Schaffa

Schaffa
Šafov
Wappen von Šafov
Šafov (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 950 ha
Geographische Lage: 48° 52′ N, 15° 45′ O48.86666666666715.742222222222439Koordinaten: 48° 52′ 0″ N, 15° 44′ 32″ O
Höhe: 439 m n.m.
Einwohner: 174 (28. August 2006)
Postleitzahl: 671 06
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 1
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: František Šebák
Adresse: Šafov 78
671 06 Šafov
Šafov

Šafov (deutsch Schaffa) liegt in Tschechien, einige Kilometer westlich von Vranov nad Dyjí (Frain an der Thaya) an der Grenze zwischen der Republik Österreich und der Tschechischen Republik und hat 177 Einwohner (1. Jänner 2004). Die Gemeinde befindet sich in 439 m ü. M. und gehört dem Okres Znojmo an. Österreichische Nachbarorte sind Langau und Riegersburg im Waldviertel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erstmals erwähnt wurde Schaffa im Jahr 1323. Nach dem Dreißigjährigen Krieg und dem Wüten der Schweden lag der zur Herrschaft Frain an der Thaya gehörende Ort lange marode danieder.

1670 kamen infolge der Judenvertreibung aus Wien und Niederösterreich eine große Zahl von Juden nach Südmähren. Maximilian Graf von Starhemberg, der Besitzer von Frain, erlaubte den aus Weitersfeld (Niederösterreich) vertriebenen 85 jüdischen Familien, sich hier anzusiedeln. Das taten sie aber nicht nur auf dem ihnen zugewiesenen Areal, einige von ihnen erwarben auch Grundstücke nördlich der Kirche und beim Petreiner Tor (Schaffa war von einer Mauer mit drei Toren umgeben).

Die Schaffinger Juden beherrschten in weitem Umkreis den Handel mit Tuch, Leinen Leder, Schafwolle, Flachs, Horn, Geweihen und Borsten. Mit der Eröffnung der Kaiser-Franz-Josephs-Bahn 1870 und der Nordwestbahn (1872) ging das Geschäft zurück und ein Teil der jüdischen Bewohner von Schaffa wanderte auf der Suche nach neuen, besseren Geschäftsmöglichkeiten ab.

1744 ordnete Maria Theresia an, die Juden aus Böhmen und Mähren zu vertreiben, was auch die örtliche jüdische Gemeinde getroffen hätte, doch nach zahlreichen Interventionen wurde dieses Vorhaben fallen gelassen.

1742 brannte die Kirche von Schaffa ab. 1745 wurden die Kirche und der Pfarrhof nach Plänen von Joseph Emanuel Fischer von Erlach im Barock-Stil wieder aufgebaut. Die Filialkirche von Schaffa unterstand von 1689 bis 1733 der Pfarre Frain, dann wurde sie zu einer eigenen Pfarre erhoben. 1778 wurde der jüdische Friedhof erweitert.

Um 1800 nach dem Toleranzpatent von Kaiser Joseph II. im Jahr 1781 errichteten auch die Schaffinger Juden eine Schule, an der ab 1805 der Lehrer Johann Bauer von der christlichen Schule zwei Stunden pro Tag unterrichtete. Nach 1848 wurde die Schule zweiklassig, nach der Ausdehnung der Schulpflicht im Jahr 1869 dreiklassig. Die dreiklassige Schule hielt sich bis 1883.

Am 13. Juni 1822 gingen das Judenviertel mit Ausnahme eines einzigen Hauses sowie 45 Häuser der Christen in Flammen auf. 1919 wurden die christliche und die jüdische Gemeinde von Šafov miteinander vereint. Im Jahre 1924 lebten in Schaffa, das als Städtchen bezeichnet wurde, über 600 Einwohner. Von den 772 Bewohnern, die 1930 im Ort lebten, waren 441 Deutsche, 234 Tschechen und 97 Juden. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in Südmähren mussten die tschechischen Bewohner Schaffa verlassen; die Juden wurden in Konzentrationslager deportiert. Nur einem Teil von ihnen gelang rechtzeitig die Flucht.

1945 erfolgte die Vertreibung der deutschsprachigen Bevölkerung aus Schaffa; daran erinnert an der Straße von Langau nach Riegersburg (wie so viele andere Gedenkstätten entlang der Staatsgrenze) ein 1987 errichteter Gedenkstein. Benachbarte Gedenksteine befinden sich bei Felling (für Vranov nad Dyji) und bei Heinrichsreith (für Stálky).

Am 9. Mai 2006 wurde ein touristischer Grenzübergang für Fußgänger und Radfahrer zwischen Langau und Šafov eröffnet.

Gedenkstein der Heimatvertriebenen aus Schaffa

Der Verein „Euro-SoLa“ eröffnete 2006 nach Langau und Oberhöflein (Gemeinde Weitersfeld) im Waldviertel ein Jugendgästehaus.[1]. Im Rahmen dieser Treffen wird auch der jüdische Friedhof von Šafov betreut. Nordöstlich des Ortes an der Landstraße 398 befindet sich eine Statue des hl. Johannes Nepomuk.

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 1089 1065 10 14
1890 1060 1038 3 19
1900 942 918 15 9
1910 798 772 18 8
1921 748 535 111 102
1930 772 441 234 97

[2]

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Gemeinde

  • Heinrich Allina, österreichischer Politiker und Herausgeber
  • Ludwig Winder, österreichischer Schriftsteller, Journalist und Literaturkritiker
  • Ludwig Tobias Jakob Freiherr von Österreicher (1831-1893), Konteradmiral und Sektionschef im Kriegsministerium
  • Julius Löwy (1881-1953), zionistischer Aktivist und Journalist

in der Gemeinde wirkten

Die Autoren und Rabbiner Naphtali ben Mordechai Benet (um 1780-1857) und Ignatz Leopold Rosner wirkten in Schaffa.

Mit Verlust ist zu rechnen

Der Kinofilm „Mit Verlust ist zu rechnen“ der Wiener Filmproduktionsfirma Lotus Film entstand 1992 unter der Regie von Ulrich Seidl in Langau und in Šafov unter Beteiligung der Bevölkerung der beiden Orte.

Fußnoten

  1. http://www.noe.gv.at/presse/presse/pressearchiv-suche/34150_12-august-2003-09-52-grenzueberschreitende-kooperation-zwischen-tschechien-und-.html
  2. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984

Weblinks


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