, in der Messer mit einer Eisenklinge gefertigt wurden, die den feinen Geschmack des Fischs gestört hätten. Das Fischbesteck hingegen bestand vollständig aus Silber, das diese Geschmacksprobleme nicht bereitete. Bei den heutigen Bestecken aus rostfreiem Stahl gibt es eigentlich keine rationale Notwendigkeit für ein separates Fischbesteck mehr, es wird letztlich - analog zur Regel, Spargel nicht mit dem Messer zu schneiden oder für Eier einen Horn-, Perlmutt- oder Plastiklöffel zu verwenden - nur noch aus Gründen der Tradition verwendet.
Sonstiges
Besteck zur Darreichung von Speisen und zum Tranchieren von Fleisch wird Vorlege- oder Tranchierbesteck genannt. Dessertbesteck und Vorspeisenbesteck wird neben dem etwas größeren Tafelbesteck allgemein als Essbesteck bezeichnet. Ein weiteres Spezialbesteck ist das Salatbesteck.
Materialien
Silber war jahrhundertelang das bevorzugte Material für Essbesteck. Das Metall ist säureresistent, kann aber von schwefelhaltigen Lebensmitteln wie Fisch oder Ei angegriffen werden. Fischbestecke aus Silber sind daher oft vergoldet; Eier- oder Kaviarlöffel werden aus diesem Grund häufig aus Horn oder Perlmutt hergestellt. Die Messerklingen sind in der Regel aus Stahl. In Deutschland ist Solingen ein traditionelles Zentrum der Klingenherstellung, in Österreich die Steiermark. Die industrielle Herstellung von Essbesteck begann in Sheffield in Großbritannien. Bis ins 19. Jahrhundert wurde Silberbesteck in Handarbeit von Silberschmieden hergestellt.
Seit dem 19. Jahrhundert können Bestecke auch durch das Verfahren der Galvanisierung versilbert werden.[8] Da solche Bestecke die Vorteile des Silberbestecks weitgehend bewahren, aber viel billiger sind, haben sie massiv silberne Bestecke heute weitgehend verdrängt. Um dem Käufer deutlich zu machen, wie viel Edel- bzw. Nichtedelmetall in den Bestecken verarbeitet wurde, führte man um 1850 eine bindende und noch heute gültige Stempelung von versilberten Bestecken ein. Die gestempelte Zahl gibt an, wie viel Gramm Reinsilber ein Satz von 12 Tafelgabeln und 12 Tafellöffeln enthält. Am häufigsten ist die Stempelung 90, üblich sind auch 40, 60, 100 und 120. – Anzumerken ist noch, dass auch Bestecke aus 800er Silber galvanisch versilbert wurden, da der Glanz des galvanischen Reinsilbers schöner ist als der des 800er Silbers.
Da Silber teuer ist, wurden im 19. Jahrhundert Ersatzmaterialen für die Besteckherstellung entwickelt. 1824 kam in Preußen so genanntes Neusilber auf den Markt, das überhaupt kein Silber enthielt, sondern aus einer Kupfer-Zink-Nickel-Legierung bestand. Etwa zur gleichen Zeit verwendete ein Unternehmen in Schneeberg (Sachsen) dasselbe Material unter der Bezeichnung Argentan. Eine sehr ähnliche Zusammensetzung hat Alfénide der französischen Firma Christofle. Ein anderes Silberimitat ist Britanniametall aus Zinn und Antimon. Auf Grund der Rohstoffknappheit wurden im Zweiten Weltkrieg und in der Nachkriegszeit Bestecke oft aus Aluminium hergestellt. Dieses Material wurde lange Zeit vorzugsweise in der DDR verwendet, wo das gesamte Besteck von einem volkseigenen Betrieb produziert wurde.[8]
Seit den 1920er Jahren wird Besteck zunehmend aus Edelstahl hergestellt, in Deutschland zunächst von der Firma WMF, die seit 1922 Edelstahl von Krupp unter dem Markenname Cromargan als Material für Küchengeräte verwendete. Seit den 1930er Jahren brachte sie auch Edelstahlbesteck auf den Markt. Die sächsische Metallwarenfabrik Wellner & Söhne stellte 1929 auf der Leipziger Herbstmesse ihr Besteck aus Nirosta vor. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde Edelstahlbesteck fast ausschließlich in Restaurants und Kantinen verwendet, nicht in Privathaushalten. Es hatte das Image, ein billiger Ersatz für Silber zu sein.[8]
1907 entwickelte der belgische Chemiker Leo Baekeland den ersten vollsynthetischen Kunststoff, der nach ihm Bakelit genannt wurde. In der Folgezeit wurden vor allem in England und in Frankreich auch Bestecke aus Bakelit, aber auch aus anderen Kunststoffen gefertigt. Sie galten nicht als Ersatz für silberne Essbestecke, da die Produktion zunächst noch sehr kostspielig war. Ende der 1940er Jahre kam als neues Material Acryl auf den Markt; heute werden daraus Eierlöffel und Salatbestecke hergestellt, ansonsten fast ausschließlich Wegwerfbesteck, zum Beispiel für Schnellimbisse. Die dänische Firma Bodum gehört zu den wenigen Herstellern, die aus Kunststoff auch hochwertige Haushaltsbestecke auf den Markt bringt, die von Designern entworfen werden.[8]
Literatur
- Ryszard Bobrow: Altes Besteck. K. A. W., Warschau 1982
- Susanne Prinz: Besteck des 20. Jahrhunderts. Vom Tafelsilber zum Wegwerfartikel. Klinkhardt & Biermann, München 1993, ISBN 3-7814-0356-4
- Reinhard W. Sänger: Das deutsche Silberbesteck. Biedermeier, Historismus, Jugendstil (1805-1918). Verlag Arnold, Stuttgart 1991, ISBN 3-925369-10-4
- Carl-Wolfgang Schümann: Silber aus Bremen - 150 Jahre Tafelbesteck von Koch & Bergfeld zu Bremen. Wienand Verlag, Köln 1990, ISBN 3-87909-096-3
- Gertrud Benker: Alte Bestecke. Callwey Verlag, München 1978, ISBN 3-7667-0426-5
- Hasso Spode: Von der Hand zur Gabel. Zur Geschichte der Esswerkzeuge, in: Alexander Schuller/Jutta A. Kleber (Hg.): Verschlemmte Welt, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1994, ISBN 3-525-01424-4
- Friedrich Jaeger (Hg.): Enzyklopädie der Neuzeit, Bd. 1ff, Metzler-Verlag, Stuttgart/Weimar 2005ff (Art. Besteck, Essen u.a.), ISBN 3-476-01935-7
- Bernd Scheel: Besteck. Battenberg Verlag, Augsburg 1996, ISBN 3-89441-308-5
Quellen
- ↑ Westphalen, Petra: "Die Eisenfunde von Haithabu" Seite 158 - 160, ISBN 978-3-529-01410-9
- ↑ Gert von Paczensky/Anna Dünnebier, Leere Töpfe, volle Töpfe. Die Kulturgeschichte des Essens und Trinkens, München 1994, S. 318
- ↑ Hannsferdinand Döbler, Kochkünste und Tafelfreuden, 1972, S. 155 ff.
- ↑ a b c Hannsferdinand Döbler, a.a.O. S. 157
- ↑ Referenz-Fehler: Ungültiger <ref>-Tag; es wurde kein Text für das Ref mit dem Namen lexikon angegeben.
- ↑ Hilde Weiss: Zurück zu den Fingern. Geschichte der Esskultur
- ↑ Ulrike Zischka u.a. (Hg.), Die anständige Lust. Von Esskultur und Tafelsitten, München 1994, S. 68
- ↑ a b c d Susanne Prinz, Besteck des 20. Jahrhunderts. Vom Tafelsilber zum Wegwerfartikel, München 1993, S. 14 ff.
Siehe auch
Weblinks
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