- Schienenverkehr in Neuseeland
-
Der Schienenverkehr in Neuseeland umfasst ein rund 4000 Kilometer langes Streckennetz mit 1067 mm Spurweite, welches praktisch alle großen Städte der Nordinsel und der Südinsel Neuseelands verbindet. Die Eisenbahn ist hauptsächlich auf den Güterverkehr orientiert, der Personenverkehr spielt nur noch in den Ballungsräumen von Auckland und Wellington und auf wenigen Hauptstrecken eine wichtige Rolle. Anfang Mai 2008 wurde bekanntgegeben, dass die Bahnprivatisierung gescheitert ist und die Regierung die Anteile (auch an den Fährverbindungen zwischen Nord- und Südinsel) für NZ$ 665 Mio. (336 Millionen EUR) zum 1. Juli zurückkauft.[1][2]
Inhaltsverzeichnis
Eisenbahninfrastruktur
Eigentümer und Betreiber
Seit 2003 befindet sich das neuseeländische Streckennetz wieder im Staatsbesitz. Die Regierung übertrug nach dem Rückkauf des Netzes von Tranz Rail das gesamtes Streckennetz an die von der New Zealand Railways Corporation gegründeten Ontrack Infrastructure Limited. Ontrack ist seit dem für die Entwicklung, den Ausbau und die Instandhaltung des neuseeländischen Eisenbahnnetzes verantwortlich.
Der Eisenbahnbetrieb wird von staatlichen und privaten Unternehmen betrieben. Das größte Eisenbahnverkehrsunternehmen ist Kiwi Rail, die zur staatlichen New Zealand Railways Corporation gehört. Es ist im Jahre 2008 aus der Verstaatlichung des Eisenbahnbetriebes hervorgegangen.[3] Außerdem betreibt Veolia (ehemals Connex), den Vorort- und Stadtverkehr von Auckland.
Im Zuge einer umfangreichen Privatisierungswelle in Neuseeland erfolgte im Jahr 1993 die Privatisierung des neuseeländischen Eisenbahnnetzes einschließlich des gesamten rollenden Materials an das Unternehmen Tranz Rail. Nach mehreren Jahren Abbau von Kapazitäten, Verschleppung der notwendigen Unterhaltungsarbeiten sowie Behinderung von Aktivitäten von Wettbewerbern beim Zugang zum Eisenbahnnetz wurde im Jahre 2004 mit dem Einstieg der australischen Toll Holdings die Infrastruktur für 1 NZ$ wieder zurück an den Staat verkauft und das Unternehmen in Toll Rail umbenannt.
Gleisanlagen
Das neuseeländische Eisenbahnnetz hat eine Länge von 3.898 Kilometern, wovon etwa 500 Kilometer elektrifiziert sind. Die auch als Kapspur bekannte Schmalspur-Spurweite von 1067 mm wurde gewählt, um das gebirgige Gelände durch günstigere Anpassung der Gleistrasse besser durchqueren zu können.
Das schwierige Gelände hat die Realisierung zahlreicher technischer Meisterleistungen erforderlich gemacht, beispielsweise die berühmte Raurimu-Spirale, eine doppelte Kehrschleife mit Kreiskehre. Rund 1.787 Brücken und 150 Tunnel wurden insgesamt errichtet. Das Streckennetz erreichte im Jahr 1952 mit insgesamt rund 5.700 Kilometern Länge seine größte Ausdehnung.
Am Netzwerk wurden aus unterschiedlichsten Anlässen umfangreiche Korrekturen ausgeführt. Die bedeutendsten Arbeiten betrafen dabei die am 19. Juni 1937 eröffnete Tawa Deviation (Tawa-Abkürzung) in Wellington, die Rimutaka Abkürzung durch die Rimutaka Range, die ab 3. November 1955 mittels eines neuen Tunnels gekreuzt wurde sowie die Kaimai Abkürzung durch die Kaimai Ranges zur Bay of Plenty ab 12. September 1978. Alle diese Veränderungen waren zumeist mit umfangreichen Tunnelgrabungen verbunden, die letzteren beiden jeweils mit etwa acht Kilometern Länge.
Bedeutsame Infrastrukturverbesserungen wurden in der Mitte der 1980er Jahre auch entlang der Hauptstrecke der Nordinsel realisiert, einige Abschnitte wurden dabei sogar elektrifiziert. Nach einigen Jahrzehnten der Vernachlässigung wird seit den 2000ern auch wieder substantiell in das Aucklaender Vorstadtnetz investiert, mit Doppelgleis-Ausbauten und verschiedenen Verbesserungen der Anlagen.
Traktionsarten
Bis in die 1950er Jahre bildeten Dampflokomotiven das Rückgrat des Betriebsgeschehens auf den meisten Strecken. Es gab bereits drei Abschnitte mit 1,5 kV DC Elektrifizierung (Wellington-Vorortverkehr sowie auf der Südinsel Christchurch – Lyttelton und Arthur’s Pass – Otira), von denen jedoch heutzutage nur noch der Raum um Wellington elektrifiziert ist. Die Verdieselung des Verkehrs begann in den späten 1940er Jahren mit Rangiermaschinen, die erste Hauptstreckenlokomotive, die Baureihe DF wurde 1954 eingeführt. Um 1967 endete auf der Nordinsel der Dampflokeinsatz, auf der Südinsel erfolgte dies bis 1971. Seit 1983 gibt es mit einer kleinen Anzahl im Privatbesitz befindlicher Dampf- und Diesellokomotiven Einsätze vor Sonderzügen sowie auf Museumsbahnstrecken. Im Jahre 1988 war die Elektrifizierung der North Island Main Trunk Railway (Hauptstrecke der Nordinsel) zwischen Palmerston North und Hamilton mit 25 kV AC abgeschlossen.
Zur Zeit (2009) wird das Auckländer Vorstadtnetz für seine Elektrifizierung vorbereitet. Obwohl ein Anschluss an das elektrifizierte Netz bis in Richtung Hamilton noch nicht in Aussicht steht, wird die verbleibende Lücke Richtung Süden relativ klein sein.
Eisenbahnbetrieb
Güterverkehr
Der Gütertransport wird vom Eisenbahnunternehmen Kiwi Rail ausgeführt. Der Güterverkehr macht die überwältigenden Mehrheit der Transporte auf den Strecken aus, wobei im Allgemeinen eine Beschränkung auf Güter, die in Container oder auf Paletten befördert werden, erfolgt. Die hauptsächlichen Frachtvolumen sind Kohle, Kalk, Stahl, Holz, Papierpacken, Milch, Fahrzeuge, Dünger, Korn sowie Container. Der Frachtverkehr ist vor allem auf die Exportwirtschaft zu den Hafenzentren organisiert. Der Kohlependel auf der Midland Line besteht zum Beispiel aus zwei Lokomotiven der Baureihe DX und 30 Kohle-Selbstentladewagen mit einer Gesamtkapazität von 1.600 Tonnen Ladevolumen.
Nachdem Tranz Rail beschuldigt wurde, immer mehr Fracht von der Schiene auf die Straße zu verlagern, wurde durch die Regierung eine Untergrenze für Frachttonnagen festgelegt, bei deren Unterschreitung Toll seine Monopolfrachtrechte für die Strecken verliert. Im Jahre 2002 führte Tranz Rail ein sehr umstrittenes System ein das vorsah, das die meiste Fracht in Containern auf entsprechenden Flachwagen in Ganzzügen befördert werden soll. Containerverladeanlagen wurden daraufhin an den größeren Güterbahnhöfen errichtet. Das Transportaufkommen hat Ende 2005 ein Niveau erreicht, das dem Umfang von vor 1983 entspricht, als die Eisenbahn noch ein staatliches Monopol war. Nach der Deregulierung im Jahre 1982 erfolgte eine umfangreiche Rationalisierung der Güterverkehrsanlagen, viele Bahnhöfe und kleinere Stationen wurden geschlossen und die Güterverkehrsleistungen wurden insgesamt beschleunigt.
Personenfernverkehr
Der Personenfernverkehr wird durch Tranz Scenic, einem Unternehmensbereich von Toll durchgeführt. In der Blütezeit des Schienenpersonenverkehrs in Neuseeland in den 1950er und 1960er Jahren hatten die meisten regionalen Strecken einen Personenverkehr mit Triebwagen und lokgeführten Zügen. Ende 2006 wurden nur noch vier Fernzugverbindungen im neuseeländischen Personenverkehr betrieben:
- Der Overlander zwischen Auckland und Wellington
- Der Capital Connection zwischen Wellington und Palmerston North
- Der Coastal Pacific zwischen Picton und Christchurch
- Der TranzAlpine zwischen Christchurch und Greymouth
Weitere Fernverkehrsverbindungen wurden in den letzten Jahren eingestellt:
- 2001: Die Verbindung nach Tauranga, Rotorua und Napier auf der Nordinsel
- 2002: Der Southerner zwischen Christchurch, Dunedin und Invercargill
- 2004: Die Northerner Nachtzugverbindung zwischen Auckland und Wellington
Die noch bestehenden Verbindungen TranzCoastal auf dem nördlichen Abschnitt des South Island Main Trunk Railway (entlang der Ostküste der Südinsel) und TranzAlpine auf der Midland Line mit Überquerung der neuseeländischen Alpen gehören zu den spektakulärsten Eisenbahnstrecken der Erde. Trotz wachsender touristischer Bedeutung und Vermarktung ist aber auch deren langfristiger Bestand momentan nicht sicher. Das Hauptproblem dabei dürfte das überalterte Wagenmaterial darstellen, das im Ursprung aus den vierziger Jahren stammt und seitdem jeweils nur entsprechend den Bedürfnissen grundüberholt wurde.
Vorort-Personenverkehr
Kiwi Rail betreibt mit seinem Unternehmensbereich Tranz Metro auch den Vorort-Personenverkehr in der Region Wellington. Es werden fünf Linien betrieben, die alle außer dem Streckenabschnitt zwischen Upper Hutt und Masterton elektrifiziert sind. Tranz Metro nutzt Triebwagenzüge und von Diesellokomotiven gezogene Züge auf der nicht elektrifizierten Strecke. In den 1930er Jahren war Wellington die zweite Stadt nach Christchurch die ein elektrisches Vorortzugsystem bekommen hat – heute ist sie damit die einzige Stadt in Neuseeland und hat aus diesem Grund auch das beste Nahverkehrszugsystem.
Über mehrere Jahre betrieb Tranz Metro auch die Vorortpersonenzüge in Auckland, der größten Stadt Neuseelands. Mitte 2004 gewann Connex, jetzt Veolia New Zealand, den neu ausgeschriebenen Verkehrsvertrag, wobei Tranz Metro dafür kein Gebot abgab. Es werden vier Linien befahren, die Southern Line, die Eastern Line, Western Line und seit Ende 2010 auch die Onehunga Line. Alle Strecken werden mit Dieseltriebwageneinheiten oder mit dieselllokgeführten Zügen gefahren. Es gibt Pläne, das Streckennetz durch den Neubau von Strecken auszubauen und die bestehenden Strecken zu elektrifizieren, um die Qualität des Verkehrssystems zu verbessern. Erste Schritte dazu wurden bereits mit dem Neubau des Bahnhofes Britomart Transport Centre an der Queen Street direkt in der Innenstadt von Auckland eingeleitet.
Traditions-/Museumsbetrieb und Sonderverkehr
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Neuseeland — New Zealand (englisch) Aotearoa (maorisch)∗ Neuseeland … Deutsch Wikipedia
Eisenbahn in Neuseeland — Der Schienenverkehr in Neuseeland umfasst ein rund 4000 Kilometer langes Streckennetz mit 1067 mm Spurweite, welches praktisch alle großen Städte der Nordinsel und der Südinsel Neuseelands verbindet. Die Eisenbahn ist hauptsächlich auf den… … Deutsch Wikipedia
Hyde (Neuseeland) — Hyde … Deutsch Wikipedia
Middlemarch (Neuseeland) — Middlemarch … Deutsch Wikipedia
Liste schwerer Unfälle im Schienenverkehr — Unfall am Bahnhof Montparnasse, Paris, 1895 Dieser Artikel enthält eine chronologische Auflistung von schweren Unfällen im Schienenverkehr, insbesondere der Eisenbahn, bei denen der Verlust von Menschenleben zu beklagen war oder Schäden in… … Deutsch Wikipedia
Winton (Neuseeland) — Winton … Deutsch Wikipedia
Katastrophen im Schienenverkehr — Unfall am Bahnhof Montparnasse, Paris, 1895 Dieser Artikel enthält eine chronologische Auflistung von schweren Unfällen der Eisenbahn, bei denen der Verlust von Menschenleben zu beklagen war oder Schäden in erheblicher Größe verursacht wurden.… … Deutsch Wikipedia
Liste von Straßenbahnen in Australien und Neuseeland — Diese Liste beinhaltet die in Australien und Neuseeland bestehenden (dick angezeigt) sowie ehemaligen Straßenbahnbetriebe. Zusätzlich zu den Städten, in denen diese ansässig waren, werden, soweit möglich, zusätzliche Informationen über die… … Deutsch Wikipedia
Amberley (Neuseeland) — Amberley … Deutsch Wikipedia
Liste der Spurweiten — Übersichtskarte der Spurweiten des Schienenverkehrs der Welt Diese Liste soll über die unterschiedlichen Spurweiten, die im Schienenverkehr zu finden sind, Auskunft geben. Normalerweise wird als Spurweite der innere Abstand der Schienenstränge… … Deutsch Wikipedia