Starý Petřín

Starý Petřín
Starý Petřín
Wappen von ????
Starý Petřín (Tschechien)
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Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Jihomoravský kraj
Bezirk: Znojmo
Fläche: 1855 ha
Geographische Lage: 48° 54′ N, 15° 43′ O48.89222222222215.718055555556430Koordinaten: 48° 53′ 32″ N, 15° 43′ 5″ O
Höhe: 430 m n.m.
Einwohner: 233 (1. Jan. 2011) [1]
Postleitzahl: 671 06
Struktur
Status: Gemeinde
Ortsteile: 3
Verwaltung
Bürgermeister: Jana Kovářová (Stand: 2007)
Adresse: Starý Petřín 23
671 06 Šafov
Gemeindenummer: 594806

Starý Petřín (deutsch Alt Petrein) ist eine Gemeinde mit 250 Einwohnern (1. Jänner 2004) in Tschechien. Sie liegt in 430 m ü.M. im Okres Znojmo (Bezirk Znaim) 6 km westlich von Vranov nad Dyjí nahe der tschechisch-österreichischen Staatsgrenze bei Langau. Nachbarorte sind Šafov, Podhradí nad Dyjí, Jasovice und Nový Petřín. Der Ort selbst ist als ein Linsenangerdorf angelegt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anlage von Alt-Petrein sowie die bairisch-österreichisch Ui-Mundart mit ihren speziellen Bairischen Kennwörtern, welche bist 1945 gesprochen wurde, weist auf eine Besiedlung durch bayrische deutsche Stämme hin, wie sie um 1050, aber vor allem im 12/13. Jahrhundert erfolgte.[2] In einer Urkunde von König Johann wird Alt-Petrein im Jahr 1323 das erste Mal erwähnt. Im gleichen Jahr werden auch die nahe gelegenen Orte Edenthurn (Vracovice), Oberfröschau (Horní Břečkov), Zaisa (Čížov) und Landschau (Lančov) urkundlich das erste Mal erwähnt. Ob hier ein Zusammenhang besteht, ist unbekannt. Im Laufe der Jahre änderte sich die Schreibweise des Ortes mehrmals. So schrieb man 1535 „Altkürchen Pettrein“, 1589 „Unterpetrein“ und bereits seit dem Jahr 1632 das bis heute unveränderte „Alt Petrein“. Während des 16. Jahrhunderts wurde im Ort eine Maut von der Obrigkeit erhoben. Auch wurde im Jahre 1535 ein herrschaftlicher Hof errichtet. Die Gemeinde gehörte bis 1848 immer zur Herrschaft Frain.[3]

Das heutige Alt-Petrein entstand an diesem Platz erst nach dem Dreißigjährigen Krieg, der ursprüngliche Ort befand sich auf halbem Weg nach Freistein an der Thaya (Podhradí nad Dyjí) und war völlig verödet.

Dorfmitte von Alt Petrein, 1938

Seit 1785 ist Alt-Petrein eine eigene Pfarre, früher war es in Schaffa (Šafov) eingepfarrt. Zur heutigen Pfarre gehören Neu-Petrein (Nový Petřín) und Jasowitz (Jasovice).

Bereits im Jahre 1674 ist ein Lehrer in der Ortschaft belegt. Die alte, aus Holz erbaute, Schule wird 1810 geräumt und im Jahre 1817 eine neue einklassige Schule eröffnet. 1893 wird an die Schule zugebaut damit diese zweiklassig wird.[4]

Nach dem Ersten Weltkrieg zerfiel der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn. Der Friedensvertrag von Saint Germain[5] 1919 erklärte den Ort, dessen Bevölkerung im Jahre 1910 zu 99 % Deutschsüdmährer waren, zum Bestandteil der neuen Tschechoslowakischen Republik. Im Jahre 1922 wird eine „Ländliche Fortbildungsschule“ errichtet, welche die Schüler der Ortschaften Landschau, Pomitsch, Jasowitz, Neu-Petrein, Schaffa und Freistein aufnahm. In der Zwischenkriegszeit kam es durch Siedler und neu ernannte Beamten zu einem vermehrten Zuzug von Personen tschechischer Umgangssprache. Nach dem Münchner Abkommen 1938 gehörte der Ort bis 1945 zum Reichsgau Niederdonau. 1939 wurde eine neue Gemeinde Petrein geschaffen, die Alt Petrein, Neu Petrein und Jasowitz vereinte und zum Landkreis Znaim gehörte.

Im Zweiten Weltkrieg hatte der Ort 8 Opfer zu beklagen. Nach Weltkriegsende (8.Mai 1945) wurde der Forderung der ČSR-Regierung Beneš durch die Siegermächte entsprochen und die im Münchener Abkommen (1938) an Deutschland übertragenen Territorien, also auch der Ort Alt Petrein im Rückgriff auf den Vertrag von Saint-Germain (1919) wieder der Tschechoslowakei zugeordnet. Bald nach Kriegsende gab es durch selbsternannte Revolutionsgardisten und militanten Tschechen antideutsche Maßnahmen. So wurden 75 Familien im Juni 1945 in einer wilden Vertreibung über die Grenze nach Österreich getrieben. Wiederum andere Deutschmährer flüchteten vor diesen Exzessen, in der Annahme bald wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können. Im August 1945 bestimmten die drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkrieges im Potsdamer Kommuniqués (Protokoll) [6] die Nachkriegsordnung. Darin akzeptierten sie die summarische Vertreibungen Deutscher in großem Ausmaß und ohne jede Prüfung individueller Schuld, sie verlangten lediglich „einen geordneten und humanen Transfer" der "deutschen Bevölkerungsteile" aus der Tschechoslowakei. Die letzten drei deutschen Bewohner des Ortes wurden am 11.August bzw. am 27.August 1946 „offiziell“ zwangsausgesiedelt.[7] Bereits am 25. Oktober 1945 war, aufgrund des Beneš-Dekretes 108, das gesamte bewegliche und unbewegliche Vermögen der deutschen Einwohner konfisziert und unter staatliche Verwaltung gestellt worden. Seitens der Tschechischen Republik erfolgte keine Abgeltung für das eingezogene Vermögen. Nach dieser ethnischen Säuberung der angestammten Bevölkerung wurde der Ort neu besiedelt.

Rund 140, der in Österreich befindlichen Ortsbewohner konnten in Österreich verbleiben, alle anderen wurden nach Deutschland weiter abgeschoben.[8]

Bei der Gemeindegebietsreform von 1960 kamen die Ortsteile Jazovice und Nový Petřín zu Starý Petřín.

Matriken werden seit 1720 geführt. Onlinesuche über das Landesarchiv Brünn.[9]

Wappen und Siegel

Es konnte bis heute noch keine Abbildung eines Siegels gefunden werden, aber es wird angenommen, dass dieses ähnlich dem Siegel der Nachbargemeinde Jasowitz war. Nur ein bildloser Gemeindestempel aus dem 19. Jahrhundert ist bekannt.[10]

Bevölkerungsentwicklung

Volkszählung Einwohner gesamt Volkszugehörigkeit der Einwohner
Jahr Deutsche Tschechen Andere
1880 300 298 2
1890 308 279 29 -
1900 299 281 18
1910 266 264 2
1921 286 231 49 6
1930 271 240 29 2

[11]

Gemeindegliederung

Zu Gemeinde Starý Petřín gehören die Ortsteile Jazovice (Jasowitz) und Nový Petřín (Neu Petrein).

Sehenswürdigkeiten

  • Pfarrkirche Johannes des Täufers (früher eine Kapelle von 1516), eine der ältesten Kirchen Südmährens. Umbau im Jahre 1806
  • Marien-Kapelle mit Mariahilfalar 1756

[12]

Söhne und Töchter des Ortes

  • Johann Pölzer (1872-1934), österreichischer Politiker und Nationalratsabgeordneter
  • Hermann Julius Tertsch, * 18. Februar 1880; † 14. Dezember 1962, Wien, Mineraloge

Brauchtum, Sagen, Märchen, Erzählungen

Reiches Brauchtum,wundersame Märchen und geheimnisumwitterte Sagen bereicherten das Leben der 1945/46 vertriebenen, deutschen Ortsbewohner:

  • Die Katakombem von Alt-Petrein
  • Der Heemann und andere schlimme Geister im Gebiet von Alt-Petrein
  • Die Hexe Wauwuu und Alt-Petrein
  • Das Hex'ntreffen auf der Vogeltränk
  • Grasl begann als Halterlehrling und Taubendieb
  • Am Weg beim "Rauhgrabl" lauerte bei Nacht ein riesiger schwarzer Hund auf Wanderer. Er versuchte die Leute vom Weg zu drängen und wenn er es schaffte verschwanden diese spurlos.
  • Bei der Wiesnmulde trieb ein "Hehmadln" und die "maschate Haubn" ihr Unwesen und erschreckte um Mitternacht die Leute.[13][14]

Literatur und Quellen

  • Johann Zabel: Kirchlicher Handweiser für Südmähren, 1941, Generalvikariat Nikolsburg, Petrein S.53
  • Felix Bornemann: Kunst und Kunsthandwerk in Südmähren (1990), Alt-Petrein Seite 1
  • Bruno Kaukal: Die Wappen und Siegel der südmährischen Gemeinden (1992), Alt-Petrein Seite 25
  • Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 317 (Alt-Petrein). 
  • Gustav Gregor: Ortsgeschichte von Altpetrein (1957)
  • Arbeitsausschuß der Südmährer (Hrsg.): Südmährische Sagen. Geislingen/Steige
  • Ilse Tielsch-Felzmann: Südmährische Sagen. 1969, München, Verlag Heimatwerk
  • Wenzel Max: Thayaland, Volkslieder und Tänze aus Südmähren, 1984, Geislingen/Steige

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2011 (XLS, 1,3 MB)
  2. Leopold Kleindienst:Die Siedlungsformen, bäuerliche Bau- und Sachkultur Südmährens, 1989, S. 9
  3. Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Band VII, S.217
  4. Walfried Blaschka, Gerald Frodl:Der Kreis Znaim von A bis Z.,2009
  5. Felix Ermacora: Der unbewältigte Friede: St. Germain und die Folgen; 1919 -1989 , Amalthea Verlag, Wien, München, 1989, ISBN 3-85002-279-X
  6. Charles L. Mee: Die Potsdamer Konferenz 1945. Die Teilung der Beute. Wilhelm Heyne Verlag, München 1979. ISBN 3-453-48060-0.
  7. Alfred Schickel, Gerald Frodl: Geschichte Südmährens. Band 3. Die Geschichte der deutschen Südmährer von 1945 bis zur Gegenwart. Südmährischer Landschaftsrat, Geislingen an der Steige 2001, ISBN 3-927498-27-0, S. 317 (Alt-Petrein). 
  8. Brunnhilde Scheuringer: 30 Jahre danach. Die Eingliederung der volksdeutschen Flüchtlinge und Vertriebenen in Österreich, Verlag: Braumüller, 1983, ISBN 3-7003-0507-9
  9. Acta Publica Registrierungspflichtige Online-Recherche in den historischen Matriken des Mährischen Landesarchivs Brünn (cz,dt). Abgerufen am 14. April 2011.
  10. Gustav Gregor: Ortsgeschichte von Altpetrein S. 89
  11. Historický místopis Moravy a Slezska v letech 1848–1960, sv.9. 1984
  12. Georg Dehio, Karl Ginhart: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler in der Ostmark, 1941, Anton Schroll & Co, Petrein S.371
  13. Südmährischer Landschaftsrat (Hrsg.): Südmähisches Jahrbuch, Geislingen, Steige, 1977, S.166
  14. Hans Zuckriegl: Im Märchenland der Thayana, 2000, S.45-46

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