- Saša Stanišić
-
Saša Stanišić (* 7. März 1978 in Višegrad) ist ein aus Bosnien und Herzegowina stammender deutschsprachiger Schriftsteller.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad, einer Kleinstadt im östlichen Bosnien, als Sohn einer Bosniakin und eines Serben geboren[1]. 1992 wurde er im Bosnien-Krieg als 14-jähriger Zeuge, wie serbische Truppen seine Heimatstadt belagerten [2]. Einige Wochen nach der Besetzung Višegrads flüchtete er mit seinen Eltern zu einem Onkel nach Süddeutschland[3]. Stanišić besuchte in Heidelberg die Internationale Gesamtschule Heidelberg, wo sein schriftstellerisches Talent von seinem Deutschlehrer gefördert wurde[4] und wechselte nach der Vorbereitungsklasse auf den Gymnasialzweig. Nach seinem Abitur im Jahr 1997[5] studierte der fußballbegeisterte junge Mann an der Universität Heidelberg Deutsch als Fremdsprache und Slawistik und arbeitete als Teaching Assistant an der Bucknell University im US-amerikanischen Lewisburg (Pennsylvania).
Neben seinem Studium, das er sich unter anderem als Aushilfskellner finanzierte[6], schrieb er deutschsprachige poetische Texte, Essays und Kurzgeschichten, die seit 2001 in mehreren Anthologien und Literaturzeitschriften wie Krachkultur, chiméra/sprachgebunden und EDIT veröffentlicht wurden. Für seine Magisterarbeit wurde Stanišić 2004 der Jürgen-Fritzenschaft-Preis der Universität Heidelberg verliehen[7]. Zum Wintersemester 2004/2005 nahm er ein Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig auf. Im folgenden Jahr war der Nachwuchsautor mit einer Erzählung Was wir im Keller spielen... im Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis vertreten. Das autobiographisch gefärbte und humorvolle Werk, das den Krieg in Ex-Jugoslawien aus der Sicht eines Kindes Revue passieren lässt, erhielt in Klagenfurt den Kelag-Publikumspreis.
2006 legte Stanišić mit Wie der Soldat das Grammofon repariert seinen Debütroman vor. In der semiautobiographischen Geschichte, die erneut vor dem Hintergrund des Bürgerkriegs angesiedelt ist, porträtiert der Autor den jungen Bosnier Aleksandar aus Višegrad, der mit seinen Eltern nach Deutschland flieht und sich in der neuen Heimat in eine Welt aus Geschichten und Erinnerungen flüchtet. Stanišićs Romanerstling, der unter anderem auf zahlreichen Unterhaltungen mit Višegradern sowie auf den Beobachtungen der Stadt basiert[8], erlangte die Gunst der Kritiker und wird als Übersetzung in zahlreichen Ländern erscheinen[9], darunter auch in den USA, in Großbritannien, in Israel und in Korea.
Das als poetisch und komisch zugleich bewertete Werk wurde 2006 Finalist für den Deutschen Buchpreis und erhielt 2007 den Förderpreis zum Literaturpreis der Stadt Bremen. Außerdem wurde Wie der Soldat das Grammofon repariert im Jahr seiner Veröffentlichung als Hörspiel vom Bayerischen Rundfunk adaptiert und 2007 für den Deutschen Hörbuchpreis nominiert. 2008 wurde Stanišic mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis [10] und dem Förderpreis zum Heimito von Doderer-Literaturpreis ausgezeichnet.
Weitere Ehrungen, die Stanišić in der Vergangenheit zuteil wurden: Aufenthaltsstipendien in der Villa Waldberta (2005/06) und dem Künstlerhaus Lukas (2006), sowie das Grenzgänger-Stipendium der Robert Bosch Stiftung (2006). Stanišić schreibt Prosa, Hörspiele, Satire und betreibt ein literarisches Blog [11]. Für die Zeitschrift U_mag schreibt er regelmäßig eine Kolumne.
2006/2007 war Stanišić der Stadtschreiber von Graz. Das Schauspielhaus Graz brachte 2008 seinen Roman Wie der Soldat das Grammofon repariert auf die Bühne[12]. Sein erstes Theaterstück, Go West, wurde im März 2008 uraufgeführt.
Beiträge für Zeitschriften und Anthologien
Erzählungen
- 2001 - In Silence I Trust
- 2002 - Zinke
- 2002 - get done: strippen, kajal
- 2003 - Wie Selim Hadzihalilovic zurückgekehrt ist, ...
- 2003 - Heinz Harald Frentzen hat Schnupfen
- 2005 - Billard Kasatschok
- 2005 - Träum! Traum, Traumata
- 2005 - Äcki spielt auf für die Jungs und Petra,den Funker
- 2005 - Was wir im Keller spielen ...
- 2005 - Hai Nuun in Veletovo
- 2005 - Zwei Anweisungen für Strukturstabilität, jeweils mit Beispielen, dazu zwei kleinere Erledigungen
- 2007 - George W. mit Mikimaus-Ohren
Essays
- 2005 - Doppelpunktnomade
Selbständige Veröffentlichungen
Fantasy
- 2002 - Gemeinsam mit Stephanie von Ribbeck: Aus den Quellen des Harotrud. Der Reigen der fünf Schwestern. Zwei DSA-Abenteuer aus der Reihe Das schwarze Auge - Fluch vergangener Zeiten, ISBN 3-89064-379-5
Romane
- 2006 - Wie der Soldat das Grammofon repariert, ISBN 3-630-87242-5
Hörspiele
- 2005 - Träum! Traum, Traumata, HR2, Ursendung 19. November 2005
- 2006 - Wie der Soldat das Grammofon repariert, ISBN 3-86604-275-2
Fußnoten
- ↑ vgl. Wilton, Jennifer: Das Lächeln des Landes. In: Die Welt vom 25. November 2006, Heft 276/2006, Literarische Welt, S. 2
- ↑ vgl. Autorenporträt bei br-online.de
- ↑ vgl. Autorenporträt bei br-online.de
- ↑ vgl. Deutschsprachig, ungebunden, jung ... sucht Herausgeber bei dw-world.de
- ↑ vgl. Artikel Die IGH gratuliert Saša Stanišić zur Nominierung für den Deutschen Buchpreis bei igh.hd.bw.schule.de
- ↑ vgl. Veranstaltungskalender bei claus2006.de
- ↑ vgl. Online-Uniprotokolle der Universität Heidelberg
- ↑ vgl. Buchporträt bei bosch-stiftung.de
- ↑ vgl. Random House "Foreign Rights"
- ↑ vgl. Pressemitteilung der Robert Bosch-Stiftung, 12. Oktober 2007
- ↑ vgl. litblog auf kuenstlicht.de
- ↑ vgl. Spielplan, Schauspiel Graz 2007/08
Weblinks
Commons: Saša Stanišić – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Saša Stanišić im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Website von Saša Stanišić
- Autorenporträt bei bachmannpreis.orf.at
- Rezensionen zu Werken von Saša Stanišić bei perlentaucher.de
- Autorenporträt bei lyrikwelt.de
- Interview mit curt Magazin
- netznotizen.de: Netzautor 2007 der Niedersächsischen Literaturbüros
Wikimedia Foundation.