Schiffstagebuch

Schiffstagebuch
historisches Logbuch der Fregatten-Replik Grand Turk

Ein Logbuch (abgeleitet von Log, auch Logge; engl. log = [ursprünglich] Holzklotz) ist eine ursprünglich in der Seefahrt übliche Form der Aufzeichnung täglicher Ereignisse und Vorgänge ähnlich einem Tagebuch oder Protokoll.

Einige Logbücher erlangten historische oder literarische Bedeutung wie etwa das Bordbuch des Christoph Kolumbus oder John Steinbecks Werk Logbuch des Lebens (The Log from the Sea of Cortez).

Heutzutage werden Logbücher auch für andere Bereiche verwendet, zum Beispiel bei Betrieben oder bei Projekten, wo eine chronologische Liste mit Änderungen aufgelistet werden, dem sogenannten Changelog. Weitere Bereiche, in denen Logbücher Verwendung finden, können hier dem Inhaltsverzeichnis entnommen werden:

Inhaltsverzeichnis

Schifffahrt

Geschichtlicher Überblick

Das Logbuch ist seit langem ein verbindlich vorgeschriebenes Tagebuch für Schiffe. Es wurde unter Verantwortung des Kommandanten von den wachhabenden Offizieren auf den Kriegsschiffen, von den Steuerleuten und dem Schiffer auf Handelsschiffen geführt. In das Logbuch wird zunächst stündlich oder vierstündig (wachweise) alles auf die Seefahrt Bezughabende eingetragen und zwar: der gesteuerte Kurs, die durch das Log (woher das Buch auch seinen Namen hat) oder andere Meßgeräte bestimmte Schiffsgeschwindigkeit, die Abtrift, bei Motorschiffen die Motorleistung (Fahrt) und Manöver mit der Maschine, bei Segelschiffen die Segelführung, Windrichtung und Stärke, Witterung, Bewölkung, Barometer- und Thermometerstand, ferner alle Peilungen.

Eintrag finden alle besonderen Ereignisse während der Wache, die durchgeführten seemännischen Arbeiten, besondere Witterungsvorgänge, das In- und Aussichtkommen von Land und Landmarken, die Signale des Flaggschiffs, wenn sich das Schiff in einem Geschwader befindet; das Anstecken der Positionslaternen, die Abgabe von Nebel- oder Notsignalen.

Mittags 12 Uhr wird das Besteck eingetragen, sowie die Stromversetzung. Ebenso werden beim Einlaufen und Liegen im Hafen Einzelheiten zur Tätigkeit eines Lotsen, die Ankerverhältnisse im Hafen oder auf Reede, Wassertiefe, Ebbe- und Flutstrom notiert.

Aufnahme ins Logbuch finden auch alle Aktivitäten, welche sich aus dem Seezeremoniell ergeben (z.B.Salute).

Andere Bezeichnungen sind Seetagebuch, Schiffstagebuch und Schiffsjournal.

Seeschifffahrt - Deutschland

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Die gesetzlichen Regelungen in Deutschland zur Führung von Seetagebüchern, dazu zählen Schiffstagebücher und Maschinentagebücher, unterscheiden nicht zwischen gewerblicher Schifffahrt Kauffahrteischifffahrt und Sportschifffahrt, sondern gelten für alle Seeschiffe, die berechtigt sind, die deutsche Flagge zu führen. Unterschieden wird jedoch zwischen solchen Schiffen, die zwingend ins Schiffsregister einzutragen sind und solchen, die nicht eintragungspflichtig sind. Für nicht eintragungspflichtige Schiffe entfallen eine Reihe von Einzelvorschriften. Da die Eintragungspflicht bei einer Schiffslänge von 15 m beginnt, gelten in der Praxis für die allermeisten Sportboote deutlich geringere Anforderungen an das Führen von Schiffstagebüchern als für die Großschifffahrt.

Detaillierte Regelungen zur Führung von Schiffstagebüchern enthält die Anlage 1, B.II der Schiffsicherheitsverordnung (SchSV). Weitere Regelungen dazu finden sich im Schiffsicherheitsgesetz (SchSG) und der Verordnung über die Sicherung der Seefahrt (SeeFSichV).

Alle Seetagebücher sind ab dem Tag der letzten Eintragung für die Dauer von drei Jahren aufzubewahren.

In der Sportschifffahrt weit verbreitet sind heutzutage sogenannte "Onlinelogbücher" von Schiffen auf großer und kleiner Fahrt (bevorzugt Weltumsegelungen und Blauwasserreisen). Diese werden - von hoher See aus - meist via Kurzwellenfunk/Pactor oder Satellitentelefonie ins Internet gestellt.

Binnenschifffahrt - Deutschland

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Bei Binnenschiffen tritt an die Stelle von Schiffstagebuch und Maschinentagebuch wahlweise das Bordbuch und das Fahrtenbuch.

Literatur

Ladenthin, Volker: Das Bordbuch. Leseerlebnisse zu literarischen Abenteuern […]. Mit Illustrationen von Stephan Wolters. Bonn 2006

Weblinks

Luftfahrt

In der Luftfahrt muss jeder einzelne Pilot ein Flugbuch (engl. Flight Logbook) führen, um seine Flugstunden nachzuweisen.

Ähnlich wie in der Schifffahrt, wo zu jedem Schiff ein Logbuch gehört, wird auch für jedes Flugzeug ein Bordbuch geführt.

Medizin

In der Medizin werden Logbücher im Rahmen der ärztlichen Weiterbildung seit Mai 2003 (106. Ärztetag, Novellierung der Muster-Weiterbildungsordnung) eingesetzt. Es werden standardisierte (Muster-)Logbücher von den Landesärztekammern für jedes Fachgebiet angeboten. Sie stellen ein Hilfsmittel dar zur Dokumentation des Standes der Weiterbildung, der fortlaufenden Dokumentation der Weiterbildungsinhalte sowie der mindestens einmal jährlich zwischen Weiterbilder und Arzt in Weiterbildung zu führenden Personalgespräche (§ 8 MWBO).

Zur Erlangung der Facharztkompentenz in den verschiedenen Fachgebieten werden darüber hinaus Logbücher von den entsprechenden Medizinischen Fachgesellschaften herausgegeben. Dies gilt neben der Chirurgie u.a. auch für die Urologie. Einer der ersten Fachbereiche, der die neuen Vorgaben der Weiterbildungsordnung bundesweit strukturiert umzusetzen versucht, ist die Urologie: Für die urologische Weiterbildung wird das gemeinsame Logbuch urologische Weiterbildung aller urologischen Fachgesellschaften (GeSRU, DGU, BDU und AK Ltd. Krhs-Ärzte) angeboten. Auf Ebene der urologischen Fachgesellschaften strukturiert dieses Logbuch die Vorgaben der Ärztekammern fachspezifisch durch die Vorgabe eines (Muster-)Weiterbildungscurriculums zur modularen, abschnittsweisen Ableistung der Weiterbildungsinhalte. Zudem werden die Inhalte des Weiterbildungsgesprächs über eine curriculare Kopplung definiert. Das duale Konzept des Logbuchs urologische Weiterbildung impliziert neben einer Druckversion auch eine elektronische Version. Basierend auf der Dokumentationssoftware WDoku wurde das Logbuch der Ärztekammern im Programm durch die Formulare des Logbuch urologische Weiterbildung ersetzt.

Weblinks

Medizin in Österreich

Auch in Österreich werden Logbücher zur Erfassung der medizinischen Aus- und Weiterbildung eingesetzt: Im Bereich der Kinder- und Jugendchirurgie wird im - allerdings noch nicht verbindlichen - Österreichischen Strukturplan Gesundheit 2006 (ÖSG 2006) das Führen eines Logbuchs über alle Kinder-Anästhesien an Unter-6-Jährigen gefordert. Im Bereich der studentischen Medizin-Ausbildung wird im österreichischen Universitäts-Studiengesetz ein Nachweis der Famulaturzeiten und Famulaturinhalte verlangt. Dieser Nachweis wird durch ein von den Studenten geführtes und von den Ausbildungsverantwortlichen bestätigtes Logbuch erfüllt.

Weblinks

Funkverkehr

Öffentliche Funkdienste sind zum Führen eines Logbuches verpflichtet. Im Logbuch werden dabei mindestens Datum, Zeit, Frequenz, Modulationsart und eine kurze Empfangsbeurteilung der Verbindung festgehalten. Lizenzierte Funkamateure können von der Bundesnetzagentur zum Führen eines Logbuches verpflichtet werden, um beispielsweise der Ursache von Funkstörungen auf den Grund zu gehen. Bei den BOS spricht man hier vom Funktagebuch oder funktechnischen Betriebsbuch.

Betriebsprotokoll

Der Begriff Logbuch wird auch in anderen Bereichen verwendet, wo Betriebsprotokolle oder chronologisch fortlaufende Aufzeichnungen geführt werden, zum Beispiel Weblogs oder Changelogs.

Logbücher (im Sinne von Betriebsprotokollen) sind weit verbreitet, besonders für komplexe Anlagen und Maschinen, wie z. B. Kernkraftwerke oder Teilchenbeschleuniger. Es werden immer mehr Computer-gestützte Logbücher (elektronische Logbücher) verwendet (siehe Logdatei).

Die Programmiererin Grace Hopper schrieb 1945 während der Arbeiten am Mark I in ihr Logbuch: „First actual case of a bug being found“, nachdem eine Motte zu dem Ausfall eines Relais' des Computers geführt hatte. Daher stammte der Begriff „bug“ (eigentlich: Insekt).

Militär

Im militärischen Sprachgebrauch wird eine Serie von offiziellen und rechtlich bindenden Dokumenten als Logbuch bezeichnet. Die Dokumente sind gewöhnlich nach dem Datum sortiert. Jedes Dokument ist mit einer Zeitangabe bzw. einer wichtigen Aktion versehen.

Geocaching

Beim Geocaching befindet sich in jedem Cache ein Logbuch, in dem sich die Finder mit Nickname und Datum eintragen. Ebenso können bei Bedarf allgemeine Bemerkungen sowie Hinweise auf getauschte Gegenstände in das Logbuch geschrieben werden. Je nach Größe des Caches kann es sich um ein "echtes" Buch oder auch nur um einen einfachen Papierstreifen handeln. Parallel dazu existiert immer auch ein Online-Logbuch im Internet.

Quelle

  • Brockhaus' Konversationslexikon, 14. Auflage 1894, Leipzig, 11. Band, S. 253

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